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DJ Asault - Belle Isle Tech

MoWax/Beggar´s Banquet/Connected

Ihr wollt funky stuff? Hier habt ihr, wonach euch schon so lange gelüstet. Es kommt aus Detroit und es ist angeblich hot (ihr könnt es nicht sehen, ich kneife das linke Auge zu und öffne leicht und lasziv meinen Kußmund). Yeah man, my life used to be kinda boring and ain´t worth a fuck you know, but now I know...

Nennt es, wie ihr wollt. Booty, Ghetto Funk oder Detroit Bass. Herkömmlicher aber elektrisierender Electro und Techno wird von Craig Adams und Ade Mainor geschickt mit Partyvocal - Hooks gemischt. Ein Trip durch einen Megamix aus 38 Songs mit Titeln wie Ass N Titties, Bitch I Ain´t Yo Man, Funky Bitch, Terrortec und Sex On The Beach lassen eigentlich nichts Gutes ahnen, und erst recht nicht die Texte. Sexismus pur wie z. B. " My pussy is so hairy, I hope this won´t be scary". Billig billig billig, aber da darf man nicht drüber nachdenken und muss beide Augen zudrücken, die Anlage aufdrehen und tanzen.

Aber wenn ich es mir recht überlege, kann das auch schnell in die Hose gehen, will sagen es wird ruckzuck langweilig. Mangels Finesse hinterlässt "Belle Isle Tech" einen etwas faden Nachgeschmack. Man muss wohl unter Drogeneinfluss stehen, um diese Art Musik auf Dauer genießen zu können. Und nicht vergessen: Gehirn ausschalten. Dann kann es ziemlich gut sein. (Hell G)

AnfangAnspieltipDick By The Pound
AnspieltipDon`t Try To Play Me Homie




Air - The Virgin Suicides

Record Makers/Virgin

"Hurra, Hurra, ein neue Air Platte ist da" hört man es schon von weitem jubilieren, doch ich schnarre nur: jaja, es ist wahr, aber es ist ein Soundtrack. Logischerweise können hier nur Erwartungen enttäuscht werden. Nix mit romantischem, ach so coolem von Möchtegern-Intellektuellen und später auch vom Mädel von nebenan so heißgeliebten Kuschelpop. Ha! Ein Soundtrack. Ätsch. Nicht nur in meinen kühnsten Träumen sehe ich schon einige enttäuschte Gesichter vor mir, sondern auch ohne viel Ausmalerei.

Sofia Coppolas Verfilmung von Jefferey Eugenides´ Roman "The Virgin Suicides" bedurfte einer doch recht bedrückenden, düster-melancholischen Musik, und Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel haben das auch gut umgesetzt. Der Film spielt Mitte der Siebziger Jahre in einer amerikanischen Vorstadt Idylle und handelt von fünf wohlbehüteten Schwestern, die von den Nachbarjungs als Sexgöttinnen verehrt werden. Die Ereignisse spitzen sich zu, als eine der Schwestern aus dem Fenster springt und eine zweite von einem Mitschüler behelligt wird. Soviel zum Film.

Aus dieser doch recht kurzen und oberflächlichen Zusammenfassung des Filminhalts kann man entnehmen, dass der Film scheiße sein kann oder auch nicht. Hört man aber den recht minimalistischen elektronisch - tragischen Soundtrack, so hofft man, dass die Atmosphäre des Films als Ganzes dem des Soundtrack nahe kommt, denn der ist schaurig schön. Mollig ist er und riecht bittersüß nach Schicksal, Verlangen und Verderben. Der Titeltrack wurde gesungen von Gordon Tracks und klingt, verflixt noch mal, nach Air feat. Luke Hanes von den Auteurs. Air haben wieder mal Musik für den advanced-listener gemacht. Und dabei wird es dieses Mal wohl auch bleiben. (Hell G)

AnfangAnspieltipClouds Up
AnspieltipPlayground Love




Bowery Electric - Lushlife

Beggar´s Banquet/Connected

Die CD hatte es schwer. Lange lange lag sie rum, bevor sie den Weg in meinen CD-Player fand, und das, obwohl sie mir sehr ans Herz gelegt wurde. Das lag zum einen daran, dass mich der Titel "Lushlife" irgendwie an Lush´s "Lovelife" erinnerte, und zum anderen, dass mich das Cover irgendwie kalt ließ. Ein Cover muss entweder schön oder scheiße sein. Nach zweimaligem Hören muss ich aber sagen, dass die Musik von Bowery Electric durchaus zum Cover (amerikanische Karosse von hinten - nacht - verschwommene Großstadtlichter) passt.

Die New Yorker Lawrence Chandler und Martha Schwendener haben ein durchaus schlüssiges zweites Album aufgenommen. Getragene HipHop Beats werden gemischt mit ambientartigen, etwas beunruhigenden Sounds, darüber Marthas schwebender Gesang, dessen verträumtes "dipdidubidu" etwas an St. Etiennes Sarah Cracknell erinnert. Ein melancholisches atmosphärisch dichtes Album wie aus einem Guss. Wer Curve, My Bloody Valentine oder Slowdive mag, der sollte hier mal reinhören. Einziges Manko der CD: die Soundauswahl ist nicht gerade abwechslungsreich. Trotzdem... mit genügend Zeit, einer großen Menge leckeren Getränks und einer gebauten Zigarette ein ganz annehmbarer Zeitvertreib. (Hell G)

AnfangAnspieltipFreedom Fighter
AnspieltipShookones




Frauen produzieren Treue-Hormon beim Orgasmus

Ist man verliebt, so ist der Himmel rosarot. Schaute man vor ein paar Wochen noch knackigen Männerhintern hinterher, so ist dieses Bedürfnis von einer Sekund auf die andere verflogen. Es gibt nur noch einen Mann! Genau den, in den man total verliebt ist. Es wächst das Gefühl, dass es gar keinen besseren gibt, weder für im bett noch für den Rest seines Lebens...
Liebe, im Gleichtakt schwingen von zwei Auren oder doch nur eine von unserem selbstsüchtigen Körper vorgegaukelte Wahrnehmung?
Denn, immer, wenn man einen Orgasmus hat, wird in einem kleinen Teil unseres Gehirns, der Hirnanhangsdrüse, ein Botenstoff freigesetzt, ein sogenanntes Hormon Namens Oxytocin. Von diesem Hormon wird angenommen, dass es uns dazu veranlasst, uns stärker an unseren Partner zu binden, ihm Treu zu sein.

In der Natur können starke emotionale Bindungen und monogame Beziehungen wichtig für die Fortpflanzung sein.
In einer kürzlich erschienenen Studie wurde von Wissenschaftlern eine Beziehung sowohl zwischen positiven Emotionen als auch sozialen Kontakten und dem Oxytocingehalt in den Körperflüssigkeiten von Frauen nachgewiesen.
Auch monogame Nagetiere zeigen eine erhöhte Partnerpreference nach Infusion von Oxytocin...

Ist Liebe also nichts weiter als ein Relikt unserer tierischen Vorfahren?
Und mal ganz ehrlich, wer hatte nach einem belanglosem One-Night-Stand nicht das eine oder andere Mal einen hochkommenden Zweifel, ob der Typ vielleicht nicht doch.....
(kate)

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Saint Etienne - Places to visit
(Vinyl e.p. only)

Bungalow Records/EFA

Auf Samtpfötchen kommt sie dahergeschlichen, die neue Saint Etienne e. p. "Places To Visit". Sarah, Bob und Pete präsentieren sich gewohnt unaufdringlich und charmant. Findige Kenner werden es schnell bemerken: ganz so neu ist das Material nicht, denn es handelt sich hierbei um die Vinyl - Version der Mitte 1999 in den USA auf Sub Pop erschienenen CD. Als Schmankerl enthält die Bungalow Version selbstverständlich einen Bonus Track.

Saint Etienne sind sich treu geblieben. Nach Ausflügen in fast singer - songwriterische Gefilde ("Good Humor"), kehren sie zu ihrem teils experimentellen, aber eingängigen Zuckerwatte - Pop zurück. Kein Rückschritt, eher wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Saint Etienne sind zwar weit davon entfernt, mit ihren Stücken zu überraschen, aber man kann sich sicher sein, dass man nicht die Katze im Sack kauft. Bewährtes in neuer Form, zum in-die-Wolken-gucken und zum Tee.

Sieben Stücke mit charakteristischem Seventies Flair für die gehobene Unterhaltung. (Hell G)

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Sibylle - DDR April 1967
Teil 1: Damenmode (Kurzfassung!)

Wenn es um wegweisendes Layout in den 60ern geht, wird die Sibylle von Kennern in einem Atemzug mit der Twen genannt. Die Sibylle ist somit die schickste deutschsprachige Modezeitschrift, die erstaunlicherweise in der DDR erschien. Gegenüber der Twen hat sie den herausragenden Vorteil, dass sie so gut wie keine störende Werbung enthält. Neben Mode gibt es Paarberatung, Ausflogstips, Rezepte und Inneneinrichtung. Schön ist die Serie "Frauen von heute", in der Schäferinnen, Bauingenieurinnen und Schauspielerinnen vorgestellt werden
Dieses Exemplar aus den späten Sechzigern ist erklärter Lieblink der Redaktion und somit wollen wir euch so wenig wie möglich vorenthalten. Wir teilen den Mottenspaß somit diesmal in drei Teile. Als erstes seht ihr die Damenmode.

In Berlins Schönhauser Allee werden Mäntel, Kostüme und Kleid-Jacken-Ensembles gezeigt. Uniformstil ist das Schlagwort. Die Materalien sind Tweed, Kord und Viskose.
Mantelkleider aus Arkalaine und Kord sind der zweite Schwerpunkt.
Aus aus der DDR durfte man einen Blick in die Pariser Modeschauen wagen. Allerdings wird sich im einleitenden Absatz ausführlichst über den aktuellen Safari-Look ausgelassen: "Safari erinnert uns an den westdeutschen Großwildjäger Gerstenmeier, an all die großen und kleinen Neureichs, für die Lettow-Vorbeck und Rommel immer noch oder schon wieder Helden sind. Safari-Look aber erinnert uns an eine andere Wortkombination: Neo-Kolonialismus. Und wir denken an Lumumba, an Vietnam...". Danach Folgen Modelle von Yves Saint-Laurent, Cristian Dior, Jacques Heim etc.

Die folgende Seite ist randvoll gepackt mit grossen Grafiken und brauch daher eine Weile bis sie geladen ist. Es loht sich! (jeans)

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V.A. - At home with the Groove Box

Grand Royal/Zomba

An dieser CD ist so einiges ganz prima.

Zuallererst das Coverartwork. Eine naive Zeichnung: ein kleines Häuschen mit Garten und ebensolchem Zaun, Baum und Köter. Die Gartenbank nicht zu vergessen. Vor einem Baum knien vier Buben und Mädel um eine Groove Box und sind sichtlich amüsiert.
Manch einer wird es nicht wissen und sich fragen, was denn eine Groove Box eigentlich ist. Eine Groove Box ist ein programmierbarer Synthesizer, der die Sounds von diversen alten Synthesizern, Drum Machines , Bass Machines und was es sonst nicht noch alles so gibt, beinhaltet. Eine Band in der Box.

Kommen wir auch gleich zur prima Sache Numero zwo: die Idee. Besagte Groove Box wurde kreuz und quer durch die halbe Welt geschickt, damit die verschiedensten Bands nur mit Zuhilfenahme dieses Instruments einen Song machen. Das Ergebnis ist eine spannende Sache, denn man sieht, wie unterschiedlich die Auffassung des Wortes "Song" und die Herangehensweise an die Schaffung eines solchen so sein kann.

Kommen wir zur prima Sache Nummer drei: das Ergebnis. Sehr unterschiedliche Lieder in Sound und Struktur von Jean Jaques Perrey, Pavement, Bis, Sonic Youth, Buffalo Daughter, Beck, John McEntire, Cibo Matto und anderen. Interessant wird es besonders bei den Bands, die normalerweise weniger Knöpfchen drücken, sondern lieber gehörig auf einer Gitarre schrammeln...

Very nice indeed. (Hell G)

AnfangAnspieltipJohn McEntire: Jihad
AnspieltipGershon Kingley: Popcorn
AnspieltipBis Oh My




Wendy Carlos - Switched

ESD/Zomba

Obacht! Diese Veröffentlichung dürfte nicht jedermanns Sache sein. Klassische Musik goes Bontempi! In dieser Box wurden die Alben "Switched-On Bach", "The well-Tempered Synthesizer", "Switched-On Bach II" und "Switched-On Brandenburgs", die alle auf Moog Synthesizern zwischen 1968 und 1979 von der Elektronik - Pionier und Transe Wendy Carlos aufgenommen wurden, zusammengefasst. Digital re-mastered, in einer schicken, stabilen Box mit zwei fetten man-möchte-sie-fast-Bücher-nennen. Edel edel. Jede Menge Hintergrundinformationen, ein einleitender Text von Bob Moog höchstpersönlich, detaillierte Ausführungen zum Moog Synthesizer, eine Biographie von Wendy, die Entwicklung eines Studios und viel viel mehr. Ein wahrer Schatz für jeden, der sich für die Entwicklung elektronischer Musik als auch für klassische Musik interessiert. Wer die Filmmusik aus "Clockwork Orange" mag, der sollte auch mal reinschnuppern, denn die ist auch von Wendy Carlos.

Für alle anderen dürfte diese Box starker Tobak sein. Klassische Musik, und besonders die von Bach, kann ja sehr schön und beruhigend sein. Bei Carlos´ Elektronik - Version fehlt die Tiefe, alles klingt etwas zweidimensional und logischerweise künstlich. Gerade das macht aber den Reiz aus. Alle CDs am Stück gehört, ist man allerdings reif für die Klapse. Befremdliche und faszinierende Töne. (Hell G)

AnfangAnspieltipAlegro Deciso




Anatomie - Die Realität (Kurzfassung!)

30 Chromtische, in einem großen halbdunkelem Raum. Es riecht nach Desinfektionsmitteln und Formalin. Bald werden hier Woche für Woche 300 Studenten der Medizin Menschen präparieren. Sie müssen die Anatomie lernen. Alles in Einzelteile zerlegen, untersuchen, den Aufbau des Menschen verstehen.

So, oder so ähnlich sehen die Präparationsräume der medizinischen Fakultäten überall aus, auch in Freiburg. Hier spielt der von Michael Jungfleisch produzierte Film ´Tisch No. 6´. Der einzige Unterschied zu der oben beschriebenen Atmosphäre besteht darin, daß sobald Studenten diese Räumlichkeiten nutzen, ein fast grellbeißendes Neonlicht sie vor die realen Tatsachen stellt.

Die Augen können nicht mehr verschlossen bleiben. Augen auf, Handschuhe an -.... Es führt kein Weg daran vorbei.

Die gesellschaftliche Akzeptanz für eine derartige studentische Ausbildung ist groß. Keiner möchte einem jungen Arzt ausgeliefert sein, der bis dato nur über die Schulter seinen Profs geschaut hat. Praktische Erfahrung kann schließlich nur dadurch gelernt werden, wenn man selbst Hand anlegt. Es gibt keine Alternative, keine Computersimulation oder Plastiken, an denen dieses Wissen erworben werden kann. (kate)

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Diverse - DrumRhythmSoundCheck

DrumRhythm/PIAS

Bei der Kälte tut es gut, die lange Schlage zu umgehen. Es gibt noch ein gemütliches Plätzchen in der Bar. Viele Leute sind noch nicht da. Die Kassen werden gerade geöffnet. Die Garderobe wird besetzt. Letzte Vorbereitungen für einen coolen Abend im coolsten Club der Stadt. Urbane Atmosphäre.
Der DJ macht DrumRhythmSoundCheck. Während wir uns mit Leuten unterhalten, die unter der Woche unsichtbar sind, entspannt sich unsere Nackenmuskulatur im rhythmischen Wippen zum funky Sound.

Tosca: "Chocolate Elvis", Rockers Hifi: "Queen Of The Ghetto", Jimi Tenor: "A Door To Paradise", Vincenzo & Rivera: "Night Crusin"- Wabernde Groove erwärmen den Bauch.
Faze Action: "Got To Find A Way", Laurent Garnier: "Sore Fingers", Don Air: "Besame Mucho" -Brasilianisch erinnern wir uns an den Sommer.
Nightmares On Wax: "play on", Rae & Cristian: "premonition", Peace Orchestra: "Double Drums" - Bläser tönen jazzend herüber.
Hey, da lief doch gerade das verschollene Lied von Gus Gus. "Barry" im Remix. Warum hat das eigentlich gefehlt, auf der letzten CD?
N´Dea Davenport: "Underneath A Read Moon", Men From The Nil: "Watch Them Come", Karma "High Priestress", Anthony Shakir: "Roaming" - Der Beathead schwillt. Drum´n´Bass klingt an.
DJ Spinna: "Ladbroke Groove", Stephane A: "Listen Luv", Basement Jaxx: "Red Alert" - Housige Rhythmen lassen unsere Körper erwachen.

Zwei Stunden sind schon um. Der Bewegungsdrang siegt. Die Tanzfläche füllt sich. SoundCheck beendet. (jonz)

AnfangAnspieltipgusgus: Barry
Anspieltipkarma: High Priesress
AnspieltipJimi Tenoer: A Door To A Paradise




The Third Wave - Here And Now

Crippled Dick Hot Wax!

Geplätscher im Restaurant, Langweile, das Ohr schweift zum Lautsprecher ab, sucht, findet doch nur das Gespräch am Nachbartisch, nichts, was man nicht schon zehn mal gehört hätte, nicht, was die Aufmerksamkeit auf sch zieht, aber: für diesen Geplätscherten Nachmittag ganz nette Hintergrundbeschallung.
Wippende Beine, oder doch nur ein hauch von Swing? gewillte Menschen können bei extremer Tanzlaune anfangs auf die Idee kommen das Tanzbein zu schwingen, es Endet in jäher Langeweile.

Es gibt nicht wirklich viel zu dieser CD zu sagen, wer diese Musik mag, freut sich auf eine weitere nette Sonntagsnachmittags_ich_hab_nichts_zu_tun CD, oder er hat sie schon, immerhin ist dies eine Neuauflage einer alten Platte aus den späten 60er Jahren. Warum ausgerechnet diese Scheibe wieder aufgelegt wurde muss man wohl das Label fragen. Vielleicht war da ein alter Fan am Werk... (kate)

AnfangAnspieltipNiki




Mit Aliens auf Du und Du

Wozu Mikrowellen doch alles gut sind: Sie tauen tiefgefrorenes Möhrengemuese auf, erhitzen Fertigpizzen - und transportieren e-Mails in die unendlichen Weiten des  Weltraums. "Bentspace" heisst ein Internet-Dienst, der elektronische Post per Mikrowellen-Radiotransmitter ins All schickt.

Gegen eine Gebuehr von 7,66 US-Dollar, versteht sich. Zwar etwas teurer als das Porto für die Postkarte, aber Urlaubsgruesse muessen ja auch nicht mehrere Lichtjahre weit befoerdert werden.

Space-Surfer geben bis zu 1.000 Woerter in eine Maske auf den Bentspace-Seiten ein. Der etwas andere E-Mail-Dienst verschickt die Botschaft dann in Richtung Unendlichkeit - per Radiotransmitter, einer Salatschuessel mit Aufsatz. Das Porto wird ueber Kreditkarte abgebucht. Der Nutzer kann eine persönliche Urkunde downloaden zur Bestaetigung, dass er wirklich eine Nachricht an die da draussen abgesetzt hat. Wer nicht weiss, was er E.T. schreiben soll, findet auf den Seiten sinnige Anregungen: Fragen wie "Gefiel Euch der neue ´Star Wars´-Film?", Beteuerungen wie "Wir schmecken wirklich nicht gut!", Klagen wie "Warum entführt Ihr nur Leute aus amerikanischen Wohnwagensiedlungen?". (Elke Thieme )

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Comics mit Fäkalsprache: Southpark läuft in Deutschland an (Kurzfassung!)

So sehen die Knirpse ausDas hat uns gerade noch gefehlt: kleine, gewaltliebende Monster krümeln morgens immer den Teppich vor'm TV voll, wenn dort "Rugrats" oder "Rockos modernes leben" läuft. Diese Comics sind weit entfernt von der lieben braunen Maus, denkt Ihr?

Stimmt, aber jetzt wird gerockt, Freunde: vier kleine Knirpse mit Augen so groß wie Fußbälle und niedlichen kleinen Händchen werfen in "Southpark" alles pädagogisch Wertvolle über den Haufen und sind damit die erfolgreichste Comic-Serie in den USA geworden.

Diese Bande zerschnetzelt sich mit Kettensägen, hat einen schizophrenen Lehrer und einen sexgeilen Schulkoch und sie sind groß, ganz groß! (nikki )

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Finnen kommen immer wieder - Jimi Tenor veröffentlich neues Album (Kurzfassung!)

Jimi orgelt sich den WolfEine neue Brille hat er zwar nicht, ebensowenig sehen seine Haare endlich mal gewaschen aus, aber mit seinem neuen Album "Organism" heimst er bereits jetzt, vor der Veröffentlichung, Lorbeeren ein. Max Dax betitelte es jubelnd als "sein bisher größtes Hit-Album", seine Plattenfirma bezeichnet es als "individuelle Weltuntergangsparty mit Cocktails aus Jazz, House, Swing und Wahnsinn".

Nach seinem Riesenerfolg seines letzten Albums "Intervision" und von der Presse umjubelten Live-Auftritten, waren die Erwartungen an tenor mehr als hoch. was würde uns der orgelnde Finne mit einer Vorliebe für geschmacklose Ohrringe und Paillettenanzüge musikalisch als Nächstes liefern?
Wenn man den säuselnden Stimmen der Medienzunft Glauben schenken darf, ist Tenor housiger und grooviger geworden. Die zirpenden, kollagierten Töne seines '94er Albums "Sähkömies" dürften also zugunsten eines blubbernden, jazzigen Sounds zurückgedrängt worden sein.
Wie Tenor dem "modernen leben" in einem 1997 geführten Interview mitteilte (folge dem Pfeil unten), mag er aus einem ganz speziellen Grund House sehr gern: dieser gäbe den perfekten Takt für guten Sex.

Wir wissen nicht, ob Herr Tenor Sex also erst im Alter entdeckt, aber nach einem hinreißenden Auftritt zu Pferd auf dem Sonar-Festival letzten Jahres darf man auf die diesjährigen Live-Auftritte mehr als gespannt sein. Auf keinen Fall verpassen!
Jimi Tenor live als Headliner der Drum Rhythm Night:
07.04. Hamburg/Mojo
08.04. Berlin/Pfefferberg
09.04. Köln/Stadtgarten
10.04. Münster/Dockland
(nikki )

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Rezension: Stereolab - Aluminium Tunes

Duophonic/Warp/Rough Trade

In Stereolabs Musik treffen sphärische Gitarren auf elektronische Verfremdungen und herrliche Gesänge. Man mag sie nicht mit anderen Gitarrenpop-Bands vergleichen, zeigen sie doch völlig neue Wege und beeinflußten unzählige alternative Bands von "Tortoise" bis zu den Elektro-Gurus "Mouse on Mars" und so erscheinen sie nun auf dem Techno-Kultlabel Warp.

Den neuen Bekanntheitsgrad mag der eingefleischten Stereolab-Fan - ein echter Underground-Mensch - gar nicht. Glücklicherweise konnte er sich bislang immer wieder von der Masse absetzten, indem er die rarsten Raritäten, die seinen Helden hie und da in Miniauflagen auflegten, auf den insidesten Insidertreffen ergatterte. Für solch eine 7'' ging er meilenweit auf den beschwerlichsten Pfaden.

Ein guter Freund, der nicht genannt werden möchte - ein Wunsch, den man einem Süchtigen erfüllen kann, denn hier geht es um Beschaffungskriminalität - hat vor einiger Zeit nach einem Konzert in Andorra eine rare Platte über die Pyrenäen geschmuggelt.
Unlängst soll sogar ein gewiefter Geschäftsmann in paar Geräusche auf der Backstagetoilette einer Konzertlocation aufgezeichnet haben und sie meistbietend verschärbelt haben.
Während es sich dieser in der Karibik gut gehen ließ, fragte man sich im Stereolabor, wie man solchen Auswüchsen begegnen kann. Schnell wurde unter allen Tischen hinter nicht mehr schließenden Schubladen und auf den obersten Regalböden nach Tonträgern gestöbert. So kamen 113 Minuten rare Musik zusammen, die man diesmal wohl in Anlehnung an besagtes Metallregal "Alluminium Tunes" nannte.

Auf der ersten CD finden sich sechs Stücke die für eine Ausstellung des New Yorker Künstlers Charles Long komponiert wurden. Für je eine Skulpturen entstand jeweils ein Stück, das über Kopfhörer am zugehörigen Kunstwerk gehört werden konnte. Bei diesen Songs hat man dem Eindruck, die visuelle Komponente fehlt. Weiterhin gibt es auf der CD Raritäten, von denen teilweise bislang unter 1000 Kopien im Umlauf waren, sowie ein unveröffentlichter Track.
Die zweite CD ist melodischer, was den Hardcore-Stereolabber verschrecken wird, da seine Götter schließlich nicht für jeden Unwissenden eingängich sein sollten. Auch hier finden sich Stücke, die man ohne direkte Verwandtschaft zu einem Bandmitglied kaum hätte ergattern können. Sie sind teilweise bislang unveröffentlicht oder stammen von Promo-CD's. "One Note Samba/ Surfboard" ist ein Cover von zwei Stücken der Bossanova Legende Antonio Carlos Jobim. Hörenswert ist "Percolations", ein Remix vom "Emperior Tomato Ketchup"-Track des Tortoise-Masterminds John McEntire und die Interpretation des Tracks Metronomic Underground durch Luke Viberts von "Wagon Christ".

"Aluminium Tunes" ist für den Fan ein Muß um wieder erhobenen Hauptes aus der Vordertür gehen zu können obwohl er Rarität "XY" nicht besitzt, für alle anderen ist es ein nettes Album. Man nimmt es zur Kenntnis und wartet auf des nächste Album mit Gesamtkonzept, welches sicherlich wieder wegweisend sein wird.

(jonz )

AnfangAnspieltipOne Note Samba/Surfboard
AnspieltipMetronomic Underground




Schrott lebt - Dieter Meier von "Yello" bastelt wieder los

Nachdem Meier seine Musikfans letztes Jahr mit einer von ihm vermarkteten und produzierten Uhr aus Recycling-Schrott erstaunte (ReWatch), will er endlich wieder musikalisch 1999 zu seinem Jahr machen.
Im Frühjahr soll eine Remix-Platte auf den Markt kommen, die Yello-Remixe enthalten soll, die der Plattenfrima lange Zeit zu exzentrisch waren. Der Name der Platte ist denn auch "Excentrics".
Im Herbst will der Künstler-Musiker-Unternehmer Meier seinen neuen Film "Lightmaker" in die Kinos bringen - natürlich mit seiner Musik unterlegt. Aber auch die Yello-Fans dürfen sich freuen: es soll dieses Jahr endlich das heißersehnte neue Album mit dem Titel "Point Blank" geben. (nikki )

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Can Art really change life? - Jim Avignons Kunst (Kurzfassung!)

jim und dagWir meinen ja. Zumindest wenn man Jim Avignon heißt und einen eleganten Spagat zwischen Techno-, Pop- und Kunstkultur meistert und dabei noch mit einem Wink den Kunstmarkt an sich kritisiert, ohne dabei moralisierend oder beleidigend zu sein.
Jims und DAGs Bilder sind mittlerweile in vielen Ausstellungen auf der ganzen Welt vertreten. Sie malen, wie DJs Musik machen, so beschreiben sie sich selbst. Schnelle Bilder mit verständlichen Symbolen, die oft Clubs dekorieren und fast immer unter 100 DM kosten, damit untergraben die beiden die elitäre Attitüde des Kunstmarktes, in dem nur das als Kunst gilt, was möglichst teuer und unverständlich formuliert.
Wir sprachen mit Jim Avignon anläßlich seiner Ausstellungseröffnung in Hamburg am 13. November 1998.

(nikki )

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Grundbedürfnisse, Politikerverpflegung und ein guter alter Bekannter: Hustler D

Mal ehrlich Männer: Ihr seid doch sicher auch schon mal - rein zufällig natürlich - im Internet auf das Bild einer offensichtlich exhibitionistisch veranlagten jungen Frau gestoßen und selbst ohne den Sachverhalt der nächsten Frauenbeauftragten zu melden hattet ihr Minuten später ein erleichterndes Gefühl...

Das diese freundliche Dame nicht in einem mit Efeu umrankten Himmelbett lag und ihre vermeintlich nach Rosen duftende Scham nicht mit einem weißen Samt-Schal bedeckt war, hat Euch nicht weiter gestört.
Damit Ihr für Eure ohnehin verachtungswürdigen Gelüste demnächst keine Telefongebühren mehr berappen müßt, hat der in den USA schon seit Jahrzehnten verkaufte Hustler den Weg in unsere Bahnhofskioske gefunden.

Mit der Ehrlichkeit der siebziger Jahre lockt das Weib aus dem Hochglanzmagazin. So offen (wir nehmen das mal wörtlich) wie das Mädel aus dem Netz darf der Hustler in Deutschland allerdings nicht sein. Damit sich die Politiker im Deutschen Budestag von der Korrektheit dieses Männermagazins jeden Monat informieren überzeugen können, bekommt jeder MdB wie in Amerika die Congress-Abgeordneten ein kostenloses Abo für die gesamte Legislaturperiode.

Neben springenden Titten und lüstern lächelnden Gesichten stehen ei paar nebensächliche Worte, die bisweilen aus der Feder von unserem allseits geschätzten Jügren Laarmann stammen. Der gute Frontpage-JL hat sich ja damals in Tokio bereits bestens angelernt. (jonz )

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Hackers Hans hackt...

Romatische Herbstzeit. Spaziergange durch raschelndes Laub. Die purpurrote Sonne am Horizont. Eichhörnchen und Igel huschen durch den Park.
Schön und gut, aber was, wenn der Sturm den Regen durch Jackenärmel und -kragen über Rücken und Bauch bis in die Unterwäsche fegt? Ganz klar: man macht es sich mit einer heißen Tasse Tee vorm heimischen PC bequem und schaut auf einen Sprung beim Server Kybernaut vorbei.

Pustekuchen! In der größten Not ist der "weltbeste Internet-Server" offline. Was war geschehen?
Ein besonders gewitzter Hobby-Hacker ist über einen Bug im POP3-Dämon eingedrungen, hat sich schnell die Paßwort-Dateien zugeschickt, alle Dämonen nebst den Befehlen copy, move und remove ausgetauscht, somit das gesamte System zerstört und sich anschließend klammheimlich verpißt. Dummerweise hat der Spaßbold vergessen den aufgehängten POP3-Dämon wieder zu starten, die Timestamps zurückzusetzen und seinen Eintrag im Sendmail-Log zu löschen. Er hat seine Tat nicht einmal mit einer Bekanntgabe legitimiert und so dachten sich die Kybernauten: "Das Schwein zeigen wir an!". Nach dem Schreck setzten die Sysadmins das ganze System mit den neuesten Programmversionen und den sichersten Sicherheitsmechanismen neu auf. Nun ist das Team mit seinem Server wieder online und freut sich auf einen etwas kreativeren Profi-Hacker.

Von solchen Könnern wurden übrigens in den letzten beiden Monaten auch ein paar nette Server heimgesucht.
Die "asoiziale Randgruppe Frankfurt" (aRF) hackte den Web-Server des Verfassungschutzes und www.schule.de. Auf Ersterem forderten sie auf der Homepage einen besseren Grundgesetzschutz hinsichtlich des immer weiter ausgebauten "Überwachungsstaates BRD" und auf dem zweiten beklagten sie die veralteten Leermittel an deutschen Schulen.
Wenige Tage später waren ARD und RTL Hackerzielscheibe, deren Homepages ebenfalls mit ein paar markigen Sprüchen garniert wurden.
Ein besonderes Hackerschmankerl war sicher der Einbruch bei www.rootshell.com, dem Forum für Hacker und Systemadministratoren gleichermaßen. Dieser Server, auf dem immer die neuesten Hackertools, Sicherheitslücken und Bugfixes bekanntgegeben werden, wurde ausgerechnet über einen Bug im Dämon der Secureshell (ssh) gehacked...

Besonders amüsiert haben natürlich auch die AOLler, die Ihre Server nicht erreichen konnten, weil ein Unbekannter per einfacher eMail den Domain-Namen auf eine falsche IP-Adresse hat umregistrieren lassen. AOL soll jetzt beim InterNIC eine höhere Sicherheitsstufe zum Ändern der Einträge benutzen ;-) (jonz )

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PRAMO, DDR Dezember 1968 (Kurzfassung!)

Die "Praktische Mode" in der DDR von 1968 war erwartungsgemäß etwas hinter der damaligen Zeit. Aus heutiger Sicht stört das kaum. Zwar kommt die PRAMO nicht an die "Sibylle" heran, doch auch das Layout dieser Zeitschrift aus dem Osten wurde nicht gestört von Werbeanzeigen und ist daher ein Genuß für Liebhaber der Moderne.

Inhaltlich spricht die PRAMO eher ältere Hausfrauen an. Die Modelle sind mit einem Punkt für "Vollschlanke" und einem Strich für "ältere Schlanke" gekennzeichnet. Wir haben diese Modelle ausgespart und zeigen die interessanteren jugentlicheren. Besonders schick sind die Roch-Bluse-Ensembles für den Tag und besonders albern die Perücken zu den Ensembles für den Abend. (jeans )

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Rezension: Combustible Edison - The Impossible World

sub pop/bungalow

Combustible Edison erleben die Welt auf einem anderen Zeitstrahl. Ihr technologischer Entwicklungsstand erscheint unserem ebenbürtig, doch ihre Augen sehen eine elegante Welt mit höflichen Menschen in modernen perfekt arrangierten Raumschiffbars. Wir fühlen uns erinnert an die Lounge der Unterwasserstation in der Serie "Raumschiff Orion". Der Vergleich kommt nicht von Ungefähr, beziehen sich ComEd doch auf Peter Thomas, der sich mit dem Orion-Soundtrack ein Denkmal setzte. In ihrer "unmöglichen Welt" sehen Combustible Edison jedoch moderne elektronische Instrumente zur Verfügung, die sie ausgiebig nutzen und somit allen Retro-Lounge-Mitläufern ordentlich ein Bein stellen. Die unvereinbaren Klänge schwingen in bester Morricon'scher Manier in Einklang, als würden Computer, Sampler und Blubbermaschine schon immer den Easy-Listening ausfüllen.

Aus der technologischen Ecke haben sich ComEd für "The Impossible World" die Pioniere Scanner und John Holbrook mit ins Raum-Boot geholt, die sicher gute Anregungen gaben und Combustible Edison auf ihren Sockel als wegweisendste Band der leichten Klänge seit '92 bestätigten, auch auf ihrem eigenen Zeitstrahl. (jonz )

AnfangAnspieltipUtopia
AnspieltipLaura`s Aura




Rezension: Diverse - Sushi 4004

bungalow

1001 Jahre sind vergangen, seit uns Bungalow der letzte kalte Fisch aufgetischt wurde, will uns die Plattenfirma glauben machen. Demnanch haben die genialen Techniker in Fernost den Jungbrunnen zur Serienreife gebracht und die Japan-Pop-Girlies des letzten Jahrtausends scheinen immer noch nicht verschrumpelt um Seniorenheim zu sabbern, nein, sie trällern immer noch die Kitsch-Songs wie wir sie vom Vorgänger-Sampler "Sushi 3003" kennen, als säßen sie weiterhin im Sandkasten und spielten mit Förmchen.

Da die Sushi-Sampler einen Anspruch auf Präsentation innovativen japanischen Club-Pops erheben, sollten wir die quietsch-bunten Plastik-Songs von Hi-Posi, FPM, Kahimi Karie, Collette und Tanako Minekawa als Zugeständnis an konservative Käufer sehen, die in Gedanken an die Vorgängerscheibe noch freudig anfangen zu schunkeln.

Viel interessanter erscheinen die Aufbrüche in neue Gefilde, ausgehend vom gemeinsamen Ursprung, einem Club im Tokioter Party-Viertel.
So überdehnen Yukari Fresh mit "Yukarin' Disco" ihr Plastik dermaßen, daß es nur noch als Trash zu bezeichnen ist. "Plastic-Lofi" ist entstanden; Stereo Total lassen grüßen.
Den Weg zur intelligenten Elektronik mit neuen Geräuschen, Samples und Beats haben Midnight Bowlers, Yoshinori Sunahara, Man from Electone, DOB, Sweet Robots Against The Mashine alias Towa Tei, Qypthone und Cornelius beschritten. Sie bilden den neuen Schwerpunkt im Sushi und hätten die Girlies getrost ganz verdrängen können.
Weitere neue Klänge bescheren uns Neil & Iraiza die mit "Tragedy Of The Softrocker" klingen wie eine Neuauflage von "Video killed the Radio Star" und Oh! Penelope deren Song "Lait Au Miel" klingt wie die Reinkarnation von Serge Gainsbourg, der staunend in der Karaoke Bar in Tokio steht.

Sushi 4004 bietet für jeden etwas - dem Girlie-Fetischisten wie dem Trash-Popper und dem intelligent-Techno-Freak. Etwas mehr Mut, den poppigen Stil des Vorgängers bewußt durch den Blick auf die innovative Elektro-Szene zu brechen, hätte Sushi 4004 sicher gut getan. Sushi 4004 bietet für jeden etwas und genau das ist ihr Problem. Nach dem notwendigen Griff zur Programmiertaste des Players kann sie durchaus zum Genuß werden. (jonz )

AnfangAnspieltipMan From Electone: K2
AnspieltipNeil & Iraiza: Tragedy Of The Softrocker




Rezension: Diverse - The Eclectic Sound Of Vienna II

bungalow

Wer südlich des unfreiwillig von Deutschland okkupierten Freistaates des Bayern nur noch Yetis vermutet, der irrt. Dort haust ein Bergvolk, das in der Evolution endlich auch soweit vorangeschritten ist, das es elektronische Geräte nicht nur zum schlagen von Sachertorten-Sahne einsetzt, sondern ihnen auch Klänge entlockt.

Einen Überblick über die aktuelle Auslage dieser Musik-Konditoren will uns DJ Makosa von der in Wien ansässigen Radio-Station FM4 mit "The Eclectic Sound Of Vienna II" präsentieren. Durch seine Titelauswahl zieht sich löblicherweise ein roter Faden, der es uns erlaubt, das Tortenrezept schnell zu diktieren: 1 Stück Techno-Pop, 3 Stücke House, 1 Stück Techno, 6 Stücke Drum'n'Bass und TripHop.

Wer nun denkt, auch aus einem einfachen Rezept kann man ein leckeres Schmankerl backen, der irrt. Da kann auch das gewisse Etwas, in Form einen Stückes der auch hierzulande beliebten Sofa Surfers nicht viel retten.
"The Eclectic Sound Of Vienna II" ist in der ersten Hälfte eine lieblos zusammengeschmissene Elektro-Scheibe und in der zweiten Hälfte eine mittelmäßige Drum'n'Bass-TripHop Zusammenstellung mit einem hübschen Betthupferl.

Liebe Habsburger, seid uns nicht böse, aber eure Torten schmecken uns besser. (jonz )

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Rezension: Squarepusher - Music Is Rotted One Note

warp/roughtrade

Ein mittelalterlicher Bogenschütze macht ehrlichen Techno.

Der Squarepusher begreift seine elektronischen Geräte als Instrumente, die er spielt wie ein klassisches Orchester die seinen. Hört man im Konzertsaal das Ansetzen der Geigen, so hört man bei ihm das Einschalten seines Samplers. Kein Sequenzer kommt zum Einsatz, Bass und Schlagzeug sind nicht elektronisch ersetzt. Die Stücke sind nicht designed, sondern live eingespielt, wie bei einer Rock-Band.

Der erste Gedanke bei "Music Is Rotted One Note" ist: "Ach Du Scheiße; was ist das jetzt?". Ein guter erster Gedanke bei innovativer Musik. Der zweite Gedanke geht zurück in die Zeit der drei Fernsehkanäle im Deutschland unserer Kindertage. Nachts empfing man regelmäßig Rauschen auf zwei Kanälen und eine Sendung namens "Jazz-Nacht", bei der man schnell ausschaltete. Im Hinterkopf bleibt der Beat. Ist dies die Zerstörung von Techno oder die Weiterentwicklung?
"Technologie könnte unser Untergang sein - wir sollten sie nutzen", sagt der Squarepusher. Für ihn wird es keine Schublade geben. Legen wir "Music Is Rotted One Note" zu den anderen Exoten des Techno-Jazz. Doch vergessen wir sie dort nicht! Nach dem fünften Hören hat sich die Hörspirale ehrlich umgeformt.
(jonz )

AnfangAnspieltipChunk-S
AnspieltipTheme From Vertical Hold




Rezension: Thomas Fehlmann - Flow 1990-98

r&s/roughtrade

"Der Sampler eines unbekannten Techno-Hampels?" Fast...

Thomas Fehlmannn ist das Urgestein neuer deutscher Ambient-Klänge. Doch selbst dieser Superlativ wird ihm nicht gerecht, hat er doch bereits Anfang der 80er Jahre mit "Palais Schaumburg" experimentellen Synthi-Pop erfunden.
1985 geht er mit "Ready Made" seine ersten Solo-Schritte, lernt House kennen, arbeitet '88 als "Marathon", "Sun Electric", "Fisherman's Friend", schreibt Stücke für Marc Almond und ebnet mit den beiden "Teutonic-Beats"-Samplern den elektronischen Weg in die Neunziger.
Er wird Mitglied in Dr. Alex Pattersons Band "The Orb" und arbeitet mit Blake Baxter, Eddi Flashin Fowlkes und Juan Atkins. Er komplettiert den "Klang der Familie" im Tresor und produziert Erasure. Der virtuelle Ocean Club weist mit ihm in neue Welten und verschmilzt alte.

1990-98 - Jahreszahlen beschreiben Best-Of-Aufgüsse. Bei Thomas Fehlmann ist es die Erinnerung an acht Jahre Fließen. Fließen als natürlichste Bewegungsform im Chill-Out. Die Momentaufnahme eines Zeitabschnitts aus heutiger Sicht. Acht Jahre Freiheit, den Ruheraum zu verlassen und sich doch festzuquatschen - macht nix, schön war's!
Alle 20 Stücke auf "Flow 1990-98" sind bisher unveröffentlicht und sind als Gesamtheit fast ein Jahrzehnt reif.

"Flow 1990-98" ist die angenehmste Art acht verrückte Jahre in Ruhe zu betrachten. (jonz )

AnfangAnspieltipSuperfrühstück
AnspieltipBaratti
AnspieltipWee Wee Mademoiselle




Verwirrung im Domainhandel: STRATO AG treibt unlauteren Wettbewerb

(modernes leben)Wer sich in der letzten Zeit für seine Kunden erkunden wollte, ob ihr Name als .de-Domain noch frei war und den Fehler beging, statt bei der offiziellen DENIC bei dnic nachzuschauen, konnte sein blaues Wunder erleben: wenige Stunden, nachdem man bei dnic.de die Bestätigung erhalten hatte, daß die gewünschte Domain noch frei war, wurde sie von der Firma Strato AG gekauft.

Aufmerksam wurden mehrere Frauen des Netzwerkes Webgrrls auf die Strato AG, da sie immer wieder erleben mußten, daß freie Domains, die man über dnic.de nachgefragt hatte, später an die Strato AG gingen, bevor man sie selbst für seine Kunden reservieren konnte.
Natürlich bot die Strato AG jedesmal galant an, man könne den Domain-Namen gegen ein sattes Entgeld kaufen.
Nachfragen bei dem offiziellen Dienst DENIC.DE ergaben bislang lediglich die Bestätigung, daß diese Art des "Wettbewerbs" der Strato AG schon seit längerem bekannt sei und daß man rechtliche Schritte unternehmen werde.

Eine Nachfrage eines Webgrrls bei der Strato AG jedoch blieb erfolglos. Der Berliner Web-Space-Provoder Strato AG will jetzt mit einem "Dumping"-Angebot den Markt stürmen: für eine Mark im Monat erhält man eine Art "Visitenkarte", eine eigene Domain, eine E-mail-Adresse und eine einzige Web-Seite. Ein komplettes Web-Angebot kann man damit aber nicht realisieren. Die Einrichtung der eigenen Domain kostet einmalig 49 Mark.
Bei diesem Dumping-Angebot fallen jedoch die Bereiche admin-c (administrativer Kontakt) und tech-c (technischer Kontakt) immer auf die Strato AG bzw. den jeweiligen Billig-Anbieter. Das heißt, man hat keinen rechtlichen Einfluß auf seine so registrierte Domain. Bei Wechsel des Providers hat man also keinen Anspruch auf Mitnahme.
Wer seriös im Internet auftreten will, sollte für sich und seine Kunden solche Angebote meiden.

Strato wurde übrigens Ende November von der Teles AG durch Aktientausch übernommen . Strato bleibt als eigenständiges Unternehmen erhalten, will aber mit dem neuen Partner das Service-Angebot ausweiten. So ist geplant, daß Strato nun auch Produkte von Teles vertreiben wird. Teles hat sich mit Strato einen Spezialisten für Produkte und Dienstleistungen im Bereich Web-Space-providing, E-Commerce, Electronic-Banking und Telekommunikation ins Boot geholt , um seine Position in deisem lukrativen Markt zu festigen und weiter auszubauen.

Es bleibt also zu hoffen, daß der Strato AG noch bevor sie ihren Marktanteil durch aggressives Marketing weiter ausbauen kann, zumindest im unlauteren Domain-Handel das Handwerk gelegt wird.
Wer also ähnliches bei seiner Domain-Reservierung erlebt hat, der melde sich bitte deim offiziellen DENIC.DE. Dort werden zur Zeit die Beschwerden gesammlet und einem Rechtsanwalt übergeben.
(nikki )

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Auf die Größe kommt's nicht an - Triennale der Kleinplastik in Stuttgart

Stuttgart (dpa/modernes leben) - Mehr als 200 Skulpturen von 80 Künstlern aus Europa und Afrika sollen auf der diesjährigen Triennale einen Einblick in die Gegenwartskunst geben.
Noch bis zum 17. Januar können sich Liebhaber kleiner Plastiken Werke aus allen Stilrichtungen in den Räumen des Bank-Instituts Südwest LB in Stuttgart anschauen und sich davon überzeugen, daß Kleinplastik nichst mit Kitsch zu tun hat.
Vor allem afrikanische Kunst, die sich vom Klischee "primitiver" Kunstgegenstände lösen will, steht im Blickpunkt der im dreijährigen Turnus stattfindenden Ausstellung. Figuren mit menschlichen oder tierischen Zügen aus Holz, Stein oder Bronze werden ebenso präsentiert wie Stilleben aus symbolträchtigen Alltagsgegenständen.
(nikki )

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Bundesanstalt unterstützt Aktion *Frauen ans Netz!*

Nürnberg (ots/10. November 1998) - Die Aktion "Frauen ans Netz!", eine Gemeinschaftsaktion der Initiative "Frauen geben Technik neue Impulse" und der Zeitschrift BRIGITTE, startet heute als vierwöchiges Pilotprojekt in vier deutschen Städten.

In zentral gelegenen Läden der Telekom ("T-Punkt") in Bielefeld, Düsseldorf, Leipzig und München stehen hierfür jeweils am Donnerstag und Freitag Computer mit kostenlosen Internetanschlüssen bereit.
Erfahrene Trainerinnen aus Frauen-Computer-Schulen oder Frauen-Technik-Zentren unterstützen angehende Internet-Nutzerinnen; auf Wunsch kann innerhalb der Aktionswochen ein kostenloser Internet-Surfschein erworben werden.
Nach Auswertung der Pilotphase ist für 1999 die Ausweitung der Aktion auf das gesamte Bundesgebiet vorgesehen.

Die Bundesanstalt für Arbeit, die gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) und der Deutschen Telekom AG Trägerin der Gemeinschaftsinitiative "Frauen geben Technik neue Impulse" ist, unterstützt die Aktion, um vor dem Hintergrund einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt neue berufliche Anforderungen deutlich zu machen, über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten zu informieren und um Frauen fit für Internet-Recherchen zu machen.
Immer mehr berufliche Informationen, darunter auch die BA-Serviceangebote SIS (Stellen), AIS (Bewerber) und ASIS (Ausbildungsstellen) stehen mittlerweile im Netz.

Weitere Informationen zur Aktion "Frauen ans Netz" gibt es bei der
Koordinierungsstelle der Initiative "Frauen geben Technik neue Impulse"
Fachhochschule Bielefeld
Postfach 101113
33511 Bielefeld
Tel. 0521/106-7321
Fax 0521/106-7171
sowie im Internet unter http://lovelace.fh-bielefeld.de oder unter http://www.brigitte.de.
ont> (nikki )

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Die Poptarts geben Vollgas! (Kurzfassung!)

PoptartsDie Berliner Musikszene erfreut sich besonders seit dem Erfolg von Stereo Total großer Beliebheit. Attribute wie "trashig" und "Wohnzimmer-Szene" beschreiben Bands wie die Poptarts und das Jeans Team jedoch nur unzureichend.
Was oberflächlich den Anschein von reizender Schülerzeitungsmusik mit Orgeleinschlag hat, bekommt bei häufigerem Hören Ecken und Kanten. Die Poptarts spicken ihre Musik mit billigen Orgeln, bösen, Jugendkulturkritischen Texten und punkigen Gitarreneinlagen. Die meist zweieinhalb Minuten langen Stücke leben durch den Spaß, den die Band ganz offensichtlich beim Aufnehmen hat - so bleiben schon mal laute Zwischenrufe und holprige Gitarrenriffe in der Aufnahme.
Wir sprachen mit den Poptarts in Hamburg und freuten uns über eine deutsche Band, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt.
(nikki )

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Evosonic sendet wieder

evosonic logoNach viermonatiger Pause kann der umtriebiege Mediennutzer evosonic radio wieder im Äther empfangen. Techno und Trance, House und Hip Hop, Goa und Gabber, Drum&Bass bis zum Herzflattern gibt es für die Satellitendirektempfänger unter der neuen Frequenz: Tonunterträger 7,38 & 7,56 MHz auf Astra 1b, DSF (deutsches Sportfernsehen).
Kabelhörer müssen sich leider noch ein wenig gedulden. Erst wenn alle Bedingungen für eine Wiedereinspeisung erfüllt sind, kann die Telekom ihre Empfänger auf den neuen Transponder einzurichten. Es gibt jedoch schon einen privaten Kabelnetzbetreiber in Oberfranken (Bayern), der den Musiksender ab dem 15.11. in sein Angebot aufnehmen wird. Man darf davon ausgehen, daß sich dem Beispiel weitere Sender folgen werden.
Wer Lust und ein großes, gemeinnütziges Herz hat, kann zur Finanzierung des Senders, der sich noch nicht durch seine Werbung trägt, dem evosonic-Club beitreten. Die Macher von evosonic radio wollen ihren speziellen Musikgeschmack nicht dem Kommerz opfern und streben der ausschließlichen Finanzierung durch ihre Hörer entgegen. Lässige 20 000 Mitglieder könnten den Traum der großen evosonic-family wahr machen....

Anmeldung & Info über den evosonic-Club unter: 0211-31 11 31 00 (Monatsbeitrag für den Club: 11,-/Monat)
Übrigens: evosonic suchen noch Praktikanten/innen. Wer Zeit, Lust und vor allem Interesse an elektronischer Musik hat, schickt seine Bewerbung mit Foto an die neue Münchener Adresse: evosonic radio . Haus 75 Domagkstr. 33 . 80807 München
. (nikki )

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Leichen Live!

Leichenschau...Die Freiheit des World Wide Web öffnet natürlich auch unterdrückten Gelüsten die Tür: wer schon immer mal in Ruhe offene Köpfe, verstümmelte Unfallopfer und verwesende Leichen anschauen wollte, findet im Web sicher etwas nach seinem Geschmack.
Völlig neu ist jedoch die Seite Corpses For Sale. Hier kann man seine eigene Leiche auf Bestellung fertigen lassen und sie, frisch verpackt und im Gegensatz zum Original haltbar gemacht ,mit nach Hause nehmen.

Die frappierend echt aussehenden Leichen sind detailliert ausgearbeitet und sowohl der Kopf als auch die Gliedmaßen mit der schon zerbröckelnden Haut lassen sich bewegen. Jede Leiche wird nach den individuellen Wünschen den Kunden gefertigt - das macht sie nicht gerade billig. Ein ganzer Körper kostet um die 550$. Dafür kann man Haarfarbe, Hautfarbe und den Verwesungsgrad bestimmen. Mahlzeit! (nikki )

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Rezension: Fat Boy Slim – You’ve Come A Long Way, Baby

Skint/Epic

Fat Boy Slim AlbumIch glaube, das wird die kürzeste Plattenkritik aller Zeiten: wer dazu nicht tanzen kann, ist tot, Leute!uppsupps

In gewohnt brillianter Weise mixt Norman Cook eigene Stücke mit Techno und Acid-House, zwiebelt uns mit Höhen und Tiefen, loungigen Durchhängern zum Drinks nachfüllen, um dann wieder richtig Gas zu geben. Gehirn ausschalten, und los!
Dieses Album hat mir auf ungewohnt musikalische Weise die einzige Existenzberechtigung von Turnschuhen erklärt: tanzen.
> (nikki )

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Rezension: Rekord – Morgen

Tam Tam/ BMG Ariola

Rekord AlbumAls deutschsprachige Band, die in kleinen Clubs spielt, jugendlich-melancholische Texte schreibt und gerne in lässigen Klamotten rumrennt, muß man wohl Tocotronic sein. Oder zwangsläufig ein Nachahmer.
Wenn man aber aus Wiesbaden kommt, einer kleinen eingebildeten Kurstadt im Rhein-Main-Gebiet, auf die Hamburger Schule einen Dreck gibt und schon seit über sieben Jahren Musik macht, dann ist man, auch wenn Musikjournalisten gern aus Faulheit den Tocotronic-Vergleich hervorkramen, keineswegs ein Nachahmer.

Natürlich ist die Musik von Rekord auf eine Art "Seelenverwandtschaft" mit der von den Tocos vergleichbar. Auch Rekord kotzten ihre jugendliche Seele mit ihrem letzten Album "Curling" aus, kratzten auf schrägen Punk-Gitarren die Pickel der Gesellschaft auf, ähnlich wie die Tocos auf "Digital ist Besser" oder "Wir kommen, um uns zu beschweren".
Man kann Daniel Riedls Texte melancholischer, einfühlsamer finden, die Musik von Andrej Wincierz, Tobias Reinbacher und Rainer Dinges eingängiger als die Toco-Musik, und doch trifft es das nicht.

Rekord schreiben Musik, die einen ganz eigenen Charme verbreitet, der schwer mit anderen Bands verglichen werden kann. Die Texte atmen den Geist Morrisseys, oder vielmehr das, was wir jetzt, da wir älter sind, uns einbilden, was er gewesen sein mag. Die Musik schwimmt zwischen Romantik, Billig-Orgel, rauher Gitarrenkraft und spiegelt das Gefühl zwischen Nirgendwo-Sein und doch wissen, wo man hingehört, wider.

Gefühle wie "Ich schalte den Fernseher an, damit eine Stimme im Zimmer ist" und "Es ist Sonntag, ich bin so müde" sind nicht jugendlich. Verdammt, wer kann mir denn mal erklären, wann man zu alt ist für Tristesse? Für das leere Gefühl, das bleibt, wenn man sich mal wieder von menschlichen Kontakten zuviel Wärme versprochen hat?
Riedls Texte bringen Gefühle schnörkellos auf den Punkt.
Und wer keine Lust auf seine unverbrauchte Poesie hat, der kann zu der orgeligen Gitarren-Musik richtig schön die Füße kreisen lassen.
(nikki )

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Rezension: Shudder To Think – First Love, Last Rites

Epic

shudder to think albumNein, dies ist nicht wirklich ein neues Shudder To Think Album. Dieses kleine trojanische Pferd "First Love, Last Rites" verbirgt in seinem Innern den zauberhaft fröhlichen Soundtrack von Shudder To Think zum gleichnahmigen Film, in dem ziemlich unbekannte Menschen in einer ziemlich unbeschwerten Weise um einen ziemlich lausigen Plastikplattenspieler herumsitzen und einer bunten Singleskollektion lauschen. Und dabei sind sie wahnsinnig ineinander verliebt.upps

Mit diesem Soundtrack, bei dem unter anderem Billy Corgan, Nina Persson (Cardigans) und Jeff Buckley mitgewirkt haben, schwelgen Shudder To Think - entgegen ihrer bisherigen musikalischen Tradition - in den verschiedensten Reminiszenzen an Teenie-Musik der späten Fünfziger, frühen Sechziger Jahre. Zuckrige Popsongs, mal melancholisch, mal schwungvoll, aber immer hemmungslos vollgekleckert mit Zitaten der damaligen Musikgeschichte, umgarnen und becircen das Ohr.
Und ehe man sich versieht, steht das trojanische Pferd im Plattenregal und weigert sich erhobenen Hauptes, die bis dato reine Indie-Gitarren-Ecke wieder zu verlassen.

Natürlich fragt man das trojanische Pferd, ob es DAS wirklich ernst meint. "Doch", wiehert es, sich ein Stück rosa Plüsch aus dem fluffigen Fell streichend, "absolut! Was ist gegen ein Stück Zucker im Leben einzuwenden?".
Eine berechtigte Frage. Und während man sich bereits das dritte Stück Zucker in den Kaffee rührt, swingt und twisted, rockt und poppt dieser Soundtrack im quietschfarbenen Cover leise vor sich hin und man schickt alle Gitarren-Indie-Rock Diäten zum Teufel.
t> (nikki )

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Vivaldi-Sonate beim Surfen im Internet wiederentdeckt

London (dpa) - Beim Surfen im Internet hat ein britischer Fan klassischer Kompositionen eine Sonate des italienischen Musikers Antonio Vivaldi (1680-1743) wiederentdeckt. Das aus dem Jahr 1720 stammende, neun Minuten lange Stück sei zwar registriert gewesen, doch habe seit dem Tod Vivaldis niemand gewußt, wo sich die Komposition befinde, berichtete der «Daily Telegraph» am Samstag. Vivaldi-Fan Michael Talbot habe die Partitur in der Liste eines Bündels von Manuskripten in der Bibliothek von Bergamo (Norditalien) ausfindig gemacht, die im Internet stand.
Jetzt soll die Sonate zum ersten Mal gespielt werden. Die britische Streichergruppe La Serenissima werde das verlorengeglaubte Werk am 26. Oktober in der Southwark Kathedrale im Süden Londons aufführen. Bei dem Konzert soll an den britischen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft vor 25 Jahren erinnert werden.
(nikki )

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Rezension: Delakota - One Love

Go Beat/Motor Music

Wenn die englische Presse schreibt, Delakota sei das nächste "große Ding", inspiriert von "allem was so rumlag", 90er Jazz Beats, Ambient, R&B, Gangsta Rap, Fok, Blues, Gospel, dann scheinen die Redakteure hinter dem Kanal Ende der 80er entweder noch Sesamestreet geschaut zu haben, oder sie lagen dermaßen zugedröhnt in der letzten Ecke der Hacienda in Manchester, daß sie ihren eigenen Sound nicht mehr wahrgenommen haben. Range Rede, gar kein Sinn, Delakota klingen exakt wie die reanimierten Happy Mondays, konserviert und tiefgefroren seit "Pills'N'Thrills and Bellyaches": Hiphop-Beats mit Gitarrengeschrammel verunstaltet mit einer nölenden England-Proll-Stimme.

Die Raver aus Manchester sind sicherlich ein Zitat wert, aber Delakotas purer Abklatsch läßt die Energie vergessen, die vor 8 Jahren bei der Verschmelzung von den Dance-Beats mit englischen Gitarrenpop freigesetzt wurde. Ohne eigene Innovation wird "back to the roots" den festgefahrenen Britpop sicher nicht befreien. (jonz )

AnfangAnspieltipbrothers
Anspieltipon the trail




Ghetto

Schweiz 1997
Regie: Thomas Imbach
122 Min. Verleih: Real Fiction

Purer Hedonismus: Lustgewinn und Selbsterfüllung um jeden Preis. Ist es das, was die Jugendlichen heute ausschließlich bewegt? Dieser schon oft in den Medien diskutierte Frage geht der Schweizer Dokumentarfilmer Thomas Imbach in seinem sensiblen und doch zugleich dynamisch montiertem Film nach. Er dringt dabei jedoch in Seelentiefen, die sich nur in Gesten, Augen oder Händen spiegeln, in die zu dringen es natürlich oberflächlichen und schnellen Talkshows verwehrt war.

Sieben Jugendliche, die in einer wohlsituierten Region Zürichs leben werden in thematischen Abschnitten - Schule, Arbeitswelt, Techno, Sex und Drogen - porträtiert. Schnell wird klar: ihre markigen Worte und ihr cooles Auftreten verdecken eine diffuse Zukunftsangst, die alle plagt.
Der Regisseur Imbach bietet mit der lockeren Kameraführung und dem Medium Video den Jugendlichen eine Projektionsfläche, auf der sie sich spiegeln können. Die Gefahr, daß sich einige von ihnen nur "produzieren" anstatt sich selbst darzustellen. Doch der Film bemüht sich um Authentizität, die er größtenteils auch einhält.

Das "Ghetto", von dem im Titel die Rede ist, sind die Mauern aus "Coolness", Drogen, vielen Reizeinflüssen und Sex, die die Jugendlichem um sich herum aufgebaut haben, um ihre Verlorenheit und Hilfslosigkeit irgendwie zu kompensieren. Thomas Imbach ist ein dynamischer, ästhetisch eindrucksvoller Dokumentarfilm gelungen, der nicht die Jugend an sich studieren will, sondern ein schnelles Fokussieren eines derzeitigen Zustandes ist. Absolut sehenswert!` (nikki )

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Gutenberg online? Das Speichern von wertvollen alten Büchern

Das Speichern und Digitalisieren einer Bibelausgabe von 1496 ist, wie Walter Schulz von der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden vorführt, mit der Hilfe neuester Technik nun problemlos möglich.
Die Fachhochschule Ostfriesland hat diese Weltneuheit entwickelt, die die Abspeicherung von wertvollen Büchern oder Handschriften ermöglicht. Über schwenkbare Scannereinheiten können selbst Werke, die nicht mehr ganz aufgeklappt werden dürfen, digitalisiert werden.
So werden endlich auch historische Schmuckstücke international zugriffsbereit und dem Jagen und Sammeln alter Schriften steht nun nichts mehr im Wege.` (nikki )

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Interview: Lo Fidelity Allstars (Kurzfassung!)

Wir stellen uns das mal vor: ein Haufen bleicher Engländer, mehr oder weniger aufgedunsen vom Biergenuß, hier und da zuviel Sommersprossen, fressen den Funk, werden von Aliens gefickt, fliegen zum Mond, tauchen ins Meer und brechen den Beat.
Ziemlich genau das muß diesen Jungs passiert sein, denn es passiert nur alle paar Jahre, daß die englische Musikpresse mit ihrer "Hype-O-Mania" Recht hat und wirklich eine Band das Wagenrad neu erfindet. Oder so.
Wie bei den Lo-Fi-Allstars und ihrem Album "How To Operate With A Blown Mind", das Funk, Big Beat, Punk, Rock, Manchester Rave und fett Orgeln mischt..
Wir interviewten Mat und Dave und flogen mit ihnen wirklich zum Planet Rock.
Go, Baby!
` (nikki )

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Konzerte: Red Snapper

Dave Brubeck als Teilchenform: der jazzigste und fetzigeste Dancefloor, den es zur Zeit gibt, geht auf Tour. Red Sanpper haben auf ihrem aktuellen Album "Making Bones" Bläser, Streicher und MC Det sowie Alison David als Gastvocalisten zu einer groovigen Melange gerührt, die dem Namen "Swing" alle Ehren macht.
Auf jeden Fall hingucken, tanzen, staunen!

09.11. München/Atomic Cafe
10.11. Darmstadt/Kesselhaus
11.11. Berlin/Pfefferberg
12.11. Köln/Stadtgarten
13.11. Koblenz/Groovalistic-Suppkultur
14.11. Hamburg/Mojo Club
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Multimediaspektakel "Prometheus" an der Saar eröffnet

Völklingen (dpa) - Eine große Multimedia-Ausstellung über die Menschheitsgeschichte ist unter dem Titel «Prometheus - Menschen, Bilder, Visionen» am Sonntag im Weltkulturdenkmal Alte Völklinger Hütte im Saarland eröffnet worden.

Das rund 3,5 Millionen Mark teuere Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Historischen Museums in Berlin und der saarländischen Stiftung Industriekultur will mit Hilfe von meterhohen Figuren, Riesengemälden, Diaprojektionen, gesprochenen Texten sowie Musik- und Geräusch-Collagen zeigen, wie sich im Laufe der Jahrhunderte die Bilder und Vorstellungen der Menschen von der Antike bis zum heutigen Raumfahrt- und Computer-Zeitalter gewandelt haben. Die Schau wird bis zum 6. Dezember gezeigt.
Von dem griechischen Halbgott Prometheus, der die ersten Menschen aus Lehm geschaffen haben soll, wird in der "Schau durch die Jahrhunderte" über Leonardo da Vincis "Mona Lisa", Albert Einstein und Mutter Theresa bis hin zu modernen "Helden" wie Arnold Schwarzenegger ein Bogen gespannt.` (nikki )

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Piraterie auf der Datenautobahn: Ein immer größeres Problem

Berlin (dpa/modernes leben) - Der Schutz geistigen Eigentums ist im Zeitalter der elektronischen und digitalen Medien wichtiger denn je und war noch nie so gefährdet. Zu dem Schluß kamen 550 Delegierte von Urheberschutzverbänden aus aller Welt, die sich in Berlin zu einem dreitägigen Kongreß versammelt hatten.

Durch Piraterie im Internet seien im vergangenen Jahr weltweit Ausfälle von fünf Milliarden Dollar entstanden, rechnete zum Beispiel das Vorstandsmitglied des Medienkonzerns Bertelsmann, Klaus Eierhoff, vor. Beim Kampf der Autoren, Komponisten und Fotografen um ihre Rechte lauern im Zeitalter von Internet und digitalen Datenträgern vielerlei Bedrohungen: So könne im globalen Datenmeer das Recht am geistigen Eigentum mit Leichtigkeit umschifft werden, sagte Oliver Carmet, französischer Anwalt für Urheberrecht.

Der Internet-Server brauche nur in einem Land mit niedrigem gesetzlichen Schutzniveau installiert werden, und schon könne man von dort die in anderen Ländern geschützten Texte, Musikstücke, Filme und Bilder unbehelligt über die Datenautobahnen verteilen.
Zum Beispiel ist auch die kostenfreie Nutzung von künstlerischen Werken durch Universitäten und Bibliotheken eine Verletzung des Urheberrechts. "Wenn Hunderte von Bibliotheken meine Texte vervielfältigen, und dann Hunderte von Lesern das ebenso machen, werden meine Bücher nicht mehr aufgelegt", fürchtete eine britische Autorin. Daß so die Schöpfer der Werke oft die einzigen sind, die nicht bezahlt werden, würden die wenigsten bedenken.

Die Honorare der Urheber fallen auch durch die neuen und immer billiger werdenden Produktionstechniken von Datenträgern immer geringer aus. Hinzu kommt, daß "temporäre und private Kopien" vom Inhalt der Datennetze vom Urheberrechtsschutz ausgenommen. Dabei sind vom Gesetz beide Begriffe so vage gefaßt, daß man im Prinzip jederzeit das Urheberrecht aushebeln kann.
Der Autorenschutz sei für diesen Kongreß deshalb so wichtig, betohnte Mihaly Ficsor von der Weltorganisation für geistiges Eigentum, weil es ohne Autorenschutz keine Kultur mehr geben würde: "Wir werden dann nicht nur mit leeren Taschen dastehen, sondern auch mit leeren Gesichtern, leeren Händen, einem leeren Leben."` (nikki )

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Rezension: Autechre - Autechre

Warp/Rough Trade

Recycling-graue Plastikhülle, opak, kein Titel, der Projektname nur durch Lichtbruch erkennbar, CD ohne Label, nur die Seriennummer: rtd126.3461.2.

Ganz klar: hier legt jemand Wert darauf, sich aufs Wesentliche zu beschränken. Kein Schnickschnack. Das Werk sagt genug über den Künstler.
Es ist der mittlerweile fünfte Longplayer der "Unsichtbaren", die am liebsten im Dunkeln auftreten, um ihren Hörern keine Anhaltspunkte zu geben. Autechre wollen ihre Hörern resetten, sie öffnen für eine neue Musik. Dafür benutzen sie dieselben Maschinen wie auf den letzten Alben, wodurch der Eindruck entsteht, nichts wirklich Neues zu hören.

Auf den ersten Horch vernimmt der User ein Klangwirrwarr ohne erkennbare Ordnung. Der Gedanke einer "Dekonstruktion der Postmoderne" entsteht bei dem nach Worten suchenden Schubladenöffner. Dieser Ansatz ist jedoch nicht haltbar. Vielmehr ist diese Musik der Versuch einer Erschaffung einer höheren Ordnung aus dem Chaos.

Autechre versuchen, die Natur zu kopieren, die die schönsten Formen aus der Unordung erschaffen hat. Also schließen wir unsere Augen und lassen unsere Ohren zu Photodioden mutieren, die ein Scanner über eine Mandelbrotmenge schweben läßt.
Daß bei einer zufälligen Wegewahl auch farblosere Bereiche gescannt werden können ist klar. Das Stück "777" ist hier das passende anstrengende Beispiel. Über Stücke wie "corc", "arch carrier" und "vase in", steigern wir uns zu "acroyear2", "rae" und "under BOAC", welche als Farbenrausch unsere Sinne verklären und unsere Noppenpelle sprießen lassen wie der Anblick einer schönen Orchidee.
Ein Stück wie der erste Basscadetmix, der sicher in die Kategorie "Apfelmännchen-Zentrum" fällt und dem Gläubigen ein Göttliches Läuten vernehmen ließ, ist auf diesem Album leider nicht zu finden, aber auf der Suche nach der Weltformel müssen auch Umwege beschritten werden.
das Album mit der Nummer rtd126.3461.2 bietet somit nichts wirklich Neues, ist aber trotzdem sicher nicht nur ein Hörgenuß für überzeugte Urknall-Theoretiker.
` (jonz )

AnfangAnspieltipacroyear2
Anspieltiprae




Rezension: Derrick May - Innovator

transmat/R&S Records/Rough Trade

All den armen Geistern, für die House und Techno erst in diesem Jahrzehnt begann, sei gesagt: würde man behaupten Derrick May wäre wichtig, würde man hoffnungslos untertreiben.

Gemeinsam mit Juan Atkins schuf er eine neue Musikrichtung, indem er Kraftwerk mit George Clinton paarte und so ganz nebenbei eine neue Generation gebar. Ohne diese beiden Helden würden sich nicht eine Million Kids jedes Jahr in Berlin treffen, um für Liebe und Ecstasy zu demonstrieren. Kids, die nie von diesen beiden Männer gehört haben.

Und so war es ja auch geplant: alle sind gleich, es gibt keine Helden - Hach ja, ist leider daneben gegangen.
Das ist aber noch lange kein Grund, sich nach acht Jahren zu melden, um im nachhinein klarzustellen, daß man der "Innovator" sei. Daß es neben dem Hilfeschrei für den DDR-Jugendsender DT64 noch einen zweiten Grund für die Namensfindung der Mayday gibt.
Das Booklet in der extrem häßlichen im End-80er-Design gehaltenen Doppel-CD stinkt regelrecht vor Eigenlob. Aber gehen wir nicht nach Äußerlichkeiten und suchen die im Booklet beschriebene Musik für das 23ste Jahrhundert.

Als erstes ärgert uns die willkürliche Zusammenstellung der Stücke. Ein schnelles Finden der Klassiker ist durch die fehlende chronologische Ordnung nicht möglich. Hat man die Stücke, die Geschichte geschrieben haben dann doch gefunden, stellt sich schnell der Aha-Effekt "Das ist also auch von Derrick May" ein. Stücke, die unzählige Male wieder gesampled wurden und deren Originale man nun endlich auch in seiner Sammlung stehen hat.
Die nach 1990 entstandenen neueren Stücke kann man allerdings kaum in 23ste Jahrhundert stecken. Man kann sie locker dem Detroit-Techno zuordnen und sie sind sicher sehr House-Party tauglich, aber nicht unbedingt die Musik zum netten Abendessen daheim oder zum Hausaufgaben schreiben.

Wenn die anfangs beschriebenen Geister den alten Derrick in seinem Jahrzehnt lassen, sei ihnen verziehen. Alle "wahren" Technos sollten ihn wenigstens im Schrank stehen haben, um vermeintliche Kollegen zumindest mit der Antwort auf die Frage: "Wo kommen wir her?" beeindrucken zu können.
Wo wir jedoch hingehen werden, können wir mit "Innovator" sicher nicht vorhersagen.` (jonz )

AnfangAnspieltipStrings Of Life




Rezension: Diverse - wap100 `we are reasonable people´

Warp/Rough Trade

Wer im Elekronik-Sektor nach dem innovativsten Label sucht, stößt schnell auf Warp. 1990 als das Organ der Bleeps und Clonks gefeiert und seitdem Heimat von "LFO", "Nighmares On Wax" und "Tricky Disco", blieb Warp immer der Wegweiser im Bereich Techno.
Der dort 1991 erschienene Sampler "Pioneers Of The Hypnotic Groove" ist der erste rein europäische Techno-Sampler. 1992 stoßen "Black Dog" und "Aphex Twin" hinzu. Diese beiden Artificial-Intelligence-Alben öffneten eine neue Sphäre in der festgefahrenen Tekkkkkkkno Welt: "Ambient".

Nachdem sich Warp drei Jahre lang im angenehmen Ambient-Gedudel ausgeruht hatte, mußte man einsehen, daß Ambient wie alle anderen Stilrichtungen nicht ewig als innovativ gelten kann und begann einen Schwung von Künstlern zu sammeln, die durchaus nicht kiffend im Dunkeln stehen und live mit "echten" Instrumenten spielen konnten. So auch Jimi Tenor, der Hammond-Orgel und Saxophon spielt und im Pallietten-Anzug den kleinen Star raushängen läßt.

Bevor der Rezensent nun einen Knabenchor engagiert, der die Lobeshymne noch zwei Oktaven höher erschallen läßt und im Anschluß ein "Amen" an den Orgasmus schmiedet, spitzen wir unsere gespannten Ohren und berichten ganz objektiv, ob die versammelten Musiker halten, was wir uns von ihnen versprechen.

"Aphex Twin" koppelt seine Energie an die des "Squarepushers" und schafft mit "Freeman Hardy & Willis Acid" ein energiegeladenes Stück, das von einer elektronischen Schublade in die nächste quillt.
"Boards Of Canada" bringen uns mit "Orange Romedia" ein klassisch schönes Ambient-Stück, das uns mit der Cyberbrille aus der sicheren Entfernung einen Blick auf ein Eingebohrenen-Fest in Afrika oder sonstwo werfen läßt.
"Broadcast" zaubern einfache direkte Songs, sagt uns das Pressemäppchen. Man könnte ihren Song "Hammer Without A Master" auch direkt als zu einfach bezeichnen.
"Plaid" können wir mit "Ilasas" wieder locker in den Chillout stecken.
"Autechre" sind mit "Stop Look Listen" weiter auf der Suche der Erschaffung der höheren Ordnung aus dem Chaos und mal wieder entspannt nah dran.
Vor "Fishtail Parker" haben sich die Warp-Urgesteine "Nightmares On Wax" mal wieder zwei Jahre ausgeruht und so einen treibenden, gut gelaunt funkingen Track ausgebrütet.
Der Finne "Jimi Tenor" steuert immer mehr in den Free Jazz Hafen und erzählt uns dort etwas von seinem Bikini.
Wer nach Plones "Plaything" das Bedürfnis verspürt, einen Purzelbaum im Sandkasten zu schlagen oder beschließt, mit dem Herrn Rossi nochmal das Glück zu suchen, tut es dem breit grienenden Rezensenten gleich. Wir sind hochgespannt auf das im Herbst erscheinende Album!
"Red Snapper" gewinnen mit "4 Dead Monks" einen Blumentopf für den Einsatz von akkustischen Instrumenten in einem Drum'n'Bass-Stück, denn manchmal ist es doch angenehm ein nicht allzu glattes Stück zu hören.
"Mira Calix" nervt selbst bei der größten Toleranz mit "Umchunga Locks" und verdirbt einem den Spaß an den folgenden beiden Stücken, die allerdings eh kaum der Rede wert sind. Die "Two Lone Swordsmen" mit Andrew Weatherall (bekannt als Remixer vieler Manchester-Rave-Bands) als eine Hälfte klingt wie ein mit letzter Kraft herausgepreßter Dünnpfiff im LSD-Echo.
"Mark Bell" als eine Hälfte von LFO und Co-Produzent von Björks Album "Homogenetic" enttäuscht mit dem wirren Agro-Stück "A Salute To Those People Who Say Fuck You" - Danke gleichfalls!

Fazit: Wenn wir die CD nach dem neunten Stück stoppen und bei Broadcast mal eben aufs Klo gehen, als wäre es eine Werbepause, haben wir eine Kollektion von erstklassig schönen Elektro-Tracks. Innovativ macht das die aufgedampfte Alluminium-Schicht allerdings nicht. Jimi Tenor fällt wie immer aus dem Rahmen, klingt aber trotzdem noch wie auf "Intervision". Mit "Red Snapper" segelt Warp sicher gut in die Zukunft und wenn "Nightmares On Wax" in zwei Jahren das nächste Stück fertiggekocht haben, ist es sicher wieder ähnlich innovativ; aber sind wir mal ehrlich: brauchen wir nicht eh unsere Dosis altmodische Artificial Intelligence?` (jonz )

AnfangAnspieltipJimi Tenor - Wear My Bikini
AnspieltipPlone - Plaything
AnspieltipRed Snapper - 4 Dead Monks




Rezension: On The Floor At The Boutique mixed by fatboy slim

Skint/Sony

Norman Cook alias Fatboy Slim hat nach seiner Zeit bei den Housemartins mit Dance-Projekten von Beats Intenational bis Pizzaman sicher das ein oder andere £ gemacht.
Mit der aktuellen Single "Rockafeller Skank" klebt wieder ein MTV tauglicher Club-Hit in den Charts. Seine Künste als Produzent wollen wir in dieser Kritik jedoch schnell verdrängen (die Rezenson seines neuen Albums folgt Anfang Oktober) und zum Flug zur unbekannten Seite von Fatboy Slim starten.

1996 beschlossen Norman Cook und ein paar Freunde einen Club in Brighton zu öffnen, in dem sie den Sound spielen wollten, den sie selbst gern hörten: House, Hip-Hop und Rock oder möglichst alles gleichzeitig. Sie nannten ihn Big Beat Boutique. Bands wie die Chemical Brothers, Propellerheads und Lo-Fidelity Allstarts begannen ihren Aufstieg hier und Norman legte unter dem Namen Fatboy Slim einen unglaublichen Mix hin.
Der "Big-Beat" war geformt und zog die gelangweilten Party-People aus London zu einer Invasion nach Brighton wie sie zuletzt die Mods und Rocker zustande brachten.

"On The Floor At The Boutique" zelebriert diesen Aufbruch zum neuen alten Party-Erlebnis. Man lauscht einer Emulsion aus inkompatiblen Stilrichtungen und unversöhnlichen Jahren und Jahrzehnten und muß sich schon an einen Stuhl bondagen, um nicht durch die Wohnung zu hüpfen wie ein Flummi.
Unweigerlich wird man an seine ersten genialen Acid-House/Hip-House-Partys erinnert, auf denen sich aus Mangel an aktuellen Stücken schon mal das ein oder andere gepitchte Hip-Hop- oder 6ties-Soul-Stück einschlich. Genauso finden sich auch hier schräger Northern-Soul gefolgt von den Jungle Brothers und DJ Tonka.
Die 30 Jahre Musikgeschichte von 1968 bis 1998 schöpft der dicke Junge dünn im tanzbaren Bereich voll aus und mixt sie erstklassig. Als Abschluß konnte sich der Fatboy natürlich seinen "Rockafeller Skank" nicht verkneifen; der Rest besteht netterweise aus unbekannteren Stücken aus Normans Plattensammlung, die einen "ACIIIIIIED!" schreien lassen und sogar die Hausspinne hinter der Musik-Box zum Moonwalk treiben.
` (jonz )

AnfangAnspieltipBongo Band - Apache
AnspieltipBuzzthrill - Everybody In The House
AnspieltipCut La Roc - Post Punk Progression




Rezension: Yoshinori Sunahara – Take Off And Landing

Sony/bungalow

Konzeptalben nerven...

...soviel steht fest. Aber wenn der hochgelobte japanische Techno Visionär Yoshinori Sunahara sein zweites Solo-Album dem Volke eröffnet, sollte man zumindest reinhören.
„Take Off And Landing“ – nun gut, es geht um Flughäfen. Kennen wir doch schon von Brian Enos „Music For Airports“. Doch schon die Titel verraten den Unterschied: Brian Eno schuf mit „Music For Airports“ eine einlullende Hintergrundbeschallung für einen beliebigen Flughafen; dagegen versucht Yoshinori Sunahara, bekannt als Mitglied von „Denki Groove“, den drei erfolgreichen japanischen Beatmeistern, die Bilder des Flughafens in Musik zu übersetzen.

Vor dem Komponieren entwirft er in japanischer Gründlichkeit jedoch erstmal den Flughafen selbst. Der besucherfreundliche und multilinguistisch gestaltete „Tokio Underground Airport“, wie er ihn auf seiner Promo-LP detailliert darstellt, besteht aus 5 unterirdischen Decks, von denen die Flugzeuge starten und landen. Nun setzt er sich in seinen virtuellen Flughafen und schaut interessiert in die Runde.
„Take Off And Landing“ klingt somit tatsächlich wie die Momentaufnahme einer Reise. Wohlgemerkt der Reise, denn wie sagte schon der gute alte Siddhartha: Der Weg ist das Ziel. Momente die wir als lästige Notwendigkeit empfinden, analysiert Mr. Sunahara und setzt sie in melodische Klangkollagen um.
„Klangkollage“ erinnert uns natürlich zwangsweise an unsere stets in Frauen-Power-lila gehülllte Musik-Lehrerin. Doch will uns Yoshinori Sunahara keineswegs zwingen, irgendeine Nebensächlichkeit auszudiskutieren, sondern auffordern zum Lauschen, zum Erinnern, oder aber zu befinden, daß das gequirlte Scheiße ist und sich darum erstmal kräftig den Arsch zum House-Beat abzutanzen.

„Wie meinen? Housemusik?“ - „Ganz recht!“ Erscheinen die Begriffe Techno Visionär aus Japan so addiert, als hätte man den zweiten Trump Tower kurzerhand auf den ersten gebaut, so klingt die Kombination intelligente Housemusik eher nach der Subtraktion beider durch entsprechende Antimaterie. Doch hat man bislang gedacht, House sei Musik für tanzwütige Schwuchteln, die noch ihre letzen grauen Zellen in Sperma ausschwitzen, so kann der Beat auch als Transportmittel für interessante Samples dienen („Count Down“).
Wem House unterdessen zu den Ohren raushängt, kommt mit Trip-Hop-Stücken, wie „Magic Sunset“ und „Sony Romantic Electro Wave“ eventuell besser klar. In „2300 Hawaii“ benutzt Sunahara Hula-Hula-Samples; das Stück wirkt dadurch wie die Werbung eines Last-Minute-Schalters.

Das Thema „Flughafen“ tritt bei vielen Stücken in den Hintergrund, doch wird man durch Samples und Geräusche immer wieder daran erinnert. Man fühlt sich auf das Laufband oder in die Schalterhalle versetzt. Anzeigetafeln klappen um, im Duty Free Shop dudelt Broadway Musik ala Sinatra und eine Frauenstimme haucht Durchsagen, als wären sie Metaphern für „fick mich“. Dann geht es ins Flugzeug: Anschnallen – Starten – Druck auf den Ohren – Entspannung – Wolken. Schließlich kann man den Strand sehen. Wenn man am Zielort den Flughafen verläßt, sollte man bedenken: der Rückflug kommt bestimmt.

Yoshinori Sunahara schafft die Gradwanderung, ein Konzeptalbum zu entwerfen, was nicht nach einmaligem Hören lediglich als „interessant“ abgestempelt wird.

` (jonz )

AnfangAnspieltipInformation Of TUA
AnspieltipCountdoun
AnspieltipHawaii2300




Un Air de Famille

Frankreich 1996
Regie: Cedric Klapisch
Darsteller: Jean-Pierre Bacri (Henri), Jean-Pierre Darroussin (Denis), Catherine Frot (Yolande) u.a.
110 Min. Verleih: fsk-Kino (O. m. d. U.)

Ein Freitagabend in der Kneipe "Au Pere Tranquille": die gutsituierte Familie Menard scheint einen gewöhnlichen Abend im Kreise der Lieben einzuläuten, es ist alles wie es immer war: der alte bewegungslose Hund faulenzt in der Ecke, die Musikbox gibt inmitten der Stücke ihren Geist auf.
Gerade in dieser warmen, intimen Stimmung brechen die großen und kleinen Unstimmigkeiten des Alltags hervor: die Frau des Wirtes verbringt die Nacht bei ihrem Liebhaber und bitte sich eine Woche Ehe-Bedenkzeit aus, der Kellner verliert seine Verlobung und auch innerhalb der Familie Menard werden scheinbar bekannte Fassaden enttarnt, Streitigkeiten ausgefochten, oft auf schmerzvolle Art und Weise.

"Un Air de Famille" ist ein Film, der seinen Charme aus der Vorlage des gleichnahmigen Bühnenstücks zieht. Regisseur Klapisch inszeniert seine Bilder streng in Raum und Zeit, läßt aber den Gefühlen und Charakteren der Schauspieler umso mehr Raum, sich zu entfalten.
Die Geschichte wird mit viel französischem Witz und Charme erzählt; eine traurige Komödie, die keine großen Perspektiven entwirft, ihren Protagonisten aber kleine Chancen offenhält.
Ein kleiner großartiger Film mit minimalistischen Mittel, der nicht nur Cineasten in seinen Bann schlagen wird.
` (nikki )

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Von Pixel-Schneeflocken und digitalen Selbstportraits: digitale Kunst von Rick Doble

Eine Galerie mit kostenlosen, zum Teil atemberauben schönen digitalen Kunstwerken des Fotografen Rick Doble ist seit kurzem online. Der Künstler, der über zwanzig Jahre als professioneller Fotograf tätig war, begann 1988 zum Teil mit Hilfe von selbstgeschriebenen Computerprogrammen Bilder aus einer Videokamera in einen Rechner einzuspeisen, jeden einzelnen der 50.000 Bildpunkte zu bearbeiten, und das so verfremdete Bild als Farbdruck auszuwerfen.
Fasziniert von der neuen Technik, beschäftigt sich Doble von nun an ausschließlich mit den Möglichkeiten der neuen Medien im Bereich Fotografie.

In seiner digitalen Galerie finden sich digitale Selbstportraits ebenso wie eine farbverfremdete Studie von Schneekristallen und vor allem interessante Aufsätze über Kunst im digitalen Zeitalter.
Die digitale Galerie wird ständig erweitert und aktualisiert. Also öfter mal vorbeischauen!
` (nikki )

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Cyberjapan - der große Nippon Surf-Guide (Kurzfassung!)

Pizzicato 5Nachdem das Land der aufgehenden Sonne schon über Jahrzehnte westliche Kultur in sich aufgesogen hat, finden auch wir verschlossenen Europäer langsam zu dem Vergnügen, fremde Kulturen mit der eigenen zu vermischen. Und in der "Was ist cool und was nicht"-Skala rangiert Asien, und da insbesondere Japan ganz oben.
Fing es vor Jahren harmlos mit Bands wie Pizzicato 5 an, werden nun Techno- und Popvisionäre aus dem fernen Land zitiert, als würden sie uns das langersehnte Licht im Dunkel bringen. Sushi-Bars gehören plötzlich zum Muß und japanische Internetseiten bestehen nicht mehr aus kryptischen Zeichen, sondern bieten mittlerweile auf englisch die feinste Multimedia in einem meist exquisiten Lay-Out an.
Surf-Guide Autorin Nikki wünscht Itadakimasu! (Guten Appetit)` (nikki )

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Das Ende des geflügelten Pferdes - TriStar wird aufgelöst

Sony hat im harten Film-Wettbewerb der ausgehenden 90er Jahre beschlossen, seine Tochtergesellschaft TriStar ("Jumanji", Besser geht's nicht", "Godzilla") in das Schwesterunternehemen Columbia Pictures zu integrieren.
Als vor zwei Jahren TriStars Präsident Mark Platt die Gesellschaft verließ und sich kein Nachfolger fand, war die Gerüchteküche um das Ende der Produktionsfirma, deren geflügeltes weißes Pferd zu einem Begriff für regelmäßige Kinogänger war, bereits am Brodeln. Doch damals überwogen bei Sony die Überlegungen, daß der Filmstock der Tochter, der immerhin 200 Filme umfaßt, zu wertvoll war, um ganz auf die Firma zu verzichten.
Durch den jetzt beschlossenen Zusammenschluß von Columbia Pictures und TriStar werden zwar keine Entlassungen führender Mitarbeiter erwartet, doch geht man in der Filmbranche davon aus, daß sich das Potential für die Produktion künstlerisch relevanter Filme verringern könnte.
Dafür spricht auch die Ankündigung der Muttergesellschaft Sony, zukünftig mehr Filme herstellen zu wollen (zwischen 20 und 24 pro Jahr).
` (nikki )

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Film ab! Europas größter Film-Shop eröffnet im Internet

Seit Anfang Mai können Cineasten, denen die Kinovorführung alleine nicht mehr genug ist, unter der Adresse www-film.de in über 700 000 Artikeln wühlen. Allen Filmsüchtigen soll, so das Unternehmen, der unkomplizierte Einkauf von Videos, Laserdiscs, DVDs, Postern, Soundtracks, Filmbüchsen, Videospielen und Merchandising-Artikeln aller Art ermöglicht werden.
Besonders interessant ist die Offerte, daß im Online-Shop auch viele Artikel und Raritäten verfügbar sind, die in herkömmlichen Geschäften nicht mehr oder nur sehr schwer erhältlich sind.
Die Suche selbst geht kinderleicht: man kann das Angebot wahlweise nach Genre, Interessen (z.B. von Zeitgeschichte über Esoterik) und Sprachen sortieren (der Clou: von Arabisch bis Russisch ist alles dabei, was der Mund hergibt). Das Sortiment soll fortlaufend aktualisiert und ergänzt werden. Und als besonderes Leckerbissen bietet der Online-Shop den Versand innerhalb von 24h an.` (nikki )

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Interview: Yoshinori Sunaharas neues Album - Take Off And Landing (Kurzfassung!)

Yoshinori Sunahara"Take Off And Landing", das zweite Solo-Album des Denki-Groove Mitglieds, wird als Meisterwerk gefeiert, als brilliante Soundcollage.
Wir unterhielten uns mit dem japanischen "Techno-Visionär" über das Konzept seines neuen Albums, dem Tokio Undergorund Airport. Ein Konstrukt, das sowohl gestalterisch (ein Plan und Anzeigen vom TUA bestimmen die Plattencover) als auch musiklaisch in sein neues Album eingeflossen ist.
Mit Sicherheit eine Platte, von der man reden wird.` (nikki )

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Justino - der Mordbube

Justino - Un Asesino de la Tercera Edad
S/W, Spanien 1994
Regie und Buch: La Cuadrilla (Luis Guridi & Santiago Aguilar)
Darsteller: Saturnino Garcia (Justino), Carlos Lucas (Sansoncito), u.a.
94 Min. Verleih: MOP Distribution (O.m.d.U.)

Filmfoto Justino hat sein Leben lang als "puntillero" gearbeitet, ein Gehilfe des Torreros, der den besiegten Stieren den Todesstoß versetzt. Nun ist der 62jährige Frührentner und besitzt außer seinem "Ehrenstiertötermesser" nur wenig Geld. Die Abhängigkeit von seinem Sohn und dessen blasierter Ehefrau verletzt Justino. Als er schließlich unter die Vormundschaft seiner Kinder gestellt werden soll, zückt er sein Messer und versetzt Sohn und Schwiegertochter den tödlichen "puntillero"-Stoß.
In dieser bitterbösen Komödie glaubt natürlich niemand an die Morde eines Tattergreises. Doch auch den ermittelnden Polizisten, die nur Hohngelächter für Justino übrighaben, bleibt das Lachen im Hals und ein Dolch im Rücken stecken. Alte Menschen gelten in Spanien als verkalkt oder gutmütig, und so überlisten Justino und sein Freund Sansoncito das System der fürsorglichen Entmündigung mit ihren Massakern.
Diese bitterböse Satire überzeichnet die Situationen zwar auf groteske Art und Weise, behält dabei jedoch immer einen menschlichen Blick für ihre Hauptfiguren Justino und Sansoncito. "Arsen und Spitzenhäubchen" als "Pulp Fiction". Unbedingt anschauen!
` (nikki )

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Kampf der Online-Buchhändler?

Die größte deutschsprachige Internet-Buchhandlung, die Anfang Mai unter der Adresse www.buch.de ins Netz ging, will mit ihrem Angebot dem amerikanischen Buchgiganten Amazon.com paroli bieten, der den bisherigen Branchenführer ABC-Bücherdienst aufgekauft hat. Insgesamt umfasst das Angebot 750 000 lieferbare deutsche Titel und zusätzlich rund 250 000 "out-of-print"-Bücher. Das dürfte ein für Deutschland einmaliges Angebot darstellen und bietet der Münchener Adresse Buch.de AG, übrigens eine Allianz verschiedener Buchhändler und Verleger, tatsächlich die Möglichkeit, das Monopol von Amazon.com unter den Online-Buchhändlern ins Wanken zu bringen.
Die Suchmöglichkeiten sind komfortabel, die Geschwindigkeiten schnell und neben der reinen Titelsuche bietet buch.de auch das Schmökern in 200 000 Klappentexten an.
Wünschenswert wäre jedoch eine Kennzeichnung der Bücher, über die ausführlichere Informationen vorliegen, sowie eine Rubrik mit aktuellen Neuerscheinungen, in der man sich in Ruhe umschauen kann. Wer aber nach bestimmten Büchern schnell suchen und sich den Weg zum Buchhändler ersparen möchte, ist bei Adresse buch.de an der richtigen Adresse.` (nikki )

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Mein liebes Schwein! - WebCam im Schlachthof

Der Schlachtereibetrieb Egidius Thönes im niederrheinischen Wachtendonk bietet einen Internet-Auftritt der ganz besonderen Art an. Mittels WebCam kann der Nicht-Vegetarier und Schnitzel-Liebhaber live bei Schlachtungen dabei sein. Die klinisch reine Werkhalle, tragischer Schauplatz über Leben und Tod, wird derzeit von immerhin 30 Schaulustigen täglich besucht.
Der Schlachtereibetrieb, der nur Fleisch und Wurst aus artgerechter Tierhaltung anbietet, möchte gegenüber seinen Kunden "Transparenz und Offenheit demonstrieren".
Wir sagen: "Ja zu deutschem Fleisch!"` Kunden "Transparenz und Offenheit demonstrieren".
Wir sagen: "Ja zu deutschem Fleisch!"` (nikki )

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Rezension: Lo-Fidelity Allstars - How To Operate With A Blown Mind

Skint/Epic

Der Mensch an sich ist eher unbrauchbar, sobald man ihm das Gehirn weggepustet hat. Da macht es wenig Unterschied, ob mit einer klein- oder großkalibrigen Pistole gearbeitet wurde. Weg ist weg.
Anders operieren die Lo-Fi Allstars, die mit ihrem Funkadelic Mothership - als Gäste Spacemen 3, das Essen bereiten MC 5 persönlich zu - direkt vom Planet Rock zu uns heruntergestoßen sind, um ihr Debutalbum abzuliefern.

Ihre Geschosse sind funky Beats, fiese Gitarren, mehlige MC-Vocals, schmierige Orgeln und kochende Bässe, die sich ganz hinterhältig in dein Ohr kuscheln, um die Ganglien rauf ins Hirn zu kriechen. Dort blasen sie dir in der Tat das Hirn weg. Nur gut, das sie gerade soviel Nervenstränge unversehrt lassen, daß der so behandelte Patient zu ihren Stücken wie "Kool Roc Bass" tanzen kann. Daves schmierige, meist verzerrte Stimme rufen die dunkle Erinnerung an den letzten guten Fick wachrufen, während die unerhört feuchten funky Gitarren die lockende Ahnung des nächsten guten Fick hervorrufen.

Die Lo-Fi's schaffen mit Stücken wie "Vision Incision" die Ahnung von ganz großer und ganz geiler Musik, die da kommen wird. Things to Come. Die Attidüde von wegweisenden Bands wie den Happy Mondays mischt sich bei ihnen gekonnt mit dem, was man heute so gerne "Big Beat" nennt, was sich aber bei ihnen natürlich zu einem "Big Beat" aus Anleihen von George Clinton, MC 5, den Stooges und fetten Funks der Siebziger mischt. Mix diese Stile, und du erhältst allerdings einen dicken Schlag, die Eruption dieser explosiven Mischung.

Künstler wie Underworld oder Terry Farley verkaufen ihren eigenen Arsch, um von ihnen remixt zu werden oder an White Lables ihrer Singels zu kommen. Nach ihren grandiosen Live-Gigs, die beseelt sind vom Rave-Feeling, auf denen MC Dave die Menge aufpeitscht, starten die Lo-Fi's wieder ihr Mutterschiff. Kurs: Planet Rock.` (nikki )

AnfangAnspieltipVision Incicion




Sonatine & Violent Cop

Sonatine
Japan 1993
Regie, Buch und Schnitt: Takeshi Kitano

Violent Cop
Japan 1989
Regie: Takeshi Kitano

Sonatine Kitano, der mit seinem Film "Hana Bi" einen bescheidenen, aber nicht unerheblichen Erfolg in deutschen Programmkinos verzeichnen konnte, verdankt diesem Erfolg die Tatsache, daß seine beiden früheren Filme "Sonatine" und "Violent Cop" nun auch in deutschen Kinos zu sehen sind.
Kitano verkörpert in beiden Filmen einen "harten" Jungen, der sich und seiner Umwelt keine Verschnaufpause gönnt.
Spielt Kitano in "Sonatine" einen diensterprobten Yakuza, beleuchtet er die Tragik seines Helden in "Violent Cop" von der anderen Seite. Ihrer beider Leben ist festgefahren, es bedarf nur eines äußeren Anlasses, um alle Strukturen auseinanderbrechen zu lassen. Ihre Loyalität der jeweiligen Berufsgruppe gegenüber endet abrupt, und ihr Aufbegehren gegen ihr früheres Leben, das ihnen nun eine idealistische Chimäre geworden zu sein scheint, endet zwangsläufig in ihrer Selbstzerstörung. Tragischerweise bleiben sie gerade dadurch ihren Idealen treu.
In "Sonatine" funkktioniert der Endvierziger Murakawa als Yakuza wie eine Maschine: jeder Auftragt wird prompt und ohne jede Gefühlsregung erledigt. Als er jedoch in einen Hinterhalt gerät, in dem seine Arbeitgeber die Strukturen des Syndikats lichten wollen, reißt Murakawa die Handlung an sich, obwohl sich ihm dadurch sein baldiges Ende bewußt ist.

Violent Cop Plakat Takeshi Kitanos Filme sind von einer pessimistischen Weltsicht geprägt, in denen die Helden, egal auf welcher Seite des Gesetzes sie stehen, zwischenmenschlicher Verwahrlosung ausgesetzt sind. Falsche Loyalitäten und oberflächliche Beziehungen werden ihnen zum Verhängnis.
Auch in "Violent Cop" (1989), dem Erstlingsfilm des in Japan gefeierten Allround-Künstlers Kitano, wird der Polizist Wagasuma durch seine schleichende Selbstzweifel an seinem Leben zum Außenseiter, der seiner körperlichen und seelischen Demontage ins Auge sieht.
Nachdem ein neuer Vorgesetzer seine Privilegien beschnitten, und nach dem Selbstmord eines Kollegen, der mit der Yakuza verbandelt war, alle Ermittlungen verboten hat, sieht sich der beurlaubte Wagasuma plötzlich als Außenseiter. Seine von ihm betreute geistig-behinderte Schwester fällt in die Hände des Drogen-Syndikats und so bleibt Wagasuma nur das Aufbäumen gegen einen allmächtigen Feind. Seinen Opfergang vollzieht er mit einer Gelassenheit, die an die stoische Selbstaufgabe der Samurai erinnert. Eine ritterliche Attitüde, die in der modernen Welt selten geworden ist.

Beide Filme Kitanos beeindrucken durch ihre Authentizität und durch ihr Spiel mit Versatzstücken des Genres. Die Tragik der Figuren koppelt sich oft mit Wortwitzen und unerwarteten Wendungen des Geschehens. Seine Filme sind künstlerische Innovation pur, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.` (nikki )

Anfang



TwentyFourSeven

S/W Engalnd 1997
Regie: Shane Meadows
Darsteller: Bob Hoskins (Alan Darcy), Jimmy Hynd (Meggy), Mat Hand (Fagash), Danny Nussbaum (Tim), u.a.
96 Min. Verleih: Tobis (O.m.d.U.)

Eine heruntergekommene Industriestadt irgendwo in England hat ihren Bewohnern nicht mehr viel zu bieten als einen Haufen Steine, der sich zu Häusern zusammenfügt, in denen Arbeitslose und ihre Kinder Alkohol und Aggressionen verfallen. Stillgelegte Gleise führen ins Nichts, ein Synonym für die Leere in den Seelen der Menschen.
So beginnt dieser Debütfilm von Shane Meadows. Der unermüdliche Sozialarbeiter Alan Darcy (für diese Rolle erhielt Bob Hoskins den Europäischen Filmpreis als "bester Darsteller") versucht, gegen die soziale Verwahrlosung der Jugendlichen anzukämpfen. Die Gründung eines Box-Clubs scheint der beste Weg zu sein, die rastlosen und aggressiven Energien der Jugendlichen auf ein Ziel zu kanalisieren.
Und tatsächlich werden die Rivalitäten zugunsten eines sportlichen Gruppengefüges in den Hintergrund gedrängt. Ein Gruppenausflug nach Wales ist der Höhepunkt dieser Entwicklung; Hier findet auch der Film zu einigen romantischen Szenen unter freiem Himmel.
Doch ausgerechnet der Moment des Triumphes über das Elend wandelt sich zur Katastrophe: ein Kampf gegen ein anderes Box-Team, den Darcy organisiert hatte, wird zum Eklat. Nicht nur, daß seine Schützlinge eine sportliche Niederlage erleiden müssen, sondern auch einer der Väter wird handgreiflich, so daß der Wettkampf abgebrochen werden muß.
Und gerade Darcy, der seinen Schützlingen Gewaltlosigkeit gepredigt hatte, schlägt den Unruhestifter zusammen. Resigniert und erschrocken über sich selbst, verschwindet er mit unbekanntem Ziel.

Besonders das lustvolle Spiel der Darsteller im Zusammenspiel mit einer authentisch wirkenden Fotografie und Musik machen den Reiz dieses Films aus. Die Spannung gewinnt der Film durch einen Prolog, der sich auf die Rahmenhandlung zubewegt, um in einem Epilog sanft auszuklingen. Action, unnötige Gewaltszenen oder rasante Schnitte braucht dieser Film nicht, um den Zuschauer zu fesseln.
Etwas im Unklaren wird man über die schon an Selbstaufgabe grenzende Motivationskraft Alan Darcys gelassen. Auch der Weg der Jugendlichen nach seinem Weggang bleibt unsere Phantasie überlassen. Doch machen diese Schwächen den Film eher sympathischer. Sein soziales Bewußtsein und seine Lebendigkeit machen ihn zu einem Stück authentischer Filmkultur Großbritanniens.
` (nikki )

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Warner Bros. in finanziellen Problemen

Nach einem Jahr schlimmer geschäftlicher Mißerfolge, unter denen "The Postman" und "Mad City" nur die Spitze des Eisberges markierten, hat der Mutterkonzern Time Warner seinem Unternehmen Warner Bros. nun die Mittel gekürzt. Der Rausschmiß des Marketing-Chefs und eines Produktionschefs waren nur der Prolog zu einem Trauerspiel, in dem die Kürzung der jährlichen Filmproduktion von 30 auf 20 Filme der Höhepunkt ist.
Diese Kinopleite ist ein Schock für die gesamte Filmbranche, sah es doch im vergangenen Sommer ganz so aus, als würden Warner Bros. mit "Batman und Robin" einen großen Wurf landen. Doch das amerikanische Filmpublikum sägte den Film grausam ab. Auch in den darauffolgenden Monaten konnte die Firma beim Publikum nicht landen. Erst der Nicholas Cage/Meg Ryan Film "City of Angels", der Ende des Jahres auch in Deutschland anlaufen wird, brachte den lang ersehnten Erfolg, der freilich die vorangegangene Dürreperiode auch nicht wird auffangen können.
Gleich mehrere spektakuläre Erfolge müssen unter der Kürzung der Mittel leiden: Tim Burtons "Superman Lives", mit Nicholas Cage in der Hauptrolle, ist für unbestimmte Zeit aufs Eis gelegt. Der Arnold-Schwarzenegger-Film "I Am Legend" (nach dem Endzeit-Kultbuch von Richard Matheson), dessen Regie immerhin Ridley Scott übernommen hatte, wird so lange zurückgestellt, bis gewährleistet ist, daß das Riegenbudget von 105 Mio. Dollar auf 75 Mio. geschrumpft ist. Glück hat der schon abgedrehte "Lethal Weapon IV" gehabt. Sein Budget beziffert sich, je nach Quelle, auf 115 bis 130 Mio. Dollar. Er ist Warner Bros. einzig verbliebene Hoffnung in der bevorstehenden Sommerkonkurrenz.
` (nikki )

Anfang



Big in Audio

Natürlich haben wir oft Probleme, wenn wir zu unserem Lieblings-Plattendealer gehen, schwungvoll die Tür aufdrücken, mit einem lieblichen Lächeln ins Plattenregal greifen und ins Leere fummeln. Dort, wo das Schild "Super Duper Popmusik aus Japan" hängt, tummelt sich Cornelius neben Pizzicato 5. Auch schön.
Wer aber schon immer ein Faible für das Außergewöhnliche hatte, dem kann geholfen werden: "Big Fish Audio" ist eine Internet-Site, auf der man erstklassige Indie-Pop-Musik aus Japan ordern kann.
Aus über 70 CDs kann man sich gemütlich reizende Sounds per Real Audio anhören, bevor man, die Füße auf den Tisch gelegt, mit der Maus auf den "Order"-Button klickt.
Neben Techno und Dance tummeln sich auch Rock und Reggae auf dem übersichtlich gestalteten Server. Man kann jetzt nur hoffen, daß sich Musikliebhaber nicht wie bisher mit dem mageren Angebot japanischer Popmusik abspeisen lassen, das bis jetzt durch mehr oder weniger innovative Kanäle zu uns drang. Wir warten jetzt nicht mehr auf die letzte "Spex"-Rezension oder den "Prinz"-Plattentest, sondern klicken uns durch zu Yoko Ueno oder den Trance-Act Prana.
` (Nikki )

Anfang



Burda Moden, Juni 1968 (Kurzfassung!)

Genau dreißig Jahre ist es her, daß die Studienbedingungen die Studenten auf die Straßen trieb. Sie hatten genug vom biederen Kleinbürgertum, vom tatenlosen Zusehen bei Kriegen der Großmächte und vom verklemmten Konservativismus. Sie lehnten sich auf gegen den Vietnamkrieg und propagierten die frei Liebe. Die Blumenkinder nahmen Drogen und vögelten um die Wette.

In der Burda aus diesem heißen Sommer spürt man nichts vom brodelnden Aufbruch in eine neue Zeit. „Sehr elegant kommt uns die Sommermode entgegen! Tupfen und Karos auf zarten Seidenstoffen sind die schönsten Modeseiten gewidmet.“ Es gibt „Perlen für die Party“ und „Romantik in Weiß“. Einzig die Möbel für Balkon und Garten werden bunt. Und „Stella“ macht jeden Tag zum Urlaubstag mit Grün-Lila-Pinken Op-Art Kleidern.` (jeans )

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Rezension: Fantastic Plastic Machine - Fantastic Plastic Machine

bungalow/readymade

Wir wissen nicht, ob Mama Tanaka dem kleinen Tomoyuki drei mal täglich ein üppiges Sushi gemacht hat, auf daß er ein kräftiger Sumo-Ringer werden würde. Jedenfalls hat sich in diesem fülligen Körper statt der zu erwartenden Urgewalt, ein atemberaubendes Gespür für Musik breit gemacht. So trägt Tomoyuki Tanaka alias Fantastic Plastic Machine auch keine überdimensionierten Windeln, sondern mit Vorliebe Buddy Holly Brillen zu sechziger Jahre Anzügen. Für seine Musik greift er jedoch nicht nur auf die coolen Sechziger zurück, sondern mischt hemmungslos alle Musikstile der letzten 300 Jahre und treibt den Stilmix dermaßen auf die Spitze, daß es fast an Körperverletzung grenzt.
So covert die Fantastic Plastic Machine auf ihrem gleichnamigen Debutalbum das in den frühen 80ern entstandene "Steppin´ Out" von Joe Jackson, indem Tanaka es von dem Easy-Listening-König Dougee Dimensional von den Gentle People singen läßt und es mit einem schwebenden Bossanova unterlegt, der sich zu Drum´n´Bass aufbläht und schließlich mitten im Stück zu einem heißen Samba mutiert. In dem Stück "Allen Ginsberg" stellt FPM fest, daß ein Freejazz Saxophon erst richtig gut in Begleitung eines Spinetts klingt, zu dem man im Hintergrund auch noch nett ein paar Bleepse und Klonkse gesellen kann. Auch Piero Piccione, spätestens seit dem Sampler "Beat at Cinecittà" wieder als König der italienischen siebziger Jahre B-Movies in all unser Gedächtnis katapultiert, wird in seinem Stück "Philter" gnadenlos mit Trommeln und Bässen bombardiert. Als Bonbon schließt das Album mit einem, Tanaka nennt ihn, "Nova Bossa Nova", der einen Pingpong-Beat besitzt, wobei dies in diesem Fall wörtlich zu nehmen ist.

Solche dreiste Virtuosität hat Mr. Tanaka in Japan schnell zum Star und in Europa zum Geheimtip gemacht und so schreibt er mittlerweile Stücke für Pizzicato Five, remixt Dimitri from Paris, Dog Eat Dog und Björk und Produziert Japan-Pop Girlies wie z.B. Calin für die er, als würde er nicht schon kreativ genug sein, eine von ihm höchstpersönlich gestaltete Modezeitschrift herausbringt.
Für sein Album konnte FPM die verschiedensten Künstler in seiner Kreativ-Schmiede vereinen: Als Sänger die von Momus produzierte Leila France, die brasilianische Sängerin Pat, Maki Nomiya von den Pizzicato Five und wie gesagt Dougee Dimensional von den Gentle People, als Mixer Luke "Spacer" Gordon, le hammond inferno und Maxwell Implosion und zu guter Letzt hat der Techno Visionär Yoshinori Sunahara beim Stück "First Class ´77" völlig freie Hand.

Stellt sich nun nur noch die Frage: warum bedarf es einen Japaner wie Tomoyuki Tanaka, um unserer verbohrten westlichen Welt zu zeigen, welche Musikstile miteinander kombiniert das nächste Jahrtausend anführen?
Mama Tanaka würde wahrscheinlich sagen: eßt mehr Sushi!
` (jonz )

AnfangAnspieltipSteppin´ Out
AnspieltipPhilter




Rezension: Jesus And Mary Chain - Munki

Creation/Sony

'I feel like we’ve been pushing a huge boulder up Mount Everest for years, you know. And now I just want the boulder to go, I wanna be able to just walk up Mount fucking Everest for a change, I wanna be like Nick Cave  he’s done what we wanted to do. He does what he wants and you accept him as he is or you fuck off. And people do accept him. That’s what I like for us.' Jim Reid, Februar 1998
Mag man nach solch einem Bekenntnis nicht den armen Jim Reid und seinen Bruder in die Arme nehmen, ihnen tröstend über das Haar streicheln und sagen: "Ist doch alles nicht so schlimm. Ihr seid doch immer noch die coolsten Rocker unterm Himmelsdach." ?
Daß wir einen vergleich mit Nick Cave, der sich seit seinem ersten Album mindestens ein Stück weiterentwickelte, anmaßend finden, müssen wir den beiden kleinen Brüdern und Gründern von The Jesus and Mary Chain ja nicht sagen. Man muß ihnen ja auch nicht verraten, daß wir uns spätestens beim 1994 erschienenem bis jetzt letzen Album 'Stoned And Dethroned' gefragt haben, warum Jesus And Mary Chain sich nicht ,wie es sich für ordentliche Helden der Jugend gehört, nach ihrem bahnbrechenden ersten Album 'Psychocandy' (1985) in einem Nonnen-Kloster mit 100 Kilo Dynamit ins Jenseits beförden konnten.

Nun gut, hören wir uns also mit einem Gefühl zwischen peinlich berührt und ertappt das neue Album der Reid Brüder 'Munki' an. Zuvor reden wir uns noch einmal ein, daß es ohne JAMC wahrscheinlich keine Stone Roses und alle folgenden Pop-Bands, die wir heute gehässig in den Brit-Pop-Topf schmeißen, gäbe. Und bedenken, daß einer der genialsten Musiker der Neunziger Jahre, Bobby Gillespie, Mastermind von Primal Scream, bis 1986 Drummer von JAMC war und daß die ebenfalls genialen Chemical Brothers JAMC als einen ihrer stärksten Einfluß nennen.

Auf diese Weise erbaut, fangen wir beim ersten Stück 'I Love Rock’N’Roll' gemütlich an ,mit dem rechten Fuß zu wippen. Beim zweiten Stück 'Birthday' freuen wir uns über die ersten Schrammel-Feedback-Gitarren und wippen schon kräftiger mit besagtem Fuß. Da die nächsten 2 Stücke irgendwie recht ähnlich klingen ,halten wir tapfer unsere Wippgeschwindigkeit, dann freuen wir uns wippenderweise über eine Sängerin im 5. Stück. Im 6. Stück 'Perfume' staunen wir über einen seichten Hiphop-Beat, wippen zusätzlich leicht mit dem Kopf und reden uns eine Erleuchtung der Reids ein.
Die nächsten zwei Stücke bringen nichts neues, also beschränken wir uns wieder auf den Fuß, den rechten. Bei dem 9. Stück 'Cracking Up' ,das als erste Single-Auskopplung bereits auf MTV dudelt, amüsieren wir uns über die beiden alten kleinen Brüder (sind sie nicht schon über 40?), die immer noch glauben, sie könnten uns durch ihre Coolness beeindrucken.
Immer noch wippend stellen wir erschrocken fest, daß wir erst die Hälfte des Albums hinter uns haben. In den nächsten 8 Stücken hören wir uns noch die ein oder andere Mär über Zerstörung und Penetration und Drogen an, dabei nimmt das Wippen in einer e-Funktion ab. Spätestens beim letzen Stück 'I Hate Rock’N‘Roll' ist uns dann der Fuß eingeschlafen.` (jonz )

AnfangAnspieltipPerfume
AnspieltipCracking Up




Rezension: Bernard Butler - People Move On

Creation/Epic

Künstler, die aus einem kreativen Verbund ausbrechen, und dann ihre Kreativität allein ausleben, wirken meist hilflos, schwach und zerbrechlich und versuchen dieses durch ein Übermaß an Selbstbewußtsein zu vertuschen. Oft schon sind Solokarrieren diverser Drummer oder Gitarristen im Sande verlaufen, ihre Debut-Soloalben wirkten meist peinlich, weil eine anfängliche musikalische Selbstfindung gepaart mit polternder Selbstüberschätzung nun mal peinlich ist.
Bernard Butler hat mit seiner Trennung von Suede zunächst eine schmerzliche Wunde hinterlassen, wähnte man schon das Ende dieser hochgelobten Band. Während Suede jedoch wider Erwarten recht bald ein umwerfendes drittes Album einspielten, bastelte Butler eher im Verborgenen. Nach Kollaborationen mit Edwyn Collins, Brian Ferry und Neneh Cherry reicht uns der Mann mit dem schüchternen Blick und dem kastanienbraunem Haar zaghaft sein Soloalbum über den Tresen. "Junge", möchte man ihm da auf die Schulter klopfen, "Junge, das hast Du großartig gemacht! Feines Stück Popmusik!"
"People Move On" ist sein kleines Tagebuch geworden. Es handelt von Liebe, von Geborgenheit und davon, wie schön es ist, äh, verliebt zu sein. Kitsch? Wer hat hier Kitsch gerufen? Butler schafft es, wie damals schon als Songwriter bei Suede, den schmalen Grat zwischen Gefühlsbetontheit plus Dramatik und Kitsch entlangzuwandeln.
Und das mit geschlossenen Augen.
Als werdender Vater kann Butler ohne mit der Wimper zu zucken ein Lied über die Kraft und Wärme schreiben, die er seinem wachsenden Sprößling mit auf den Weg geben will. Und daß zufällig die schönste aller Frauen die Seine ist. Seine dramatisch-schönen Worte paaren sich mit heulenden Gitarren, die an 70er Jahre-Brecher vom Format Fleedwood Macs erinnern. Geigen mit Tränen in den Saiten zirpen mit Melodien um die Wette; die Welt kann so schön sein... Und entgegen allen Unkenrufen kann sich Butlers Stimme durchaus mit seiner protzigen Leadgitarre messen. Dieses Album wird vielleicht nicht in die Pop-Geschichte eingehen - aber sein Stern leuchtet hell über dem Sumpf des Vergessens, in dem die Soloalben diverser Ex-Gitarristen und Ex-Drummer dümpeln. ` (nikki )

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2,3 Millionen Deutsche täglich im Internet

Hamburg (dpa) - Im weltumspannenden ComputernetzwerkInternet sind durchschnittlich 2,3 Millionen Deutsche jeden Tag anzutreffen.
Insgesamt haben 5,6 Millionen Bundesbürger im Alter zwischen 14 und 59 Jahren Zugang zum Internet oder zu Online-Diensten wie T-Online oder AOL. Das sind zentrale Aussagen einer repräsentativen Untersuchung des Marktforschungsinstituts GfK, die Anfang Februar von Gruner+Jahr in Hamburg veröffentlicht wurde.

Der Studie zufolge wird die Online-Nutzung in Deutschland immer stärker vom Internet dominiert. Von den 5,6 Millionen Nutzern der Online-Medien sind mittlerweile 4,9 Millionen Internet-User. Lediglich noch 700.000 Personen bezeichnen sich als reine Online-Dienste-Nutzer, die sich beispielsweise auf die Angebote von T-Online, CompuServe oder AOL beschränken und nicht in das Internet gehen.
"Die Computeranwender in Deutschland haben im vergangenen Jahr ihre anfangs vorhandenen Berührungsängste mit dem Internet abgelegt und nutzen es jetzt intensiv als Informations- und Kommunikationsmedium in ihrem beruflichen und privaten Umfeld", sagte der Geschäftsführer der G+J Electronic Media Service GmbH, Andreas Schmidt.

Aus der Studie gehe weiterhin hervor, daß Information und Kommunikation im Vordergrund der Online-Nutzung steht. Die Mehrzahl der Internet-User sucht insbesondere Nachrichten und Unterhaltung sowie "nutzwertige Informationen aus dem professionellen Umfeld" und auch Dienstleistungen wie etwa Online-Shopping. Interesse an Nachrichten aus dem aktuellen Weltgeschehen bekundet mit 47 Prozent (2,3 Mio. Personen) fast die Hälfte der gesamten Nutzerschaft, Veranstaltungskalender im Netz schauen sich 32 Prozent (1,5 Mio. Personen) an. Interesse an Entertainment-Angeboten und Spielen gaben jeweils etwa eine Million Personen an.
Bei der Studie wurden 10 000 Personen vom 5. November 1997 bis zum 23. Januar 1998 befragt.
. (nikki )

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AAAAAAAhhhh! Scream 2 mit Traumstart in den USA

Bei Dimension Films wird jetzt kräftig gefeiert. Der Grund: Dimensions "Scream 2", das Sequel von Wes Cravens Horror-Thriller "Scream - Schrei!", übertraf bei seinem Start in den US-Kinos amalle Erden Film zum besten Dezember-Starter aller Zeiten.
Bald soll das Sequel auch in deutschen Kinos anlaufen.
Die Page von Wes Craven
Die Page über Scream 2. (nikki )

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Auch Tomb Raider wird verfilmt

Wieder wird ein beliebtes Videogame verfilmt: Eidos Interactives "Tomb Raider" soll 1999 auf die Leinwand kommen. Die Rolle der Spielefreaks wohlbekannten Lara Croft wird Schauspielerin Elizabeth Hurley übernehmen.
In Schauspielerkerisen wird allerdings noch gemutmaßt, ob Hurley jemals an die überirdischen Rundungen von Croft herankommen wird. Rein anatomisch wird das Problem wohl nicht zu lösen ein; aber viellicht stattet man sie per Computer mit steinharten spitzen Brüsten aus?
Die Tomb Raider Page. (nikki )

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Interview: Pizzicato 5 & Fantastic Plastic Machine - Japan popt! (Kurzfassung!)

Popmusik ist out, es lebe Japan-Pop. Dieser Widerspruch in sich wird jedoch leicht verständlich, konsumiert man eben solche Töne, die in jüngster Vergangenheit zu Szene-Tip avanciert sind. Das berliner Label Bungalow Records hat sich unter anderem spezialisiert, dieser hippen Musik eine Plattform zu bieten, brachten sie doch letzes Jahr den legendären Sushi 3003-Sampler heraus.
Wir sprachen auf der Hamburger Promotion Party für die neue "Fantastic Plastic Machine" 12 inch sowohl mit Herrn Konishi von den Pizzicato 5, der uns die große Ehre erwies, seinen grandiosen Musikgeschmack mittels DJing unter die Menschen zu bringen, und Herrn Tanaka, von der Plastikmaschine höchstpersönlich.. (nikki )

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Interview: Stereo-Total - ´Ich scheiß auf Reime!´ (Kurzfassung!)

Minimal-Elektronik mit Achtziger-Jahre-Sound, Kinderstimmchen, freche Texte und französische Pop-Songs der Sechziger: klingt nach einem heitern Nachmittag.
Genau diese Stimmung verbreiten Stereo Total auf ihrer neuen Platte "Juke Box Alarm". Francoise Cactus und Brezel Göring rasen durch die skurrilsten Momente der Musikgeschichte ohne retrospektiv zu wirken. Seltsam modern klingen ihre Serge Gainsbourg Samples, wenn Francoise dazu singt: "Touche-moi, Oh touche -moi, C'est moi l'etoile de tes nuits...".. (nikki )

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Interview: Whirlpool Productions - ´???´ oder ´wie man sich keinen J (Kurzfassung!)

Da gibt es drei Männer.
Einen sehr dünnen, mit sehr langen Haaren und zu hellen Augen. Etwas zu fahrige Gliedmaßen.
Einen dünnen mit feinen Gesichtszügen und nervösem Blick und zitternden Händen. Der schreibt sehr oft sehr kluge Sachen in einer ganz intellektuellen Zeitschrift.
Und der dritte ist dunkler Hautfarbe und hat gerne dunkle Sonnenbrillen auf, um galanter zu wirken in seinen feinen schwarzen Anzügen. Der kann auch singen.
Diese drei haben sich in Köln zusammengetan, um die Musik, die sie in Clubs auflegen, auch selbst zu machen. Nur vielleicht besser. Diese drei nennen sich nach einer in gewissen Etablissements beliebten Badeform und benennen ihr aktuelles Album "???".
Nikki traf die drei glücklicherweise nicht in der Tummelwanne, aber wundert sich trotzdem.. (nikki )

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Rezension: Die Moulinettes - 20 Blumen

Marina Records

moulinettes-coverKeine ist wie Du! Superelastisch swingen sich die drei Frauen mit der herben Fronstimme durch kleine Häppchen Musik, die wie ein Tomatenigel bei einem Schnittchenwettbewerb wirken: Lecker und äußerst dekorativ. Kleine spitze Texte über "Krankenschwester Barbie", die Ken auf Zimmer 37 verführt oder das Klischee vom weiblichen Hormonspiegel, der uns Frauen auf Hilfe von außen anweist, flöten sich über Tschaka-Tshaka-Rythmen mit Background-Gesängen, die an wundervolle Nachmittage in wundervollen Cafes in den Sechzigern erinnern:
ein Martini in der Hand, die kleine Lacktasche auf den hautfarben bestrumpften Beinen, den Blick vergrößert durch einen Lidstrich, eine Band auf den Podium, die swingt wie der Arsch vom kleinen Kellner, der die Speisen bringt.
Besonders reizend sind nicht nur die wundervollen Fotos des begnadeten 6ties-like Layouters Stefan Kassel, sondern auch die Coverversionen der 60er Jahre Knaller: "Winter in Kanada", "Das war eine schöne Party" und nicht zuletzt "Herr Rossi sucht das Glück".
Ich glaube, wenn Herr Rossi diese kleine Perle in den Händen hielte, würde er seine Suche nach "Eis vom Nordpol, flambiert mit Punsch, auch mal Sekt statt immer Milch" für kurze Zeit aufgeben, sich mit seinem Hund ein Cha-Cha gönnen und wirklich glücklich sein. Den Moulinettes sei Dank.
` (nikki )

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Rezension: Holsteins/Ian Brown/Supersub

supersub-coverGuter alter Indie-Rock, das ist so bodenständig wie das Flachland von Schleswig-Holstein. Vielleicht haben sich die fünf jungen Engländer deshalb sogenannt. Eine süße "Lalala"-Frauenstimme fliegt über kratzige Gitarren ihres Albums "Sub Rosa", ein Schlagzeug, ein Bass, was will man mehr. Nett, aber nicht mehr.
Das kann man allerdings nicht von Ian Browns Debut-Solo-Album "Unfished Monkey Buisness" behaupten. Viele viele sehr gute Ansätze, die sich von Reggae über Rock zu Pop hangeln, doch mangelnde Eleganz läßt sie leider zu oft gegen große Hindernisse klatschen. Ein frickeliges Album, für Krümelfetischisten sicher etwas, doch für meinen Geschmack hat sich Brown durch den Versuch der Negierung seiner "Roses"-Vergangenheit selbst alle Gliedmaßen abgehackt. Sobald er lässiger und nicht so verkrampft mit der Musikgeschichte umgehen kann, sollte er sich nochmals in einem Studio einschließen, und dann klappt das auch mit dem Nachbarn.
Saftige Schnitzel auf nackten Frauenschenkeln, das prickelt auch, wenn auch auf eine rauhe Art. Die Sorte Mahlzeit stelle ich mir jedenfalls vor, wenn die vier Britpopper von Supersub vor sich hingrooven. Ach, aus Holland sind die? Scheiße, nach superleckerem Kakao und Schokolade der nächste Exportschlager. Die Jungs rammeln sich auf "Window Shopping" gemütlich durch die letzten Jahre britischer Musikgeschichte, als hätten sie die letzten Jahre als Bettwanze in den Betten von Ocean Color Scene, Oasis und Mansun gelümmelt und deren Saft genuckelt. Im Prinzip ein Klasse Compilation-Album von nur einer Band, bei dem man echt nichts falsch machen kann. Aber Mansun als Bettwanzen in MEINEM Bett wären mir dann doch lieber. Mein Saft schmeckt auch besser.. (nikki )

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TGV - Low-Fi-Beat-Punk

Der heitere Himmel hängt voller Gitarren. Sie zirpen vor sich hin, Bilder von fülligen, nackten Frauen, die über eine Sommerwiese tänzeln, formen sich und schweben in unsere Lenden, bis wir einen heftigen Tritt in die Eier bekommen und wir krümmend am Boden nur noch die kreischende Stimme Elena Langes vernehmen: "This is what I call my tomorrow!". Die zirpenden Gitarren haben sich in wüste apokalyptische Reiterinnen verwandelt, die durch einen Beat reiten, als ginge es um Leben und Tod.
TGV nennt sich die dreiköpfige Medusa, die uns nicht nur klirrenden Punkpop alà Buzzcocks serviert, sondern auch die typisch kühlen allegorischen Texte von Elena Lange (Stella). Katrin Ehmke am Bass und Barbara Schulz (Der Heiter Himmel) am Schlagzeug treten nochmal ordentlich in die Weichteile, bevor der rasselnde Beat und die Gitarren wieder einsetzen. Diesaml hängt der Himmel voller kreischender Frauen, die sich wehren, die aufbegehren, und, verdammt noch Mal, wenn Frauen Punk spielen, dann ist es Punk. Und davon könnten sich Eierträger ruhig etwas abschneiden!
Produziert werden TGV, die sich Ende 1996 gründeten, von Ted Geier von den Goldenen Zitronen. Ihr Low-Fi-Beat-Punk wird uns endlich hören und sehen lernen.
. (nikki )

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Alien - die Brut, die niemals stirbt... (Kurzfassung!)

Commander Ripley ist im Grunde nicht viel anders als die Schleimwesen, die sie immer bekämpft hat: sie kehrt immer wieder. Sei es als Hyperschläferin im Space-Shuttle, oder, wie im neuen Sequel Alien - the Resurrection, als Klon.
Ihr kann jetzt sowieso keiner mehr was. Sie ist schon einmal gestorben, kann sich also, anders als ihre Mitkämpfer, bitteren Sarkasmus erlauben und mit einem fiesen Grinsen in den Alien-Schleim greifen: trägt sie doch selbst einige Alien-Gene in sich.

Die Kultecke beschäftigt sich diesmal mit dem metallen schimmernden Wesen: steht es für verdrängte Gebärängste? Für das Fremde an sich? Psychologen streiten sich um Deutungsversuche. Wir streiten mit. (nikki )

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Der Weg nach Eden

österreich 1995
Regie: Robert-Adrian Pèjo
Verleih: Real Fiction 82 Min.

Der 44jährige János ist Seziermeister am Pathologischen Institut eines Budapester Krankenhauses. Dieser Dokumentarfilm folgt János auf seinem Weg von Sterbebetten in Krankenhäusern in die Pathologie, wo er die Toten, meist alte Menschen, auf ihrem letzten Weg begleitet.

Statt durch die genaue Kameraarbeit Ekel und Abscheu über die Arbeit des Seziermeisters hervorzurufen, geht es diesem Film vielmehr darum, den Tod und das Sterben zu dokumentieren. Und das auf einer sachlichen Art und Weise, die uns aufschreckt und uns bewußt macht, wie wenig wir doch von diesen zum Leben gehörenden Vorgängen wissen (wollen).

Die eingefallenen Körper sind fleckig und häßlich, ein eindringliches Statement gegen die Körperhysterie und den Jugendwahn der heutigen Zeit. Das Schlimmste ist für János nicht der Tod, sondern das Sterben ohne Würde. Deshalb behandelt er die toten Körper nicht wie Fleisch, sondern mit Würde. Das Paradoxe an seinen Bemühungen: er schenkt den Toten weit mehr Aufmerksamkeit, als sie sie zu Lebzeiten vielleicht bekommen haben.

Das Kernstück des Films ist eine für medizinische Zwecke vorgesehene Sezierung eines Toten. Nichts für schwache Nerven. Dennoch werden Menschen mit Erwartungen an Splatter- und Horroreffekte enttäuscht sein: ferne jedes Voyeurismus folgt Regisseur Pèjo den raschen Schnitten des Skalpells. Zurück bleibt der Körper als eine leere Hülle.

János bemerkt dazu am Ende des Films: "Wer sich so mit dem Tod beschäftigt, dem wird klar, daß danach noch etwas anderes kommt." (nikki )

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Die Handarbeit 4, DDR Winter 1966 (Kurzfassung!)

In der Winterausgabe der Zeitschrift "Handarbeit" aus der DDR dreht sich alles um Weihnachtsgeschenke. Den Liebsten werden Sterne und Weihnachtsmänner aus Pappe und Glanzpapier gebastelt, Mützen und passende Handschuhe gehäkelt, oder eine Tischdecke mit stilisierten Tannenbäumen bestickt. Die "Handarbeit bietet einen Einblick in das moderne Leben in den Plattenbauten.
Die Kleider wirken mit kontrastreichen applizierten Ornamenten in Rot und Schwarz.
Zu guter letzt gibt es die "Drei Asse der Hygiene": tupfi - die seidenweichen Tupfer, Balli - die bunten Wattebällchen und NEO - die ideale Hygiene für die moderne Frau. (Jeans )

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Kissed

Kanada 1996
Regie: Lynne Stopkewich
Darsteller: Molly Parker, Peter Outerbridge, Jay Brazeau, Natasha Morley, u.a.
Verleih: Kinowelt 78 Min.

Gestorben wird ja praktisch immer. Deshalb ist die Arbeit mit Toten ein sicherer Job.
Lynne Stopkewichs Film jedoch erhebt den Umgang mit Toten zu einer gleichsam sphärisch-esoterischen Erfahrung, die viel mit Liebe und Erotik zu tun hat.
Ganz anders also als der Dokumentarfilm Der Weg nach Eden, der tote Körper realistisch zeigt, hat die Protagonistin dieses Films ihre eindringlichen Erfahrungen ausschließlich mit jungen und schönen Leichen. Sandra hatte schon als Kind ein "feierliches Gefühl" bei der Begenung mit dem Tod, der in ihr keine Angst oder Abscheu hervorruft, sondern ein seltsames Gefühl der inneren Verbundenheit. Ihre Leidenschaft für tote Körper führt sie später in das Studium der Biologie und schließlich in ein Beerdigungsinstitut, in dem sie als Einbalsamiererin arbeitet.
Nachts kehrt sie heimlich zu den Leichen zurück, um sie zu liebkosen. Von der ersten zaghaften Berührung führt uns der Film zu einem geradezu mystischen Liebesakt, den Sandra als eine lichtüberflutete Ekstase erlebt. Körper schimmern wie Sterne, sagt sie darüber.

Mit Nekrophilie oder Horroreffekten hat dieser Film jedoch nichts zu tun. Inspiriert von den Erlebnisberichten klinisch Toter, die ins Leben zurückgeholt wurden und von gleißenden Lichtern berichteten, stilisiert Stopkewichs Film den Tod als Übergang zu einer Lichterwelt. Was neben der ästhetisierten Bilderflut vor allem im Gedächtnis bleibt, ist Sandras liebevoller Umgang mit toten Körpern, auch wenn sicherlich einige Zuschauer den Sex mit Toten als entwürdigend empfinden würden.
Worum es Sandra jedoch geht, ist ihre tiefe Zuneigung für alles Kreatürliche, das im Tod nicht einfach "entsorgt" werden sollte.

Ein geradzu feierlich wunderschöner Film, der sich nicht in ein bestimmtes Genre einordnen läßt und wohlig aus der Flut anderer Filme hervorsticht. (nikki )

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Noch mehr Busen-Mania! Russ Meyer, Teil 2 (Kurzfassung!)

Die in jeder Hinsicht prosperierende "Mittelphase" unseres "geilen Mannes" (Russ über sich selbst) - mehr Farbe, mehr Geld und noch größere Titten.
In den Mid-Sixties drehte der Kultregisseur Meyer die besten und bekanntesten seiner Filme: Faster Pussycat! Kill! Kill!, Vixen und Beyond The Valley Of Dolls. Mehr Gewalt, mehr Sex und mehr Camp - Trash in seiner Höchstform.
Mit Vixen revolutionierte Meyer den Sexfilm. Nach diesem Meisterwerk sollte in dieser Branche nichts mehr so sein wie zuvor....
(nikki )

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Rezension: Jonathan Fire Eater

Tremble Under Boom Lights
Crippled Dick Hot Wax

Bevor es auf die Piste geht, noch einen kleinen Martini - gerührt und nicht geschüttelt. Den Pony nochmal glatt gefönt, Krawatte festgezogen, Fred Perry-Hemd gezupft und schnell den Videorecorder mit dem `Quadrophenia´-Video drin ausgeschaltet.
Fein. Es kann losgehen.
Jonathan Fire Eater machen genau die Musik für Menschen, die für Cordhosen-Brit-Pop zu stylisch, aber für Rock zu elegant sind. Irgendwo zwischen den Jon Spencer Blues Explosion und knackigen The Who-Songs aus den frühen Sechzigern liegend, rotzt Sänger Stewart Lupton seine gutturalen Laute und Farfisa-Orgeln und peppige Gitarren. Die Fünf Jungs klingen nicht nur wie frisch aus dem Time-Tunnel, ihre Eltern scheinen bei `Quadrophenia´ Statisten gewesen zu sein und haben dies an ihre Jungs weitervererbt.

Trotzdem wird man ihrem explosivem, rotzigen Sound nicht gerecht, würde man Jonathan Fire Eater lediglich als "Retro" bezeichnen. Weder ihre Musik, und schon gar nicht ihr Live-Spiel ist einer bestimmten Zeit oder einem Stil zuzuordnen. Mal bluesig, mal rockig, mal orgelig schwimmen sie im großen Pool der Sechziger und Siebziger Jahre, bedienen sich hemmungslos an Attidüden (Sänger Lupton wirkt auf der Bühne eher wie ein als Mod getarnter Hippie, der auf LSD sein Mikro vergewaltigt) und Kleidungsstilen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb wirken sie frischer als eine die Popstar-Attidüde überstrapazierende Band wie Pulp.
Die fünf Jungs, die sich von einer typischen College-Band mittlerweile zu einem Major Deal bei Dreamworks hochgerockt haben, ohne ihren Saft und die Kraft zu verlieren, lassen ihre musikalische Wurzeln in Rohform erkennen. Erdig, staubig, aber verdammt würzig. Saftiges Kleingartengemüse statt Holland-Wasser-Tomaten. Komischer Vergleich.
Vor allem, weil das Gemüse in schwarz gehüllt ist und Krawatten um hat. (nikki )

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Rezension: Sylvestergeschichten eines Sechsecks (Kurzfassung!)

Ein mathematischer Roman? Sechsecke? Kreise? Gäääähn...
Von wegen. Dionys Burger verarbeitet in seinem Roman über das Flächenland und seine Bewohner (die übrigens schon 1880 zum ersten Mal in der Literatur auftauchten) nur allzu menschliche Parabeln: politische Unterdrückung, Engstirnigkeit, Frauen-Emanzipation usw.
Das Ganze ist äußerst klug und amüsant verpackt in eine nette Sylvestergeschichte, die eben jenes Sechseck seinem Enkel erzählt. Aber lest selbst... (nikki )

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Russ Meyer veröffentlicht seine Biographie

"Ich schlafe nicht mit Frauen - ich ficke!" - Russ Meyer veröffentlicht seine Biographie in einem Mammutwerk

"Er hatte ein wahrlich bewegtes (Sex)Leben: seine Filme ließen die Wellen der Empörung stets hoch branden, seine Liebhaberinnen wogten mit üppigen Busen über die Leinwände der Nationen. Zu schön, um es für sich behalten. Ähnlich voluminös wie die Oberweiten seiner Favoritinnen ist dem 75jährigen Amerikaner sein Lebenswerk geraten: "Allerdings. Mehr als 2 300 Seiten. Mit vielen Bildern von wunderschönen Frauen."

Der physische Umfang des Buches läßt auf einen ähnlich großen Gegenwert an Geld schließen. Wer soll das bezahlen? Meyer hält dagegen, daß trotz des Kostenvoranschlags von "mehreren Tausend Mark" in Amerika bereist 7 000 Vorbestellung vorliegen. Kein Wunder: es geht um nichts anderes als Sex: "In derben Worten beschreibe ich den Geschlechtsakt mit allen Frauen, mit denen ich jemals zusammen war." Und das waren etwa 35. Es gäbe ja nicht wirklich viele gutaussehende Frauen, bemerkt Meyer traurig. Er widmet das Buch jedenfalls einer großartigen Lady: seiner ersten Ehefrau Eve Meyer, die mit 24 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

Zu seinem bewegten Leben gehörte nicht nur ein Freund, der Hühner vögelte - "Charlie kam aus Alabama, da züchten sie Tiere" - , sondern auch ein Bordellbesuch mit Ernest Hemingway. Eine Familie mit Frau und Kindern hatte neben ficken und filmen jedenfalls kein Platz. "Ich wollte frei sein. Einige Frauen hatten Abtreibungen - darauf bin ich nicht stolz. Aber es war besser so für alle Beteiligten."

Von Silikon hält der alte Haudegen nichts - obwohl seine aktuelle Freundin Pandora Peaks ganz offensichtlich ihren Körper damit hat aufblasen lassen. Da "noch alles funktioniert" greift Russ gern nach knackigem Gemüse: so 21, 22 sollten seine Freundinnen höchstens sein. Und was sollte auf seinem Grabstein stehen? "Ich habe es gern getan", lacht Meyer.

(Quelle: Stern 48/97)

(nikki )

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Stella Does Tricks

England 1996
Regie:Coky Giedroyc
Darsteller: Kelly McDonald (Stella), James Bolam (Mr. Peters), Lindsay Henderson (Stella als Kind) u.a.
95 Min. Verleih: Jugendfilm

Eine Flucht ohne Ende: als Stella nach einer verpfuschten Jugend wieder in ihre Heimatstadt Glasgow zurückkehrt, empfängt sie weder eine warme Familie, noch eine verläßliche Zukunft. Die Fünfzehnjährige hatte sich nach einer unglücklichen Kindheit auf den Straßen Londons das Geld als Prostituierte verdient. Fast beiläufig, sachlich-nüchtern, wird ihr widerwärtiger Alltag in dem Spielfilmdebut von Coky Giedroyc von der Kamera registriert.
Gespickt ist der Film von märchenhaften Rückblenden in die Kindheit Stellas, die immer wieder in diese Gedanken- und Erinnerungswelt flieht, wenn sie das Hier und Jetzt nicht ertragen kann. Ihre wenig glückliche Kindheit hatte ihr wenigstens noch eine Perspektive gelassen.
Jetzt ergibt sie sich ihrer Lage, immer unter dem Schutz ihres Zuhälters. Sie glaubt, keine Perspektive mehr zu haben.
Als jedoch ihre Freundin von einem Ganoven aus dem Milieu brutal mißhandelt wird, erfährt ihr Leben eine Wendung: Stella wird aufsässiger, und flieht schließlich mit einem Junkie, selbst als sie ihr Zuhälter von anderen Männern vergewaltigen läßt. Stella ist frei, doch steht sie erneut vor der Frage, mit Eddie eine ungewisse Zukunft in Glagow vor sich zu haben oder erneut auszubrechen, und alleine weiterzumachen.

Die Regisseurin wandelt mit ihrem Film deutlich in den Spuren von Mike Leigh und Ken Loach. Detailgetreu, sachlich und doch nie ideologisch überfrachtet, porträtiert sie ihre Menschen, allen voran das Mädchen Stella. Als märchenhaften Einschlag versieht sie Stella mit einer Fantasie und Kraft, die sie erhaben macht über eine egoistische Männerwelt und die Anlaß zu Hoffnung geben. (nikki )

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The Ugly

Neuseeland 1997
Regie und Buch: Scott Reynolds
Darsteller: Paolo Rotondo, Rebecca Hobbs, Jennifer Ward-Lealand u. a.
Verleih: Nil Film 91 Min.

Seine entstellte rechte Gesichtshälfte läßt ihn im Spiegel zurückschrecken. Er habe getötet, weil er häßlich sei, hat der Massenmörder Simon immer wieder betont. Seine Taten haben alles bisher Dagewesene in den Schatten gestellt: er tötete wahllos, scheinbar ohne jedes Motiv, Männer, Frauen, Alte Junge, Bekannte und Unbekannte. Nur ein Opfer, das ihn später identifizierte, hat er unbegreiflicherweise am Leben gelassen.

Nach jahrelanger psychatrischer Behandlung erwartet Simon nun die attraktive, sehr auf Publicity bedachte Psychologin Karen. Sie soll seinen Fall erneut aufrollen und ihm seine Heilung bestätigen - dann hätte er eine Chance auf eine Freilassung.

Doch in der klaustrophobischen Welt aus Rot- und Blautönen gewinnt Simon in den tiefen Gesprächen immer mehr Macht über Karens Vorstellungswelt. Alpträume plagen sie. Sie verliert zusehends die für eine Psychologin so wichtige Distanz zwischen sich und dem Patienten. Auch sie sieht schließlich seine Mordopfer und das schwarze Blut, das aus ihren Körpern quillt.
Ein filmisch wie gestalterisch äußerst intelligenter Horrorthriller, der selbst den Zuschauer im Unklaren läßt über Simons seelischen Zustand: ist er wirklich geheilt und nur die Befragung der Psychologin schälte seine Träume und damit seine Gewalttätigkeit aus seinem Inneren oder spielt er von Anfang an ein gewitztes Spiel?

Zusehends verwischen die Grenzen zwischen den Vorstellungswelten beider Protagonisten und der Realität. So träumt Karen schließlich von ihrem gewaltsamen Tod durch Simon.

Oder war es doch kein Traum? (nikki )

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Western

Frankreich 1997
Regie: Maurice Poirier
Darsteller: Sergi Lopez, Sacha Bourdo, Elisabeth Vitali, u.a.
Verleih: MFA 120 Min.

Was haben die Bretagne und die Gegenwart bloß mit einem Western zu tun? So einiges: wortkarge, unrasierte Männer, die unterwegs sind, und doch nie ans Ziel gelangen, schöne Frauen am Wegesrand, weite Landschaften...

Maurice Poiriers lakonische Komödie verfolgt zwei Außenseiter - den katalanischen Schuverkäufer Paco und den russischen Landstreicher Nino - über einsame Landstraßen. Eigentlich wollte Paco, der als Handelsvertreter durch die Provinz gondelt, eine Anhalterin mitnehmen. Statt dessen steigt Nino ein, ein schmächtiger Streifen mit dem Blick eines Bassetts. Der stiehlt ihm dann auch noch den Wagen. Und damit nicht genug: Paco wird der Job gekündigt und die niedliche Französin, die Paco Unterschlupf gewährt, möchte sich ihrer und seiner Gefühle sicher sein: drei Wochen lang sollen sie den Kontakt zueinander abbrechen, um die gegenseitigen Empfindungen zu prüfen.

Klasse.

Da sitzt Paco nun mit Nino auf der Straße. Der Spießer und der Streuner brechen Richtung Nantes auf, kommen aber über einen Umkreis von 15 km nicht hinaus. Das ist weniger eine Frage des Geldes als eine des mangelnden Zieles. Diese unzeitgemäße Wanderschaft führt uns die Lebenskonventionen der beiden vor Augen, die die Widrigkeiten des Lebens gelassen nehmen.

Dabei spielt die Landschaft der Bretagne eine nicht unerhebliche Nebenrolle: geschickt fängt das Scope-Format die Weite ein, versteht der Regisseur, die Landschaft auch als Spiegel der Seele zu nutzen. Der Film gibt beiden Charakteren und dem Lokalkolorit Raum und Zeit zum Entfalten, und die Langsamkeit und stille Komik, die sich durch Gesten und Blicke schummeln, machen den Film zu einer vergnüglichen Reise ins Nirgendwo. (nikki )

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Big Beats aus Dudelsäcken - Corvus Corax (Tanzwut)

Live auf der Kölner Popkom in diesem Jahr waren Corvus Corax der Überraschungs-Knaller: sechs Männer, lediglich bekleidet mit Lederschärpen um die Hüften, ließen ganz plötzlich The Prodigys Innovationen sehr alt aussehen: stampfende Beats, harsche E-Gitarren, dumpfer, magischer Gesang, der an Rammstein erinnert, dazu mittelalterliche Instrumente wie Schalmei und Dudelsack.

Große Gesten und wilde Gesichter sind die Stärken von Corvus Corax, die sie live auch voll ausleben. Die neue LP ist gerade erschienen und wird nun auch auf einer umfangreichen Tour vorgestellt.
Auf keinen Fall verpassen sollte man diese schweißnasse Mischung aus Prodigy und Hardcore-Folklore, zu der Männer mit nacktem Oberkörper lateinische Sprechgesänge zelebrieren.

DIE TOUR:

19. 11. - Wandersleben (Kulturhaus)
20.11. - Dresden (Scheune)
21.11. - Leipzig (Moritzbastei)
22.11. - Glauchau (Alte Spinnerei)
23.11. - Bautzen (Kesselhaus)
24.11. - Jena (Kasablanca/Gleis 1)
25.11. - Bielefeld (Hechelei)
26.11. - Osnabrück (JAM)
27.11. - Hamburg (logo)
28.11. - Rostock (Mau)
29.11. - Potsdam (Lindenpark)
Presse-Infos: 49-30-44 35 91 86 (nikki )

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Kino im Wandel: von der Diva zum Girlie

Noch bis zum 23. November gastiert diese Ausstellung im Filmuseum Potsdam. Weibliche Accessoires, großformatige Fotos, aus denen uns die Leander, die Taylor, Angelica Domröse, Rita Tushingham und andere groß entgegenblicken.. Die Mythen von den letzten großen Diven wie einer Zarah Leander oder einer Elisabeth Taylor werden denen des UFA-Stars Domröse und von Rita Tushingham entgegengestellt. Wo das Image der Leander von Filmindustrie und Nazi-Propaganda-Maschninerie recht schnell auf einen bestimmten Typus festgelegt wurde, konnte Elisabeth Taylor ihr Erscheinungsbild und die von ihr verkörperten Rollen auf ein großes, mitunter recht widersprüchliches Spektrum erweitern.
Alle im Potsdamer Filmmuseum vorgestellten Frauen sind zwangsläufig von ihrer Zeit geprägt. In Maske, in der Sprache, in der Bewegung dokumentiert sich in ihnen der Ausdruck der Zeit.

Die Ausstellung ist in ihrem Aufbau frech und witzig, respektlos und auch unterhaltsam - für Besucher, die sich tiefer mit dem angesprochenen Thema beschäftigen wollen, bietet sich der umfangreiche Begleitband zur Ausstellung an. Auf 215 Seiten dokumentiert er die unterschiedlichen Biographien der Künstlerinnen und vor allem ihre schauspielerischen Ausdrucksmittel. Neben wissenschaftlichen Untersuchungen kommen auch Zeitgenossen zu Wort und machen das Buch zu einem informativen und unterhaltsamen Werk, das auch ohne den Rahmen der Ausstellung den Wandel des Frauenbildes im Kino dokumentieren kann.

Filmmuseum Postdam
Marstall

Noch bin zum 23. November
Dienstag - Sonntag, 10-18 Uhr

Eintritt 4 DM, ermäßigt 2 DM

Caudia Lenssen:
Blaue Augen, blauer Fleck - Kino im Wandel von der Diva zum Girlie
Parthas Verlag, Berlin, ,215 Seiten, 121 Fotos, 39, 80 DM; im Buchhandel 68,- DM
(nikki )

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Neuer Schnitt, August 1962 (Kurzfassung!)

Die Frühen Sechziger - die Nachwehen der 50er flauen ganz allmählich ab. Alles wirkt noch sehr bieder, aber es wird sportlicher mit Streifen und Blenden. Die Tanzkleider der "phantasievollen" jungen Mädchen erinnern noch stark an Pettycoats, doch die Kostüme werden schmaler. Aus Italien kommen erste Hosenanzüge aus Jersey. Doch Persil bringt das wahre Glück der stolzen Frau: "Und sehen sie Ihre Wäsche: blendend weiß - Ihr Mann wird sich auf die Hemden freuen." Nochmehr allerding freut sich "der Herr des Hauses" auf seine erste Party. Sie hat ihm natürlich vorher noch flott eine praktische Männerschürze mit trinkfreudigem Gockelhahn genäht, damit auch nichts mehr daneben gehen kann. (Jeans )

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Rezension: Beat at Cinecittà

crippled dick hot wax/efa

Wer kann schon einer heißen Schlampe widerstehen, die ihre blutigen Spaghetti vor einer 6ties Space-Watch verschlingt? Ich nicht!
Aber das kleine Label mit dem dreckigen Namen hat es nun wirklich nicht nötig, mit dicken Titten und heißen Lippen um Käufer für seine Produkte zu werben.

Die Compilation aus italienischer Filmmusik der 60er und 70er B-Movies verspricht einen heißen Winter! Rauchige Hammond-Orgeln, geiler Puff-Pop-Beat, ein paar spärlich aber knackig eingesetze Fuzz-Gitarren bringen selbst den schlaffsten Schwanz zum Beben und die lahmste Hüfte zum Zucken. SO stelle ich mir B-Filmmusik vor, Leute!

Den Anfang macht Piero Picconi mit drei Nummern, die erste noch stilvoll surreal, ganz die 60er, mit einem hektischen Frauenchor und einem verwirrten Herrn. Dann gleitet Picconis Orgel vom dezenten Zirpen zu einem äußerst indezenten saftigen Vibrato.
Nora Orlandi macht mit mit ihrem dahingehauchtem Bar-Schnulz "A Doppia Faccia" da weiter, wo anständige Frauen schon lange aufgehört haben. Der bekannte Twist "Bada Caterina" macht den Begriff "Hüfthosen" zum dazugehörigen Tanz erst wirklich anschaulich und der Gassenhauer "Kiss Kiss Bang Bang", in dem eine lolitenhafte Frauenstimme mit einem Akzent, so dezent wie Mafia-Schmuck, ein "watts de matter, wit me now?" trällert, läßt uns schnell den Martini nachschenken, damit nicht nur der Schritt, sondern auch die Kehlen feucht sind.

Ein Höhepunkt nach dem anderen.
Wer sich diese Platte NICHT kauft, wird mit Karottenhosen und Strickpullies nicht unter drei Jahren bestraft!
(nikki )

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Rezension: Songs For Marshmallow Lovers

Marina/Indigo

"Etwas Leichtes, Verspieltes und Zauberhaftes" (Spex) zum Nachtisch. Das kleine Label Marina, mit einer Vorliebe für die Reinform dessen, was man früher als "Pop" bezeichnete, was heute leider allzu oft mit Kumpel-Krakeele alá Oasis verwechselt wird oder mit dem Stump-Stomp der Hitparaden, hat uns diese Love Songs For Marsmallows serviert.
Aus dem Fundus von "If...-Records", gemischt mit Marina-eigenen Bands wie The Pearlfishers, Adventures in Stereo und dem "Bruder" von Edwyn Collins, Malcolm Ross (wunderbar...), kommen diese schwingenden Arrangements daher, als ob es einen Winter nie gegeben hätte und nie geben wird.

Dandyhafte Babaabaaaas und Schubiduus, flirrende Frauenstimmen, die zum einen an Stereolab erinnern, zum anderen an süße, schemenhafte Kindheitsträume, wispernde Bar-Erotik, diese süßen Happen decken alles ab, was ein Herz in Liebe ausmacht.
Und wer bis jetzt noch nicht verliebt ist, der entdeckt beim Hören dieser Platte garantiert einige aufreizenden Seiten an seiner Zimmerpalme...
Aus der Feder vom Musikpoeten Momus stammt der Song "Emperior of Oranges", von Milky unvergleichlich dahingehaucht. Vom Ex-King of Luxembourg stammt eine Coverversion des "Barbarella"-Titelsongs, eine modernistische Space-Odyssee. Und Malcom Ross legt etwas mehr Vibrato in seine Stimme, jazzt sein "Happy Boy" eine Spur mehr an, und die Marshmallows lieben sich heftiger, als es vor 24 Uhr im Fernsehen Sitte sein dürfte.
Ein Haufen liebevoll summender, fluffiger Marshmallows, die in weiß und zartrosa fröhlich hin- und herpoppen. Eine äußerst rare Sammlung von Pop-Songs, die einfach exzellent sind. Mehr davon, bitte! (nikki )

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Rezension: Stewed - Ahead of Confusion

twist records

Laughing Sky
Free Inside
Bomp/Voxx Records

Für diejenigen, die bei Rock nicht gleich an Bon Jovi denken, sondern eher an eine heiße Mischung aus den Stooges und der Schweineorgelmusik von The Creeps, hat das kleine Underground-Label Twist Records aus Münster einen derben Eintopf auf den Markt geworfen. Stewed hauen schnell, atem- und hemmungslos blechernen Gitarren-Punk der 6ties zusammen mit bluesigem Genöle alá Thee Hypnotics. Da letzteren alten Herren der Schritt nicht mehr prall schwillt und sie sich zur Ruhe gesetzt haben, setzen Boots- und Rüschenblusenträger nun ihre Hipsters bei den Live-Konzerten von Stewed in Bewegung.
Etwas mehr Chili im Eintopf, etwas weniger ausgelutschte 6ties "I`m a lonesome Roller"-Melancholie hätte dem Album allerdings gut getan.

Laughing Sky wiederum machen ruhiges Dreckszeug aus den U.S.A. Ihr 6ties Retro-Psychedelic-Rock kommt eher schleimig dahingekrochen, nicht so hektisch dahingeschrammelt zwischen Morgenlatte und Zahnpflege wie bei "Stewed". Sänger Dino Sorbello, eine langhaarige Schlampe mit dicken Eiern, seufzt seine Lyrics malerisch dahin, während die verhaltenen WahWahs im Hintergrund blubbern. Er wird von Ex-Fuzztones Musikern unterstützt, die Live garantiert den Schweiß von ihren Gitarrensaiten spritzen lassen - im heimischen CD-Player allerdings kommen Laughing Sky nicht so richtig zum Zuge.
Deshalb: von Ende November bis Mitte Dezember unbedingt in die Lifeshows gehen.
Fassen wir Mädels der Sorbello-Schlampe mal ordentlich zwischen die Beine!
(nikki )

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Rezension: The Spirit of Vampyros Lesbos

sideburn/efa

Der elektronische Aufguß von schon einmal Dagewesenem und Erfolgreichen hat bisher oft den Beigeshmack von Geldschinderei oder Geschichststunde für Spätgeborene gehabt.
Da erstaunt es fast, daß die abgedrehte und mit Psychedelic-Klängen getränkte Musik zu Jess Francos Film "Vampyros Lesbos" so lange auf eine elektronische Wiedergeburt warten mußte.
Doch der von Sideburn mit äußerstem Feingefühl zusammengestellte Sampler "In The Spirit Of..." brüstet sich nicht nur mit bekannten Namen wie Minus 8, Rockers Hi-Fi, DJ Hell, und Alec Empire, sondern nahm die Orginial-Musik als Inspirationsquelle und nicht als Sammelsurium von Samples, die lediglich neu zusammengefügt werden.

Dub, Drum`n`Bass, plüschiges Elektro-Gedudel, sämtliche Eckpunkte elektronischer Klangerzeugung werden hier abgesteckt, ohne das das Album in Einzelstücke zerfällt. Als atmosphärisches Ganzes bleibt es im Hirn hängen, ganz wie Jess Francos Film, ein Trip durch Traum und Realität, wobei am Ende beide verschmelzen, und man noch lange, vom Zauber des süßen Blutes gefangen, in Gedanken schwelgt. (nikki )

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Rezension: The Verve - urban hymns

virgin

Auf der Straße werde ich immer angehalten: "Hey, Richard, der Video-Dreh ist doch längst vorbei!", beschwert sich Ashcroft, ausgemergelter Freizeit-Philosoph und tragisch wirkendes Sex-Symbol der neuen H&M-Hipsters-Generation. Von der enthusiastisch winselnden Presse hofiert, haben sie ihre Reunion dieses Jahr mit einem der besten Alben dieses Jahrzehnts gekrönt. Weit entfernt vom Proletarier-Macho-Rock eines Gallaghers und dem Schmalz-Wave-Monster von Mansun entfernt, haben sie ihre schwarzen Wurzeln zusammengekramt und spielen ihre Hände beim verdammt besten Rock blutig, den es zur Zeit gibt.

Ihre beiden ersten Alben ("A Storm in Heaven" von 1993 und "Northern Soul" von 1995) liebkosten noch den Ocean of Sound einer drogeninspirierten Retro-Psychedelic. Doch bereits mit "A Northern Soul" legten sie ein Album vor, das sich die meisten der heute profil- und einfallslosen Bands nur erträumen können: The Verve entwickelten sich kontinuierlich weiter, ohne sich zu verleugnen, ohne sich auf einen Stilmischmasch einzulassen, der wiederum zur Beliebigkeit mutieren könnte.
Zarter Blues, großartige schmucklose Poesie, feine Streicherharmonien - der großartige Song ist wiedergeboren.

"Ich bin Johannes der Täufer", plustert uns Ashcroft entgegen. Die Mythen, die sich mittlerweile um ihn, sein Fortgang von der Band 1995 (bezeichnerderweise als gerade ihre Single "History" veröffentlicht wurde) und seine zahlreichen Kreislaufkollapse ranken, tragen sicherlich zu ihrem Ruhm herbei. The Verve zeigen, wie dankbar man wieder für "richtige" Bands sein kann, wohin die Wurzeln von R`n`B führen können, jenseits von tuckerndem Clubbeats, dem der Funk nur zur Zierde aufgetatscht ist.

"Urban Hymns" fängt unsere Schmetterlinge im Kopf, die so zaglos umherflatterten...ist die Welt, ist unser Leben wirklich so melancholisch? Ja, schreit Ashcroft, verdammte Scheiße, Liebe ist wertlos, Worte sind wertlos, Gott erreicht man auch nur noch über einen Anrufbeantworter. Jedoch weit entfernt von einem Sumpf an Hilflosigkeit, der einen ins Dunkel hinabzieht, geben die urbanen Hymnen jedem, der sich auf sie einläßt, eine Hand, die immer dann wärmt, wenn man sich auf den Tanzflächen, auf den Betten, in den U-Bahnen dieser Welt verlassen fühlt. Der Regen ist plötzlich nicht mehr so grau, die Menschen nebenan nicht mehr ganz so gesichtlos, wie sie die Stadt geformt hat. Da sieht jemand wie wir. Da fühlt jemand wie wir. Und mal ehrlich: wer ist nicht schon mal, rücksichtlos über die unschlüssig dahinschlendernden Menschen, eine Straße entlang geschritten, ein "Leckt mich alle mal am Arsch" im Gesicht? (nikki )

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Star Trek: voller Warp-Antrieb

Irgendwie scheint mal wieder die Zeit gekommen zu sein, das nahende Millenium mit einer Fülle von Science-Fiction Goodies, vom Film, zum Special zum Buch, und noch mehr düsteren Jetzt-Zeit Visionen (Millenium, die TV-Serie) anzukündigen.

In diesen Boom reihen sich nun zwei weitere Bücher ein, die sich jedoch nicht mit neuen Visionen unserer schrecklichen Zukunft befassen, sondern sich ganz nostalgisch der Wurzeln aller Sci-Fi-Serien widmen: Star Trek.

Das Buch "Star Trek-Design" ist ein großformatiger und mit 900 Abbildungen versehener Hauer, der allerdings nur für eingeschworene Fans ein Leckerbissen ist. Aber, was für einer! Das Buch veranschaulicht die optische Umsetzung von Gene Roddenberries utopischer Ideenwelt, die er als Drehbuchautor der Serie in den späten Sechzigern aufs Papier spuckte. Die visuelle Faszination des "Star-Trek"-Dekors macht dem faszinierten Leser klar, wie sehr Bühnenbildner, Kostümdesigner und andere kreative Köpfe am "Enterprise"-Erfolg beteiligt waren. Neben geilen Postervorlagen bietet das Buch jedoch auch eine Fülle an Detail-Zeichnungen, die die überbordende Phantasie der Produktions-Designer veranschaulichen.

Das Leben des "Star-Trek" Drehbuchautors Gene Roddenberry beschreibt eine nun veröffentlichte Biographie im Heyne-Verlag. Mit seinen Entwürfen zu "Raumschiff Enterprise" warf der 1991 gestorbene Roddenberry gängige Science-Fiction-Motive über Bord. Satt böser Aliens und Materialschlachten im All wollte er eine Art positive Zukunft zeigen, in der die Bestatzung einen universellen Frieden anstrebt.
Wie wir alle wissen, entwickelte sich "Star Trek" zu einem Dauerbrenner mit Ablegern wie "Deep Space Nine" und "Voyager". Nach Roddenberries Ableben zollte ihm die NASA einen besonderen Tribut: seine Asche wurde 1992 an Bord einer "Columbia"-Rakete ins Weltall geschickt.

Star Trek Design
Judith und Garfield Reeves-Stevens
Heyne-Verlag, München 1997
320 Seiten, 44 DM
Gene Roddenberry: Die autorisierte Biographie
David Alexander
Heyne-Verlag, München 1997
698 Seiten, 32 DM
(nikki )

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Amerika rehabilitiert Kinderschänder

Roman Polanski plant die Neuverfilmung des historischen Romans und Klassikers "Der Graf von Monte Christo". Eine kanadische Produktionsgesellschaft ermöglicht das mit 25 Mio. Dollar angesetzte Filmprojekt, das in Europa verwirklicht werden soll, obwohl Polanski nun wieder nach Amerika zurückkehren könnte, ohne eine Haftstrafe befürchten zu müssen.
Ihm drohte vor 20 Jahren das Gefängnis, weil er beim "Intimverkehr mit einer 13jährigen" erwischt wurde. Doch die mittlerweile 33jährige Frau legt keinen Wert mehr auf die Verfolgung des Missetäters, wodurch Polanski mit der amerikanischen Justiz ein Abkommen treffen konnte, was ihm endlich die Rückkehr aus seinem langen Exil ermöglicht.
(cks )

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Beyers Handarbeit, September 1955 (Kurzfassung!)

Der Herbst 1955 ist kunterbunt und freundlich. Es geht aufwärts und man geht die Zukunft bestens gelaunt in chic bis sportlicher Kleidung an.
Dieses Heft zeigt gestrickte Kleider, Jacken und Twinsets in strahlendem tomatenrot und "nordlichtblau", aber auch in bewährtem braun oder beige. Der Knüller ist "stark noppiges Wollstrickgarn". (Jeans )

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Der denkende Turnschuh

Wann werden die Maschinen die Welt übernehmen?
Der Hochzeit von Mensch und Maschine scheint bald nichts mehr im Wege zu stehen. Im Media Labratory des List Visual Arts Centers in Cambridge, USA werden "intelligente" Alltagsgegenstände entwickelt.
Unsichtbare Computer in Schuhen, Kühlschränken, Brillen, Geschäften, etc. stehen miteinander in Verbindung und übermitteln dem Menschen relevante Informationen - wie zum Beispiel, daß er in diesem Laden jetzt Milch kaufen sollte, weil in seinem Kühlschrank zu hause ein Mangel daran aufgetreten ist.
Der Schuh fungiert dabei als "Zentralcomputer", da in ihm erstens nicht nur genügend Platz vorhanden ist, sondern weil seine Bewegung auch in Energie umgewandelt werden kann, und er sich damit selbst versorgt.
Als besondere Revolution wird dabei die Tatsache gewertet, daß die Computernutzung auf diese Weise nicht wie bisher gesondert von der restlichen Umwelt stattfindet, sondern daß der Träger seine Aufmerksamkeit gleichzeitig auf beide richten kann. Und das im Zeitalter der Informationsüberflutung... (cks )

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Die Russen bedrohen wieder Amerika

Gary Oldman versucht sich zur Zeit nicht nur selbst als Regisseur, er mimt auch wieder einmal den Bad Guy als Kontrahent von Harrison Ford in Air Force One.
Wolfgang Petersen schuf ein Hollywood-Actionspektakel, das mit vorhersehbarer Geschichte, politischer Korrektheit und einem US-Präsidenten mit Indiana Jones-Qualitäten zu einem Kassenerfolg werden soll. Eine Rechnung, die durch den unübersehbaren amerikanischen Patriotismus zumindestens in den USA aufgehen wird. (cks )

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Genlog: TripHop ist `rosa lauschen` (Kurzfassung!)

Ein genialer Wurf. Und das mitten aus dem Ruhrpott, aus der wohl langweiligsten Stadt des Universums: Essen. Genlog, die früher mit Rave-Hymnen das Ecstasy-Feeling unterstützten, haben zur rechten Zeit die Joints gezückt und sich's mit Massive Attack im Studio kommod gemacht. Das war so vor zwei Jahren.

Mittlerweile haben die kahlen Kerle Claus und Olli zwei zuckersüße Kinder bekommen und ihr Herz an Trommeln und Bässe und unkonventionelle Soundcollagen verloren. Und ich meins an ihr neues Album "Rosa Lauschen".

Das aktuelle Interview lest Ihr hier. (nikki )

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Hol schon mal den Wagen, Harry

Horst Tappert wurde vom Bundespräsidenten Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Ebenfalls ihr Kreuz zu tragen haben nun Iris Berben, Hannelore Elstner, Klaus Jürgen Wussow und Peter Maffay. Warum?
Das fragen sich die Geehrten wohl auch selbst, denn gerade Rockröhre Maffay danken wir weniger seinen aparten Gesang als vielmehr die Tatsache, daß er endlich mal beim Friseur war. (cks )

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Im Körper des Feindes

Face / Off
USA 1997
Regie: John Woo
Darsteller: John Travolta, Nicolas Cage, Joan Allen, Gina Gershon, Alessandro Nivola, Dominique Swain
143 Minuten Verleih: Buena Vista

Das Terroristen - Zwillingsgestirn Castor und Pollux Troy hat in Los Angeles eine Bombe mit biologischen Kampfstoffen versteckt, die in wenigen Tagen explodieren wird. Sie werden vorher von ihrem Erzfeind und FBI-Agenten Sean Archer geschnappt, der, seitdem Castor vor einigen Jahren seinen kleinen Sohn erschossen hat, völlig von dieser Festnahme besessen ist. Das führt schon im Prolog des Films zu einer Materialschlacht und Actionsequenz, die leicht das Finale manch anderer Actionfilme übertrifft.

Castor liegt nach der Festnahme im Koma und aus Pollux ist kein Wort herauszubekommen - Archer muß feststellen, daß das langersehntes Ziel, nämlich die Vernichtung oder zumindestens Ausser-Kraft-Setzung seines Feindes nicht die Erleichterung und die Lösung aller Probleme bietet, wie er es erhofft hatte. Eine sehr geheime Geheimabteilung des FBIs weiß jedoch Rat - Archer läßt sich durch eine Spezialoperation in Castor verwandeln, um so zu den notwendigen Informationen zu kommen. Als der Terrorist jedoch aus seinem Koma erwacht, zwingt er die Ärzte dazu, ihm ebenfalls eine andere Gestalt zu geben - Archers.

So werden die Grundvoraussetzungen für die Thematik des Films geschaffen. Regisseur Woo hatte schon immer eine Schwäche für zwei erbitterte Kontrahenten, die durch ein Schicksalsband miteinander verbunden sind - und in diesem Fall treibt er es auf die Spitze. Castor und Archer sind nicht mehr äußerlich, sondern nur noch durch kleine Ticks und Gesten zu identifizieren. Der Zuschauer, der die Verwandlung miterlebt, kann sich schnell auf diese Kleinigkeiten einstellen, aber die Umwelt von Troy und Archer bemerkt sie entweder nicht oder begrüßt sogar das eindeutig veränderte Verhalten der Protagonisten.

Nicholas Cage und John Travolta laufen angesichts dieser Herausforderung zu schauspielerischen Glanzleistungen auf, da sie sich perfekt in die Mimik und Gestik ihres Counterparts hineinversetzen. Doch John Woo-Fans erwarten zu recht völlig andere Qualitäten von dem Meister der Zerstörung und werden mit einer Leichtigkeit und Eleganz bedient, wie sie nur im Hongkong-Kino entstehen kann.

Die vier großen Actionsequenzen des Films sind völlig aufgelöst in Bewegung. Durch Zeitlupen schwerelos und anmutig findet die komplette Zerstörung der Umwelt der Protagonisten statt, die sich wie in einem perfekt einstudierten Ballett umeinander bewegen. Die Ästhetik der Gewalt wird meisterlich von Woo auf die Leinwand gebannt. Die Mittel, die Hollywood ihm zur Verfügung stellt, benutzt er, um ohne Einschränkung aus dem Vollen zu schöpfen. Das Happy End mag ein Zugeständnis an Hollywoodauflagen sein, doch ist es so überzogen, daß sich augenzwinkernd die Ironie des Hongkongmeisters zeigt. Wer über ein paar sehr futuristische chirugische Möglichkeiten und ein paar logische Sprünge hinwegsehen kann, den erwarten fast zweieinhalb Stunden Spannung und Hollykong-Kino vom Feinsten. (Cks )

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Kunst hinter Gittern

Der Global Art Fund der DG-Bank bietet jetzt dem investitionsfreudigen Geldanleger die Möglichkeit, mit Kunst wie mit Aktien zu spekulieren und eine Rendite von wenigstens 7% jährlich zu erhalten.
Der Kunstmarkt ist jedoch seiner Natur nach unsicher und geschmacksabhängig, was von den Fundmanagern durch wohlüberlegte Käufe ausgeglichen werden soll. Sie beschränken sich zunächst auf "zweitrangige Kunst", d.h. auf wenig bekannte Künstler der 20er und 30er, wie zum Beispiel Walter Dexel, Marcel Kahn und Adolf Fleischmann und hoffen darauf, daß diese in 10 Jahren bekannt und wertvoll werden.
Bis dahin lagern die Kunstwerke in einem Hochsicherheitstrakt einer Spedition, natürlich gut konserviert und der Öffentlichkeit unzugänglich, was wohl nicht der Sinn von Kunst sein kann. (cks )

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Kunst kommt nicht von Können - Nachschau auf die Documenta X (Kurzfassung!)

Nicht die Spur einer frischer Brise wehte durch die heiligen Hallen in der hessischen Provinzstadt. Jeder ist ein Künstler, auch der, der Stunden wartend vor einem Raum sitzt, denn merke: "Wo viel gewartet wird, da ist auch viel Kunst."

Ein Exklusivbericht mit hammerscharfen Lomographien (von unserem Korrespondenten C.M. vor Ort)
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(Clemens Maurer )

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Mutter und Sohn

Mat´i Syn
Rußland / Deutschland 1997
Regie: Alexander Sukorow
Darsteller: Gudrun Geyer, Aleksej Ananischnow
82 Minuten Verleih: Salzgeber

Der Regisseur Sukorow versuchte schon mit seinen vorangegangenen Arbeiten, sich der Elegie des griechichen Altertums anzunähern - einem Toten- oder Klagelied ohne konkreten Inhalt. Doch während "Moskauer Elegie" (1987), "Sowjetische Elegie" (1989), "Einfache Elegie" (1990) und "Elegie aus Rußland" (1993) diese Absicht schon im Namen trugen, beschränkt sich "Mutter und Sohn" mit seinem Titel ganz auf den Inhalt und kommt dem Ideal der Elegie näher als seine Vorgänger.

Eine konkrete Handlung ist nur rudimentär vorhanden - Sohn trägt Mutter von Bett hinaus auf Bank und zurück, läuft weg, kehrt zurück, sie ist tot, er trauert - wodurch eine zeitliche und lokale Einordnung völlig unwichtig wird. Ein verfallenes Haus und Fotoalben bieten einen sehr blassen Hintergrund, auf dem sich ganz die Klage des Sohnes entfalten kann. Das zentrale Thema ist das Sterben, nicht nur das menschliche, sondern auch das der Geschichte, denn Sukorow malt uns ein sehr pessimistisches Bild, bei dem der letzte Mensch ohne jede Hoffnung oder kulturelle Werte übrigbleibt. Die Filmsprache des Regisseurs tritt ganz in den Vordergrund: unwirklich verkantete Perspektiven, Fettblenden, verlangsamte Kamera- und Figurenbewegungen, die fast den Stillstand erreichen, und eine subtil abgemischte Tonspur strapazieren und fordern die Sehgewohnheiten des Zuschauers. (cks )

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Poe als Oper

Im Museumsquartier in Wien wird "The Fall of the House of Usher" von Edgar Allen Poe als Oper aufgeführt. Die minimalistische Musik von Philip Glas entrückt die Inszenierung des Gruselromans ins Unwirkliche.
Schon jetzt feiert die österreichische Erstaufführung internationale Erfolge. Auch Peter Hamill, der Experimentalmusiker der englischen 70er Band Van der Graaf Generator, hat diesen Stoff Mitte der 90er bereits in eine Oper umgesetzt, bei der uns unter anderem Herbert Grönemeyer durch seinen Gesang erfreut - oder auch nicht. (Cks )

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Rezension: Bleachers - Zemoto

Timing Records

Bleachers heißt das neue Projekt von Claus Pieper und Oliver Kuntzer alias Genlog. Nachdem sie Genlog kurzerhand zur Triphop-Band geadelt haben, nutzen sie das Pseudonym Bleachers, um die Nachbarn mit härtesten Trommeln und Bässen zu terrorisieren. Dabei ist der Name Programm. Bleachers - die Bleicher - oxidieren selbst das kleinste Molekül der schwarzen Hiphop-Wurzeln von Drum'n'Bass. Man spürt man die Heavy-Metal-Jugend von Olli und die New-Wave-Vergangenheit von Claus.

Zemoto ist der kinderfressende Diabolus, der blutsaugende Verführer, ein tösender Orkan, abstoßend und faszinierend zugleich. Die Big Beats hetzen eine tösende E-Gitarre. Lärmende industrial Krächtzer werden von Sirenen gejagt. Zemoto wandelt pausenlos seine Gestalt, ohne sich untreu zu werden. Eine überrascht klingende Frauenstimme bringt es auf den Punkt: "This is great".

Big Beat steht in diesem Fall für "großartige Schläge". Die Chemischen Brüder sollten mal zum Händeschütteln nach Essen in das "smoke and dream studio" der Bleachers kommen. (Jonz )

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Rezension: Genlog - Rosa Lauschen

Low Spirit

Jaja, Genlog sind die, die damals die gute alte Mockmoon EP gestrickt haben. Darauf die Hymnen, die selbst den faulsten Raver in die weißen Handschuhe und tanzenderweise auf den nächsten Tisch gezwungen haben. Bevor jetzt jedoch reihenweise die Gänsehaut noppt und das verklärte Grienen in einem Pappmaul gipfelt, laßt euch gesagt sein, manche Menschen entwickeln sich auch weiter.

Nachdem Genlog auf Low Spirit noch bis `95 Bummbumm gemacht haben, wandten sie sich `96 den leichten Triphop-Klängen zu. Ihr letztes Album "Alive and Kicking" klingt dabei noch sehr technisch und kommt in der Leichtigkeit noch nicht an ihre Inspiration, Massiv Attack, heran.
Mit "Rosa Lauschen" gelingt es, wobei sich ein eigener Stil, weitab von englischen Bands wie Tricky oder Portishead durchsetzt. So schaffen sie eine coole Welt, die viel zu erzählen vermag.
Gäbe es heute noch französische Gängsterfilme mit Jean-Paul Belmondo, könnte "Rosa Lauschen" der Soundtrack sein. Stücke wie "Drug Adicts", "Daylight Robbery" und "Sour Cream & Onions" verbreiten kühle Spannung, die in "Alzheimer" ihren Höhepunkt erreicht und dich in den Kofferraum eines schwarzen Citroën DS zwingt, der von den Bullen verfolgt wird. Eine tragische Liebesgeschichte darf in einem guten Film natürlich nicht fehlen. In "Drum `n Betty" wird für die schwebende Romatik Antonio Carlos Jobims "Garota de Ipanema" zitiert. "La Luna" verliert sich in melancholischer Leidenschaft. Damit der Film zum Kult mutiert, wird mit "Van Nelle" schließlich die Mystik bemüht.

Wenn Ennio Morricone 40 Jahre jünger wäre, würde er mit Genlog im "smoke and dream studio" hängen und paffenderweise Musik erfinden. (Jonz )

AnfangAnspieltipSour Cream and Onions
AnspieltipDrum'n Betty




Rezension: Mouse on Mars - autoditacker

too pure/Rough Trade

Erinnert ihr euch noch an die Bilder, die bei eurem Kinderarzt im Wartezimmer hingen? Gezeichnete Bilder von einer Stadt oder einer Landschaft, in dem ihr bei jedem Arztbesuch auf ein neues Detail gestoßen seid. In jeder Straße, auf jedem Baum, in jedem Fenster tobte das Leben. In jedem Quadratzentimeter passierte etwas, das es zu entdecken galt.

Die Stücke auf "autoditacker" gleichen einem solchen Bild. Wenn ihr ganz nah "herangeht" bemerkt ihr bei jedem Hören eines Stücks ein neues Bleepblupp, ein Schschsch, ein Dingeding, ein Rschlrsch, ein Fiiiih und ein Dungdoing.
Jan Werner und Andi Thoma haben mit ihrer letzten CD "Vulvaland" die Hörgewohnheiten auf angenehmste Weise umgekrempelt. Die sphärischen Gitarrenriffs und angenehm fremdartigen Melodien, die die Mäuse auf der "Vulvaland" tönen ließen, verstecken sie diesmal in einem Wald von Geräuschen. Sie samplen diesmal öfter Stimmen, verfremdet sie und stellen sie gleichberechtigt zwischen die anderen Töne. So werdet ihr eingelullt in einem Bett voll fremdartigem Etwas. Ihr könnt es entdecken, euch damit zudecken, oder Angst davor bekommen, aber es wird euch schwerfallen, es als Ganzes zu begreifen.

Die Bilder beim Kinderarzt sahen von der Ferne, in ihrer Gesamtheit betrachtet, sehr chaotisch aus. Ich war immer recht ungern beim Kinderarzt. (Jonz )

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Sanfte Verhütung jetzt auch sicher?

Als Alternative zu Pille, Spirale und der Temperaturmethode sind neue Minicomputer auf dem Markt. Einer von ihnen heißt Persona.
Er untersucht acht Mal im Monat eine Urinprobe, stellt daran den Zyklus der Benutzerin fest und kündigt den Eisprung mit roten Lämpchen an.
Der Spaß ist jedoch nicht ganz billig, denn der Computer kostet ca. 150 DM und eine Monatspackung mit Urinteststreifen ca. 25 DM. Die Sicherheit läßt auch noch zu Wünschen übrig, da 6 von 100 Frauen trotz der Benutzung von Persona schwanger werden.

Wo bleibt denn bloß die Pille für den Mann? (Cks )

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The Jeyenne singen den `body electrique` (Kurzfassung!)

The Jeyenne, eine der wenigen innovativen deutschen "Elektroniker", die sich wirklich als "Band" verstehen, haben das Underground-Image satt, mit dem sich viele Indie-Projekte bekleiden.

"Ich will, daß meine Musik viele Menschen hören", und mit diesen Worten donnern sie auf der Kölner Popkom, die mal wieder durch fehlende Innovation besticht, den Hörern ihre Heavy-Electronics um die Eier.

Das aktuelle Interview über Innovation, Technik und das Musikbiz. (nikki )

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Verbaler Striptease

Der Psychologe Colin Goldner analysierte über 600 Stunden der täglichen Talkshowaufzeichnungen aus dem deutschen Fernsehen.
Er stellte fest, daß die auftretenden Kandidaten zum größten Teil unter schweren psychischen Schäden leiden und sich vorgaukeln lassen, daß ihr Auftritt einen Heilungseffekt haben könnte.
Doch die dichte Atmosphäre in den Studios und das Johlen und Klatschen des Publikums verunsichern die Teilnehmer und entlocken ihnen oftmals unfreiwillige Geständnisse mit schweren Folgen.

Die Talkshow als Psychiatercouch?
Wohl kaum. Selbst einige Moderatoren, wie zum Beispiel Vera Int-Veen bekommen manchmal "Bauchschmerzen" bei dem emotionalen Striptease der Kandidaten, trösten sich jedoch mit der Tatsache, daß niemand dazu "gezwungen" würde.
Was unterhaltsam an den 5 Minuten-Schicksalen ist, die oftmals erst nach dem Fernsehauftritt erst richtig bergab gehen, weiß wohl nur der Voyeur in jedem von uns. (cks )

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`Du siehst schauderhaft aus!` - `Oh, danke.`

Retro-Gruftis und Neogothics sollen die Vorbilder für John Gallianos neue Kollektion gewesen sein.
Androgyn, schwarz, exzessiv, vampiristisch und extravagante Selbstinszenierung sind die Schlagwörter für seinen neuen Look. Das hört sich allerdings spektakulärer an, als es ist, denn die über den Laufsteg wandelnden Bohnenstangen sind zwar schwarz verhüllt und haben tief in die Make-up Töpfe gegriffen, sehen aber eher aus wie zerlumpte Heroinleichen oder aber magersüchtige Models in Trauer, gekrönt von Kronleuchterhüten.

Provozieren kann uns das nicht und mit dem Lebensgefühl der "schwarzen Szene", das sich äußerlich ausdrückt, hat es bestimmt nichts zu tun.
Karl Lagerfeld versucht auch auf die "schwarze Welle" aufzuspringen und entwarf eine Mitternachtskollektion für das Haus Chanel. Er ließ sich allerdings eher von den Stummfilmen der 20er Jahre inspirieren: düstere Grundstimmung, wuchtige Ornamente und schwarze Leder-Ladys. Das könnte auch einem Grufti gefallen... (cks)

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Beate Uhse - eine Erfolgsstory (Kurzfassung!)

Beate Uhse - der Klassiker. In den Fünfzigern gegründet, leistete das Unternehmen Pionierarbeit in Sachen "Ehehygiene" und Verhütung.
Gummis in variabler Form und Farbe gehören auch heute noch neben CD-ROMs, Disketten und Internetangebot, zu den Rennern im Sortiment.
Ob als Verhüterli, als Weingummi (Paare in verschiedenen Stellungen) oder als Vibrator: immer wieder gerne gekauft! (nikki )

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Borowitschi

Deutschland 1996
Produzentin und Regie: Viola Stephan
98 Min. Verleih: Arsenal

Ein langweiliges Fleckchen Erde, irgendwo zwischen St. Petersburg und Moskau gelegen: das ist Borowitschi, eine typische russische Kleinstadt. Man baut in den Vorgärten Gemüse an und versucht, irgendwie Handel zu treiben. Der schon zwanghaft anmutende Handelswillen dieser Bewohner erinnert eher an das hilflose Gebahren, Lebenswillen zu zeigen. Der lokale Polizeifunk verkündet, ein Wohnungseinbruch hätte den Tätern eine Lederjacke, einen Nerzmantel und 70 Stück Seife eingebracht. Ein Stück vom westlichen Glanz hat sich auch noch eingeschlichen: in einem kleinen Casino mit geschniegelter Bedienung stellen die Neureichen ihren Wohlstand aus.

Der informative und unaufdringliche Dokumentarfilm umkreist Reiche wie Arme und läßt allein die Bilder sprechen. Wertende Interpretationen sind angesichts der Umbrüche, die die russische Gesellschaft gerade erlebt, sinnlos und überheblich. Und so verliert sich denn der Film in angenehme Sympathiebekundung, nicht mehr und nicht weniger. Der nächste Winter kommt bestimmt, man pflanzt schon Kohl an. (nikki )

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Buchmesse in Hongkong: die Begeisterung für Trash

(dpa/modernes leben)Sex, Gewalt und Rock`n`Roll, das ist das MA-O-AM der Jugend in Honkong, davon wollen sie mehr. Schon Stunden vor der Eröffnung der achten Buchmesse in Hongkong drängten sich Tausende von Jugendlichen vor den Toren des Austellungszentrums, um die Jagd nach den brutalsten Comics und den freizügisten Sexheften ja rechtzeitig zu beginnen. Vor allem billige Unterhaltungsliteratur, Comics aus Japan und Taiwan, wird auf der Buchmesse gehandelt. Täglich strömen 40 000 Besucher durch die Hallen, um sich mit Science-Fiction-Comics alá Batman, Superman und King Kong einzudecken - das Hochglanzheft für umgerechnet sieben Mark.
Vor allem an Zeitungskiosken finden die Comics, die ihre asiatische Entsprechung in den Mangas haben, reißenden Absatz. Pro Heft gehen wöchentlich rund 50 000 Exemplare über den Ladentisch.

Der Run auf die billigen Heftchen ist, zumindest bei den Jugendlichen, auch eine Art Protest gegen den Leistungsdruck in den Schulen und Universitäten. Aber selbst der Drang nach "guter" Literatur wird nicht gefördert: 6, 4 Millionen Einwohnern stehen 45 winzige Buchhandlungen zur Verfügung. In Hongkong gibt es keine Lesekultur.

Selbst der Wechsel Hongkongs zu China macht sich bei dieser Buchmesse (nich) nicht so recht bemerkbar: die China-Stände, die viel Erbauliches und Konformes anbieten, sind menschenleer. Statt dessen greifen die Besucher lieber zu Büchern wie: "Das private Leben von Großmaul Li Peng - der gesammelte Theorien-Mist". (nikki )

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Burda Moden, November 1973 (Kurzfassung!)

Es glitzert am Abend: elegante Polyestermode aus feinstem Silberzwirn strahlt um die Wette mit dem glockenförmigen "Vamp-Kleid", das garantiert jeden Beau umhaut.
Für den Herbst haben wir schon mal Karo-Jacken und Lumber aus Loden für Euch rausgesucht - und für die knisternden Stunden vorm Kaminfeuer gibt es reizende und herzige Unterwäsche! Mal in flieder, mal in rosa, mal durchbrochen, mal blickdicht:
Kaufen Sie sich ein hübsches Dekollete! (jonz )

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Busen-Mania! Russ Meyer hat`s dick hinter den Ohren (Kurzfassung!)

Dicke Möpse, Vergewaltigungen, Männer, die Frauen schlagen, Frauen, die Männer schlagen und Männer, die sich gegenseitig meucheln - "Ich mag Gewalt. Ich finde sie unterhaltend!", provoziert der alte Mann, der zum "King of the Nudies", zum König der Nacktfilme wurde.
Eine ausführliche Filmographie, viele Links zum Thema und ein ausführliches Interview runden das Portrait des Mannes, dem immer wieder Frauenhaß vorgeworfen wird, ab.
"Ich habe nur Filme, gedreht, die mich geil machen.", sagt Russ und sagt im selben Atemzug: "Ich liebe einfach Frauen, die obenrum stark gebaut sind!" (nikki )

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Curdled

USA 1996
Regie: Reb Braddock
Darsteller: Angela Jones (Gabriela), William Baldwin (Paul Guell), Bruce Ramsay (Eduardo) u.a.
94 Min. Verleih: Kinowelt

"Hei, Misterrr. Wie ist es, einen Mann ssu töten?". Wer erinnert sich nicht mit wohligem Schauer an die aufreizende, an dem Tod interessierte Taxifahrerin aus PULP FICTION? Da wundert es uns nicht, daß Tarantino, nachdem er die Kurzfilm-Vorlage dieses Films um eine dem Tod verfallene junge Frau auf einem Festival sah, seinerseits die Rolle der Taxifahrerin ebenfalls mit Angela Jones besetzte.
Sie spielt in dieser Spielfilmversion (Tarantino ermutigte Braddock, den Kurzfilm auszubauen) die laszive Gabriela, die sich nachts Mordszenen im Fernsehen anschaut und deren Obsession es ist, dem Tod anderer Menschen nahe sein zu wollen. Ihre Träume scheinen in Erfüllung zu gehen, als sie bei einer seriösen, jedoch ungewöhlichen Firma den Job einer Putzfrau annimmt: die Firma hat sich darauf spezialisiert, Mordschauplätze von Blut, Gehirn und anderem Unappetitlichem zu reinigen.
Gleich ihr erster Auftrag führt Gabriela in die Villa einer reichen Frau, die durch die Hände eines attraktiven Serienkillers gemeuchelt wurde. Der geübte Kinorezipient wird schlußfolgern, daß es nicht lange währen wird, bis Gabriela und der knackige Serienkiller zusammentreffen, und er liegt damit richtig.

Typische Charakteristika eines Kurzfilms - reduzierter Spielraum, die Schilderung eines einzigen Vorkommnisses - treffen auf eine ironische Iszenierung des Grauens, die freilich ihre Längen hat. Was als Kurzfilm funktioniert, muß zwangsläufig, auf Spielfilmlänge gestreckt, wiederholende Motive bemühen.
Trotzdem ist Braddock ein origineller Film um das Streben des Menschen nach der Begegnung mit dem Jenseits gelungen. Ein zwischen greller Überzeichnung und Zurückhaltung pendelnder Film, der zum Tanz mit dem Tod einlädt - untermalt von keckiger Latin-Musik. (nikki )

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Der amerikanische Künstler Paul Garrin hat ein eigenes Registrierungssystem für Internetadressen entwickelt

(taz/modernes leben)Der Gegensatz zwischen privatem und öffentlichem Raum hat den Künstler Garrin schon lange beschäftigt. Mit seinem Projekt "name.space", ein Registrierungssystem, bei dem Internet-User einen Domain-Namen anmelden können, sagt er jetzt der amerikanischen Firma Network Solutions (NSI) den Kampf an. Bis jetzt war die Vergabe von Domains allein ihre Sache - für Garrin eine Privatisierung des öffentlichen Raums.
Im März verklagte er NSI wegen Monopolbildung. Vergangene Woche hat das amerikanische Justizministerium nun damit begonnen, die Praxis der Namensvergabe von Network Solutions zu untersuchen.

Garrin kam schon früher mit dem Gesetz in Konflikt, als er eine brutale Polizeiaktion gegen "homeless people" in seinem Viertel filmte und das Material lokalen Fernsehsendern anbot. Er selbst montierte aus den Aufnahmen den kurzen Videofilm "Free Society", der auf mehreren Festivals mit Preisen dekoriert wurde.
Das Geld, das er mit "name.space" zu verdienen hofft, will er dazu benutzen, alternative Medien online zu bringen. Das Registrierungsprogramm selbst soll als Freeware im Netz vertrieben werden. (nikki )

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Der große Sexartikel-Test (Kurzfassung!)

Die großen Versandhaus-Konzerne Orion und Beate Uhse im Test! Zwei Autorinnen waren sich nicht zu fein, in die Tiefen der Selbstbefriedigungsmaschinen einzudringen. Vom Flutsch-Vibrator in sanftem dunkelgrün bis zum glibbrigen Jelly-Lover - eine ganze Pallette Lust, bestellt und auch abgeholt.
Wir verraten Euch kein Geheimnis, wenn wir gestehen, daß dies einer der schönsten Artikel war, die wir jemals - oh hmmm uuhh - geschrieben haben... (nikki )

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Edgar

Deutschland 1996
Regie und Buch: Karsten Laske
Darsteller: Lars Rudolph (Edgar), Heide Kipp (Mutter), Helga Göring (Oma) u.a.
72 Min. Verleih: Salzgeber

Dem "kleinen Muck" begegnet Edgar eines Tages wahrhaftig: es ist zwar nur die Studentin Anne, die sich als Reklamefigur etwas Geld dazu verdient; für den Erwachsenen Edgar jedoch, der innerlich noch ein Kind geblieben ist, geht damit ein Traum in Erfüllung.
Edgar kann nicht richtig lesen und schreiben und wäre unter "normalen" Bedingungen wahrscheinlich ein Pflegefall geworden. Doch die liebevolle Fürsorge seiner Oma und seine unerschütterliche Gutgläubigkeit und seine naive Begeisterungsfähigkeit retten ihn über viele triste Situationen in seinem Leben. Erst als er seinen Job in einer Fleischerei verliert, seine geliebte Oma stirbt und er in einer Müllsortierungsanlage mit den tumben Grausamkeiten und der Alkoholsucht seiner "normalen" Kollegen konfrontiert wird, zerbröckelt seine fantasievoll zurechtgesponnene Gefühls-, Spiel- und Märchenwelt. Ihm bleibt nur der Rückzug in die schönen Erinnerungen.

Regisseur Karsten Laske hat ein liebevoll versponnenes Portrait gebastelt, das sich nachdenklich-ironisch mit der Frage auseinandersetzt, die sich sicher jeder schon einmal selbst gestellt hat: was, wenn man nicht erwachsen werden will? Was, wenn man ein wenig von seiner Naivität und Begeisterung und Verspieltheit in die triste "Erwachsenenwelt" hinüberretten kann?
Edgar ist eine Kunstfigur, die sich die kindlichen Schutzräume so lange wie möglich bewahren konnte. Edgar spiegelt auf seine eigene tragikomische Weise jedoch auch immer die Defizite seiner Umwelt: die Lieb- und Orientierungslosigkeit, die Fantasie- und Gefühlsarmut unserer modernen Leistungsgesellschaft. (nikki )

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Ethnik-Look bei Hishinuma

(Tokyo)High-Tech-Stoffe und Stammesfeden, das vereinigt Yoshiki Hishinuma in diesem Herbst. Afrikanische Muster und Models führten die neue Sparsamkeit vor: "Ich fand die herkömmlichen Make-Ups zu aufgebrezelt", so der Designer, "deshalb habe ich mich für dieses ursprüngliche Make-Up entschieden".
Essen und Entwerfen gehen bei ihm Hand in Hand: "Wenn ich Kleider herstellte, koche ich die Materialien. Ich benutze ein Transfer-Druck mit Hitze, so ist es irgendwie wie Kochen."
Obwohl einige seiner Sachen knacke-eng sitzen, sind sie doch recht bequem, meint Hishinuma. Die Inspiration für seine exotischen Muster habe er aus der Natur: "Ich liebe Terrarien. Da kriechen interessante Muster herum!". (nikki )

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Ivan und Abraham

Moi Ivan, Toi Abraham
S/W, Frankreich 1993
Regie und Buch: Yolande Zauberman
Darsteller: Roma Alexandrowitsch (Abraham), Sascha Jakowlew (Ivan), Wladimir Machkow (Aaron) u.a.
105 Min. Verleih: Ventura Film

Für die volle politisch-korrekte Kulturdosis im Sommer: dieser schwierig zu genießende, aber in wunderschönen Bilder gedrehte Schwarz-Weiß-Film beschwört die Kultur des Ostjudentums der frühen 30er Jahre herauf.
In einem kleinen Dorf an der polnischen Ostgrenze leben Ivan und Abraham, zwei Jungen, deren Freundschaft im Dorf nicht gerne gesehen wird. Zwar leben Christen und Juden in dem "schtetl" noch friedlich zusammen, aber jeder spioniert den anderen aus, unter der ruhigen Oberfläche gärt es. Der Jude Abraham und der Christenjunge Ivan entfliehen schließlich der bedrückenden Enge ihrer Gemeinschaft und machen erste Erfahrungen mit Freiheit und Selbständigkeit.

Als sie schließlich durch Abrahams ältere Schwester Rachel zur Rückkehr bewogen werden können, finden sie ihr "schtetl" verwüstet vor: die latente Feindseligkeit hat sich in einem Progrom entladen. Die Juden sind tot oder vertrieben, nichts wird jemals wieder sein, wie es mal war. Ivan kann Abraham nur in die Arme schließen.

Bis ins kleinste Detail rekonstruiert der liebevoll gemachte Film diese untergegangene Kultur, ohne sentimental zu wirken. Der Sprachteppich aus polnischen, jiddischen und russischen Wortfetzen wird zwar durch die deutsche Untertitelung entwirrt, verlangt aber vom Zuschauer ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit.
Popcorn-Freunde sind hier garantiert falsch, aber alle, die Einheitsware scheuen und bereit sind, sich auf einen schwierigen und poesievollen Film einzulassen, werden ihre Freude haben. (nikki )

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Missonis Herbst-Kollektion vorgestellt

(Milan)"Meine erste Inspirationsquelle sind Blätter...alle Sorten von Blättern, die der Herbst bietet." Zu den gedeckten Farben addiert Rosita Missoni in diesem Jahr pelzige Web-Materialien, wie Mohair und andere Garne.
Ihr letzter Schrei für diese Saison ist der "Totem-Dress": schmale, lang geschnittete, wie ein Baum wirkende Gewänder, drei- oder vierlagig, die verschiedene Stoffe und Muster beinhalten.
Die Hosen trägt man jetzt, was nichts Neues ist, knapp über der Schamhaargrenze und unten weit ausgestellt. Besonders reizvoll ist Missonis Mantel aus falschem Affen-Pelz. Sehr chic! Diesen trägt man über String-Tops und grau-braunen Materialien, die nackte Haut durchschimmern lassen.
Ein heißer Herbst! (nikki
)

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Orion - der Erotik Spezialist (Kurzfassung!)

Neben Beate Uhse das größte Versandhaus für den Spaß am Sex. Neben Wäsche, Büchern und pharmazeutischen Produkten sind Muschis, Vibratoren und Puppen DER Renner bei den größtenteils männlichen Kunden. Orion deckt den großen Markt der "sanften Erotik"-Liebhaber ab, die größtenteils in Kleinstädten leben.
Ein kleiner Einblick in den Alltag und die Geschichte eines Versandhandels für "sanfte Erotik", der immer schnell und feinfühlig auf modische Trends reagiert. (nikki )

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Sexy Surfen! Von der (Kurzfassung!)

Amerikanische Männer an der Front: von Penispumpen und anderen Wundermitteln bis zur Penis-Elektrolyse reicht das breite englischsprachige Angebot der gefrusteten Männer, die ihrer fehlenden Vorhaut nachtrauern.
Frauen können sich über Vagina-Hygiene erkundigen und sich die "Stupid Penis Tricks" sowie die Dick-List (über die beschissensten Männer der Welt) anschauen. Mal sehen, wer DA zuletzt lacht.
Äußerst informativ auch die sex.alt-Site der renommierten Oxford-Universität. Und wer doch mehr auf "Pony-Training" steht, dem dürfte auf der Homepage von Domina-Marion der weiße Schleim in die Unterhose tropfen.
Halleluja! (nikki )

AnfangAnspieltip
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Sexy Werbung (Kurzfassung!)

Aus der Burda, November 1973, haben wir - passend zum Monatsthema "Sex" - ein paar Leckerbissen rausgefischt.
Hauchzarte Strumpfhosen in mehlig-braun, traumhafte BHs, die fast unsichtbar formen, Intim-Deo, das jeden unangenehmen Geruch ins Jenseits verbannt.
Nie anzüglich, immer etwas bieder wirkend und doch...man kann sich dem Reiz der magersüchtigen Damen nicht ganz entziehen.
Besonders, wenn sie sich so schön in grün-duftendem Badewasser räkeln wie die "Sunja"-Frau.
Nackt, versteht sich! (jonz )

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SubUrbia

USA 1996
Regie: Richard Linklater
Darsteller: Giovanni Ribsis (Jeff), Steve Zahn (Buff), Amie Carey (Sooze), Nicky Katt (Tim), Dina Spybey (Bee-Bee) u.a.
120 Min. Verleih: Concorde-Castle, Rock/Turner

Mit seinem Kinodebut "Slacker" (1991) schuf Richard Linklater ungewollt ein neues Genre, den Slacker-Film (liegt ja nahe, gell?). Ein ankedotenhafter Tag im Leben zweier Jungs, die den ganzen Tag rumhängen und ihre Motivationslosigkeit mit endlosen Debatten bekämpfen, die zu nichts führen, als zu neuer Leere. Sechs Jahre später verfilmt Linklater auf der Grundlage des gleichnamigen Theaterstücks von Eric Bogosian erneut die Welt der 20- bis 25jährigen, die Welt der Außenseiter und Herumtreiber.
Suburbia ist bestimmt durch anonyme Vorgärten, endlose Straßenzeilen und riesige Einkaufszentren. Unsere Protagonisten Jeff, Buff, Sooze und Bee-Bee sind eigentlich zu alt, um noch zu Hause zu wohnen, aber zu unselbständig, um auf eigenen Füßen zu stehen. Jeff übernachtet, ein Hauch von Unabhängigkeit, in einem Zelt in der Garage seiner Eltern und hat sein College abgebrochen, um Zeit zum Nachdenken und Schreiben zu finden. Seine energische Freundin Sooze träumt von einem Kunststudium in New York. Buff fantasiert, wenn er nicht gerade eine fettige Bingdienstpizza verspeist, von wilden Sexorgien und Bee-Bee ist gerade frisch aus der Entzugsklinik zurück.

Unsere Twentysomethings hängen an dem Abend und in der Nacht, von der dieser Film erzählt, wie immer an ihrem Treffpunkt, einer Tankstelle herum. Wie beiläufig kommt einer ihrer ehemaligen High-School-Kameraden vorbei, der zum Rockstar mutierte. Obwohl dieses Ereignis zweifellos eine katalysische Wirkung für den Verlauf der Handlung hat, stellt Linklater es nicht gesondert heraus. Es passiert halt einfach.
Im Verlauf der Nacht entdecken alle Figuren neue Seiten an sich, einige brechen sogar aus ihrem Nirgendwo aus; das Ende, das zu sehr dem Happy-End gen Sonnenaufgang entspricht, wirkt jedoch etwas bemüht. Trotzdem ist dieser dialoglastige Film wegen der präzisen und facettenreichen Zeichnung der Hauptfiguren und der spritzigen Dialoge eine Runde Bier und Popcorn im Kino wehrt. (nikki )

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Verrückt bleiben, verliebt bleiben

Deutschland 1997
Regie, Buch und Kamera: Elfi Mikesch
88 Min. Verleih: Salzgeber

U-Bahnschächte und Baustellen, das ist Thorstens Leben. Er schaut unbefangen in die Kamera, die ihn surrend anblickt und erzählt aus seinem Leben. Viel mehr passiert in diesem Dokumentarfilm nicht, und doch ist es eine spannende Reise in eine (Traum)Welt jenseits des "Normalen".

Thorsten ist ein junger Mann, der seine Kindheit und Jugend in verschiedenen psychatrischen Einrichtungen verbracht hat, und der nun in einer betreuten Wohngemeinschaft sein Leben zu meistern versucht. Die U-Bahn ist für ihn zugleich Sinnbild für Leben und Bewegung und eine Möglichkeit zur Kommunikation. Fremde Menschen begegnen sich, treiben wieder auseinander. Auf den Großbaustellen Berlins kennt er sich bestens aus; zuhause entwirft er eigene Pläne für Welten und Bauten, die er aufmalt und zeichnet.

Das Portrait bleibt fragmentarisch, kommen doch Thorstens Mitbewohner, seine Freunde und Bekannten nur am Rande vor, soweit er von ihnen berichtet. Regisseurin Mikesch verzichtet darauf, die anderen Charaktere vorzustellen und fokussiert nur Thorstens Innenwelt. Seine Probleme mit der "normalen" Außenwelt werden ausgespart. Das ist zu einem unbefriedigend, kann aber, wenn man sich auf das Spiel mit seinen Phantasien einläßt, durchaus spannend sein. (nikki )

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Wie Tiere vögeln (Kurzfassung!)

Durch ungeheures Eierlegen
Verschafft der Fisch sich Kindersegen,
Doch sind oft, eh ein Jahr verstreicht,
Schon wieder Leichen, was er gelaicht.
(Eugen Roth)
Unsere Sex-Spezial-Ausgabe feiern wir natürlich auch mit unseren Kameraden in Wald und Flur. Jens warf sich für uns tief ins Gras, um die Fortpflanzung der "Penislosen" genauso scharf unter die Lupe zu nehmen wie das "Pötern" bei den gefiederten Freunden und das hemmungslose Ficken bei Säugetieren, die es bevorzugt "a tergo" treiben.
Die Schweine! Da begatten sich sogar drei Esel! Schaut mal nach! (jonz )

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Crime Time

England/Deutschland 1996
Regie: George Sluizer
Darsteller: Stephen Baldwin (Bobby Mahon), Pete Postlethwaite (Sidney), Sadie Frost (Val), Geraldine Chaplin (Thelma) u.a.
114 Min. Verleih: Kinowelt

Eine düstere Ballade der Abhängigkeit und Hörigkeit. Zugleich ein Spiel mit Realität und Fiktion, das entwickelt Regisseur George Sluizer mit einer kalten Hand. Die Eröffnungsszene ist eine gespenstische Erscheinung, bei der man sich nie sicher ist, ob es Traum oder Wirklichkeit ist. Marianne Faithfull singt in einem Club, der im Halbdunkel eine Schar bizarre Gesichter erkennen läßt, die gegen jeden noch so toleranten Schönheitsbegriff verstoßen. Plötzlich wechselt die Perspektive und wir erkennen, daß diese Szene nur ein Film im Film ist. In einer Fernsehshow werden reale Verbrechen nachgestellt und die Zuschauer zur kriminalistischen Mitarbeit aufgefordert - ein Konzept, das wir aus Aktenzeichen XY kennen.

Der "Strumpfmörder", der seinen Opfern stets ein Auge herausschneidet, mehrt seinen Ruhm durch diese Fernsehsendung, in der sein Part von einem charismatischen Schauspieler verkörpert wird. Beide identifizieren sich miteinander, nehmen sogar Kontakt auf und es entwickelt sich eine fast schon erotische Beziehung. Statt den Mörder der Polizei zu melden, nimmt der Mime Ratschläge von ihm an, um seine Rolle im Fernsehen noch eindringlicher spielen zu können. Der Mörder seinerseits fühlt sich bald selbst als Fernsehstar und schneidet seine Morde zusehends auf Telegenität zu. Die Fiktion ist realer als die Wirklichkeit.

Als der Mörder von einem Opfer so schwer verletzt wird, daß er sich außerstande sieht, mit dem Töten fortzufahren, enden notgedrungen Mord- und Fernsehserie. Bis der Schauspieler mit einem Messer in die Nacht zieht und am nächsten Morgen eine Leiche entdeckt wird.

Sluizer malt sein Bild der gegenseitigen Abhängigkeit von Realität und Medien(wirklichkeit ?) schwarzweiß und düster. Aber in seiner teilweisen Überzeichnung imitiert der Film zum Teil die Fernsehshows, die bei den Zuschauern das Gefühl erzeugen, die Fiktion sei wirklicher als der Alltag. Es ist aber auch die Geschichte der Beziehung von Mörder und Mime, die eine tiefe Seelenverwandschaft entwickeln, die zum einen fruchtbar ist, aber zugleich in Zerstörung endet."Eine mit makabrem Realismus inszenierte ruhige, aber nachhaltig unter die Haut gehende Beziehungsgeschichte." (filmdienst 12/10.06.1997) (nikki )

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Deckname Dennis

Deutschland 1997
Regie: Thomas Frickel
Darsteller: Dennis R. D. Mascarenas, Christian Doermer
101 Min. Verleih: Thomas Frickel

Wie wir Deutsche nach Außen wirken, hat uns intellektuell aufgeklärte Menschen schon immer befremdet: Deutsche sind pünktlich, hegen ihr Auto wie ein Augapfel, wohnen in kleinen Fachwerkhäusern und essen ihre Bratwurst mit Kraut am liebsten unter der Kuckucksuhr. Denn in Wirklichkeit sind wir weltoffen, aufgeklärt, der modernsten Kommunikationstechnik mächtig und unserer Rolle im geeinten Europa gewachsen.

Dieser Film von Thomas Frickel, der sich zwischen Dokumentar- und Spielfilm bewegt, widerlegt auf augenzwinkernde Weise und mit äußerst geschmackvoll verpackter Ironie unser Selbstbild. Gerade die Deutschen selbst, die sich mit dem Vorurteil des belustigt auf uns blickenden Fremden nie so recht abfinden wollen, bestätigen dies auf ganz eigentümliche Art und Weise. Dennis, ein fiktiver TV-Journalist aus den USA reist nach Deutschland und soll die Wesensart des deutschen Volkes bestimmen. Seine Auftraggeber wollen herausfinden, ob Deutschland in der Lage ist, eine Führungsrolle im vereinten Europa zu übernehmen.
pummeliger Amerikaner mit Holzfällerhemd und Baseballkappe erlebt er sowohl in ärmlichen Hotels als auch bei der Deutschen Autofahrerpartei eine Warmherzigkeit, die die Menschen ganz offen zu ihm sein läßt. So fängt die Kamera fast unverfälscht Bilder mit dokumentarischem Wert ein, die jede noch so durchgestylte Zeitgeist-Analyse alt aussehen läßt.
schlands berühmteste Demoskopin Elisabth Noelle-Neumann empfielt dem Amerikaner, Jeans zu tragen, damit er nicht auffalle. Unauffälligkeit sei schließlich eine der Grundtugenden des deutschen Volkes. Der Betreiber eines Gartenzwergmuseums preist seine Exponate als nationale Metapher, und die "weltgrößte Original Kuckucksuhr" kann Dennis gleich viermal besichtigen.
Unverstellt treten Verschwörungstheoretiker verschiedener Coleur, Bundestagsabgeordnete und Burschenschaftler vor die Kamera, um mit schwülstigen oder auch sehr einfachen Worten das deutsche Wesen zu bestimmen.

Frickel ist es mit Hilfe der Kunstfigur Dennis gelungen, bisher ungeahnte Perspektiven in sonst eher verdeckt gehaltenen Glaubensgrundsätze zu öffnen. Ein unverkrampftes, selbstironisches und ungemein unterhaltendes Stück Zeitanalyse! (nikki )

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Der Polygraph

Le Polygraphe
Kanada/Deutschland 1996
Regie: Robert Lepage
Darsteller: Marie Brassard (Lucie), Peter Stormare (Christof), Patrick Goyette (Francois) u.a.
92 Min. Verleih: TiMe

Dieser kleine Kunstfilm wird leider in dem Kinosommer der Actionknaller untergehen. Doch es lohnt sich immer, vom strahlenden Licht der Sonner in die dunklen Abgründe der Seele und der menschlichen Existenz zu schweifen...
Um einen Mord aufzuklären, wird Francois an einen Polygraphen, einen Lügendetektor, angeschlossen. Er ist der Hauptverdächtige in dem ein Jahr zurückliegenden, ungeklärten Mordfall, in dem seine Geliebte ermordet wurde. Die Erinnerung an das damals Geschehene hat er durch den Schock vollkommen verdrängt oder vergessen. Doch die Antwort des Detektors ist ernüchternd: man kann nicht mit Gewißheit sagen, ob Francois die Wahrheit sagt oder nicht.
Ebenso suchen eine Filmemacherin und eine Schauspielerin nach der Wahrheit im Mordfall. Immer mehr verstricken sich ihre Nachforschungen im Gestrüpp von Wahrheit und Lüge, Vergangenheit und Gegenwart. Zeit- und Bewegungsebenen verschieben sich, nichts ist mehr gewiß.

Regisseur Robert Lepage stellt in artifiziellen Bildern die Frage nach der existentiellen Wahrheit. Parallelmontagen und Zeitverschiebungen verunsichern den Zuschauer, ziehen in Hinab in das Gewirr von Bedeutungen, von verschiedenen "Wahrheiten", die einem Sachverhalt innewohnen können. Hochkünstlerisch und sehr anspruchsvoll zwingt dieser Film zum Nachdenken. Und das ist bei einem Eis im Park nicht unbedingt das kleinste Sommervergnügen! (nikki )

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Endlich Sommer! Das große Special! (Kurzfassung!)

Die Bienen summen, das Eis schmeckt besser als je zuvor, wir kramen Bikinihöschen und Sonnenbrillen heraus, ölen uns ein und - jaaaa - die schönste Zeit des Jahres gehört uns!
Nicht nur im Mottenspaß ist der Sommer und alles, was dazugehört, bei uns zu Gast, nein, auch hier!
Gummibärchen, Eis und Flirtlines, heiße Strände und alles Wissenswerte über die Sonne, das genießen wir zusammen - im Internet!
Hosssaaah, und los geht´s! (nikki )

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Honig und Asche

Miel et Cendres
Schweiz/Tunesien 1996
Regie: Nadia Fares
Darsteller: Nozha Khouadra (Leila), Jamel Sassi (Idriss), Amel Ledhili (Amina) u.a.
80 Min. Verleih: Kairos (O.m.d.U.)

Frauen haben im heutigen Nordafrika, hin- und hergerissen zwischen Tradition und Moderne, noch immer mit Vorurteilen, Gewalt und Unterdrückung zu kämpfen. Der Film "Honig und Asche" erzählt die geschickt miteinander verwobenen Geschichten dreier Frauen unterschiedlicher sozialer Herkunft.

Leila, eine 20 Jährige, flüchtet vor den rigiden patriarchalischen Familienverhältnissen und muß sich ihr Universitätsstudium als Prostituierte verdienen. Als ihr Freund Idriss hinter ihre "Nebentätigkeit" kommt, versucht er sie aus verletztem Stolz zu vergewaltigen. Leila ersticht ihn in Notwehr und landet im Gefängnis.
Amina und Moha scheinen beide eine glückliche Ehe zu führen, doch Amina wird von ihrem Mann, ihrem ehemaligen Universitätsprofessor, so schwer mißhandelt, daß sie schließlich im Krankenhaus beschließt, sich von ihm zu trennen. Die dritte Frau schließlich ist die 45jährige Ärztin Naima, die mit ihrer Tochter getrennt von ihrem Mann auf eigenen Füßen steht. Sie gibt ihr Selbstbewußtsein an ihre Tochter weiter, der damit eine vielleicht bessere Zukunft vor Augen steht als den beiden anderen Protagonistinnen. Die Wege der drei Frauen kreuzen sich, als die Ärztin Naima versucht Leila beizustehen und später im Krankenhaus die verletzte Amina behandelt.

Dieser Erstlingsfilm von Nadia Fares ist kein belastender, sich selbst bemitleidender "Problemfilm", sondern ein zupackendes Stück Kino, voll von Tragik, aber auch voll von Kraft und Stärke und Hoffnung auf Veränderungen in einem allzu starren System. (nikki )

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Interview: Andreas Dorau (Kurzfassung!)

Kleiner, gerissener Mann in Trainingsjacke - Andreas Dorau beweist Humor

Ein zauberhafter Sommertag. Die Bienen summen, Wind in den Weiden, auf dem verwilderten Hinterhof blühen gelbe Blumen. Andreas Dorau nestelt verärgert an seiner blauen Trainingsjacke und schaut nervös auf die Uhr. Gleich ist Soundcheck, das Interview dauert ihm viel zu lange und außerdem scheint die Sonne ihm lachend ins Gesicht. Diese Art von Humor kann er gar nicht leiden: "Ich hasse den Sommer!" bekennt er.
Ob er sonst noch was mag, das lest ihr hier!
(nikki )

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Interview: Tocotronic (Kurzfassung!)

Die netten Jungs von nebenan - >Tocotronic<
Die drei, die sich nach einem Game-Boy-Vorläufer benannt haben und bereits mit ihrem ersten Album "Digital ist besser" (1994) die Herzen aller Musikrezensenten und Indiependent-Hörer gewannen, haben sich in den drei Jahren seit ihrer Gründung von schrammelnden Lümmeln zu spritzigen, jugendlichen Musikern entwickelt. Erfrischend einfach ihre Texte, doch immer präzise beobachtet, rockig die Gitarren, bisweilen zu einem Wall-of-Sound ausufernd, sind die Tocos zu einem Stück deutscher Popkultur geworden, die die Lücke zwischen Blumfeld und den Sternen füllt. (nikki )

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Rezension: Andreas Dorau - 70 Minuten Musik ungeklärter Herkunft

Es wird kalt, ich dreh´die Heizung an. Es wird warm, ich dreh´sie ab. Ich hopse im Zimmer zu einem Bionic-Boogie herum, shimmy-shamme um den Flokati und bemerke: es ist nur der Rauch. Ist es gelb, ist es grün oder blau? Hilfe!
Ein Schwarm Vollmeisen, die zu akzeptieren wir in dem Lied "Blaumeise Yvonne" lernen sollen, huscht durchs Gehölz. Dazu funkige 70ties Gitarren - nur echt mit dem Kratzer auf der Platte! - , schepprige Bontempi-Orgeln und eine kleine 404, die böse im Hintergrund den Blubb frischer Sahne in das leckere Potpourri kleckst, das uns der Dorau serviert.

Andreas Dorau ist wohl der einzige deutsche Musiker, der sich traut, "Goethe" auf "Flöte" zu reimen und der im Freizeichen des Telefons einen philosophischen Minimalismus entdeckt, der die Lautmalerei zu einem groovigen Stück elektronischer Tanzmusik abgibt. In den zwei Jahren nach der Veröffentlichung seiner ersten Solo-LP "Neu" grub Dorau in Flohmarktkisten, zog die ein oder andere Platte heraus und hat sogar seit kurzem das PolyGram-Archiv zur Verfügung, um seine Samples zusammenstellen zu können.
Diese Samples, in kleine und Kleinstteilchen zerlegt, bilden die Mehlschwitze, die mit anderen Ingredienzen verfeinert, die schmackhafte Soße ergibt, die er über seine ironischen Stabreime kippt. Als keckige Zugabe etwas Glitter und Glimmer und eine Prise groben Pfeffer Marke "verdeckte Gesellschaftskritik", kreiiert Andreas Dorau ein Menü, das nicht belastet und zum Tanzen anregt.
Es ist Disco und doch nicht nur. Und wenn der Funk sich durch die Zutaten in den Vordergrund schleicht, verschmilzt er auf der Zunge sogleich mit einer ravenden 404. Eine wummernde Bassline wird als Aperitiv vor einer Vorspeise aus knisterndem Disco-Boogie und einem leicht angekratztem Glockenspiel serviert. Als Getränk bunte Selbstverliebtheit und Zitatenwahn, aber ohne Kohlensäure, bitte!

Dorau klopft uns in seinen Texten hoffnungsvoll auf die Schulter, wenn verpatzte zwischenmenschliche Begegnungen Überhand nehmen sollten. Mit ihm können wir "in die Fratzen sehen" und trotzdem dabei lachen.
Im Grunde wissen wir es doch schon lange: niemand stellt die Weichen und am Steuer seines Lebens lenkt man doch meistens vergebens. So ist das nunmal.
Wir bezahlen die Rechnung und gehen. Lecker war es allemal. Nachschlag, bitte! (nikki )

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burda moden, Juli 1974 (Kurzfassung!)

"Außer Schwimmen, Sonnen, Wandern, Lesen, Tanzen greift das neueste Ferienhobby um sich: HANDARBEITEN. Alles, was Sie in den Ferien noch nadeln können" findet sich in der Sommer-burda von ´74.
Besonders lässig, luftig, leicht und chic sind die neuen Leinenanzüge. Der Superhit für junge, knackig-braune Frauen ist die junge fröhliche Partymode.
Die passende Sommerfrisur darf nicht kunstvoll frisiert oder toupiert sein, wenn der Sommer frischen Wind durchs Haar weht. "Mit der Nostalgiemode kommt die weiche Welle wieder."
Selbst beim heißesten Tropenwetter heißt es nicht Verzagen, denn "riar Deodorant-Spray wird mit jeder Hitze fertig". (Jeans )

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Das Relikt

The Relic
USA 1996
Regie: Peter Hyams
Darsteller: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore, Linda Hunt, James Withmore, Robert Laser u.a.
110 Min. Verleih: Concorde

Museumspädagogik mal erlebnisorientiert: Ethnologen errichten mit viel Pomp und schummriger Dschungelbeleuchtung die Ausstellung "Aberglauben" im Chicagoer Museum. Die Museumleiterin ist auf der Suche nach Sponsoren, der Bürgermeister sucht Medienresonanz und alle werden sie am Ende das Weite suchen.
Der inszenierte Raum der Magie und Rituale, in dem später die defekte Sprinkleranlage einen Monsun nachahmen wird, verwandelt sich, na hoppla, in ein feuchtes Gefängnis, in dem das Relikt, ein wiedererweckter indianischer Dämon, sein Unwesen treibt. Höchst unappetitlich ernährt er sich vom Hipothalamus, weshalb man den Museumsbesuchern eine kleine Panik nicht ganz übenehmen kann.
Die reizende Evolutionsbiologin Dr. Margo und der männliche Polizist D´Agosta finden nicht nur dramaturgisch gesehen zusammen, nein sie machen auch dem Untier, eine genetische Mischung aus Echse und Mensch, mit einer Höllenexplosion den Garaus. Schade, daß diesmal nicht Godzilla, der alte Menschenretter, auf den Plan gerufen wurde und sich einen kleinen Kampf mit dem Indio-Dämon geliefert hat, wobei mal eben Chicago zu Klump und Asche gehauen würde. So muß nur das Museum dran glauben und unser Speckbauch, den wir mangels eines glaubwürdigen Plots mit Popcorn vollgehauen haben.

Hyams´ Schocker versucht durch rasante Kamerafahrten und eine abstrus wirkende Gen-Horror-Story (der Dämon entstand mit Hilfe eines Schimmelpilzes, den ein genetischer Quantensprung mutiert hat, na klar...) ein bißchen Spannung in unseren durchleuchteten Industrie-Alltag zu bringen. Aber ein Freitag abend im Waschcenter in Altona hat mir mehr Nachhilfe in Sachen Selbstverteidigung und Studium der genetischen Sprünge in menschlichen Hirnen gegeben, als dieser Film. (nikki )

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Das Wissen vom Heilen

Schweiz 1996
Regie und Buch: Franz Reichle
90 Min. Verleih: Pegasos

Der sonore Klang buddhistischer Blasinstrumente und das rythmische Geklapper von Gebetsmühlen führen in diesen Dokumentarfilm ein. Eine Welt, die auf den ersten Blick auf Magie und übernatürliche Kräfte gebaut zu sein scheint: die Welt der tibetischen Heilkunst. Räucherkegel werden auf "Meridianpunkten" des Körpers abgebrannt, dunkles Gemurmel erfüllt den Raum, dazu eine konzentrierte Atmosphäre, in der ein Arzt liebevoll den Puls einer alten kranken Frau betastet.
Tibetische Heilkunst ist keine magische "Volksmedizin", sondern eine auf Heilkräuter beruhende wissenschaftliche Schulmedizin mit über zweitausend Jahren Entwicklung und Erfahrung. Franz Reichle begleitet in seinem Dokumentarfilm den Leibarzt des Dalai Lama und zerstreut unsere Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der Heilwirkungen durch Forschungen von Wissenschaftlern aus Wien und Jerusalem, die die Heilkräfte der exotischen Rezepturen bestätigen.
Die kunstvoll montierten Aufnahmen entführen einen in ein Reich der Stille und Besinnung, in ein Reich, das von der chinesischen Okkupation im Fortbestehen bedroht ist. Reichles Film ruft auch die für die tibetische Kultur verheerenden Folgen der Okkupation ins Gedächtnis. Nach der Niederwerfung des tibetischen Aufstandes 1959 vernichtete die chinesische Regierung die medizinischen Fakultäten und ihre Schriften. Heute leben im Tibet nur noch zwölf alte Gelehrte, die ihr Wissen weitergeben können. Trotzdem verfällt der Film in keinen melancholischen Grundton. Die fasziniernde Welt einer alten Heilmedizin und das aufgeschlossene, dem Neuen offene Wesen des Dalai Lama, der eine Verbindung der alten heilkunst mit westlichem Denken begrüßen würde, machen diesen Film zu einem packenden und lehrreichen Beispiel dokumentarischen Arbeitens. (nikki )

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Deutsche Modenzeitung, Juli 1938 (Kurzfassung!)

Im "Haus des Tanzes", einer "Deutschen Meisterstätte für Tanz", vervollkommnen Meisterschülerinnen ihr Können. Das "beschwingte Spiel der Mädchen" im Park der schloßartig eleganten Villa drückt jene überschwengliche Heiterkeit aus.
Die Heiterkeit sucht man in der neuen Mode von 1938 vergeblich; zwar sind Braun mit Blau und Lilatöne "in", doch sind die Schnitte streng und hochgeschlossen. Zur schlanken Figur gehörten scheinbar breite Schultern und so sind Schulterpolster ebenso wie der passende Hut ein Muß. (Jeans )

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Donnie Brasco

USA 1996
Regie: Mike Newell
Darsteller: Al Pacino, Johnny Depp, Michael Madsen, Bruno Kirby, James Russo u.a.
128 Min. Verleih: Constantin

Der Gangsterfilm selbst ist innerhalb seines Genres in drei Klassen unterteilbar: die aristokratische Oberschicht des "Paten" von Francis Ford Coppola, gestützt auf eine spießige Mittelschicht von "Good Fellas" (Martin Scorseses). Ganz unten liefert die Unterschicht zu, die "Killer". Doch in Hollywood scheinen diese keine rechte Lobby zu besitzen. Regisseur Mike Newell nennt dieses Milieu "den Bodensatz des Mob", dem er mit diesem Film ein kleines Denkmal gesetzt hat.
Lefty, eine billige Rockford-Kopie in zerknitterter Lederjacke und mit großen Monitor-Brillengläsern macht seinen Routinejob innerhalb der großen "la familia", ohne Aussicht auf Aufstieg. Ein einsamer Looser, der empfänglich ist für das scheinbare Vertrauen, das ihm der gewandte und smarte Neuling Donnie Brasco entgegenbringt. Doch die väterliche Zuneigung Lefties wird von Brasco grausam ausgenutzt: er liefert ihn, nur ein kleines Rädchen im großen System, der Polizei aus. Donnie Brasco ist ein Undercover-Agent des FBI.
Die von Johnny Depp mit Intensität verkörperte Rolle des schmierigen "Helden" ist darauf angelegt, die Sympathien der Zuschauer zuerst für sich einzunehmen, um sie dann wie ein benutztes Taschentuch wieder wegzuwerfen. Brasco ist, was ihn mit Lefty verbindet, ebenso ein kleines Rad in einem System, das ihn nur ausnutzt. Nur er selbst hat es nicht durchschaut und findet auch nicht die Kraft, sich selbst sein verpfutsches Leben einzugestehen.
Stattdessen ergeht er sich in seiner glücklosen Ehe in Fluchtphantasien, die ihn schließlich wirklich zum Mörder werden lassen, alles unter dem Deckmantel eines "ehrbaren" Polizeijobs.
Wenn er Lefty am Schluß aushändigt, ist sein Lohn ein Judaslohn.

Mike Newells Film lebt von den Beziehungen seiner Figuren untereinander. Vor allem das Spiel Al Pacinos, der einst auf der Sonnenseite der "familia", im "Paten" Coppolas, mitspielte, neben dem jungenhaften Johnny Depp macht diesen Film eher zum Schauspielerfilm, als zum actiongelandenen Genrefilm. (nikki )

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Double Happiness

Kanada 1994
Regie und Buch: Mina Shum
Darsteller: Sandra Oh, Alannah Ong, Stephen Chang, Frances You, Johnny Mah u.a.
90 Min. Verleih: Peripher (O. m. d. U.)

Die Story klingt altbacken: jugendliches Mädchen nabelt sich gegen äußere und innere Widerstände vom Elternhaus ab. Das wäre im Sparformat der Inhalt des Spielfilmdebuts der Regisseurin Mina Shum. Doch man hat es in diesem heiteren Film, der nie ins oberflächlich komödiantische abgleitet, mit einem höchst exotischem Umfeld zu tun: chinesische Einwanderer im kanadischen Vancouver. Trotzdem sind die im Film angesprochenen Probleme universell und deshalb nachvollziehbar und das liegt mit Sicherheit an der symphatischen Inszenierung und Darstellung.
Jade ist Anfang 20 und möchte entgegen den konservativen Wünschen ihrer Eltern Schauspielerin werden. Zu allem Überfluß übergeht sie die verzweifelten Verkupplungsversuche ihrer Eltern und geht eine Beziehung mit einem nicht-chinesischen Studenten ein.
Eine Zeitlang lebt Jade in zwei Welten: in ihrer eigenen, unabhängigen und der warmen, heimeligen, doch beengenden Welt ihrer Eltern.
Als ein Bruder ihres Vaters aus Hongkong eintrifft, werden Jade die Widersprüche zwischen diesen beiden Welten deutlich. Der Onkel selbst hat ein ähnliches Probelm wie sie: eine heimliche Liason. Er heiratete heimlich seine um viele Jahre jüngere Haushälterin, verschweigt aber diesen Umstand Jades Vater.

Zwischen all den kinderreichen, heiteren Familienfeiern, auf denen viel gekocht und gegessen wird, fällt Jade schließlich eine Entscheidung.
"Double Happiness" ist ein unpretentiöses Plädoyer für Toleranz und eine erfrischende Argumentation für gegenseitige Nachsicht. Mina Shum hat, und das macht diesen Film so liebenswert, ihre eigene Geschichte der Auswanderung, mit einer gehörigen Portion Selbstironie, die jedoch nie die Charakterstudien der Personen überdeckt, inszeniert. (nikki )

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Eine tolle Überraschung: das Videogramm

Was tun wenn die 1000 Worte in einer e-mail nicht die Stimmung widerspiegeln, die nur das Gesicht sagen kann? Was tun, wenn selbst Smilies nicht die Gefühle beschreiben, die nur von den Augen abgelesen werden können? Jetzt ist es da, der Retter in der Not, das Licht in dunkler Nacht, der Tarzan im wilden Urwald: das Videogramm.
Das Videogramm, entwickelt von Alaris, ist ein kleines digitales Filmchen, das keinen Player benötigt. Aus, die Zeit des Bangens, ob der Empfänger einen AVI- oder Quicktime-Abspielprogramm installiert hat. Aus, die Zeit des Bangens, ob er solches auch bedienen kann. Heute funktioniert der Doppelklick!
Daß das Videogramm nur unter Windows funktioniert, ist schon okee. Wer arbeitet heute schon noch unter Mac-OS oder gar UNIX. Daß die Datei etwas größer wird macht auch nichts, bei den leeren Datenautobahnen heutzutage. Was? Netscape kann auch Quicktime und AVI abspielen? Naja, wer benutzt schon Netscape?
Das Videogramm ist definitiv eine Bombenerfindung! Mein liebstes Geschenk, gleich nach den Tennissocken, die mir meine Oma immer zu Weihnachten schenkt. (Jonz )

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Introvertierte Stubenfliege mit Glamour - Jimi Tenor (Kurzfassung!)

Der Mann spinnt! Hat man in Finnland noch nie etwas von Musikgenres gehört? Kann man dort, wo sich die Lachse Gute Nacht sagen und die Menschen als Lieblingshobby "Skilaufen" angeben, einfach Funk, Jazz, Techno, Elektro, Disco und Soul zusammenmixen?
Jimi Tenor wagt das Unfaßbare: im schwarzen Pailettenanzug, ein Sektglas immer seiner Hammond-Orgel nudelte er uns auf seiner Deutschland-Tournee und auf der Mayday etwas vor. Er quirlt Genres zusammen und spickt sie mit Geschmacklosigkeiten wie kein anderer.
Das Interview (am 27. 04. im Hamburger Mojo Club), die Wahrheit über Walt Disney und einen pinkelnden Superhelden lest ihr, wie immer, nur hier! (nikki )

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Kleine Schwester

Zusje
Niederlande 1995
Regie: Robert Jan Westdijk
Darsteller: Kim van Kooten, Hugo Metsers III, Roeland Fernhout, Ganna Veenhuysen
91 Min. Verleih: Arsenal

Diesem Film ist der Ruf nun wirklich nicht vorausgeeilt...Diese kleine, unbeachtete Low-Budget-Produktion ist ein Fest für jeden Cineasten. Die Geschichte um das Geschwisterpaar Matrijn und Daantje ist ebenso geschickt konzipiert, wie der Regisseur mit Stilmitteln des "Cinéma Vérite" kokettiert, indem im Vorspann nicht die Namen der Akteure genannt werden, sondern so getan wird, als spielten sich die Schauspieler selbst. Im Grunde ist dies auch so, denn was man als Film im Film sieht, ist ein Video, das Martijn von seiner Schwester Daantje herstellt.
Die verwackelte und beschwipste Handkamera führt uns nun an eine Beziehung der besonderen Art heran: nach jahrelanger Trennung steht Martijn plötzlich, mit einer Videokamera "bewaffnet", vor der Haustür seiner Schwester Daantje und drängt sich, den Zuschauer als unfreiwilligen Voyeur mit sich ziehend, immer tiefer in ihr Leben. Jeden Schritt von ihr, jedes Wort ihrer Freunde zeichnet er auf; man sieht vertraute Szenen, die nichts Sensationelles an sich haben und doch faszinierend wirken. Man strudelt im kleinen Kosmos enger Beziehungen von fremden Menschen, die sich selbst fremd sind. Besonders Martijn, der scheinbar grundlos seine Schwester bedrängt, wird durch den Film im Film und durch Rückblenden dem Zuschauer nahegeführt. Bis sich schließlich am Ende sein verwirrendes Verhalten und der Zwang, alles aufzeichnen zu wollen, aus unbewältigten Erlebnissen eines verklemmten Elternhauses erklären lässt.

Wer sich für intensive, unverfälschte Kameratechnik und frische Darsteller interessiert, die schauspielern, statt sich in perfekt ausgeleuchteten Räumen in Geltung zu bringen, der sollte sich diesen typischen "Programm-Kino"-Film nicht entgehen lassen. (nikki )

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Kunstwettbewerb

"Vision und Begegnung II" ist eröffnet Wer immer noch denkt, im Osten ist nichts los, der hat sich getäuscht!
Der internationale Kunstwettbewerb "Vision und Begegnung" öffnet nun zum zweiten Mal seine Pforten, um die Jünger der Kunstszene einzulassen in die heiligen Hallen der Muse. Ziel des Wettbewerbes ist es, die Stadt Halle mit Kunst im öffentlichen Raum zu verschönern, wobei die Form (Installationen, Objekte...etc.) offen ist.
Neben dem Anreiz, sein künstlerisches Schaffen endlich auch mal einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen, locken zwei Preise im Wert von zusammen 6000,- DM.
Weitere Infos bei Andreas oder unter www.kunst-halle.mda.de. (nikki )

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Land am Rand

Deutschland 1996
Regie und Buch: Götz Penner
90 Min Verleih: Eigenverleih Götz Penner, Kassel

Ein kleiner Klecks auf der Landkarte, mitten in Nordhessen. Eine Handvoll Bauernhöfe kämpft ums Überleben, macht doch nach Abzug aller Kosten die hessische Agrarförderung den eigentlichen Gewinn aus. Götz Penners Dokumentarfilm über Bauern und ihre Familien kommt sehr unspektakulär daher, erzählt er doch in ruhigem Fluß über das einfache, karge Leben, über kleine Freuden und die Liebe der Menschen zu ihrem Beruf.
Doch zwischen Milchkanne und Misthaufen entsteht ein liebevolles, manchmal sehr humorvolles Portrait einer Landschaft und eines Berufsstandes. Ohne Effekte, mit authentischen Bildern erleben wir lauter kleines Sisyphuse bei der Arbeit, denen es nicht, wie den meisten anderen Mitmenschen, auf das "Mehr" im Leben ankommt. (nikki )

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Rezension: Fox Force Five - White, Middle Class, Suburban, Heterosexual Mods and We Are Bored

Buback Tonträger

Ein kleines, unabhängig produziertes Album, für den Allniter-Fan in uns.
Eigenkompositionen und trashige Coverversionen von Jimi Hendrix und Ton, Steine, Scherben mixen FF5 zu einem heißen Ritt durch Beat, Soul und Disco. Die fünf Mods beweinen nicht Vergangenes, sondern stoßen die Türen auf zu einem Stilmix, der sogar einen House-Remix einer ihrer frühen Singles enthält (Discolina2). Trotzdem läßt sich der tiefe Griff in die 6ties-Kiste nicht verleugnen: Gitarren, die klingen, als seien sie vom Flohmarkt, eine blubbrige Orgel und schließlich der Gesang, der mal an die Sonics erinnert und mal an amerikanischen Garage-Punk, nur durch einen Radioverstärker in der WG-Küche aufgenommen. Diese fünf scheren sich einen Dreck um stilistische Reinheit und Authentizität. Schließlich kommt "Mod" von "Modernists" und eine moderne Kultur übernimmt niemals unreflektiert die Stilmittel früherer Jahrzehnte. (nikki )

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Rezension: Primal Scream - Vanishing Point

EPIC

Eine aufregende Nacht. Dieser Mann mit den feinen Gesichtszügen und den schlanken Gliedern lud mich ein, mit ihm zu kommen. Er setzte seine Sonnenbrille auf, um nicht vom billigen Straßenlicht belästigt zu werden und wir gingen...
Er stoß die Tür einer schummrigen Bar auf, die Wände rot verkleidet, Spiegel brachen unsere Körper in tausend Duplikate. CyBarJazz floß durch meine Adern, prickelnde Orgeln, treibende Beats, untermalt von klagenden Gitarrenfetzen und punktuiert von Bläsern. Er lächelte nicht. Nicht einmal in dieser Nacht. Er nahm mich bei der Hand und wir gingen weiter.
Melancholisch-romantische Akkordeonklänge hallten durch die Straßen. Jemand sang wie von fern eine Ballade, feine Bläser durchzogen die Luft. Ich atmete tief ein.
Später zog er mich in einen feuchten Keller. Es war voll, die Musik war laut und die Menschen zuckten rythmisch. Kreischende Sinustöne und fette Drums aus einer Beatbox mischten sich mit ruckenden Samples und durchgeknallten E-Gitarren. Jemand sang flüsternd Zeilen aus einem Film der 70er. Eine Sitar klang auf. Diese Musik war der pure Sex und dieser Mann schaute mich einfach nur an und nippte mit feuchten Lippen an seinem Drink.
Zum Abschluß landeten wir in einem verrauchten Rockschuppen. Jemand sang "gimme, gimme, gimme medication" und das traf genau die Stimmung. Wir rauchten, tranken und genossen den watteweichen Drogenwall um unsere Sinnesorgane.
Irgendwann war er weg und ich allein. Allein in einem Kosmos aus Klängen und Stilen, der mich auffing und mich durch die Musikgeschichte geleitete, ein interstellarer Flug mit rockenden Go-Go-Girls, die von langhaarigen Typen auf Sinusorgeln und Samplern begleitet werden und die sich nicht einigen können, ob sie nun 60ties oder 70ties oder drum´n´bass spielen sollen.
Ich nippe an meinem Drink, schiebe mir die Sonnenbrille auf die Augen und lausche verzückt ihrem Streit... (nikki )

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Rezension: These Animal Men - Accident & Emergency

Virgin

Scheiße. Wenn das gängige Achtziger-Revival bedeutet, daß ABC ein Comeback haben, muß ich mich wirklich fürchten...Aber noch kann ich mich im Bett entspannt zurücklehnen, eine Hand tief in der Hose versunken und mit einem Ohr "Accident & Emergency" lauschend. "These Animal Men" verbreiten ihren Gitarrensex schnörkellos und zielstrebig. Wie ein guter Liebhaber schießen sie mit kreischenden, metallenen Rock-Riffs, einer billigen Bontempi-Orgel und treibenden Drums direkt ins Ziel. Ihr Verständnis von guter, ehrlicher Rockmusik ist zwar in den Achtzigern hängengeblieben, aber ihre Falsett-Backing-Vocals und die harte Stimme von Sänger Alexander Boag verleihen dem Wörtchen "Retro" eine angenehme Süße. Melodisch wie seinerzeit die "Teens", weicher als MC5, härter als "Mansun", nicht gerade der Gipfel der Genüsse, aber, wie gesagt, auch mit einer Hand kann man es sich schon sehr gemütlich machen. (nikki )

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The Jeyenne - Techno-Schamanismus auf der 303 (Kurzfassung!)

Schwingende Synthiziser über blauem Licht. Ein warmer Ambient-Einstieg, bis dieser Mann in schwarzer Lederhose auf die Bühne stürmt und seine E-Gitarre traktiert. Das ändert alles. Sein Gesicht, in dem die schwarz umrandeten Augen leuchten, starrt in die Menge und er beginnt zu schreien. The Jeyenne live auf der Mayday (30. 04.), das war Rock gemischt mit Electronic Body Music, Heavy Metal auf der 303 und beschwörender Gesang wie ihn Jim Morrison am besten auf Koks ausspuckte. (nikki )

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The Verve kriegen Schwung!

Nach ihrer Veröffentlichung der Single "History" vor zwei Jahren beschlossen The Verve, daß sie der Welt genug geschenkt hatten mit ihrem grandiosen Gitarrensound und lösten sich auf. Noch am Vorabend einer ausgedehnten Europa-Tournee. Das sind noch Künstler! Unfaßbar! Eigensinnig! Durchgeknallt!
Zum Glück haben sie nach über 700 Tagen ihre "Leckt-Mich-Am-Arsch"-Mentalität neu überdacht und sich erneut zusammengefunden, um der Welt - nach unerträglichem Kula Shaker-Bubblegum und lauem Retro-Oasis-Scheiß - erneut zu zeigen, wie man eine Gitarre richtig spielt und was eigentlich "Wall-of-Sound" bedeuten kann...
Ihr Comeback im Original Line-Up beginnen sie mit einer England-Tour, ihre erste Single kommt mit vier neuen Songs am 16. Juni in die Läden - "Bitter Sweet Symphony".

Tourdaten:

June 14th, 1997
Leadmill - Sheffield, UK
June 15th, 1997
Garage - Glasgow, UK
June 17th, 1997
Wulfren - Wolverhampton, UK
June 18th, 1997
Hacienda - Manchester, UK
June 19th, 1997
Le Palais - London, UK (nikki )

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Twin Town

England 1997
Regie: Kevin Allan
Darsteller: Llyr Evans, Rhys Ifans, Rachel Scorgie, Huw Ceredig, Di Botcher u.a.
99 Min. Verleih: PolyGram

Die Zwillinge Jeremy und Julian Lewis sind schnoddrig, ekelhaft, ständig bekifft und am liebsten donnern sie im Drogendelirium mit geklauten Autos durch enge Straßen. Was klingt wie ein neuer, dynamisch geschnittener Spot der "Krankenkasse für junge Leute" (ohne Drogen geht´s auch...), ist eine rauhe, nah am Geschmacklosen hangelnde Komödie von Kevin Allan.
Die Straßen der Stadt Swansea sind grau wie das Stahlwerk, das die Gegend mit seinen Nebelschaden tränkt. Die arbeitslosen Pub-Besucher bekommen ihre einzige Abwechlsung durch die lokalen Machtkämpfe zwischen den Lewis-Zwillingen und dem Mafiosi Cartwright, der die Kokainszene und das Baugewerbe kontrolliert.
Da wird schon mal eben die Tochter der Cartwrights bei einem Karaoke-Wettbewerb von den Zwillingen angepißt, wofür die beiden natürlich postwendend eine Tracht Prügel beziehen. Cartwrights Pudel "Fergie" ist die nächste traurige Figur um das Schachspiel der Macht. Eines Tages befleckt sein blutiges Haupt das reine Ehebett der Cartwrights. Auge um Auge, Hund um Hund, denkt sich der Mafiosi, nur leider trifft sein Anschlag daneben. Statt einer zerfetzer Töle mehr fliegt der Wohnwagen der Lewis-Zwillinge in die Luft und Mami, Papi und die Schwester segeln in Einzelteilen zu Boden.

Unterschwelligen boshaften englischen Humor, der sich wie ein leiser Furz erst nach Sekunden beißend entwickelt, sucht man in Kevin Allans Komödie vergeblich. Das Feuerwerk von Bosheiten, das er uns hier um die Ohren knallt, destruiert traditionelle Sinn- und Erzählstrukturen. Schleimiger Soft-Pop untermalt als Kontrast die blutigen Szenen, die mit dem Schlagwörtchen "Der Tarantino-Effekt" nur ansatzweise beschrieben werden können.
Für einen wirklich boshaft karikierenden Film fehlt Kevin Allan der Tiefgang, den seine Witzchen schrabbeln immer haarscharf am Boden entlang. Dennoch ein Heidenspaß für den kleinen, nackten Anarcho in uns! (nikki )

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Virtuelle Ehre den Organspendern: World Wide Cemetery

Wer sich nicht als Schwippschwager eines anerkannten Steinmetzes bezeichnen kann und leider auch keinen Öffentlichen Park sein Eigen nennt, steht beim Aufstellen eines Denkmals für seinen Lieblingsverstorbenen ganz schön im Stuhl.
Welcher Engelsgesang erklingt da, wenn er das Angebot von World Wide Cemetery hört: Schlappe 10$ für ein virtuelles Denkmal! Das Denkmal besteht aus einem Foto des Verstorbenen und einer Inschrift. Per Mausklick kann ein jeder mit einem virtuellen Blumenstrauß sein Beileid bekunden.
Da im Netz alles seine Ordnung haben muß, werden die Denkmäler nach Todesursachen sortiert. Wer nicht einen der normalen amerikanischen Tode erlitten hat, wie Krebs, AIDS oder Selbstmord, sollte zumindest ein Organspender sein. Mehr Möglichkeiten gibt es nicht. Aber auf Außenseiter kann schließlich nicht immer Rücksicht genommen werden. (Jonz )

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When We Were Kings

Teils S/W, USA 1996
Regie: Leon Gast, Taylor Hackford
85 Min. Verleih: Polygram (O. m. d. U.)

Ein Happening der besonderen Art fand 1974 in Zaire statt: der "Kampf der Titanen" George Foreman gegen Muhammad Ali war ein Medienhappening, ein Musikfestival und ein politisches Ereignis, zumindest für Afroamerikaner. Dieser aus 100 000 Meter Orignalmaterial montierte Dokumentarfilm heizt nicht nur die Stimmung mit seiner auf die Musik (B. B. King, James Brown, Miriam Makeba, The Spinners) ryhtmisch abgestimmten Schnittfolge an, sondern auch mit seiner Darstellung eines Boxkämpfers, der als erster Sportler dem Boxkampf eine politische Dimension abrang und es wie kein zweiter verstanden hat, die Medienmaschinierie für sich arbieten zu lassen: Muhammad Ali.
Ali galt als Ästhet und Tänzer im Ring, Foreman war amtierender Weltmeister und Favorit in diesem Kampf und galt als unbezwingbar. Den Kampf nach Zaire zu verlegen war ein besonderen Schachzug, denn so erhielt der Boxkampf eine politische Dimension. In den Augen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung waren die Kämpfer in ihre Heimat zurückgekehrt, hatten sich von Ex-Sklaven zu Gallionsfiguren der Bewegung, zu "Königen" emanzipiert. Während Ali die Gunst der Stunde sofort begriff, erging sich Foreman in dumpfen Übungsstunden und scheute die Öffentlichkeit. Aus den vier geplanten Tagen, die mit einem Musikfestival untermalt werden sollen, werden sechs Wochen, als sich Foreman bei einer Übung verletzt und der Diktator Mobutu aus PR-Gründen die Ausreise der beiden Stars untersagt. Ali sichert sich Sympathien, als er das Land bereist, reißt sich das Maul über Foreman auf, heizt die Stimmung so an, daß schließlich die Menschen skandalieren: "Ali, bomaye!" - Ali, töte ihn!
Der Kampf selbst ist Legende: Ali steckt eine Runde nach der anderen die Donnerschläge seines Gegners ein, verhöhnt ihn in den Pausen, reizt ihn bis aufs Blut. Gerade als niemand mehr dem Publikumsliebling eine Chance mehr gibt, schlägt Ali eine Kombination, die Foreman zu Boden bringen.
Der "Dokumentarfilm-Oscar", den dieser Film zu Recht einheimste, ist Lohn für die Mühen bei der herstellung des Films. Selbst für Menschen, die weder mit Sport noch mit Boxkämpfen viel am Hut haben, ist dieser Film-Hammer sein Eintrittsgeld wert. Dem wirklichen Stellenwert der Sportikone Muhammad Ali wird hier ein Denkmal gesetzt, das besonders vor dem Hintergrund des weiteren Werdegangs der beiden Sportler an Wert gewinnt. Foreman boxt im hohen Alter gegen zweitklassige Gegner, Ali leidet an Schüttellähmung und der Parkinsonschen Krankeit; beide eine Karikatur ihrer Selbst. (nikki )

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Beyers Handarbeit und Wäsche - Strickmoden, April 1952 (Kurzfassung!)

Nachkriegsdeutschland - Wirschaftswunder - die brave deutsche Frau bleibt, nachdem sie die Trümmer weggeschafft hat, daheim und strickt für die ganze Familie Pullover. Ist dies nicht auch ihre Berufung? Und wenn der heimgekehrte Mann zufrieden ist, nimmt er sie sicher auch mit zum Sport oder fährt mit ihr im Sommer zum Strand. Da muß im April schon geplant werden, damit "wenn die Sonne mit einem Male da ist, wir fix und fertig mit der Badegarderobe dastehen." Was ist 1952 noch in? Pepita natürlich und der Triumph 1952 - 1. Form gebend, 2. Büste hebend, 3. Atmungsporös, 4. Anpassend an jede Bewegung, 5. Schulter schonend, 6. Größen ausgleichend! (Jeans )

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CeBIT ´97 - was lernen wir daraus?

610000 Besucher wollten sich dies Jahr über die einzige boomende Branche in Deutschland, der Informations- und Kommunikationstechnik informieren. Inter- und Intranet, Multimedia, Netzcomputer, DVD und ATM sind die Technologien, die sich alle Aussteller auf die Flaggen schreiben wollen. Als Technik-Redakteur will man sich nun auch über die vielen schönen Themen informieren. Man schmeißt sich also zwischen die 526600 Fachbesucher (86%) und besucht verschiedenste Stände. Daß die Hostessen nur für das nette Lächeln bezahlt werden, hat man nun endlich verstanden, also wendet man sich an die Herrschaften, die nicht in Einheitskostümchen umherlaufen und immer beschäftigt zu sein scheinen. Doch womit beschäftigen sie sich? Mit der Planung für die nächste Aerobic-Show? Wenn die Angestellte eines namhaften Content-Providers auf die Frage: "Setzen Sie den Apache-Webserver ein?", "Also ich nicht, aber mein Kollege arbeitet auf einem Apache, glaub ich." erwidert, fragt man sich doch, aus welchem Fachbereich die Fachbesucher kommen. Der Showbranche? Auf der CeBIT ist der Techniker hoffnungslos verloren. Der Manager um die 40 scheint sich von einem leckeren Buffet und mit knappen SciFi-Kostümen bekleideten Tanzmariechen eher zum Geschäftsabschluß treiben zu lassen, als von harten Fakten. Also packen wir resigniert ein paar bunte Hochglanzbroschüren aus chlorgebleichtem Papier ein, und lesen daheim doch lieber die ix.
Was aber lernen wir nun daraus? Der Krawattenknoten gelingt nun auch ohne Spiegel. (Jonz )

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Compilation:`mondo morricone` und `more mondo morricone`

Mindblowing Film Themes by Ennio Morricone from Italian Cult Movies
Colosseum

Enrico Morricone, ein sympathischer älterer Herr mit Brille, schrieb für über 300 Filme, hauptsächlich italienischer Machart, brilliante Filmmusiken. Wer kann sich nicht an den Schock erinnern, den seine avantgardistischen Percussion-Einlagen in irgendeinem B-Horror-Film hervorriefen? An die anregenden jazzigen Frauenstimmen, die mit ätherischer Leichtigkeit und schwerer Süße über eine Kußszene eines heute vergessenen Films flogen und einem den Schritt anfeuchteten?

Ennio Morricone hatte Ende der Sechziger bis Mitte der Siebziger seine kreativste und produktivste Phase. Aus dieser Zeit der unvergessenen Western Sergio Leones, der soften Farben, der frenetischen Weichzeichner-Verwendung, der großartigen B-Pictures der italienischen Studios versammelt diese Compilation die Perlen dieses Komponisten. Beide CD´s gehören zu den besten Morricone- Compilations, die in den letzten Monaten im Kielwasser der "Easy-Listening"-Welle die Plattenläden überfluteten.
Klassische Kompositionen wechseln sich ab mit poppiger Bums-Schuppen-Musik und expressiven Ensembles. Morricone war der erste, der den nackten Pop mit elegantem Jazz verband und das als Filmmusik verwendete. Seine Kompositionen für Film und Fernsehen gehören heute zu den Klassikern der Musikgeschichte. Bertoluccis Filme dramatisierte er z.B. mit manischen, repetetiven Märschen und Waltzern in grotesker Instrumentierung, während er für die B-Horror-Filme italienischer Studios abstrakte Musik, improvisierte Percussion und free-jazz-Elemente zu einem atemberaubenden Ritt durch Tonhöhen und -tiefen kombinierte.

Morricone flirtete, im Gegensatz seiner Kollegen, unverhohlen und heftig mit den Pop-Sounds seiner Zeit; nur seiner Begabung ist es zu verdanken, daß dieser Spagat zwischen Klassik und Pop, Jazz und Beat elegant und nicht erzwungen wirkt. Die tröpfelnden Stimmen, die seine Stücke mit Gekeuch und Gekreisch, mit dramatischen Worten wie "La La La" und "Ahh Ahh Aahhh" untermalen, gehören fast ausschließlich seiner Entdeckung Edda Dell´Orso, die sich wunderschön und äußerst anregend durch seine Kompositionen singt. Von Orgasmus bis Lethargie, von Sopran bis jazzigem Summen reicht ihre Bandbreite, die den meisten ruhigeren Stücken Morricones diesen unverwechselbaren, süchtig machenden Sex verleiht, der die Hand wie unter Zwang in den Schritt führt.
Mit der anderen Hand drehen wir den Volumen-Regler ganz weit nach rechts. Und dann machen wir uns allein oder zu zweit einen schönen, feuchten Abend... (nikki )

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Deutsches Ludwig Forum plant Ausstellung rumänischer Gegenwartskunst

Aachen (dpa) - Mit der im Westen wenig bekannten zeitgenössischen Kunst Rumäniens will das Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen bekannt machen. Etwa 100 Werke von der Malerei bis zur Videoarbeit aus den Ateliers von 14 rumänischen Künstlern sollen in Aachen vom 18. April bis zum 15. Juni zu sehen sein.
"Dies ist das größte europäische Projekt über zeitgenössische Kunst Rumäniens seit der dortigen Revolution von 1989", erklärte am Mittwoch der Direktor des Ludwig Forums, Wolfgang Becker.
Besondes überrascht habe ihn bei vielen Künstlern die Religiosität, die von der Beschäftigung mit dem orthodoxen Glauben bis zu antik-"heidnischen" Motiven in den Werken ablesbar sei. Obwohl nach dem politischen Umschwung von 1989 auch neue Medien in der Kunst des Landes eine Rolle spielten, sei rumänische Kunst "sehr stark" bei der Verwendung traditioneller Techniken wie etwa der Holzschnitzerei. Eine Gruppe junger Künstler der Akademie in Bukarest werde in Aachen einen eigenen Raum ausgestalten, sagte der Museumsleiter. Ein umfangreiches Rahmenprogramm aus Film, Tanz und Musik werde die Präsentation begleiten, zu deren Eröffnung auch Rumäniens ehemaliger König Michael erwartet werde. (nikki )

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Hochdotierter Prix Ars Electronica 1997 erneut ausgeschrieben

Linz (dpa) - Das Landesstudio des österreichischen Rundfunks (ORF) in Linz hat den Prix Ars Electronica, den mit 1,25 Millionen Schilling weltweit am höchsten dotierten Preis für Computerkunst, zum elften Mal ausgeschrieben.
Wie der ORF am Dienstag mitteilte, sind in diesem Jahr aufgrund der Entwicklungen im Bereich der digitalen Medien die vier Preiskategorien Musik, Animation, Interaktive Kunst und Internet erweitert worden. So wurde der Bereich Computeranimation in Richtung Virtual Reality erweitert. In der Preiskategorie Computermusik soll künftig auch zeitgenössische Popmusik berücksichtigt werden.
Die Verleihung des Prix Ars Electronica findet wie jedes Jahr im Rahmen des Computerkunst-Festivals Ars Electronica (8. bis 13. September) am 10. September in Linz statt. (nikki )

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ICON - Interaktives Fernsehen mit den Kybernauten

Den ganzen März hindurch griente es uns von jeder Stadtbahn, jedem Taxi und jedem Plakat an: o.tel.o. - das neue Gesicht in der Telekommunikation. Kein anderes Unternehmen machte auf der CeBIT klarer, daß es zur Nummer eins werden will, als das Joint-venture von RWE und VEBA. Nummer eins heißt, Nummer eins der privaten Telekommunikationsunternehmen, die ab dem 1.1.1998 der Telekom Konkurrenz machen dürfen, da dies der Stichtag zum Fall des Monopols ist. Die Chancen dafür stehen gut. o.tel.o. verfügt über ein Glaßfaser-Transportnetz, das bereits jetzt 20 Städte Deutschlands verbindet. Der Schwerpunkt der Entwicklung liegt ganz klar auf der Telefonie.
Interessanter für uns ist aber natürlich die Nutzung dieses 622 Mbaud ATM-Breitbandnetzes für multimediale Daten. Es existieren zwei Pilotprojekte, Infocity NRW und Multimedia Gelsenkirchen, bei denen in den nächsten Monaten 14000 Haushalte über das lokale Kabelfernsehnetz angeschlossen sein werden. Sie sind somit die größten Multimedia-Pilotprojekte Europas. Möglich werden Video-on-demand Teleshopping, Telebanking, Telelearning, Information-on-demand, Videokonferenzen, Telespiele, internationaler Breitband-Internetzugang und schließlich interaktives Fernsehen. In der ersten Ausbaustufe geschieht dies mit speziellen Modems, die zwischen Kabelfernsehanschluß und Multimedia-PC geklemmt werden. Auf dem heimischen PC kann so mit normalen Internetbrowsern, Plugins und externen Viewern das Angebot abgefragt werden. Da es tatsächlich immer noch Individuen geben soll, die sich nicht einmal trauen mit einem Apfel-PC umzugehen, wurde auf der CeBIT bereits der Prototyp einer Settop-Box vorgestellt, mit der man multimediale Daten (MPEG, HTML, etc.) auf jedem Fernseher darstellen kann.

Auf dem Server von Multimedia Gelsenkirchen liegt ICON (Independent Culture Oddities Network), das interaktive Fernsehen, das underground Kultur im Programm hat. Im Moment können verschiedene Beiträge zu Kultur und Livestyle aus Hiphop, Techno, Independent und Funsport abgerufen werden. Die Musikvideos, Reportagen und Interviews können online angeschaut werden. Durch die Breitbandigkeit des Netzes ist ein MPEG-Stream in Fernseh- und CD-Qualität möglich.
Die Kybernauten haben der "jahrelangen" Erfahrung wegen die Techno/House-Redaktion involviert. Neben selbstproduzierten Videos und Reportagen haben wir Interviews mit Marusha und Jimmy Tenor im Programm. Die Zielsetzung von ICON ist jedoch nicht nur Video-on-demand, sondern auch ein interaktives Forum zu bieten. Dazu gehört unabhängige Musik in CD-Qualität noch vor offizieller Veröffentlichung, interessante Textbeiträge und nicht zuletzt ein interaktives Studio, in das man sich per Kamera einklinken und online mit anderen Teilnehmern diskutieren kann. Willkommen in der Zukunft - die Kybernauten sind bereit! (Jonz )

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Look Out! - Films to Come

Berlinale ´97 Nachlese

Aus der Flut von Bilderwelten, die den Zuschauer der diesjährigen Berlinale einsponnen, stachen nur wenige inhaltlich und ästhetisch ansprechende Werke hervor.
Im Wettbewerb dümpelten lediglich gutgemeinte oder nur belanglose Beiträge vor sich hin: von "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" über das schmalzig-antiquierte "In Love and War" bis hin zum nett gemeinten "Get On The Bus" von Spike Lee.

Im "Panorama-Programm" ließen sich durch Zufall noch Perlen entdecken wie Juraj Herz´ Film "Passage".
Es regnet in Strömen, die Augen nehmen die Welt nur mehr als Schleier war. Der Mann auf dem Weg zur Arbeit läßt sein Auto im Stau stehen und sucht Schutz in einer Einkaufspassage. Von Neugier getrieben, entflieht er der nassen, nebligen Welt da draußen, läßt sich in die Passage ziehen, in eine labyrinthische Welt, bevölkert von seltsamen Menschen mit ihren Geschichten.

Der Mann strudelt zwischen die Fronten von Realität und Fiktion, Normalität und Wahnsinn. Auf seiner Suche nach seiner Identität wird er von einem Kamerateam beobachtet, um nachher im Kino seinen eigenen Film projiziert zu sehen.
Ist sein Leben wirklich durch die Medien? Was ist real, was nur Illusion?
Ein ebenfalls im "Panorama"-Programm gezeigter Beitrag zeigt im Gegensatz zu Herz´ verstörender Identitätskrise das leben von seiner tragikomischen Seite.
"Brassed Off" von Mark Herman führt uns in die kleine Bergwerksstadt Grimley im Norden Englands. Massive Arbeitslosigkeit durch das Zechensterben im Jahr 1992 bedroht die Existenz vieler Familien. Sinnbild für Solidarität und Selbstbewußtsein der Kumpel ist ihre Blaskapelle. Durch die Musik verbunden verleiht diese ihnen Würde und Hoffnung in einer enttäuschenden Welt.

Im 27. Internationalen Forum des jungen Films begeisterte Satoshi Isakas Film "[Focus]". Ein echtes Ästhetik-Monster, Leute, und genau das richtige für uns 20th Century Digital Girls.
Ein junger Mann kontrolliert illegal mittels hypermoderner Technik den Polizeifunk und Privatgespräche des mobilen Telefonnetzes. Ein Reality-TV-Team heftet sich an seine Fersen und ab da eskalieren die Ereignisse, schiebt sich die im Film erzählte Zeit deckungsgleich über die Filmzeit. Die Auflösung der Privatsphäre durch unsere digitaler werdende Welt dokumentiert Isaka durch den Einsatz von Stilmittel des Reality-TVs. Wirklich sehenswert!

Im Wettbewerb überraschte lediglich der wunderschöne Film "Comrades - Almost a Love Story" von Peter Chan. Der Regisseur ist bekannt dafür, moderne Großstadtmärchen zu drehen und "Comrades" erinnert nicht von ungefähr an Wong Kar-Wais Arbeiten der letzten Jahre. Die sehr bewegte Kamera und die lockere, experimentelle Schauspielerführung erinnern an Kar-Wais Filme. Wie auch in "Fallen Angels" spielt der chinesische Pop-Star Leon Lai die Hauptrolle; seine Filmpartnerin ist Maggie Cheung, auch sie spielte in Kar-Wais Filmen mit.
Eine lange unerfüllt bleibende Liebesgeschichte mitten im rein kapitalistisch orientierten Hongkong ist "Comrades" geworden, ein wenig Märchen, aber auch sehr melancholisch und zuweilen düster. Ein junger Chinese, der vom Festland in das Konsumbabel Honkong auswandert, trifft auf eine Frau, die den Kapitalismus scheinbar mit der Muttermilch aufgesogen hat. Doch auch sie ist eine ehemalige Kommunistin, die bereits vor Jahren auswanderte. Die beiden sind Gefährten, "Comrades" in einer fremd und kalt wirkenden Welt. Er ist ihr einziger Freund in dieser herzlosen Stadt und dennoch braucht es eine lange Zeit, ehe die beiden vor einem Schaufenster eines TV-Großhandels zusammenfinden.

Sobald diese Filme in Deutschland anlaufen, lest Ihr die ausführlichen Kritiken in unserer Kinemathek! (nikki )

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Nasa will 2001 ein Raumfahrzeug auf den Mars schicken

Ja, wo laufen sie denn? Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will im Jahr 2001 zwei Raumfahrzeuge zum Mars schicken. Sie sollen prüfen, ob eines Tages Menschen zu dem roten Planeten fliegen sollen. Nach einer NASA-Mitteilung vom Dienstag in Washington arbeiten bei dem Projekt erstmals seit den sechziger Jahren wieder die Abteilungen für Weltraumwissenschaft und die für bemannte Raumflüge zusammen. "Wir brauchen Informationen für eine nationale Entscheidung, vielleicht in einem Jahrzehnt oder so, ob wir Menschen zum Mars fliegen oder nicht", sagte Wilbur Trafton von der Abteilung für Raumflüge. "Anfang des 21. Jahrhunderts, wenn die Internationale Weltraumstation zusammengebaut ist und arbeitet, kommt die Frage nach unseren nächsten größeren Ziel der bemannten Weltraumfahrt auf."
Der "Mars Surveyor 2001 Lander" wird ein kleines Fahrzeug auf den Mars bringen, das einige Dutzend Kilometer durch die planetare Landschaft fahren kann und dabei emsig Gesteins- und Bodenproben aufnimmt. Diese würden dann auf einem späteren Flug zur Erde zurückgebracht. Neben dem Landefahrzeug wird als Begleitung ein "Mars Surveyor 2001 Orbiter" auf den Weg gebracht, der vor allem beim Rückflug hilft.
"Bevor wir Menschen in den tiefen Weltraum schicken, müssen wir verstehen, wie die Umgebung dort beschaffen ist", zum Beispiel die Strahlung und die Oberfläche, so erläuterte Arnauld Nicogossian von der NASA. (nikki )

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Ohrenschmalz - Pilotprojekt Digital Audio Broadcasting aus Bayern geht ins Netz

Unter der Location http://www.bmt-online.de kann der technikinteressierte User sich über das Pilotprojekt Digital Audio Broadcasting in Bayern informieren. Die bunt gestalteten Seiten bergen eine Fülle an technischen Hintergrundwissen um das Digital Audio Broadcasting sowie weiterführende Links und Presseinformationen über das Projekt. Wem das noch nicht wissenschaftlich genug ist, kann sich an detaillierten Beschreibungen der Pilotempfänger für Hörfunk- und Datenrundfunkempfang ergötzen, sowie Kartenmaterial über die Verbreitung von DAB-Signalen ausdrucken und sich stolz über´s Klo pinnen.
Der ökonomische Aspekt dieser neuen Medientechnik darf natürlich nicht zu kurz kommen: Der ausschließliche DAB-Endgeräte-Lieferatnt Grundig spendiert werbewirksam in einem Gewinnspiel ein DAB Hörfunkempfänger. Für alle, die bis zum 31. Mai 1997 eine E-Mail an die Website schicken (genaue Teilnahmebedingungen siehe Menüpunkt "Hotline/Gewinnspiel") läutet vielleicht schon bald Fortuna an der Tür...
Weitere Informationen unter:
Achim von Michel
Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit
Fon: 089/45 11 51 -30
fax: 089/45 11 51 -99 (nikki )

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Rezension: Jimi Tenor - Intervision

Limited Edition/ 2 CD
Warp/Rough Trade

Hmöööö Hmmmööö. Klapp Klapp. Wummer Wummer. Duggedu Duggedu. Oh, Sugardaddy, don´t let me down. Duggedu Duggedu. Hmööö. Wie soll man das beschreiben? Es gibt Töne auf Erden, die spotten jedes Versuchs, sie in Worte zu fassen. Und es gibt Musiker, nicht von der Erde, da sagen sich die Genres "Gute Nacht".
Tenor ist der Alptraum der Musikjournalisten, der Alptraum aller Stilpuristen, denn sein Geist kennt keine Regeln und keine Begrenzungen, seine Musik verflüchtigt sich, je mehr man versucht, sie in Worte zu zwingen. Steve Martin sagte einmal: "Über Musik zu schreiben ist wie zu Architektur zu tanzen." Auf keinen Musiker trifft dies mehr zu als auf Herrn Tenor.
Metaphern wie "spaced out", "Samstag abend in der Corova-Milchbar und vollgeknallt mit Synthemec-Plus" oder "Funk-Father Clinton zieht sich Koks durch die Nase und jammt mit einem unter LSD stehenden Sun Ra auf einem Interflug Richtung Mars" sind lediglich Prothesen auf diesem Marsch durch die Musikgeschichte. "Für meine Sachen ist der Gedanke einer Party im Weltraum wichtig", sagt Tenor und blinzelt durch seine fingerdicken schwarzen 6ties Brillengläser, "...der Gedanke WIRKLICH reisen zu können."
Und auf einen bizarren Flug kann man sich beim Genießen seiner zwei Platten "Sähkömies" (re-release von 1994) und "Intervision" einstellen. Wem Techno zu elektronisch, Jazz zu maniristisch, Disco zu glitterig und Pop schon immer zu langweilig war, der findet in diesem dürren, blonden Zwerg aus Finnland seinen neuen Gott. Und ich meine Gott, Leute!
Tenor verschanzt sich hinter seinem Maschinenpark, dreht an den Knöpfen, bis er Grooves findet, die den Begriff "Bassline" lächerlich erscheinen lassen, greift sich seine Querflöte, sein Saxophon und entlockt ihnen feuchte musikalische Themen, die dem Begriff "funky" die Klamotten vom Leib reißen. Mit modulierter Stimme singt und haucht er sich durch Texte über Call-Boys (Sugardaddy) oder schreit sich durch paranoide Vocoder-Exzesse wie "Shore Hotel". Seine fette, alte Hammond-Orgel verschmilzt mit zarten Sinustönen und dem Yamaha Pocket Sampler, dunkle, feuchte Analogtöne öffnen die Eingeweide und machen Dich bereit für einen kleinen Fick mit dem Saxophon. (nikki )

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Rezension: Mansun - Attack of the Grey Lantern

Polygram/EMI

Glaubt man der englischen Presse, sind Mansun das Ding seit Erfindung des Wagenrads. Bands wie Radiohead, Oasis oder Suede waren nur das hors d´oeuvre zu diesem Pop-Monster, diesen vier geilen Jungs mit den dicksten Stimmen, den fettesten Gitarren und den prallsten Eiern auf dem englischen Eiland.
Paul Draper, Ex-Kunst-Student und kreativer Kopf der Band singt über strippende Pfarrer und leere Innenwelten, während er sich selbst Mascara um die Augen schmiert, kleine goldene Kreuze um seinen weißen Hals schlingt und aufreizend in die Kamera starrt. Glaubt man der englischen Presse, schlugen sogar Damon Albarn von Blur und Brett Anderson von Suede beschämt ihre Augenlider nieder, nachdem sie dieses Album gehört hatten. Die Attitüde, wirklichen, wahren Rock spielen zu wollen, sich ganz in der Musik aufzugeben, bis der ausgemergelte Körper zu Boden singt, diese moralisch integere Haltung teilen sich Mansun angeblich, glaubt man der englischen Presse, mit den großartigen Radiohead. Aber wer glaubt schon der englischen Presse?
Vielleicht schreibt Paul Draper großartige Arrangements, reizende surrealistische Lyrics, die beim zweiten Hören vom Bein in den Kopf steigen und zu einem wissenden Lächeln verführen. Aber "Grey Lantern" ist eine Spur zu inszeniert, eine Geige zu elegisch, einen Synthisizer zu trendy. Dies ist keine ehrliche, harte, auszehrende Musik.

Dies ist eine nette Mischung aus Baycity-Rollers-Backing-Vocals, den frühen Simple Minds und treibenden Gitarrenriffs, die sich bisweilen auf ihren Spaziergängen durch einen Streicher-Hain und Wiesen voller Synthi-Bleeps zu einem Wall-of-Sound zusammenfinden. Eine gigantisch laute 80ties Reunion, nur... vielleicht eine Spur zu gigantisch, eine Spur zu perfekt.
Draper selbst sieht den Rummel um sich und seine Jungs gelassen. Seine Texte bedeuteten nicht so wahnsinnig viel, meint er, "...es sind bloß alltägliche Geschichten über Transvestiten, Bondage und dem verfallenem, verdorbenem Katholizismus." Und den quälend oft bemühten Vergleich seiner Musik mit den Sechzigern weist er angeekelt von sich: "Ich habe keinen Bock darauf, die 6ties zu zitieren. Wir können nicht die nächsten vierzig Jahre nur über Liebe singen. Wo, zum Teufel, wären wir dann? Es gäbe nichts weiter außer dreiminütigen, gitarrenlastigen Liebesliedern."

So werden Mansun weiter als die Rettung aus einer reaktionären Phase der Musik der Neunziger gefeiert, Draper drapiert sich weiß und fragil vor der Kamera, sie inszenieren sich und werden von den Medien inszeniert und jedem ist´s genehm. Und wir haben eine reizende kleine Scheibe, die sich zu kaufen lohnt. Nur... vielleicht eine Spur zu reizend... (nikki )

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Rezension: The Pearlfishers - the Strange Underworld of the Tall Poppies

Marina/Indigo

Vollgestopft mit Hot Dogs und Eiskrem haben sich Brian McAlpine und sein Kumpel aus alten Studientagen David Scott in die Studios von Brian Adams geschlichen, es war Freitag nacht und noch zu früh, um in einen Club zu gehen. Dort strichen sie kichernd und giggelnd, den großen Musiker als Vorbild bewundernd, durch die Räumlichkeiten und entwendeten die ein oder andere Leadgitarre.
Adams hat diesen Verlust natürlich nie bemerkt - ein oder zwei Gitarren weniger, was macht das schon bei einer Anzahl von lockeren dreißig? - , wir jedoch kommen jetzt in den direkten Genuß dieses Jugendstreiches. Die Jungs schmeißen nicht Perlen vor die Säue, indem sie versuchen, nie Gehörtes aus unseren lahmen Ganglien herauszukitzeln, nein, sie überraschen mit einem neuen Beach-Boys-Album wie frisch aus den Sechzigern, das von Amen Corner produziert und von Brian Adams gesponsert wurde (Leihgabe: Gitarren).
Vertraute, sonnengestreichelte Gitarren umschmeicheln unser Ohr, hier und da ein Streicher, fein ausgeklügelte Duette, zarte Synthesizerklänge, ganz verstohlen, ganz zurückgenommen. Die Jungs schämen sich nicht, uns ganz unverhohlen, geradezu frech, den sonnigen, kraftvollen Sound der amerikanischen Sechziger auf den Tisch zu knallen.
Kann man ihnen das übelnehmen? Wohl kaum. Was schon einmal als schmalziger penetranter Ohrwurm gut war, kann auch in den Neunzigern noch, leicht moduliert, ein leichtes Swingen der Hüfte und ein Zucken des rechten Beines hervorrufen, wenn man nicht aufpasst.

Die i-de-ale Platte, um jetzt, wo die Sonne aus ihrem Erdloch gekrochen kommt, endlich mal mit einer Musik, die nicht belastet und leicht im Magen liegt, das Zimmer aufzuräumen, Fenster zu putzen, Unterlagen zu ordnen. Kurzum: um Sachen zu machen, vor denen man sich jahrelang erfolgreich drückte mit der Ausrede, es gäbe nicht die richtige Musikuntermalung für diese ungeliebten Tätigkeiten.

Jetzt gibt es sie. (nikki )

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Second Hand Modemarkt

Am Wochenende vor Ostern konnten in Hannover noch schnell ein paar alte Eier besorgt werden. Der Second Hand Modemarkt öffnete auf seiner halbjährlichen Tour seine Pforten in der Niedersachsenhalle. Angepriesen wurden jedoch keineswegs vergammelte Sachen, sondern "First Class Second Hand zu Schnäppchenpreisen". Obwohl aus dem Programmheft abgeschrieben, trifft dies doch genau den Punkt: sehr gut erhaltene Second Hand Mode zu Preisen, die man üblicherweise vergeblich sucht. Neben normalem Second Hand konnte man an verschiedenen Ständen auch original Designermode aus 2. Hand kaufen. Groß geschrieben wurde auch wieder das Thema "Recycling-Design" - in Omas Worten gesprochen: "Aus alt mach neu". Der coolste Stand war natürlich wieder das Brillenzentrum München. In letzter Minute zauberte Herbert Kurzenberger aus seinen Kartons Offenbarungen von Brillen des ganzen Jahrhunderts. Es durfte auch gerne Pierre Cardin sein.
Als besonderes Bonbon gab es Sinnlust, ein "Gewandhüllen-Spektakel" extra für den Second-Hand Modemarkt inszeniert. Suchte man im letzten Jahr die Kleider der Modenschau vergeblich auf der Messe, so war bei Sinnlust klar, daß es sich um eine Show handelte, bei der man sich entspannt zurücklehnen konnte, um die Kostüme und die Inszenierung zu genießen. Die beiden Kostümbildner Ralph Hazy Hartlieb und Lothar Abstohs kreieren sonst die Kostüme für Hella von Sinnen in "Alles Nichts Oder" und Lilo Wanders in "Wa(h)re Liebe". Drum gab es viel zu sehen und spätestens, als der Engel im weißen Plastikfoliengewand auch noch anfing zu singen, als wäre er seiner Eier beraubt worden, war man vollends fasziniert.

Im April kommt der Second Hand Modemarkt auch nach Kassel (4.-6., Stadthalle), Ludwigshafen (11.-13., Pfalzbau) und Berlin (18.-22., Arena). (Jeans )

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Unser Mann in Hollywood - die Oscar-Preisverleihung

Thomas Stellmach war sichtlich nervös. Verzweifelt und mit hektischen roten Flecken im Gesicht nestelte der Kasseler Filmstudent am Mikro. "Ei wudd leik to ssänk...", nach einigen Versprechern, die ihm die versammelten Zelebritäten in den ersten Rängen mit wohlwollendem Beifall honorierten, staksten er und sein Kommilitone Tyron Montgomery um einen Oscar reicher, von der Bühne. Ihre Kurz-Animation "Quest" war der Überraschungssieger an dem wie immer perfekt inszenierten Abend der Eitelkeiten. Im Gegensatz zum gängigen Trend in der Filmproduktion, mindestens eine winzige, vom Computer animierte Szene in jedem Film unterzubringen, besticht die deutsche Produktion "Quest" durch Hausgemachtes: die Geschichte um ein kleines Sandwesen, das auf der Suche nach Wasser durch bizarre Landschaften streift, setzten Stellmach und Montgomery mit aus Draht und Schaumstoff gebasteltem Material um. Sie animierten die 24 Bilder pro Sekunde fleißig mit der Hand und verliehen dem Film damit eine Klasse und Wärme, die heutzutage rar ist.

Ansonsten gingen die großen Hollywood-Studios und die dazugehörigen großen Stars verdächtig leer aus. Die Nominierung für einen Oscar sagt, und da sind sich viele Filmkritiker einig, nicht zwangsläufig etwas über künstlerische oder inhaltliche Qualitäten eines Filmes aus. Denn in den letzten Jahren ließ sich die Jury meist für große, lukrative Hollywood-Schmonzetten gewinnen.

Dieses Jahr, so scheint´s haben die großen Gefühls-Epen und Literaturverfilmungen Europas und der zunehmende Erfolg kleinerer Independent-Filme wie "Fargo" und "Sling Blade" die Jury aufschrecken lassen. Leider nur in beschränktem Rahmen, die Etikette muß schließlich gewahrt werden.

Wie erwartet räumte die großartig in Szene gesetzte, aber überflüssige Liebesgeschichte "Der englische Patient" neun der neunzehn Oscars ab, unter anderem in den wichtigsten Kategorien "bester Film", "bester Regisseur" und "beste Kamera". Dafür zollte die Jury dem anspruchsvollen Film Rechnung, indem sie Frances McDormand ("Fargo") als beste Hauptdarstellerin und Geoffrey Rush für seine eindringliche Leistung in "Shine" als besten Hauptdarsteller auszeichnete.
Für die großen Studios fielen nur Brosamen ab: fünf Oscars für Nebensächlichkeiten wie Spezialeffekte, Toneffektschnitt und MakeUp. Und jetzt, für alle ganz Peniblen, die Nominierungen im Einzeln:
Bester Film: der englische Patient
Bester Regisseur: Anthony Minghella (Der englische Patient)
Bester fremdsprachiger Film: Kolja (Jan Sverak, Tschechische Republik)
Bester Hauptdarsteller: Geoffrey Rush (Shine)
Beste Hauptdarstellerin: Frances McDormand (Fargo)
Bester Nebendarsteller: Cuba Gooding Jr. (Jerry Maguire)
Beste Nebendarstellerin: Juliette Binoche (Der englische Patient)
Bestes Orginaldrehbuch: Ethan und Joel Coen (Fargo)
Beste Drehbuch-Adaption: Billy Bob Thornton (Sling Blade)
Beste Kamera: John Seale (Der englische Patient)
Bester Schnitt: Walter Murch (Der englische Patient)
Beste Ausstattung: Stuart Craig/Stephenie McMillan (Der englische Patient)
Beste Kostüme: Ann Roth (Der englische Patient)
Bestes Make-Up: Der verrückte Professor
Beste Musik (Drama): Gabriel Yared (Der englische Patient)
Beste Musik (Musical oder Komödie): Rachel Portman (Emma)
Bester Filmsong: "You Must Love Me" von Andrew Lloyd Webber/Tim Rice (Evita)
Bester Ton: Der englische Patient
Bester Toneffektschnitt: Der Geist und die Dunkelheit
Beste visuelle Effekte: Volker Engel (Independence Day)
Bester Dokumentarfilm: When We Were Kings
Bester Dokumentar-Kurzfilm: Breathing Lessons: The Life and Work of Mark O´Brien
Bester Kurzfilm: Dear Diary
Bester Zeichentrick-Kurzfilm: Quest
Ehren-Oscar: Michael Kidd (nikki )

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Zu schön um wahr zu sein - Japans neuer Popstar Kyoko Date (Kurzfassung!)

Zwei Jahre harte Arbeit kostete es diverse Designer, Manager und Tanzlehrer, um aus einem Haufen Chaos diese Frau Gottes zu schaffen.
Kyoko hat die Traummaße eines magersüchtigen Schulmädchens, singt wie ein perlender Gebirgsbach und sie wohnt in Tokio. Kyoko Date ist DER neue Star aus dem Land der aufgehenden Sonne und sie sagt: "Scheiß auf alle, die nichts über Computer verstehen und über mich lästern!".
Der tiefere Sinn, der hinter diesem Satz und in ihren dunklen Augen liegt, findet ihr hier! (nikki )

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`Im Reich der Sinne`: Der japanische Fimregisseur Oshima wird 65

Von Nicole Bastian (dpa)
Tokio (dpa) - "Gohatto" soll der neue Film des japanischen Regisseurs Nagisa Oshima heißen. Nach zehnjähriger Drehpause will der in seinem Heimatland umstrittene Filmemacher Ende des Jahres mit den Dreharbeiten beginnen.
International wurde Oshima durch seine als skandalös und freizügig geltenden Filme "L´empire des sens" (Im Reich der Sinne/ 1976) und "L´empire de la passion" (Im Reich der Leidenschaft/1978) bekannt. Am kommenden Montag (31. März) wird Oshima 65 Jahre alt. Die beiden "L´empire"-Filme machten ihn endgültig als Japans Führer der "neuen Welle" berühmt. Für beide Streifen erntete Oshima im Ausland großes Lob. Für "L´empire de la passion" bekam er den Internationalen Filmpreis von Cannes. In Japan selbst mußte der innovative Filmemacher jedoch jahrelang gegen die Zensur ankämpfen.
In den Filmen stellte der in Kyoto geborene Regisseur schonungslos und in sehr offenen Bildern Liebe, Sex und Tod dar und die Unfähigkeit, einen Menschen mit jemand anderem zu teilen.

"Da bislang alle meine Filme skandalös waren, wird es "Gohatto" wohl auch wieder," prophezeit Oshima, "mir gefällt es, als skandalös zu gelten."

In "Gohatto", was soviel wie "Verbot" oder "Bann" bedeutet, dreht Oshima erstmals nach zwanzig Jahren wieder ein Film, der in Japan spielt und zugleich mit japanischem Kapital finanziert wird. Er spielt im Japan vor der Mejii-Zeit im 19. Jahrhundert und handelt von der Shinsengumi, einem Trupp herrenloser Samurais, der zur Unterdrückung von Aktivitäten gegen die Regierung gebildet wurde.

Heute sei noch schwerer, in Japan gute Filme zu machen als vor zwanzig Jahren, beschwert sich Oshima. Der japanische Film sei schlechter geworden, und Schuld daran sei der Zustand der Gesellschaft: "In den siebziger Jahren war Japan auch schon kaputt, aber irgendwo war die Kraft da, Fehler zu sehen und darzustellen. Heute ist diese Kraft verloren gegangen."
Oshima hofft, daß sie irgendwann wiederkehrt. Und was macht bis dahin der japanische Film? Oshima zuckt mit den Schultern und lächelt: "Ich werde versuchen, meinem Film diese Kraft zu geben. Ob es mir gelingt, wird sich zeigen." (nikki )

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Die Jüdin und der Hauptmann - eine Liebe in Minsk

Teils S/W, Deutschland 1994
Buch und Regie: Ulf von Mechow
92 Min Verleih: Basis

Dieser Dokumentarfilm spürt einer phantastischen Geschichte nach, die fast so unglaublich erscheint wie "Schindlers Liste". Das bewegte Leben der deutschen Jüdin Ilse Stein und die Liebe eines Wehrmachtsoffiziers zu ihr im Ghetto von Minsk, ihre riskante Flucht und ihre nachfolgende tragische Trennung schildert Regisseur Ulf von Mechow. Er erzählt schlicht und unspektakulär, mit viel Intervie-Material, Rekonstruktion der Handlung und ungewöhnlichen Bild- und Filmdokumenten aus russischen Archiven die Verschleppung und Vernichtung deutscher und russischer Juden in Weißrußland.
Ilse Stein kehrt in diesem Film an die zentralen Orte ihres Lebens zurück. Die knapp Siebzigjährige stirbt jedoch vor Fertigstellung des Films, sodaß diese Bilder zu ihrem Vermächtnis werden.

Die achtzehnjährige Ilse Stein wird von Frankfurt/Main in das Ghetto in Minsk deportiert. Eigentlich wäre hier ihr Leben wie das ihrer Familienangehörigen und das vieler andere Juden zu Ende gewesen. Doch Willi Schulz, Offizier der Luftwaffe, verliebt sich in die junge Frau und macht sie zur Kolonnenfüherin. Das ist jedoch nur ein bedingter Schutz gegen den Tod, sollen doch einem weiterem Progrom gegen die Ghettobewohner alle dortigen Juden zum Opfer fallen.
So riskiert Schulz sein Leben, begeht Hals über Kopf Fahnenflucht und rettet sich mit Ilse und 25 weiteren Juden hinter die Linien der weißrussischen Partisanen. Dort haben die beiden sechs Monate, in der sie ihre Freiheit genießen können, ehe sie vom KGB nach Moskau geholt und zwei Monate lang verhört wurden.

Der Film verschränkt Erinnerungen und zeitgenössische Dokumente miteinander, stellt aber nie Szenen nach. Es ergibt sich ein eigentümlicher Kontrast zwischen dem, was man sieht und dem, was man sich vorstellen muß, um die Ereignisse zu begreifen.Ilse Stein verlor alles im Leben, was ihr lieb war: ihre Heimat, ihre Familie, ihren Geliebten (Schulz starb in einem Kriegsgefangenenlager), ihr gemeinsames Kind. Trotzdem schien in all diesen schweren Jahren ein Schutzengel über ihr Leben zu schweben, der ihr und letzen Endes uns diese Erinnerungen bewahrt hat. "Ein Film wider das Vergessen, dessen authentische Geschichte das Grauen beschwört, das Teil deutscher Geschichte geworden ist, der aber auch von Hoffnung auf Menschlichkeit zeugt." (filmdienst 3/97) (nikki )

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Kabelsalat

Der Ärger war vorprogrammiert: als Anfang des Jahres der Kinderkanal von ARD und ZDF in das Kabelnetz eingespeist wurde, war in vielen Bundesländern kein Platz für diese werbe- und gewaltfreie Kinderunterhaltung. Das änderte sich langsam.
Und ab April, wenn der öffentlich-rechtliche Dokumentations- und Parlamentskanal Phoenix den engen Platz im Kabel noch enger machen wird, droht dem Privatsender Kable 1 in Nordrhein-Westfalen der Rauswurf.Nickelodeon mußte bereits in den Bundesländern Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und im Saarland in die Verbannung gehen: Spaß mit Nick und "Rockos modernes Leben" gibt´s dort nur über die Sat-Schüssel.

Mehr als 30 Übertragungskanäle für Fernsehprogramme macht die Telekom in ihren Kabelnetzen nicht frei. Es gibt auf diese 30 Frequenzen jedoch weit mehr Bewerber; in Nordrhein-Westfalen vefügte jetzt sogar die dortige Medienbehörde, notfalls müsse Kabel 1 dem neuen Sender Phoenix weichen.
Norbert Schneider, Direktor der Düsseldorfer Medienbehörde, macht sich auf Proteste gefasst. Dabei will er Kabel 1 nichts Böses. "Es ist ein Skandal, daß der Kabelmonopolist Deutsche Telekom nichts zur Minderung des Mangels unternimmt", beschwert sich Schneider.
Die Telekom wehrt sich: bei der herkömmlichen analogen Übetragung von Fernsehprogrammen sei das Kabel wirklich voll, versichert ein Telekom-Sprecher. Neue Kapazitäten brauche die Telekom für das digitale Fernsehen. Beim Digi-TV können auf einem Kanal gleich fünf oder sechs Programme übertragen werden, und darauf konzentriert sich nun die Telekom physisch und psychisch.

Dabei gibt es zwei Kabelkanäle, auf denen die Telekom zwei normal empfangbare Radiosender zusätzlich digital überträgt: Bayern 4 Klassik und Energy. Die Behauptung der Telekom, bei der Freischaltung dieser Kabel gebe es technische Probleme, akzeptiert Schneider nicht. Das seien "unbewiesene Schutzbehauptungen". Die Telekom mache mit ihrer Kabelpolitik faktisch Medienpolitik, was sie nicht dürfe, so Schneider. Bis zum Start des Progmms Phoenix hat Schneider nicht viel Zeit. Zur Zeit schiebt er in Nordrhein-Westfalen die Plätze der Sender hin und her.
Aber er flüchtet sich in Witze: keine Plätze? "Vielleicht schenkt mir jemand welche!".

(Quelle: SZ, Nr. 24/1997)

(nikki )

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Mars Attacks!

USA 1996
Regie: Tim Burton
Darsteller: Jack Nicholson, Glenn Close, Annette Bening, Pierce Brosnan, Danny DeVito, Natalie Portman, Rod Steiger, Sarah Jessica Parker u.a.
106 Min. Verleih: Warner Bros.

Hmmmmm. Hier riechts nach Barbeque. Lecker. Nur schade, daß die Spießchen etwas groß geraten sind: eine komplette, jedoch brennende Rinderherde trampelt an einer Handvoll verdutzten Dörflern vorbei. Eine große Radkappe gurkt wieder in den Himmel. Marsmännchen zündeln für ihr Leben gern und sie beschließen einfach, dies auf der Erde zu tun.

Tim Burton ist ein Regisseur, der einen unwiderstehlichen Hang zum Bizarren hat. Die Welt der 50ties B-Movies, in denen Marsmännchen aussahen wie eine Kreuzung aus Insekt und Kleiderständer und die Ufos richtige Unterassen waren, die an Bindfäden flogen, feiern hier fröhliche Auferstehung.

Jedenfalls ist es das, was man nach der ersten fünf Minuten erhofft, geboten zu bekommen. Was als kreischbunte Satire über Menschen beginnt, die die Existenz von Marsmenschen brauchen, ein amerikanischer Präsident, der außenpolitische Erfolge braucht, Erlösungshungrige, Bauspekulanten, die ihr Hotel mit den grünen Giftzwergen füllen würden, das endet in einem einzigen selbstgefälligen Perpetuum Mobile, das sich permanent selbst zitiert.

Die etwas stakelig computeranimierten Marsianer mit dem Totenschädel, auf dem eine riesige grüne Hirnblase wabert wie Wackelpeter schießen mit Spielzeug-Pistolen Materie auf Menschen, die zu Skelletten verbrennen, rauchen den Inhalt einer Atomrakete wie einen dicken Joint und knattern :"Dagg DaggDaaahgg DaggDag" aus ihren Mündern. Das heißt übersetzt: "Bleibt stehen. Wir kommen in Frieden". Und dazu entladen sie ihre Feuerspritzen auf Menschen.
Nachdem die grünen Männchen ganz Paris und halb Amerika ausgelöscht, den Eiffelturm und das Weiße Haus plattgemacht haben und durch einen naiven, aber reinen Jungen und seine schrullige, aber gewitze Omama und deren 50ties Schnulzenmusik dahingerafft wurden (ihre Wackelpeter platzen wie dicke Kröten, die überfahren werden), fragt man sich, was, um Himmels willen, sollte das alles?

Zynismus ist mindestens so giftig wie das Feuer aus marsianischen Gewehren. Doch die waren hier aus Plastik. Das war von Burton so gewollt, sicher, aber eineinhalb Stunden Trash-Sci-Fi, ganz witzisch, ganz nett, bleibt einfach nur ganz witzisch und ganz nett. Die Zitate zitierten sich nach einer kurzen Weile selbst und übrig blieb nur die eigene Popcorntüte auf dem Schoß und ein gefrohrenes, schales Grinsen auf dem Gesicht.
Burton ist dann am besten, wenn er seinem bizarren Humor vollkommen freien Lauf läßt: wenn die Marsianer den Kopf eines Wissenschaftlers leer im Raum baumeln lassen, während er mit einer Journalistin flirtet, deren Haupt auf den Rumpf ihres Hundes montiert ist.

Und wenn der ganze Pop hier nicht zynisch und satirisch gemeint war: Leute, gute Unterhaltung mit wirklich komischen Figuren, die sich unfreiwillig selbst persiflieren, bieten Euch die B-Movies der 50er und 60er. Raumanzüge aus Dralon, Monster aus Pappmachè und Untertassen aus Blech.
Und nicht aus Plastik. (nikki )

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The Killer

Hongkong 1898
Regie und Buch: John Woo
Darsteller: Chow Yun-Fat, Sally Yeh, Danny Lee, Chu Kong, Kenneth Tsang u.a.
110 Min. Verleih: Rapid Eye Movies

Großstadtkiller haben Hochkonjunktur. Die Wiederbelebung des Killerfilms durch Wong Kar Wai hat mit einem Schlag den Hongkong-Film berühmt gemacht. Für die ästhetischen kleinen Schmankerln, bei denen niemals jemand lebend einen Raum verläßt, finden sich zwar nur kleine Verleihe, und demzufolge kriechen diese asiatischen Zelluliod-Genüsse durch die Hintertür in Programmkinos. Aber in einem kleinen intimen Programmkino, bei dem man mit der Nase direkt vor der Leinwand sitzt, lassen bei schlechtem Ton sich starke emotionale Gefühle wie z. B. Klaustrophobie uneingeschränkt genießen.

Eine Stadt. In dieser eine Kirche. In dieser ein Mann. Jeff sucht (innere) Ruhe in Gott und zugleich ist er ein Todesengel, der jedem seiner Opfer den Tod wünscht. Jeff ist liebenswürdig, introvertiert und glaubt an in der modernen Industriegesellschaft verlorengegangene Werte wie Freundschaft, Liebe und Ehre. Er führt seine Aufträge mit stoischer Ruhe und eiskalter Souveränität aus. Jeff ist der Killer.

Jenny ist die Barsängerin. In einem Nachtclub, in dem Jeff in einem Meer von Mündungsfeuern eine Gangsterbande auslöscht, sieht er sie singen: "...weitere stille Tränen...". Sein Mündungsfeuer blendet Jenny. Von nun an fühlt sich Jeff, der gerade ein Dutzend Männer erschossen hat, schuldig. Schuld und Sühne bestimmen von nun an Woos Film, genauso wie Jeffs Suche nach menschlichen Werten in einer sinnlos gewordenen Welt, in der der gewaltsame Tod Reiz und Erlösung in einem ist.

Jeff ist ein tragischer Held. Seine Suche nach Erlösung von seiner Schuld führt ihn in die Kirche zurück. Doch der Trost ist kurz: Sein letzter Auftrag, der ihm das Geld für Jennies Augenoperation einbringen soll, führt ihn ins Verderben. Schließlich ist auch er blind, wenn er am Ende an Jenny vorbeikriecht. Sie werden sich nicht finden.

Es gibt kein Ziel auf der Suche nach Schuld und Sühne. Die moderne Gesellschaft produziert nur noch bedeutungslos gewordene Zeichen, Sprache genannt, aber die Worte sagen nichts mehr.

John Woo´s 1989 gedrehter Film beinhaltet eine Melodramatik, die man in einem Actionfilm dieses Kalibers nicht vermuten würde. Die Kugeln, die unablässig durch die Nacht peitschen, singen, sie sind die Choreographie, die einzig übriggebliebene Sprache, der sich die Menschen unterordnen müssen. Gewalt und Schießerei sind hierbei nicht ästhetisierter Voyeurismus, sondern sie transportieren die wechselnden inneren Stimmungen der Figuren.

Woo arbeitet mit einer zeichenhaften Philosophie, der der fulminate Einsatz von Gewalt als Zeichensystem dient. The Killer ist eine romantisch-tragische Fabel über Schuld und Sühne, Liebe und Verzicht, Freundschaft und Ehre, ein stilisiertes, ästhetisches Kunstprodukt. (nikki )

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The Neon Bible

England/USA 1995
Regie und Buch: Terence Davis
Romanvorlage: John Kennedy Toole
Darsteller: Gena Rowlands, Diana Scarwid, Denis Leary, Drake Bell u.a.
92 Min. Verleih: Silver Cine (O. m. d. U.)

Neonlicht umklammert die Kälte und Dunkelheit dieser Kleinstadt. Große Räume bieten Platz nur für Klaustrophobien. Wenn die Seele eingeklemmt ist zwischen kindlichem Körper und erwachendem Geist, zwischen Unschuld und Sündenfall, sich windet wie ein Wurm, der zum Licht will, gibt es zwei Möglichkeiten: Aufbruch oder Zerbrechen.
David lebt mit seinen Eltern im Süden der USA. Gleichmut gaukelte ihm ein glückliches, behütetes Leben zwischen seinem gefühlskalten Vater und seiner labilen Mutter vor. Doch als seine Tante Mae, eine gescheiterte Nachtclub-Sängerin, in die Kleinstadt kommt, weht ein Hauch große, weite Welt in das Dorf. Zwischen David und Mae entwickelt sich eine zarte, von allen beargwöhnte Zuneigung. Zu den inneren Kämpfen in David stoßen äußere Wunden: sein Vater fällt im Zweiten Weltkrieg, seine Mutter verfällt dem Wahnsinn.
Seine Seele verfällt der Dunkelheit, der Vernichtung, dem Tod: sie hat nie das Licht sehen können.

Terence Davis Film setzt befreiendem Aufbruch die seelische und körperliche Vernichtung entgegen; und das zeigt er in düsteren Nachtbildern, in dunklen Räumen, die Synonym sind für die ersterbenden Gefühle der Protagonisten. Alle Menschen sind moralisch verwüstet. Sie halten sich gleichmütig an den Gitterstäben ihrer Käfige fest. Wenn diese jedoch von einem Lichthauch der Liebe, der Erneuerung, der Emotion aufglänzen, drehen sie sich weg.

Wie geblendete Tiere auf dem Highway kurz vor ihrem Unfalltod. (nikki )

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XTC´s No Good For Me ?

Jahre nachdem Ecstasy auf den deutschen Markt strömte, hauptsächlich die Techno-Szene überschwemmte und einen Boom an Literatur auslöste, die die bunten Pillen und ihr MDMA feierte oder als pures Gift verwarf, also Jahre später hängt der Rowohlt Verlag dieses kleine Taschenbüchlein hintenan.
Das Buch "XTC und XXL. Ecstasy. Wirkungen, Risiken, Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur" entstand aus der Zusammenarbeit mit dem "ecstasy projekt", einem gemeinsamen Arbeitsbereich der Hamburgischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren und des Büros für Suchtprävention.
Die Herausgeber Manfred Rabes und Wolfgang Harm versammeln in diesem Band neben Mitarbeitern an diesem Projekt auch andere Autoren, u.a. einen "mushroom"-Redakteur, natürlich den obligatorischen ecstasy-user und einen Arzt, auch obligatorisch.
Die verschieden Autoren, ihre unterschiedliche Herangehensweise an das Thema und der daraus entstehende Stilmischmasch, machen das Buch unglaublich gut lesbar. Teils sehr wissenschaftlich, teils locker-umgangssprachlich reihen sich Interviewstudien an einen Überblick über die Entwicklung der Jugendkultur "techno" und an toxikologische Befunde über die Wirkung von MDMA und ihre Begleitstoffe (selten ist in den Pillen reines MDMA vorhanden).

Obwohl dieses Buch definitiv ein, zwei Jahre zu spät auf den Markt kam, ist ein unterhaltsames, weil nicht polemisches Werk über ecstasy und Jugendkultur. Es gibt ernste Hinweise auf die Gefährlichkeit der Droge, natürlich auch eine Liste "Wenn-Du-E-nimmst-dann-achte-auf-folgendes...", aber auch Schilderungen von Usern, die positive Erfahrungen mit der Droge gemacht haben und von Abhängigkeiten seelischer oder körperlicher Art nicht berichten können.

XTC´s Good For Me? "Das Überschreiten von Grenzen kann gefährlich sein. Es muß aber auch die Freiheit zur Unvernunft geben. Oder - mit den Worten Daniels - : ´Das Leben ist nicht ganz ungefährlich - mit oder ohne Drogen!´".


Manfred Rabes/Wolfgang Harm (Hg.):
XTC und XXL.
Ecstasy - Wirkungen, Risiken, Vorbeugungsmöglichkeiten und Jugendkultur.
Rororo Sachbuch
14, 90 DM (nikki )

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`New York ist das Nirgendwo` - Paul Austers Roman Stadt aus Glas als Comic-Version

Daniel Quinn ist Autor von Kriminalromanen und hat sich seit dem plötzlichen Tod von Frau und Kind ganz seinem erfundenen Detektiv Max Work hingegeben. Ohne Denken, ohne Erinnerung, ohne physische Empfindung verliert er seine Identität zeitweise an Max Work. Nur indem Quinn sich selbst vergißt, kann er noch überleben.
Das tranceartige Umherstreifen in den Straßenlabyrinthen von New York hinterläßt in ihm ein Gefühl der heilsamen Leere. Die Schnelligkeit der Welt verwischt alle Einzelheiten, "auf seinen besten Gängen vermochte er zu fühlen, daß er nirgends war".
Der Stadtraum als gesichtsloses, graues Labyrinth, als Nirgendwo wirkt auf ihn, der nicht denken, eigentlich nicht mehr leben will, beruhigend.

Eines nachts erhält Quinn einen merkwürdigen Anruf. Der Anrufer hält ihn für Paul Auster, den Privatdetektiv, und erteilt ihm einen Auftrag. Quinn, merkwürdig angezogen von dem Fremden, nimmt an. Er soll einen Peter Stillman vor dessen Vater beschützen. Wer ist Peter Stillman? Ist er wirklich der, der er angibt zu sein? Und wer ist sein Vater? Auf der Suche nach Identitäten, die sich wie gefrorenes Packeis zusehends übereinanderschieben, verliert sich Quinn in sich selbst. Er erblickt das Nirgendwo.

Austers beängstigender postmoderner Roman "Die New York Trilogie", in der "Stadt aus Glas" der erste Band ist, fragt nach dem Sinn unserer Existenz in unserer modernen Großstadtwelt. Obwohl New York lediglich als gesichtsloser Schauplatz dient, ist sie das Zentrum, ein Babel, das wie die gleichnahmige Stadt in der Bibel an seiner Größe und Übermacht zugrunde gehen wird. Und New York wiederum ist lediglich ein Synonym für unsere moderne Industriegesellschaft.

Der Mensch sucht nach einem Sinn, nach seiner Identität, die er nicht mehr zu kennen glaubt, und findet: Nichts. In Austers Romanen verschwinden die Protagonisten am Ende im Nirgendwo. Sie bringen sich nicht um, sie reisen nicht weg. Sie verschwinden einfach.
Die verstörende Botschaft von Austers "Stadt aus Glas" hat der Illustrator David Mazzuchelli in beklemmende, düstere Bilder umgesetzt. Bilder, die sich übereinanderschieben, ineinanderfließen, wie die Identitäten im Roman. Umrisse lösen sich in Punkte auf, Münder schrauben sich in Schlünde. Die Kontrastreichen Strichzeichnungen ohne Grauschattierung zwingen den Leser dazu, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen und sind doch die einzig mögliche Darstellungsform für Austers kühle, knappe Prosa.

Ein brilliantes Comic, das man gelesen haben muß. Am besten im Doppelpack mit Austers "New York Trilogie" erwerben.


Bob Callahan/Art Spiegelman (Hg.):
Paul Auster´s New York Trilogie
rororo
16, 90 DM (nikki )

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Das Zauberbuch

Deutschland/Tschechien 1996
Regie: Vaclav Vorlicek
Darsteller: Tina Ruland, Mahulena Bocanová, Kurt Weinzierl u.a.

Oh, Schreck! Oh, Hektik! Die garstige Hexe Irrfriede heimst sich illegal den Zauberbeutel von König Johannes ein, weil sie an Macht und Geld kommen will. Das Reich von König Johannes wäre verloren, gäbe es da nicht die schnieke Prinzessin Blanka und ihr heimlicher Verehrer, Prinz Peter, die beide mit viel Pomp und Getöse das Schloß und Land von der Hexe und allen anderen Gaunern (Stichwort: Frühjahrsputz) befreien.
Als Märchenfilm für Kinder viel zu hektisch und zu verwirrend, becirct dieser kleine, bunte Streifen jedoch uns Ältere, die schon immer gern tschechische Märchenfilme auf ARD und ZDF geschaut haben, wenn gerade niemand in der Nähe war.
Die phantastischen Kostüme machen zwar die etwas altbackene Inszenierung nicht wett; jedoch für Nostalgiker lohnt sich ein Blick ins Reich des König Johannes allemal. (nikki )

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Der Kaugummi-Report (Kurzfassung!)

Brandneu! Ganz heiß! Noch nie dagewesen! Kau oder stirb! Welches gum ist richtig in, lies es hier! (nikki )

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Die Mutter des Killers

Schwarz-Weiß, Deutschland 1996
Regie: Volker Einrauch
Darsteller: Dieter Landuris, Brigitte Jammer, Peter Lohmeyer, Andrea Sawatzki u.a.
79 Min. Verleih: MFA

Hamburg, gegen Mittag. Theo schreibt einen Krimi zuende, Eddie macht eine Dose Jim Beam mit Cola auf und fährt zu Muttern, Wäsche waschen lassen. Die Handkamera fährt schnell und präzise an fettige Haare und ein stoppeliges Kinn heran: Eddie. Über Hamburg liegt ein grobkörniger Schleier von Grau, nur unregelmäßig durch flimmerndes Hafenwasser durchbrochen.
In Mutter Martas Klitsche am Hafen, zwischen den Rhabarberbeeten, herschen rauhe Sitten. Ein Mann ist, wer Böses tut und dazu steht. So wie Eddies tumber Bruder Oskar, der den Onkel umlegte, der Mutter Marta mal an die Wäsche wollte. Zwei Jahre Haft fr Oskar, aber dafür allen Stolz von Muttern.
Theo schickt seinen Krimi an einen Literaturwettbewerb und stirbt. Jedenfalls soll das fr alle so aussehen. Er und die dralle Blondine Jennifer drehen da ein Ding: Theo soll Jennifers kranken Mann Alwin umbringen und sich dann nach Mexiko absetzen. Sein Alibi: ein unbekannter Verkehrstoter im Beerdigungsinstitut von Lu Mehlig, der kurzerhand Theos Identität annimmt.
Olga, Theos Frau, tröstet sich derweil mit Eddie und einem selbstgebrannten Schnaps von Mutter Martha. Theo und Eddie waren nicht gerade das, was man zwei gute Freunde nennt. Theo spannte einst Eddi die Freundin Olga aus. Und die hatte von Theos ständigen Fickbeziehungen auch die Nase voll.
Ein paar Bier später liegt jedoch statt Alwin Lu Mehlig im Sarg, Theo, der "Tote" bekommt posthum einen Literaturpreis und findet doch noch seine letzte Ruhe - nicht in Mexiko, sondern in Mutter Martas Rhabarberbeeten.

In nur 15 Tagen, mit Fördergeldern des Landes Niedersachsen, drehte Einrauch ein brilliantes Erstlingswerk mit viel Sinn für trockenem Humor. "Die Mutter..." knüpft mit authentischen Dialogen, der dynamischen Handkamera und vielen Close-Ups an die Traditionen des neorealistischen Kinos an, jedoch ohne es zu kopieren. Der Film entwickelt durch die grobkörnig gefilmte Hafenatmosphäre, den harten Kontrasten und schmierigen Interieurs der Hamburger Altbauten seine ganz eigene, typisch norddeutsche Ästhetik. Einrauch drehte Balp Fikschn in Norddeutschland mit dröhnender Rockmusik, rasanten Autofahrten und fiesen Schlägern. (nikki )

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Die dunkle Seite der Seele: H. R. Giger (Kurzfassung!)

Der schweizer Künstler, der seit seiner künstlerischen Leitung des Films "Alien" zu den bekanntesten modernen Surrealisten gehört, liebt Schlünde und Biomechanoiden.
Der faszinierenden Grausamkeit, die seinen Bildern innewohnt, ist unsere Autorin Nikki verfallen.
(nikki )

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Ghost in the Shell

Japan 1995
Regie: Mamoru Oshii
Buchvorlage: Manga von Masamuru Shirow
82 Min. Verleih: Rapid Eye Movies (Kinofassung)/Ascot und Polygram (Video)

Es regnet morgens, mittags, abends. Jeden Tag, jede Woche. Die Stadt ist leer und grau. Die Welt scheint nur aus Regen und Stadt zu bestehen.
Die düster-schwere Stimmung von Ridley Scotts "Bladerunner" strömt in diesem Animationskunstwerk mit meditativen Momenten zusammen. Seinsphilosophische Fragen und eine hochstilisierte Bildgestaltung machen den "Geist in der Muschel" zu einem geistigen Trip.
Träumen Androiden von künstlichen Schafen?
Was macht einen Menschen zum Menschen?
Ist eine junge Androidin künstlich, weil sie maschinelle Gliedmaßen besitz oder sind nicht die Menschen dieser fiktiven Metropole Maschinen, weil sie von einem mysteriösen "Puppenspieler" geistig gelenkt und kontrolliert werden?

Die Geschichte um eine junge Androidin, die diesen Fragen nachgeht, ist die inhaltliche Untermalung der asymetrischen Breitwandbilder. Alle Schattierungen von Blau führen in eine Trance, die nur von ungewöhnlichen "Kamera"-Einstellungen unterbrochen wird.
Doch die Suche der Androidin nach dem Sinn der Existenz in einer zusehends virtuelleren Welt führt zur Verschmelzung ihrer menschlichen Seele mit dem künstlich generierten Hirn des Puppenspielers, ihres Gegners.

Potenzierte Virtualität als philosophische Konsequenz einer künstlichen Welt. (nikki )

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Hochzeit - Sonderheft der Zeitschrift Sibylle, DDR 1969 (Kurzfassung!)

Sibylle zeigt der modernen jungen Frau der 60er Jahre, wie sie das "Glück für alle Tage" erlangen kann. Sie gibt Tips zur modernen gleichberechtigten Ehe, wie die junge Frau die moderne Einraumwohnung im Plattenbau lebhaft einrichtet und natürlich was sie zur Hochzeit trägt: "Eine moderne Frau wird also ein modernes Kleid wählen, keine verspielte Idylle und keine karnevalistische Einlagen. Sie kleidet sich so schön wie möglich, aber sie verkleidet sich nicht." Alle Kleider und Kostüme sind - wie soll es anders sein - klassisch modern und passen sich perfekt in das kühle 60er Jahre-Design ein.
Die Sibylle ist die einzige Zeitschrift der DDR, die es im Design mit der westdeutschen twen aufnehmen kann. Ihre Modefotografien sind vielfach ausgezeichnet.
Zur Neuerscheinung des modernen lebens ein besonderer, klassisch moderner Leckerbissen. (Jeans )

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I Shot Andy Warhol

USA 1996
Regie: Mary Harron
Musik: John Cale
Darsteller: Lili Taylor, Jared Harris, Stephen Dorf, Martha Plimpton u.a.
106 Min. Verleih: Tobis

Ja, so kann das kommen: plötzlich steht eine Feministin vor einem und knallt mit einer Pistole rum. Mit drei Schüssen verletzte Valerie Solanas am 3. Juni 1968 den Künstler Andy Warhol in seiner Factory.

Mary Harron komponiert aus den Tatsachen und Hintergründen der Tat (langjährige Recherchen gingen ihrem Film voraus) ein flimmerndes, schnelles Portrait der 60er Jahre in New York. Subjektive Impressionen, krasse Farben und Schnitte entsprechen der gezeigten Jugend- und Künstlerkulturen der Zeit.
Valerie Solanas, eine radikal-versponnene Feministin, einziges Mitglied ihres selbst gegründeten "Scum"-Vereins (Society For Cutting Up Men), ist unserer Welt mindestens so entrückt wie Warhol selbst. Nur mündet ihre Sensibilität nicht in hochstilisierter Kunst, sondern in Aggression.

"I Shot..." zeichnet ein Portrait von Außenseitern, einsamen Wanderern - beide, Attentäterin und Opfer sind dabei Fremde in dieser Welt.
Dieses schrill-schräge Filmdebut ist eine Liebeserklärung an Warhol, New York und die 60er Jahre geworden, genial untermalt von John Cages Musik. (nikki )

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Kein X für ein U: Talk X

Ist Ihnen das auch schon mal passiert? Jedesmal, wenn Sie bei abnehmenden Mond Wäsche waschen, werden Sie von Außerirdischen entführt?
Dann gibt es Rettung! Im Magnetfeld des Mystery-Serien-Knallers "Akte X" startet der Sender Pro Sieben einen Talk-Ableger: "Talk X". Die Plaudershow soll sich auf rätselhafte Phänomene, die sich der Ratio entziehen, konzentrieren. Verbiegen sich bei Ihnen zu Hause die Löffel, wenn Sie den Geschirrspüler anschalten? Dann sind Sie bei Moderatorin Andrea Kiewel gern gesehener Studiogast.
Scharlatane und Sektierer sollen jedoch den zukünftigen Zuschauern kein X für ein U vormachen, denn Esoterik hat in dem Talk für Übersinnliche nichts zu suchen, finden Chefredakteur Gerd Berger und Redaktionsleiter Chris Bohlmann. Man läßt seine Gäste vom seriösen Seminarveranstalter "Frankfurter Ring" aussieben.
Naja, dann: guten Flug! (nikki )

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Nickelodeon bleibt im Kabelnetz von Nordrhein-Westfalen

Düsseldorf (ots/Nikki Tiedtke) - Kinder in Nordrhein-Westfalen können weiterhin mit "Nick" Spaß haben. Statt "Heidi" gibt´s "Aaaah, Monster" und die Sendung "Löwenzahn" mit Peter Lustig interessiert nur noch Alt-68er. Bei Nickelodeon tobt stattdessen "Rockos modernes Leben".
Die Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR) genehmigte Ende Januar 1997 neben dem Verbleib des Senders im Kabelnetz ebenfalls die Ausdehnung der Sendezeit bis 20 Uhr.
Damit liegt der Düsseldorfer Kindersender im Rennen um strahlende Kinderaugen knapp vor dem Kinderkanal der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die ihr Programm bislang um 18.55 Uhr mit dem "Sandmännchen" abschließen.
NRW ist nach Baden-Württemberg und Hessen das dritte Bundesland, das der Empfehlung der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) folgt und die Verbreitung von Nickelodeon sichert.
Im Internet recherchierbar: www.newsaktuell.de (nikki )

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Schrott im Sprengel Museum Hannover

Interventionen zwischen Architektur und KünstlerIn provoziert das Sprengelmuseum in seiner gleichnahmigen Reihe. Mehrmals jährlich werden Künstler eingeladen, sich mit dem Museumsplatz und seiner Architektur auseinanderzusetzen.
Vom 5. Februar bis zum 27. April 1997 wird Tom Merrick aus verschiedenen Objekten einen "vermittelnden Eingriff" (Intervention) im Sprengel Museum vornehmen. Merricks Ausstellungen entstehen immer ohne vorgegebenes Konzept. Er reagiert spontan auf die vorgegebene architektonische Situation und greift dabei auf vor Ort vorhandene Fundstücke und Materialien zurück.
Für sein "Intervention"-Projekt im Sprengel Museum existiert bislang nur eine vorläufige Objektliste. Aus einem Schrottauto, 12 Spiegeln, einem riesigen Ballon, Straßenmarkierungen und mehreren Diaprojektoren bastelt Merrick eine Installation, die eingreift und vermittelt...zwischen Spiegel und Beton, Schrott und Gesellschaft, Ballon und Straßenmarkierung...

Am besten: hingehen und intervenieren!!!

Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
Di 10-20 Uhr, Mi-So 10-18 Uhr

(nikki )

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Trees Lounge

USA 1996
Regie und Buch: Steve Buscemi
Darsteller: Steve Buscemi, Mark Boone, Chloe Sevigny, Michael Buscemi u.a.
95 Min. Verleih: Arsenal

Valley Stream, Long Island, ist eine gesichtlose Vorstadt von New York. Todlangweilige Provinz, die noch nicht einmal abgelegen genug ist, um als ländliche Idylle einen Gegenentwurf zur Stadt zu bieten.

In einer heruntergekommenen Eckkneipe hängen seit Jahren die gleichen Typen bei den immer gleichen Jukebox-Liedern ab. Zu diesen perspektivlosen Trinkern gehört auch Tommy (Steve Buscemi).
Nachdem er sich von seinem Arbeitgeber, der zu gleich auch Liebhaber seiner abtrünnigen Frau ist, 1.500 Dollar "geliehen" hatte, ist Tommy arbeitslos. Erst nach einem weiteren vergeblichen Versuch, einer geregelten Arbeit nachzugehen und seiner Unfähigkeit, auf die zarte Liebe der 17jährigen Debbie zu reagieren, erkennt er den Scherbenhaufen seines Lebens.
Debbie, von seiner Feigheit verletzt, schafft den Absprung in die City. Tommy, gelähmt von der Erkenntnis seines verpfuschten Lebens, hängt wieder in der "Trees Lounge" herum.

Buscemis hochgerühmtes Regiedebut, mit einer lumpigen Million Dollar realisiert, endet pessimistisch. Weil das Leben nun mal ein Haufen Scheiße ist. Neben "Leaving Las Vegas" ist dieser Film einer der wenigen Gegenbeispiele zum naiven amerikanischen Gegenwartsfilm. Die Erforschung der Charaktere ist fein und präzise; und obwohl sich die Menschen, die Handlung und die Gedanken in Tommies Kopf im Kreise drehen wie psychotische Käfigratten, ist dieser Film ein großes, spannendes Stück Kino. Denn wer von uns hat schon mal genau in seiner eigenen Scheiße gestochert? (nikki )

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Burda Moden, Mai 1975 (Kurzfassung!)

Auf kreisch-buntem und mit wechselnden Schriften und Werbung überladenen Seiten wird die Sommermode von 1975 gezeigt. Hot-Pants, Schlaghosen, Top-Kleider und alles was Cindy und Bert damals, als die Welt noch gut war, noch mit an die Adria genommen haben, findet sich hier. Für die verpatzte Frisur haben wir den Kopftuchtrick animiert!
Nur mit leerem Mund betrachten: "der Spaß am Kombinieren" mit der Drunterwäsche von Schiesser. (Jeans )

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Das Fräuleinwunder - 100 Jahre Frauen und Kino

Filmgeschichte nur aus männlicher Sicht, die anlaesslich des 100jährigen Kinojubiläums in Nordrhein Westfalen zelebriert werden sollte, wurde sozusagen in letzter Minute von - man soll es fast nicht glauben - Frauen boykottiert. Um ihre Wut über die einseitige Filmgeschichtsschreibung nicht unnütz in der Luft verpuffen zu lassen, wurde flugs ein Nachfolgeband zum Katalog des Jubilaeums nachproduziert.
Zwölf Texte und etliche Filminterpretationen später kann frau sich zutiefst befriedigt zurücklehnen und hat Regisseurinnen im Experimentalfilm, lesbische Frauen im Film und die Renaissance des "Fräuleinwunders" im Film der 70er Jahre kennengelernt.
Dieser kleine, ergänzende Band "100 Jahre Frauen und Kino" ist zu bestellen bei femme totale e. V. oder Feminale e. V. in Bielefeld und kostet 15 DM. (nikki )

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Ever heard of Chinglish? (Kurzfassung!)

Bald ist es soweit: Hong Kong fällt wieder an China. Ob die wiedervereinigten Chinesen sich verstehen werden ist fraglich, denn in Hong Kong hat sich in den letzten Jahrzehnten ein merkwürdiges Sprachgemisch aus Chinesisch und Englisch gebildet.
Süman berichtet im besten Chinglish! (Süman )

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Fließen, Schweben, Treiben - Internet-Kunst von Renee Green: `flow`.

Reisen. Sich treiben lassen. Und dann irgendwo, am Arsch der Welt, der Gedanke: was ist eigentlich mein Zuhause? Fühle ich mich dort wohl? Gedanken, die wohl jeder kennt; an sich noch kein Kunstwerk. Doch die Kuenstlerin Renèe Green puzzelt Gedanken zu einem Bild, das von Kulturaustausch im weitesten Sinne spricht.


Fuer das Centre dé Art Contemporain in Freiburg in der Schweiz liess Renèe Green Bilder, Texte und Assoziationen zu einem Web-Projekt ausbauen, das zum Verweilen und Nachdenken anregt. Ohne flatterndes Geblinke, mit einem ruhigen Lay-Out und wohl der einzigen sinnvollen Anwendung von Frames, die ich bis jetzt gesehen habe, ist "flow" ein kuenstlicher Punkt im Netz, an dem es sich einzuhaken lohnt.
Wenn man Worte wie "Music", "Films", "Travellers" usw. anwaehlt, findet man entweder Bilder oder nur kurze Texte, die Renèe Green mit diesen Begriffen assoziiert und zusammengetragen hat. Diese verzweigen weiter, immer weiter, bis man sich zufällig in einem langen philosophischen Text wiederfindet. Es lohnt sich, diese Texte zumindest auszudrucken, denn gerade sie bieten den Schluessel zu Renèe Greens Überlegungen eines weltumfassenden Kulturaustausches, der ihr auf ihren Reisen immer wieder begegnete.
Kultur ist ein Fluss, der alles umspült, etwas mitreisst, es verwandelt und woanders wieder ablagert. Schwimmen wir mit ihm...
(nikki )

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Todbringendes Internet?
Der Futuruloge Stanislaw Lem über den `Information-Highway`

Er schrieb theoretische Werke über Science-Fiction, ließ seine Romanfigur, den Piloten Pirx, bereits in den frühen Achtzigern durch virtuelle Welten fliegen, als IBM gerade mit der 360er-Reihe den ersten standardisierten Computer der Welt auf den Markt brachte, und gilt als der theoretische Erforscher unserer technologischen Zukunft.
Der in Krakau lebende 74jährige ist jedoch alles andere als ein begeisterter Phantast. In einem kleinen Essay malt er unsere Zukunft im Netz der Netze schwarz wie ein Loch.

Die Gesellschaft werde in eine bessere, englisch sprechende, und schlechte, nicht englisch sprechende Hälfte aufgespalten. Die zwei-Klassen-Gesellschaft, die einen mit, die anderen ohne Computer, sei nicht fern. Das Internet befördere jede Art von Information überallhin, seien es legale oder illegale, sei es Geschwätz, purer Blödsinn oder qualitativ hochwertige Information.

"Das Internet ist nur eine verbesserte Variante der Fax- und Telefonverbindungen. Solange es nicht den Müll sortiert, den es befördert, wird der Wettkampf zwischen guter und schlechter Information unter den Menschen ausgetragen."

Dummheit und Platitüde bringe das WWW zur höchsten Potenz. Und damit nicht genug: ehe wir an unserem Netz-Geschwätz zugrundegehen, wird uns Lems propagierte "Informations-Sintflut" hinwegspülen. Die wenigen Denkfrüchte, die im Internet hilflos zwischen richtiger Scheiße herumschwirren, werden nicht mehr wahrgenommen:

"Im 21. Jahrhundert können wir uns zu Tode informieren, und den Hauptverstärker haben wir bereits im Internet entdeckt."
(nikki )

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`Dieser Traum darf niemals sterben`
Der Grand Prix D´Eurovision de la Schangsong (Kurzfassung!)

So betitelte das dritte Programm die Vorbereitungssendung auf das Ereignis des Jahres, den Gipfel der grottenschlechten Unterhaltung, den jährlichen Grand Prix Eurovision de la Chanson. Liebhaber des schlechten Geschmacks bereiten sich natürlich dementsprechend vor, stellen ein buntes Plastiklämpchen in Hirschdekor und eine Alpenprimel auf den Fernseher und harren der Dinge, die da kommen sollen... (cks )

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Da schau her!
Schweinereien am Finger (Kurzfassung!)

Nein, nein ... Entwarnung! Diesen Monat gibt es keine fickigen Quick-Tips von Pro Stück. Vielmehr apostrophieren wir des Menschens Lust Tiere zu morden und die noch wiederwärtigeren Auswüchse -

Ausgestopfte Wildscheine!

Da die Augen dieser netten Zimmergenossen recht schnell anfangen würden zu gammeln und somit penetrant riechende Gase auszuscheiden, setzt man ihnen Glasaugen ein. Was nun geschieht, wenn zufällig ein gerade geschlüpfter Goldschmied über eine Kiste dieser und anderer Tieraugen stolpert lest ihr im Kybernauten. (Jeans )

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Das Buch `Die Wächter des Sarkophags` - 10 Jahre nach Tschernobyl

Ein Jahrestag, der nicht zu feiern ist. Alexander Kluge hat in seinem Buch "Die Wächter des Sarkophags" der schlimmsten Atomkatastrophe seit Erfindung der Kernspaltung ein erschütterndes literarisches Denkmal gesetzt.
Er fügt Augenzeugenberichte und Interviews mit Betroffenen zu einem schwarzen Ringelreigen um Verdrängen, Vergessen, Verschleiern. Die Menschen sagen, sie seien nicht verstrahlt. Sie glauben und hoffen. Genauso wie die Hunderte, die schon gestorben sind, gehofft und geglaubt haben müssen.

Der Schriftsteller und Regisseur Kluge appelliert mit diesem Buch an die Menschen, ihre "Omnipotenzphantasie" (zu glauben, der Mensch könne alles) gegen einen gesunden Skeptizismus einzutauschen. Ganze Landstriche von Weißrußland sind für Jahrtausende verseucht, die "verbotene Zone" wird von Plünderern heimgesucht, die den radioaktiven Staub in den Möbeln und Pelzen, die sie rauben, weiter in die Welt tragen. "Der Mensch verbreitet das Unheil weiter" (Alexander Kluge). (nikki )

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Das Ende der Seh-Sorgen (Kurzfassung!)

Im Jahrzehnt der Idioten-Brillen, bevorzugte der Herr das Metallgestell Marke "Monitor". Für die Dame gab es das besonders rafinierte Design mit den an den unteren Brillenrand verlegten Bügeln, das den Bulldoggen-Effekt der schlaffen Wangenmuskulatur besonders hervorhob.

Nach dieser Schreckensherrschaft des schlechten Geschmacks hätte man von den Brillenschmieden eigentlich erwarten können, daß sie nun etwas Schickes kreieren. Doch die entwickelten sich wohl voller Gram wieder zu kleinen Lausbuben zurück und warfen bald nur noch herzige Herz-Brillen in rot und quadratische Quadrat-Brillen in grün auf den Markt.

Wessen Augen nach nunmehr 15 Jahren rot vom Heulen oder vom Tragen der Kontaktlinsen sind, sollte beim nächsten Optiker-Besuch nach dem Katalog von ´Kurzenberger und Braun´ fragen.

Herbert Kurzenberger fahndet seit nunmehr 30 Jahren weltweit auf Flohmärkten, Geschäftsauflösungen und Räumungsverkäufen nach ausgefallenen Brillen.
Mit einer halben Million Gestellen, besitzt er die größte Brillensammlung der Welt. Die ausgefallensten Stücke zeigt er in seinem privaten Museum in München. Den größten Teil seiner Sammlung bietet er aber über Optiker-Geschäfte in ganz Deutschland zum Verkauf an.

Wer also die Schmetterlingsbrille aus den 50ern oder die orginal Pierre Cardin Brille aus den 70ern besitzen m_chte - kein Problem.
Lassen wir also die Idioten-Pappis keinen Pfennig dazubezahlen und kaufen wir uns zum fairen Preis das Ende der Seh-Sorgen.

Falls Euer Optiker bislang blind war, sollte er sich den neuen Katalog unter 089/3517011 bestellen.
Das Museum befindet sich in der Infanteriestr. 14 und ist freitags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. (Jeans )

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Der große Unbekannte: Orson Welles im Hörfunk

Eine einsame Zither webt Töne in die Dunkelheit, plötzlich fällt ein Schuß! "That was the shot that killed Harry Lime". Oh ja, rauchige Bars, schöne Frauen und Heroin, viel Heroin, das war das Umfeld des Bösewichts und Kriminellen Harry Lime, den Orson Welles in zehn selbstgeschriebenen und inszenierten Stücken 1951 zum Leben erweckte.
Vor kurzem wurden diese und weitere vierzig Hörspiele, in denen Welles mitwirkte, in England entdeckt und für Bayern 2 bearbeitet.

Der Schauspieler und Theaterregisseur Orson Welles wird heute als Genie gehandelt. Doch als Radiomann ist er bis heute nur wenigen ein Begriff.
1938 schlug seine Hörspielbearbeitung von H. G. Welles Roman "Krieg der Welten" wie eine Bombe ein: seine zitternde und erregte Stimme berichtete über Rundfunk von der Landung der Marsmenschen in New Jersey, von Chaos, Polizeisirenen schreien im Hintergrund, Menschen brache in Panik aus...Die Hörer des Hörspiels alarmierten damals tatsächlich Bekannte, die Polizei und verursachten ein Chaos.
Nach vielen großen Kinoerfolgen überrannte ihn 1951 ein finanzieller Mißerfolg, der ihn veranlaßte, die Krimihörspiele über Harry Lime zu verfassen.
Die Figur stammt aus Carol Reeds großem Filmerfolg "Der Dritte Mann", in dem Welles die Rolle des Schmugglers Lime spielt. In die dunklen Kanäle des Krimis entführen lassen können sich alle, die am 26. 4., 3.5., 10.5. und 17.5. jeweils um 22:05 Uhr die Frequenz von Bayern 2 suchen. (nikki )

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Die Handarbeit, Januar 1969 (Kurzfassung!)

"Wieder ist es Frühling - wieder freuen wir uns über jede Blume die uns aus einem Vorgarten entgegenlächelt. Bewahren wir uns doch auch für die übrigen Jahreszeiten diesen Blick für den Farbenreichtum der Natur, der uns immer wieder zu neuen eigenen Farbenzusammenstellungen zu inspirieren vermag. Betrachen wir bewußt die Vielfalt der Formen, die uns Anregungen bieten zu schöpferischem Gestalten. Wier ließen diesmal Blütenmotive zum Hauptinhalt unseres Heftes werden. Viel Freude beim Ansehen, Vergleichen, Ausprobieren, und selbstständigen Weiterarbeiten!"
Wie immer bei Modezeitschriften aus den 60ern der DDR, wird die Mode in schlichtem und zugleich atemberaubendem Design präsentiert. (Jeans )

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Einsame Massen - Großstadtfilme aus Hongkong (Kurzfassung!)

Hektisches Lichtflimmern blendet die Augen, die Nacht bringt keine Ruhe, sondern schwemmt noch mehr Menschen auf die Straßen. Menschen, die sich sehen, berühren und sich wieder verlieren.
Der chinesische Regisseur Wong Kar-wai ist die neue Filmentdeckung. Seine Filme zeigen den Moloch Hongkong auf ganz neue, elektrisierende Weise. Die Kritik zu seinem zweiten Film "Chungking Express", der nun in deutschen Kinos anläuft, findet Ihr übrigens in der Filmdatenbank. Und eine Story über Kulturvermischung in Hongkong gibt es hier! (nikki )

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Geheimtip: Raffaela de Becker (Kurzfassung!)

Klein-Raffa war sich nie sicher, was sie einmal werden sollte. Ein Metallberuf hätte es werden können. Doch wichtiger als die Zukunftsplanung (zur Not springt Vater Staat ein), war ihr mit 15 die Beschaffung von diversen Reiterhosen, Kleidern u.Ä. - man war ja Freagle. Da der Geldbeutel nie so groß ist wie die Augen, schneiderte sie sich ihre Klotten kurzerhand selbst, natürlich ohne Nähmaschine. Bald darauf verschenkte sie erste Kleider und wurde so schnell zum Geheimtip. (Jeans )

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Jaques Tati [2]-Der Kampf gegen die Moderne (Kurzfassung!)

Mittlerweile hat die moderne Konsum- und Technikwelt das alte Frankreich, das wir in der Kultecke "Jaques Tati (1)" kennengelernt haben, jeden Charme und Esprit verloren.
Monsieur Hulot bewegt sich nun in Farbe statt Schwarz-Weiß, inmitten der Großstadthektik statt in seinem alten Vorort.
Kalte Architektur, die nicht für die Menschen gemacht ist, und Autos, die eigentlich auch nicht für Menschen gemacht sind, machen uns nachdenklich und bringen uns gleichzeitig zum Schmunzeln, weil wir an Hulot sehen, daß man sich in ihnen nicht bewegen kann. (nikki )

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Präsident Clinton nur ein Klon von Reagan?

Ja, richtig: Clinton wagt den Sprung in die Gefilde der Schauspielerei, ganz nach dem Motto "Ein guter Präsident ist auch ein guter Schauspieler". Im Gegensatz zu Reagan traut er sich erst nach seiner Wahl zum Präsidenten ins Filmgeschäft einzusteigen.
Der von CBS produzierte Fernsehfilm "Der Wunsch eines Kindes" erzählt von dem sehnlichsten Wunsch eines krebskranken Kindes, den amerikanischen Präsidenten, gespielt von Clinton, zu treffen. Die 500 Dollar Gage Bill Clintons wird einer gemeinnützigen Organisation zufließen, die tatsächlich die Wünsche kranker Kinder erfüllt. (nikki )

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Spaß mit der Telekom

Die von vielen Fernsehredaktionen für Telephonaktionen angebenen Sondernummern "0137" oder "0138" können für Anrufer zu einer fiesen Gebührenfalle werden.
Nach der ARD-Sendung "Report" Mitte April, bei der Tausende die angebotene Telephonnummer wählten, um Fragen zu der Rinderseuche BSE zu stellen, flog die Gebührenfalle auf. Wie ein Sprecher der Telekom verkündete, sei den Anrufenden zu Recht Geld abgeknöpft worden. Der "immense technische Aufwand" sowie eine kostenpflichtige Warteschleife rechtfertigten die Gebühr, die lediglich für die Ansage "unsere Abfrageplätze sind zur Zeit alle belegt" anfällt.

Merke also: alle Sondernummern außer der "0130" sind gefährliche Geldfallen, die vor allem immer mehr Privatsender anbieten. (nikki )

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Tokio Ghetto Pussies - Frontpage unterwegs in Tokio (Kurzfassung!)

Die "bestmögliche, schnellste, aktuellste, spannendste Zeitung Deutschlands" (Frontpage 11/95) erledigt seine Arbeit höchstgründlich. Ihr Chefredakteur Jürgen Laarmann nimmt sich hochselbst der schwierigen Aufgabe an, in Tokio rasierte Schulmächenmösen zu erforschen.
Mai Lin berichtet von den geilen, fetten Deutschen. (pro stück )

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`Maschinendenken/Denkmaschinen`

Oh, nein, schon wieder ein Buch...Doch halt! Wollt ihr im Trend der "Cyberia", der Cybergesellschaft, mitplaudern? Mit coolen Statements über die ersten Rechenmaschinen protzen? Prima, dann seid ihr mit diesem Buch gut beraten.
Werner Künzel und Peter Bexte bewegen sich "an den Schaltstellen zweier Kulturen", den Geistes- und Sinnenwissenschaften und der Informatik. Menschen werden maschinenlesbar (das EKG), Maschinen bestehen nicht mehr nur aus Hardware, sondern aus Datenströmen, dem Informationsfluß.

Kleine Sonderlinge wie der Marquis de Sade oder der Dichter Jean Paul, die ihre Maschinenphantasien zum Besten geben, bis hin zu Konrad Zuses "rechnendem Raum", dem Cyberspace sozusagen, bevölkern dieses äußerst verständlich gegliederte und nett bebilderte Taschenbuches über die Kultur des Maschinendenkens. Die Texte sind klar und flüssig zu lesen, es macht einfach Spaß, sich in die Badewanne zu hauen und ein wenig "Metaphysik der Maschine" zu schmökern, verknüpft mit dem Erfolgserlebnis des Verstehens!

Werner Künzel/Peter Bexte:
Maschinendenken/Denkmaschinen - an den Schaltstellen zweier Kulturen
insel taschenbuch 1996
16,80 Gigabyte (nikki )

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Blue in the Face

USA 1994
Regie und Buch: Wayne Wang/Paul Auster
Darsteller: Harvey Keitel (Auggie), Lou Reed, Mel Gorham (Violet), Victor Argo (Vinnie), Jim Jarmusch, Lilly Tomlin, Michael J. Fox, Madonna u.a.

Alle, die sich von "Smoke" nicht aus den Kinosesseln reißen konnten, bekommen nun endlich neue Nahrung: Auster und Wang hatten während der Dreharbeiten zu "Smoke" die Idee, die Kurzauftritte der Menschen in "Smoke" zu erweitern auf ein eigenständiges, improvisiertes, semi-dokumentarisches Spiel. Set ist wieder Auggies Tabakladen in Brooklyn, Kreuzung 3rd Street /7th Avenue. Diesmal erhielten die Schauspieler lediglich Notizen, nach denen sie eine Szene improvisierten.

"Blue in the face" ist eine Low-Low-Budget-Produktion, fast ein Nebenbei-Produkt, das einen ganz eigenen Mikrokosmos von Leben einfängt: Jim Jarmusch, Madonna, Lou Reed und viele andere Freunde von Auster und Wang pilosophieren über New York im Allgemeinen und Brooklyn im Besonderen. Immer begleitet durch die sorgsam geführte Kamera und getragen vom manchmal sensiblen, manchmal komischen Spiel der Akteure.
Blue in the Face" ist ein Film, der mit seiner Heiterkeit und Gelassenheit mitreißt, der wie "Smoke" Momente wirklichen Glücks im Kino vermitteln mag. Ein "filmischer Song über Freundschaft, Liebe Heimat und Zugehörigkeit inmitten einer verrückten Welt" (filmdienst). (nikki )

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Das Gedankenmonopol. Zum neuen Telekommunikationsgesetz der USA (Kurzfassung!)

Am 1. Februar unterzeichnete Bill Clinton das Gesetz, das Wirtschafts- und Kulturexperten den Schweiß auf die Stirn trieb: dem Monopolismus der Telekommunikationsbranche ist nun kein Riegel mehr vorgeschoben und die Netz-Gemeinde trauerte ob der drakonischen Strafen für Verbreitung "unzüchtigen" Materials im Netz. (nikki )

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Frauen-Fleiß, September 1941 (Kurzfassung!)

In Kriegszeiten wird alles knapp. Glücklicherweise ohne die vermutete Propaganda wird die fleißige deutsche Frau hier mit praktischen Tips und ein bischen Mode versorgt, wobei die Kleider oft an Uniformen erinnern.
Kaloderma verwendet 1937 schon Techno-Werbung; und nach Kriegsende wird der echte Foen auch wieder erhältlich sein. (Jeans )

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Frisch von der FADM: Sascha Girgin (Kurzfassung!)

In kühlem Blau seht ihr hier die Kreationen von Sascha Girgin bei der Modenschau der FADM. (Jeans )

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Hongkong diary: where taste matters (Kurzfassung!)

Unser neuer Fernost-Korrospondent Süman To wird mit diesem Bericht beginnend einen virltuellen Einblick in Hongkongs Mode-Szene gestatten. Diesmal sind die Viertel "Goldmark" und "Tsim sha Tsui" an der Reihe.
Schnallt Euch gut an und vergeßt Euer Dictionary nicht! (Süman )

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Jaques Tati [1]-Der Kampf gegen die Moderne (Kurzfassung!)

Der französische Komiker Jaques Tati erschuf in den 50ern die wohl bekannteste europäische komische Figur: Monsieur Hulot.
Er ist eine Kopfgeburt der Anti-Moderne, die verzweifelt-liebenswert gegen die Hektik unserer technisierten Zivilisation kämpft und sich dabei eine Menschlichkeit bewahrt, die nicht nur komisch, sondern auch seltsam melancholisch wirkt.
In diesem ersten Teil des Specials freuen wir uns auf "Tati´s Schützenfest" und "Die Ferein des Monsieur Hulot"! (nikki )

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Netjunkies (Kurzfassung!)

Das Netz schafft neben völlig neuen Komunikationsmöglichkeiten auch ganz neue Suchtformen. In der Zeit der Handys mit integriertem Web Browser kann dann jeder seinen "Flachmann" dabei haben und, wenn es gar nicht mehr geht, im Notfall heimlich auf dem Klo Surfen.
Wird es bald den Aufkleber "Keine Macht den Daten" geben? (=Cid= )

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Othello (Kurzfassung!)

England (akm )

AnfangRegie: Oliver Parker
Darsteller: Laurence Fishburne (Othello), Kennet onMouseOver="window.status='Weiter zum ganzen Artikel oder zur Seite'; return true">weiter




Second Hand Markt & Avantgarde News (Kurzfassung!)

Vom 29.3. bis zum 31.3. fand in der Niedersachsenhalle in Hannover der erste Second Hand Markt statt.
Die Premiere war ein voller Erfolg. Besucher, Austeller und Veranstalter waren zufrieden und fuhren gutgelaunt wieder heimwärts.
Was es zu sehen gab und was nicht, was großartig war, was besser gemacht werden könnte und die poppigsten Bilder seht Ihr brandheiß im Kybernauten. (Jeans )

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Wallace & Gromit & Nick - ein Leben in Knetgummi (Kurzfassung!)

Was ein 25 Zentimeter großer Nordengländer mit einer Vorliebe für Cheddar und sein schlauer Hund alles erleben können, zeigt uns Nick Park, dessen Film "Wallace & Gromit unter Schafen" in unseren Kinos läuft.
Nikki knetete eine amüsante Geschichte um Nick, die Aardman Studios und Bristol, die Stadt, in der alles geschah... (nikki )

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Wallace & Gromit - unter Schafen

England 1995
Regie: Nick Park/ Luis Cook/ Peter Lord/ Boris Kossmehl

Achtung, Animation ohne Computer!
Das kleine, rothaarige Genie Nick Park geht jeden Morgen aus dem Haus, um in einem Studio komische Plastilinfiguren in Kleinstmöbeln und -städten zu kneten. Schöner Job. Und das macht er schon seit dem Kindergarten so: Knetmännchen kneten.
Nur daß Wallace & Gromit ("We need Cheeeese, Gromit") mittlerweile Oscargewinner und Englands beliebtestes Spießerpärchen sind. Ein Mann und sein Hund. Mehr muß man nicht sagen. In der Episode "A Close Shave" retten sich die beiden in letzter Minute vor einem Schafeserienkiller. Mit Genuß stattete Nick Park ihre Knetfiguren mit Beiwerk aus, das an andere Filme erinnert und auch sonst neben dem englischem Humor für Lacher sorgt (Gromit Hundeknochentapete ist unglaublich!).
Die anderen Animationsfilme in dieser Kompilation sorgen ebenfalls für ein gurgelndes Lachen. Da gibt es die Tante, die eine Waschmaschine namens "Dante" kauft und vom Teufel ins Grab geholt wird. Aber "Without My Handbag" ist sie nicht vollständig, also steigt sie als Zombie wieder ans Licht...
In "My Baby Just Cares For Me", dem Videoclip zu Nina Simones Song, knetet ein Kater eine Katze an und gewinnt sie und da gibt es ferner noch Kriegerinnerungen eines Feuerwehrmannes und eine kleine "Title Sequenz".
"Cheeese, Gromit!" (nikki )

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Worlds Away (Kurzfassung!)

Eine völlig neue Gesellschaft entwickelt sich zur Zeit bei dem sonst eher biederen Online-Dienst Compuserve. Mit einem virtuellen Männchen, dem Avartor kann man eine unglaubliche Stadt und viele andere Avartors kennenlernen. (Nihils )

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Zensur pur. Software gegen `Schmutz` im Internet (Kurzfassung!)

Kontrolle total: mehrere Hersteller werfen Programme auf den Markt, die Datenpackete und Bilder zensieren und den Computer sperren können, damit das Kind zuhause nicht im Playboy-on-the-net stöbert. Damit Eltern auch danach strafen können, speichern die Programme zwecks Nachkontrolle die angewählten Drecksadressen. (nikki )

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`Cyberspace ist flüssig` - Norman Ohlers Cyberspace-Roman "Die Quotenmaschine" (Kurzfassung!)

Norman Ohler, der blutjunge, blasse Deutsche mit Wohnsitz in Amerika liefert die literarische Sensation des Frühjahrs: ein Cyberspace-Roman, der im Internet in beliebiger Reihenfolge gelesen werden kann. Die Buchversion erscheint nun auch in der materiellen Welt bei Hoffman & Campe und kostet 36 DM. (nikki )

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Chungking Express

Hongkong 1994
Regie und Buch: Wong Kar-Wai

For many years the Hongkong film has only been known to a small conspirative crowd of cineasts. But finally Hongkong films have made their way onto the Western screens led by a new breed of filmmakers. They have earned their deserved place in the international cinema scene through their diversity of genre, their passion and love of film making and their creativity reflecting their chinese heritage and Hongkong´s modern hight-tech environment.
Chungking Express is a great example of a new generation of Hongkong films. Two Cops got dumped by their girlfriends, cousing the one to eat tons of cauned pine-apples and falling in love with a blond wigged and mysterious woman who is chased by the triad. The other is so disillusioned that didn´t notice that the waitress of his favorite fast-food restaurant totally crashed in him.
All this happens in fast paced, neon-lit, concrete walled mega-city, Hongkong. It is also a film about love, passion, crime, emotion and dillusion.
A film everyone should see, whoose heart is still young and full of hope. (Süman To )

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Cyberpunks im Cyberspace (Kurzfassung!)

Im Zuge der "dritten industriellen Revolution", der Revolution der Technik durch die Maschine, möchten wir auch nicht kleckern, sondern zappen Euch in die dunklen Abgründe des Cyberspace, des Raumes im Computer, den wir Menschen uns mit Hilfe der virtuellen Realität vorzustellen versuchen.
Britta van den Booms Artikel stellt die literarische Bewegung des Cyberpunk vor, weist auf Ähnlichkeiten mit der heutigen Welt hin und klärt die Begriffe virtuelle Realität, Cyberspace und Multimedia. (Britta van den Boom )

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Cybersex (Kurzfassung!)

Was ist Cybersex eigentlich wirklich ? Zum einen wird im Internet von obszönen Pornopages mit nackten Damen und Herren gesprochen zum Anderen gibt es allerelei Acessoir zum Anschluß an den Computer. (=Cid= )

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Der neue Schnitt, März 1956 (Kurzfassung!)

Frühling im Wirtschaftswunder. "Solche Kleider lieben wir, da sie sportlich-elegant und zeitlos sind und uns jung und adrett erscheinen lassen." Brav in blassen Farben fällt frau nicht so sehr auf, und das will sie auch gar nicht. Man freut sich, daß sich die Mode seit dem letzten Jahr nicht sehr geändert hat.
In der kleinen Stoffkunde "Von der Seide zur Chemiefaser" werden Tips gegeben, um für jede Gelegenheit richtig angezogen zu sein, natürlich mit den modischen knitter- und bügelfreien Kunstfasern.
In der Werbung träumt die Wunder-Frau natürlich vom neuen Bohnerwachs und vom neuen Handstrickapparat. (Jeans )

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Four Rooms

USA 1995
Regie: Allison Anders/Alexandre Rockwell/Robert Rodriguez/Quentin Tarantino
Darsteller: Madonna, Jennifer Beals, Antonio Banderas, Quentin Tarantino u.a.

Dieser Episodenfilm (vier Episoden an der Zahl) führt uns vor, warum man nicht in einer Sylversternacht einen neuen Job an einer Hotelrezeption annehmen soll: Hexen mieten sich ein (mehrere) und brauchen prompt Dein Sperma zum Mixen einer Mixtur, in Zimmer 404 treiben´s Leute pervers (zwei Leute, jaja, und Du als Hotelboy sollst der Dritte sein), zwei Kinder sollst Du hüten, aber die hüten dann eher Dich und ein Volltrunkener bittet Dich im Rahmen einer Wette Finger mit einem Hackebeil abzuschlagen (einen Finger nur).
Wer also zwei und zwei zusammenzählen kann (das sind fünf, ne?), malt sich einen überaus komischen, morbiden, aber auch verwirrenden Film aus, der aber auch seine Längen hat.
Aber für Freunde der Freunde um Regietalent Tarantino ein Muß! (nikki )

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Heiss: Hot Couture (Kurzfassung!)

Marc Helbig (29) und Martina Ejaz (26) studierten an der FADM Hannover Modedesign und Damenschneiderei. Sie schneiderten für Dome die "Dome Hot Couture". Seit dem 18. November führen sie ihren eigenen Laden "Hot Couture" in der Schmiedestraße, Hannover. (Jeans )

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Krypting (Kurzfassung!)

Verschlüsselte Botschaften sind so alt wie das Leben selbst. Nicht nur Papyrus, Brief und Tintenschrieb können wir verkrypten, nein, auch vor dem modernen Datenfluß macht das Krypting nicht halt. Und wo es was zu verbergen gibt, sind FBI und CIA nicht weit.
Nils Brune erleuchtet die Hintergründe des Krypting und die Politik, die es zu verhindern sucht. (Nihils )

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Marusha Spots - Techno-Schmink-Hit (Kurzfassung!)

Techno-Queen Marusha macht´s vor: Schwarze Spots unterm Auge sind angesagt. GIRL! zeigt, wie Ihr Euch den trendigen Punkt schminken könnt... (pro stück )

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Mein blühendes Geheimnis

Spanien/Frankreich 1995
Regie und Buch: Pedro Almodóvar
Darsteller: Marisa Paredes, Juan Echanove, Imanol Arias, Carmen Elias ua.a.

Diesmal ohne schrille Klamotten, aber trotz allem ganz Almodóvar: Leo (Marisa Peredes) schreibt Trivialromane, also Bücher, die man lesen kann, und leidet gerade an ihrem entschwundenen Geliebten, der ihr als letzte Erinnerung viel zu enge Stiefel überreichte. Dem süßen Schmus, den sie seit zwei Jahrzehnten schreibt, überdrüssig, bewirbt sie sich inkognito bei einer Tageszeitung. Ihr erster Auftrag: eine Rezension ihrer eigenen, unter dem Pseudonym Amanda Gris verfaßten, Werke. Dem Redakteur Angel (Juan Echanove) offenbart sie schließlich ihre Identität, versucht sich umzubringen und fährt schließlich zu ihrer Mutter aufs Land, wobei Angel - schon immer ein heimlicher Verehrer von Amanda Gris - ihre Romane weiter schreibt.
Das soll man nun glauben? Hä? Und dann diese Farben und diese Dekors und diese Garderobe...
Was soll ich sagen: ein echter Almodóvar, der Realität, Wahrscheinlichkeit und Logik aus seinem Zelluliod verbannt. Es lebe Konsalik! (nikki )

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Richard III.

USA/England 1995
Regie: Robert Loncraine
Literaturvorlage: Wiiliam Shakespeare
Darsteller: Jan McKellen, Annette Bening, Kristin Scott-Thomas, Robert Downey Jr. u. a.

Filmische Neuinterpretationen von Shakespeare-Werken scheinen zur Zeit im Trend zu liegen, und so verwundert es nicht, daß nun auch das Thema des klassischen Bösewichts in einer neuen Adaption vorliegt. Doch Regisseur Richard Loncraine ist eine überraschend stimmige und radikale Modernisierung gelungen, die gänzlich andere Register zieht als Laurence Oliviers frühere Filmversion des Stoffes.
Die Handlung der Tragödie wurde in das England der 30er Jahre transportiert, und die verwirrend komplexe Figurenkonstellation vereinfacht. Entstanden ist ein packender Action-Thriller, aber auch eine subtile Charakterstudie, die prägnante, aussagekräftige Bilder für jede Situation findet. Der Text wurde sinnvoll gekürzt und klingt keineswegs so gespreizt, wie man es von einem Autor des 16. Jahrhunderts erwartet.


Durch eine Verknüpfung von vornherein in die Außenseiterrolle gedrängt, will Richard, der jüngste Bruder des Königs, dieses Defizit kompensieren und entdeckt im Machtgewinn die Herausforderung an seinen überragenden Intellekt. Und so sind es Streicheleinheiten für sein Ego, wenn die Intrigen Erfolg haben, Feinde ausgeschaltet werden und er schließlich den Königsthron erreicht. Loncraine macht den Zuschauer dabei zu Richards Komplizen, wenn dieser seine Pläne mit bissigem Zynismus bekanntgibt.
Richard III mordet und läßt morden, manipuliert und benutzt Menschen, erst wesentlich später überfallen ihn die Shakespeare-typischen Gewissensbisse. Die faschistische Auslegung seiner Figur gibt der Blutgier und Skrupellosigkeit jedoch neue Aktualität. Hier muß auch die fantastische Besetzung der Hauptrolle mit Jan McKellen erwähnt werden.
Zu recht erhielt dieser Film auf der Berlinale den silbernen Bären für beste Regie und wer immer noch der Meinung ist, es gäbe keine guten Literaturverfilmungen, der hat einfach noch nicht die richtigen Filme gesehen! (akm )

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Schnappt Shorty

USA 1995
Regie: Barry Sonnenfeld
Romanvorlage: Elmore Leonard
Darsteller: John Travolta, Gene Hackman, Rene Russo, Danny DeVito, Dennis Farina u.a.

Ich bin nicht ganz unvoreingenommen, das sage ich gleich, Leute. Travolta hat´s mir angetan. Obwohl dieser Film mehr Pep und Abgründigkeit hätte vertragen können, obwohl Gangster Chili (John Travolta) eigentlich ein wenig lau ist, zu verträumt irgendwie, obwohl die Story auch ein wenig lau ist, zu verträumt irgendwie, ist dieser Film eine Nachmittagsunterhaltung wie sie besser nicht sein könnte. Ein Gangster, der das Kino, den Film, liebt und seine Träume, mit kleinen Druckmitteln natürlich, verwirklicht, indem er bald ein Filmprojekt beginnt. Mit Drogengeldern werden Finanzlöcher gestopft und mit Schlagkräftigkeit Leute angeworben.
Nette Abendunterhaltung ist dieser Film auch: wenn man ihn so gegen acht oder zehn Uhr sieht, kann man sich zuhause noch gemütlich einen runterholen, auf John Travolta! (nikki )

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Silicon Hollywood (Kurzfassung!)

Das Monatsthema des Kybernauten "Cyberpunk/Cyberspace" findet im kommerziellen Filmgeschäft bereits große Anwendung. Hier ist seit einiger Zeit ein Trend auszumachen, der eine neue Art von Film geschaffen hat, bei dem die Schauspieler mit der Computergrafik im Verbund stehen. (-cid- )

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Technik und Kultur
Maschinen und Menschen [2]
Welten aus Geschwindigkeit - Cyberspace (Kurzfassung!)

Die Geschwindigkeit, in der sich die Protagonisten der Cyberpunk-Romane bewegen, zieht sich über die ganze Welt. Nicht nur durch die "dritte industrielle Revolution" (Norbert Stresau), die Revolution der Technik durch den Computer, ist das Leben selbst schneller geworden, nein, auch der Zwang, im Informations- und Bilderfluß mitzuschwimmen, hat sich vergrößert.
Waren in den ersten Filmen über Computer noch die Maschinen selbst, ihre körperliche Konstruktion und ihr Handeln Thema der angstvoll besetzten Filmphantasien, öffnen sich nun 3-D-Welten, die quasi die Seele der Maschinen offenlegen: den Raum im Rechner, sein "Gehirn". Daß auch diese Seele böse Abgründe hat, scheint zwangsläufig zu sein... (nikki )

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Toy Story

USA 1995
Produktion: Pixar Animations/The Walt Disney Company
Regie: John Lasseter

Ohne die extra für diesen Film entwickelten Programme von Sun, die es ermöglichten, einzelne Szenen in "nur" drei bis vier Stunden komplett zu errechnen, müßten wir auf dieses Meisterwerk der Computeranimation noch 45 Jahre und 7 Monate warten. In "Jurrassic Park", dem bisherigen Animationshighlight, gab es ganze vier Minuten Pixeldinos, John Lasseter gönnt uns hier jedoch 81 Minuten computergenerierten Spaß, an dem er und die von ihm gegründeten Pixar-Studios insgesamt sieben Jahre arbeiteten.
"Toy Story" ist ein Feuerwerk an brillianten Ideen, liebevoll ausgearbeiteten Charakteren (die in der deutschen Synchronisation leider viel an Charisma verlieren), detailreichen Hintergründen und rasanter Action. Manchmal hechelt man als unbedarfter Zuschauer dem Erfindungsreichtum Lasseters Crew hinterher, die sich allzu offensichtlich in den Pausen mit LSD und ´ner Menge Kaffee vergnügt haben dürfte, wem würden sonst Spielzeugmonster alá Frankenstein einfallen? Oder eine Armee aus kleinen, grünen Marsblasen, die reizend lächeln?

Andy, ein tumbes, kleines Ami-Kid bekommt zum Geburtstag ein neues Spielzeug: Buzz Lightyear, seines Zeichens Weltraumheld auf einer wichtigen Mission und ganz aus Plastik. Woody, ein Stoffcowboy aus der "alten Welt" fühlt sich in seiner bisherigen Position als Andies Lieblingsspielzeug bedroht und beseitigt Buzz in einer dramatisch beleuchteten Szene in die gefährliche Außenwelt. Und die wimmelt von Gefahren: ein grausamer Nachbarsjunge und seine Armada aus mutierten Spielzeugen, die sich freilich als wahre Freunde erweisen, ein Umzug von Andies Familie und der amerikanische Straßenverkehr machen Buzz und Woody, die die Gefahr zusammengeschweißt hat, zu schaffen.

Lasseter ließ sich von klassischen Disney-Filmen wie "Pinocchio" als auch von typischen "Kumpel-Filmen" alá "Die Hard" beeinflussen, weil er einen Spielzeugfilm machen wollte, in dem die Spielsachen selbst eine dramatische Wandlung durchmachen, wie Buzz und Woody, die gezwungen sind, zusammenzuarbeiten und schließlich die besten Freunde werden. Buzz und Woody verkörpern die neue und die alte Welt, die sich erst gegenseitig zu bedrohen scheinen, dann aber nur gemeinsam ihr Problem beseitigen können. Ähnlich wie die neue Technik der Computeranimation, die den Zeichentrick bedroht? Lasseter winkt ab:"Kein Computer kann über das individuelle Agieren einer Figur befinden, diese Technik ist nur ein weiteres Werkzeug des Künstlers." Mit Lasseters "Pixar"-Studio hat sich also eine neue Kunstform etabliert, die weder den herkömmlichen Bleistift der Zeichner wie die Schauspieler aus Fleisch und Blut verdrängen wird.
Wir schlucken kleine grüne Marsblasen, greifen uns lila Popcorn und gehen ins Kino, erste Reihe, und lassen uns mal so richtig begeistern! (nikki )

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Zensur im Internet (Kurzfassung!)

Pisse, Kacke, Ficken! Zensur im Internet ist das neue Thema. Viel diskutiert. Und nun auch bei uns.
Marc Jelitto schwingt das Schwert für freie Rede und Bild im Netz und stellt ein Programm vor, das den Zutritt ins Netz Jugendlichen unter 18 verweigert - wohl die eleganteste Lösung des Problems "Pornosumpf" Internet. (Marc )

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`Mode ist oberflächlich`
Ein Porträt des Modezaren Karl Lagerfeld (Kurzfassung!)

Die graue Eminenz outet sich selbst. Yamamoto redet Stuß. Saint-Laurent ist ein schwules Schwein. Noch mehr Gossip in diesem Artikel. (pro stück )

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`Schatz, wo ist mein Cyber-Slip?`
Von der neuen Mode, die keine ist (Kurzfassung!)

Britta van den Boom und cks zerfetzen die neuen, aufblasbaren Kleider und Mäntel des Designers Michiko Koshima und den ganzen, ach so neuen Cybertrend.
Was ist überhaupt Cybermode? Was sagt uns das Buch, das den Cyberpunkeinleitete, William Gibsons "Neuromancer" zu dem Thema? (Britta van den Boom / cks )

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Carrington

England 1994
Regie:Christopher Hampton

Die Malerin Dora Carrington (Emma Thompson) begegnet 1915 dem englischen Schriftsteller Lytton Strachey (Jonathan Pryce) und lernt ihn kennen und lieben.
Die Malerin, die mit Kleidung und Frisur gegen die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit rebelliert und der homosexuelle Strachey lassen sich auf eine ungewöhnliche, siebzehn Jahre dauernde Beziehung ein, die statt auf sexueller Erfüllung auf eine tiefe Seelenverwandschaft baut.
Diese ungewöhnliche Künstlerbiographie stellt weder die Werke der Künstler noch die beschriebene Epoche in den Vordergrund, sondern konzentriert sich völlig auf das seelische Innenleben der Figuren. Ein ruhiger, fließender Film, sicherlich ein positiver Gegenpol zu den kreischbunten Familienkomödien und knalligen Actionfilmen in dieser Zeit. (nikki )

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Das ROMO-Revival! (Kurzfassung!)

Dunkel lackierte, abgeknabberte Fingernägel, silbernes Hemd auf Hühnerbrust, verschmierter Kajal um leidvolle Augen...Duran Duran 1980? Oder...nein: Human League 1980? Auch nicht? Was denn dann?
Das neue Ding, der neueste Bumms aus England! Romantic-Modernists, RoMos genannt, überschwemmen den Medien- und Musimarkt, sind laut NME vom November 1995 das Größte seit Erfindung des Wagenrads. Bands, die noch nie jemand hören wollte, stylen sich wie ´ne Mischung aus Tunte, Heroine und Wave, singen von ihrem Leid und sind plötzlich auf allen Titelseiten (mit ausführlichen Schmink- und Stylingtips im Heft). Was Bands wie Yazoo, Human League und Visage Anfang der 80er neu entwarfen, wird heute nachgehechelt, Revival ist das Zauberwort! Wenn der Medienrubel mal gerade nicht so läuft wie er´s soll, wird flugs ein neuer Trend aus der Mottenkiste geholt und ein zweites, drittes und viertes Mal ausgeschlachtet.

Wir bleiben für Euch an der Krampfader der Zeit und stellen Euch den neuesten Trend vor! Brandheiß und aktuell! Das Beste seit Erfindung der Kniestrümpfe! Nur hier in diesem Heft! Mit Starschnitt!
(pro stück )

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Der `neue` Trend - Science-Fiction! (Kurzfassung!)

Unendliche Weiten...unbegrenzter Ausverkauf. Science-Fiction liegt wieder voll im Trend! Schon Ende 1995 setzte ein Boom der Sci-Fi-Serien Deep Space Nine; Time Trax; Babylon 5; Superforce) im deutschen Fernsehen ein. Und nun steuern wir auf das "Science-Fiction-Jahr 1996" (TV-Spielfilm) zu...
Ab Mitte 1996 läßt SAT.1 den neuesten Ableger des Star-Trek-Imperiums "Star Trek: Voyager" durch ferne Galaxien schwirren. Auch der schon oft totgesagte Sender "VOX" setzt auf Sternenbrühe: mit "Space: Above and Beyond" kaufte er der FOX-Production ein eher belächeltes Serienprodukt ab. Ab Ende Februar bangen wir dann mit der militärischen Spezialeinheit im 21. Jahrhundert...
Babylon 5, seit Ende 1995 auf PRO 7 zu sehen, wird hingegen um eine weitere Staffel erweitert. Das Abenteuer um eine Raumstation, diverse Mutanten und undefinierbare Lebensformen fasziniert durch vergleichsweise aufwendige Kulissen und verschachtelte Geschichten, die nicht immer mit jeder Serie abgeschlossen sind, sondern ein Netz über mehrere Folgen spannen.

Der "Trend" Science-Fiction ist freilich so neu nicht: schon in den 50er Jahren kompensierte man Zukunftsangst in fernen Welten: Amerika produzierte eine Reihe von Filmen, in denen sich die hysterische Angst vor der "roten Seuche", dem kommunistischen System der ehemaligen UdSSR, in Tentakelwesen, körperfressende Außerirdische und zerstörerische Ufos kleidete. Das Ziel der Vernichtung war der gute amerikanische Bürger oder gleich das ganze Land
In den 70ern setzte mit verbesserter Tricktechnik sowohl die "große" Zeit des Horrorfilms als auch des Science-Fiction-Films ein. Die Themen waren jedoch wesentlich ausgefeilter und spielten mit metaphysischen Elementen (2001 - die Odysse), Technikangst und einem bis dahin neuem Element: die Bedrohung der Welt durch die Spezies Mensch. Autoritäre Staaten (Flucht ins 23. Jahrhundert; THX 1138) zerstörten jegliches Anderssein, die vergiftete Natur schlug zurück (Long Weekend; Frogs) oder die Welt wurde durch Radioaktivität zerstört (Die Hamburger Krankheit; Im Zeichen des Kreuzes; Der Junge mit dem Hund).

Für die heutigen Produktionen sind diese Themen uninteressant geworden; zu oft wurde in den Medien darüber berichtet, die Gesellschaft wendet sich ab von Waldsterben, Umweltvergiftung und Atomkraftwerken. Skandale und Protestbewegungen, wie sie in den 70er durch eine Science-Fiction-TV-Produktion (z. B. "Die Hamburger Krankheit") ausgelöst wurden, sind heute kaum vorstellbar.
Die großen Produzenten setzen auf Bewährtes: Remakes und "zwischenmenschliche" Probleme sowie bombastische Animationen und Ausstattungen sollen unterhalten und nicht zum Denken anregen. (nikki )

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Deutsche Moden Zeitung, November 1937 (Kurzfassung!)

Noch ist das Reisen möglich und so wird im November 1937 die neueste Skimode präsentiert. Der Zeit entsprechend am liebsten in Braun. Die zugehörige wollene Unterwäsche ist natürlich auch für die Arbeit auf dem Felde geeignet. Auf Bällen wird noch mit Samt und Seide geprotzt und wenn Mutti Nachwuchs erwartet wird mit edlen Materialien auch nicht gespart. Die alltäglichen Sorgen wie "Was trägt der Herr" und "die richtige Rocklänge" kommen auch nicht zu kurz.
Camelia macht 1937 schon Werbung! (Jeans )

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Ex

Deutschland 1995
Regie: Mark Schlichter
Darsteller: Robert Viktor Minich, Christiane Paul, Andread Dinah Diakité ua.a.

Ein düsterer, brutaler Bandenfilm. In den USA würde man wohl sagen: Gangstafilm. Und wirklich erinnert Mark Schlichters Kinodebüt an eine Mischung aus "Den sie wissen nicht, was sie tun" und Bronx-Filme.
Erzählt wird die schlichte Geschichte von jugendlichen Autodieben in Berlin, die vom Strudel aus Gewalt, Kriminalität und Drogen aufgefressen werden. Und sich auffressen lassen. Berlin dient dabei als düsterer, lärmumtoster Hintergrund für den Tod, in den die Jugendlichen fast schon schicksalsergeben rasen. Ihr Anführer Mario (Robert Viktor Minich) verweigert in Laufe des Films zunehmend Gefühle, wandelt sie in Kälte und Aggression um und treibt alle, nachdem er sich mit einem Boß der russischen Mafia eingelassen hat, in die Katastrophe.
Ein Film zum Schauen und zum Denken. (nikki )

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Grief

USA 1994
Regie und Buch: Richard Glatzer
Darsteller: Craig Chester, Jackie Beat, Illeana Douglas, Alexis Arquette u.a.

Mark sieht gut aus, ist 30, begehrt und erfolgreich. Sein einziges Problem: er schreibt die Drehvorlagen für Seifenopern des Vormittagsprogramms, sein Freund ist vor einem Jahr an AIDS gestorben, sein sexy Kollege Bill steigt ihm nach, seine Produzentin schmeißt den Job, den er dann übernehmen soll und der Kopierer kopiert nicht. Genau betrachtet sind es also mehrere Probleme.
Das einzige Problem, mit dem man als Zuschauer dieser irren Komödie kämpft, ist, daß man das frisch gekaufte Popcorn doch nicht verknabbert und es kalt wird. Dieser kleine Low-Budget-Film, mit Pep und Pop inszeniert, schwingt von Kitsch zu Komik, von Zoff zu Zärtlichkeit.
Ein kleiner (großer) Lichtblick!!! (nikki )

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Labendig

Deutschland 1995
Regie und Buch: Hannes Schönemann

Vorsicht, Dokumentarfilm! Keine Action! Keine Sexszenen!
Diese leider sehr rare und unbeliebte Gattung Film - eine meiner Lieblingsgattungen oder -genres - läuft hierzulande mit diesem äußerst gelungenem Exemplar an.
Hannes Schönemann zeigt das Leben der Bewohner des Klosters Dobbertin, das bis 1990 als geschlossene Abteilung der Bezirksnervenklinik Schwerin diente. Mit anderen Worten: die hoffnungslosen Fälle wurden hier "verwahrt". Rudi, einer der Bewohner, erzählt immer wieder gerne die Geschichte von jener Nonne, die einstmals "labendig" eingemauert worden sein soll, weil sie einen Liebhaber hatte. Diese Metapher passt auch auf das Leben der Einwohner des Klosters. 1991 übernahm das Diakonische Werk das Kloster Dobbertin, und seitdem ist ein wenig Freiheit eingekehrt.
Die Bewohner erhalten in diesem Dokumentarfilm die Möglichkeit, sich selbst in Szene zu setzen; das verleiht ihm einen ergreifenden Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Sicher wirken einige der Einwohner abstrus, aber ihre Wirklichkeit ist weder besser oder schlechter oder wahrer als unserere. Sie ist nur eine von vielen möglichen Wirklichkeiten. Und mit Sicherheit eine der phantasievollsten.
Prädikat: ein MußMußMuß!!! (nikki )

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Midnight Dancers

Philippinen 1994
Regie: Mel Chionglo
Darsteller: Alex Del Rosario, Gandong Cervantes, Lawrence David u.a.

Ein schlichter Film über verklemmte Homosexuelle, minderjährige Stricherjungs und den Zerfall einer Familie, wobei "schlicht" die spartanischen filmischen Mittel umschreiben soll.
Hübsche Jungs tanzen aufreizend und lassen sich für Geld ficken. In dieses Mileu gerät Sonny, der vom Land in die Stadt zu seiner Familie zieht. Seine Mutter versucht den Zerfall der Familie, den Dreck um sie herum, fernzuhalten. Vergebens. Mitten im Slum lebend, führen die Figuren nur noch ein "Nebeneinander", wobei die Flucht aus diesem Leben sogar für eine Protagonistin aus reichem Hause nur mehr in einen anderen Sumpf führt. (nikki )

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Mutters Courage

Deutschland/England/Österreich 1995
Regie und Buch: Michael Verhoeven
Literarische Vorlage: George Tabori

George Tabori hatte nie Probleme, Tabus zu berühren, um sie dadurch zu zerstören und einen vielleicht heilsamen Prozeß der Ablösung in Gang zu setzen. Sein 1979 aufgeführtes Theaterstück "My Mothers Courage" handelt von seiner Mutter Elsa und ihrer erfolgreichen Flucht aus dem Todeszug nach Auschwitz. Tabori provoziert mit seiner Verbindung aus Humor, Sarkasmus und Judenvernichtung und Regisseur Verhoeven tut das auch. Dies ist die erste schwarze deutsche Komödie über den Holocaust.
1944 in Budapest: Elsa Tabori, eine liebenswürdige alte Dame von 60 Jahren wird von zwei alten, gebrechlichen Geheimpolizisten (hervorragend: Eddi Arent und Wolfgang Gaser) zum Westbahnhof geführt, wo die Deportation von 4000 Juden geschehen soll. Ganz in dem naiv-liebenswürdigem Glauben, daß alles schon gut werde, folgt sie den alten Männern, die Karikaturen ihrer selbst sind. Groteske Momente entstehen nicht allein durch die Gegenüberstellung von der Herzensgüte dieser Frau und den grausamen Geschehnissen, sondern auch durch vermeintlich Nebensächliches: während die Deportierten auf die Abfahrt des Zuges warten, macht sich eine Gruppe Urlauber reisefertig. Es geht in die Sommerfrische.
Erst kurz vor Deutschland wird sie von einem Bekannten zur Flucht gedrängt und flieht, fast schon aus Versehen, durch eine kleine List.
Ein Film über das Unfaßbare, über Menschen, die durch Sozialisation der Gegenwehr beraubt wurden und sich lammfromm zur Opferbank schleifen lassen und ein Film mit zartem Humor, der nie die Geschichte selbst ins Lächerliche zieht. (nikki )

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Niki de Saint Phalle

1995 Deutschland/Schweiz
Regie: Peter Schamoni

Kreischbunte üppige Frauenfiguren, die "Nanas" sind ihr Markenzeichen, die von Banausen auch schon mal Miró zugeordnet werden, aber soviel Fröhlichkeit und Weiblichkeit entspringt nur dem Hirn von Niki de Saint Phalle.
In diesem 95 minütigem Dokumentarfilm erfährt der Zuschauer, was für ein spektakuläres Leben sie führte, wie sie schon immer versuchte zu provozieren und sich zur "Terroristin der Kunst" aufschwang. In den 50ern schoß sie mit Karrabinern auf Gipsreliefs, unter denen Farbbeutel angebracht waren, und die ganze Soße vereinigte sich zu brutalen Bildern. Mitarbeiter und Gefährte war damals Jean Tinguely, mit dem sie dann bis zu seinem Tode 1991 eine tiefe Liebe und Beziehung verband.
Regisseur Schamoni mischt hier geschickt Interview- und Archivaufnahmen, die die Kunst von Niki geradezu lebendig werden lassen; er schuf hier nicht nur einen Dokumentarfilm oder ein Porträt, sondern eine sehr unterhaltsame Liebeserklärung an die Pop-Ikone Niki de Saint Phalle.
Und was hat sie nicht alles gemacht! Genannt werden muß unbedingt noch die übergroße Nana "Hon - En Kathedral", die breitbeinig auf dem Rücken liegt und deren Tor ihre Vagina ist. Ganze Menschenströme scheinen so aufrecht in den Bauch der Urmutter zurückzulaufen. Aber das verrückteste und größte Projekt ist ihr Tarotgarten in der Toskana, wo sie die 22 Hauptkarten des Tarots als überdimensionale Gebäude, Spielgeräte oder einfach nur Skulpturen verwirklichte. Wenn man vielleicht schon nicht selber hinfahren kann, diesen Film sollte man nicht verpassen! (cks )

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Technik und Kultur
Maschinen und Menschen [1] - Computerträume (Kurzfassung!)

Das KultEcke-Spezial "Technik und Kultur" beschäftigt sich in mehreren Teilen mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Technik im allgemeinen und besonderen. Verschiedene Theorien über das zwiespältige Verhältnis der Menschen zu ihren geschaffenen technischen Werken - Maschinen im weitesten Sinne, aber auch Roboter und Computer - werden analog zu Science-Fiction-Filmen vorgestellt, die diese Thematik aufgreifen.
Die Filme "Colossus" (1970), "Des Teufels Saat" (1976) und das Meisterwerk "2001: Odysse im Weltall" (1968) sollen Euch Computer nahe bringen. Sehr nahe....viel zu nahe.... (nikki )

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To Wong Foo, Thanks For Everything, Julie Newman

USA 1995
Regie: Beeban Kidon
Darsteller: Patrick Swayze (Vida), Wesley Snipes (Noxeema), John Leguizamo (Chi Chi), Stockard Channing (Carol Ann) u.a.

In diesem quietschbunten Film geben Swayze und Snipes (der in "Money Train" als Cop einen Zug ausraubt) neben den phantasievollen Kostümen und ausgefallenen Klamotten reizvolle Gastauftritte. Neben ihnen stolpert noch der hinreißend geschminkte John Leguizamo herum, immer einen reizenden Augenaufschlag und ein "Fick mich" im Gesicht, daß einem die Hose Beulen wirft und Blasen schlägt. So geht es auch den Männern in dem verschlafenen Ami-Nest, in das die drei "Drag-Queens" stolpern.

Vida, Noxeema und Chi Chi sind auf dem Weg zur nationalen Endausscheidung der "Drag-Queen"-Wahl in L.A. Natürlich im 67er-Cadillac-Cabrio. Natürlich landen sie wegen einer Autopanne in einem Dorf. Natürlich machen Männer die Mädels an, bis Noxeema und Vida handgreiflich werden. Und der aufmerksame Zuschauer wird schnell schlußfolgern, daß die drei mit ihrer farbenprächtigen Lebensweise auch frischen Wind und einen Hauch political correctness sowie sexuelle Befreiung/Bekehrung in das Kaff bringen.

Trotz aller Vorhersehbarkeit (wohl auch wegen der inhaltlichen Verwandtschaft zu "Priscilla", einem australischen Independent Film) ist dieser bunte Mainstream-Tunt ohne psychologische Tiefschürfungen reizende Unterhaltung. Hollywood-Engagement geht eben über Unterhaltung nicht hinaus, und wenn man das einmal eingesehen hat, dann sollte man diesen Film allein schon wegen der Kostüme nicht verpassen (und auch nicht seinen Vorgänger "Priscilla", der weit mehr als "To Wong Foo.." auf eine Ästhetik der Bilder abzielt!). (nikki )

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United Trash

Deutschland 1995
Produzent/Regie/Kamera: Christoph Schlingensief
Darsteller: Udo Kier, Kitten Natividad, Thomas Chibwe, Joachim Tomaschewski u.a.

Schleim- und Spermaspuckende Mösenschlitze auf Kopf. Fette Nutte fickt exkommunizierten Bischof. Der neue Jesus heißt Peter Panne. Ein perverser Nazi-Homo baut in Afrika ein Krematorium. Pisse, Kacke, Votze. Vernichtet den Vatikan. Sohn heiratet Mutter. Schleim. Blut. Exkrement.
Ein Film von Christoph Schlingensief ("Das deutsche Kettensägenmassaker"). (nikki )

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VRML (Kurzfassung!)

Das VRML File Format ist eine Erweiterung von HTML in die dritte Dimension. Mit einem Zusatzprogramm (VRML Browser) könnt Ihr geladene Objekte völlig frei bewegen, drehen oder in diese hineinfliegen. Vorstellbar ist dabei ein Raum in dem Ihr "fliegen" könnt und worin anklickbare Objekte schweben welche die Funktion eines Buttons haben. Alles klar? (=Cid= )

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Venus im Pelz

S/W Niederlande 1995
Regie: Maartje Seyferth
Literarische Vorlage: Leopold von Sacher-Masoch, "Die Venus im Pelz"
Darsteller: Anne van der Ven, Andre Arend van Noord

Ja, richtig getippt: das Phänomen des Masochismus ist nach den gräflichen Ergüssen auf Papier benannt. "Die Venus im Pelz" von Sacher-Masoch erzählt die masochistische Initiation eines jungen Adligen, der seine Geliebte zur Domina erzieht, bis sie ihrerseits einen Herrn findet und ihn verläßt.
Den üblichen modischen Maso-Tingel-Tangel wie Nieten, Lack und Leder werdet ihr hier nicht finden. Dafür einen klassisch-fotografierten Schwarz/Weiß-Film, der den Masochismus als eine am ästhetischen Objekt (die Frau im Pelz) ausgebildete Struktur zeigt.
Der junge Adlige Severin drängt seiner Geliebten Wanda einen Vertrag auf, der ihn zum Sklaven und sie zu seiner Herrin macht. Erst langsam beginnt Wanda an diesem Rollenspiel Gefallen zu finden, doch am Ende löst sie diesen Vertrag, indem sie einen anderen Mann in die Zweierbeziehung einführt und Severin mit einer anderen Frau (im Gegensatz zur Romanhandlung) verläßt.
Zeit und Raum in diesem Film scheinen losgelöst, ähnlich wie das Warten auf den Schmerz als lustvolle Erfahrung gelebt und geradezu zelebriert wird. Die ästhetisch inszenierten Räume gleichen dem fantasievollen Rollenspiel der Charaktere und unterstreichen so den hohen Stellenwert der Fantasie für den Masochismus. Anschauen! Das riecht verdächtig nach Kunst! (nikki )

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Alle Jahre wieder: Ist Techno tot? (Kurzfassung!)

Dieser Artikel entstand für das Jugendmagazin xpress. Der Chefredakteur ist mit der Fragestellung an uns (Spock und Sannah) herangetreten. Nach langer Ratlosigkeit schnitten wir eine Diskussion mit, die mehr Inhalt als erwartet barg. So kreisten wir diese mehr oder minder unsinnige Frage ein, indem wir erst erläuterten, was Techno ist, dann wie das Lebensgefühl dazu aussieht und schließlich bezogen wir sie auf andere Musikrichtungen.
Da der Artikel nie im xpress erschienen ist, könnt Ihr ihn hier lesen! (Jonz/Sannah )

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Asphaltflimmern

Deutschland 1994
Regie/Buch/Schnitt: Johannes Hebendanz
Darsteller: Fati Sengül, Thorsten Schätz, Oda Pretschner

Die Reise nach Jerusalem. Micka und Gena, zwei jugendliche Autoknacker (die Deutschen ham´s mit ihren Jugendbanden, was? Schon der xte Film mit diesem Thema...) sind auf der Flucht vor:
a) der Polizei
b) Mama
c) den Schulden
d) ihrer Pubertät.
Sie treffen unfreiwillig auf
a) einen Cockerspaniel
b) eine schöne, reife Blondine (Diebin von Berufung)
c) McDonalds.
Was machen sie?
a) fahren rum
b) bleiben stehen
c) kriegen alle ´nen tollen Job und werden brave Bürger.
Ratet mal und ruft mich an. Es gibt was zu gewinnen!!!! (nikki )

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Casino

USA 1995
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: Robert de Niro, Joe Pesci, Sharon Stone, Don Rickels u.a.

Las Vegas, das von Menschen geschaffene "Paradies" inmitten einer öden Wüste.
Hat man sich erst einmal von den atemberaubenden Kameraeinstellungen erholt, knallen einem funkelnde Lichter, atemberaubende Schauspieler und eine nüchterne Story um die Ohren: Sam "Ace" Rothstein und Nicky Santoro sind Freunde. Der eine ein verbissener Perfektionist, von der Mafia als Statthalter im Tangiers-Hotel eingesetzt; der andere mauschelt im Verborgenen und er tut diese Drecksarbeit gern. Zwischen ihnen steht eine Frau. Rothsteins Frau, was Nicky nicht daran hindert, ihr mehr Freundlichkeit angedeihen zu lassen, als es eigentlich unter Freunden üblich ist. Das ist der persönliche Teil der Geschichte.

Eigentlich drehte Scorsese aber einen halb-dokumentarischen Film über das Las Vegas der 70er Jahre, nach einem Recherche Buch von Nicholas Pleggi, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat. Dieser Film ist eine 170minütige, präzise Analyse der Spielerstadt, sowie deren dreckigen Hintergründe, eine Studie über Menschen, die sich mit ihrer Gier, Macht und ihrem schmutzigen Geld zugrunde richten.
Psychische und physische Gewalt enthält uns Scorsese nicht vor und so bleibt dies ein schwer verdauliches Meisterwerk, keine Action-Unterhaltung vom Band, sondern ein intelligentes, anspruchsvolles Stück Kino. (nikki )

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Cubagua

Venezuela 1986
Regie: Michael New
Darsteller: Herbert Gabaldón, Sonia López, Reinaldo Miravalles u.a.

Ein Ingenieur, der für das Forschungsprojekt "Progress" zur Exploration von Bodenschätzen in das Gebiet des Orinokos fliegt, wird durch eine Begegnung mit einer Statue aus der vorkolumbianischen Zeit mit der Vergangenheit der Conquista konfrontiert. In verschachtelten Rückblenden erzählt Regisseur Michael New die immer gleiche Geschichte von Unterdrückung und Ausbeutung, wobei die Macht der Conquista sich von einer absolutistischen zur unterdrückten Macht wandelt, die von ausländischen Investoren bestimmt wird.

Drei Personen - ein Ingenieur, ein Pater und eine Indio -, die von denselben Schauspielern verkörpert werden, durchleben in ihren Rollen das 16. Jahrhundert, die 30er Jahre und die Gegenwart und machen dem Zuschauer den Wandel und die Zusammenhänge deutlich. Der Film verknüpft die geschichtliche Bewältigung des Themas mit schönen Bildern. Ein unterhaltender, informativer und gut gespielter Beitrag zum Thema! (nikki )

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Dance me outside

Kanada 1994
Regie: Bruce McDonald

Silas (Ryan Black) und Frank (Adam Beach), zwei junge kanadische Indianer, warten auf ihre Lehrstelle als Automechaniker und durchleben die von Nichtstun, Trinken und Prügeleien bestimmte Zeit in ihrer Clique. Silas´ Freundin Sadie hat das sinnlose rumhängen plötzlich satt, trennt sich von ihm und will sich fortan für die Belange der Indianer einsetzten. Ihr Freund Gooch wird aus dem Gefängnis entlassen, dessen Freundin hat jedoch in der Zwischenzeit den verweichlichten weißen Anwalt Robert geheiratet. Doch plötzlich geschieht ein Mord...

Regisseur McDonald versteht es, gekonnt mit verschiedensten Genres und mit viel Tiefsinn und Humor die Jugend im Reservat zu schildern. Urkomische Momente schlagen plötzlich in rohe Gewalt um, das Roadmovie wechselt zum Kriminalfall und dieser zur Komödie. Der von einem Weißen begangene Mord wird selbstverständlich trickreich gesühnt, wobei die Filmhandlung noch einige überraschende Schleifen um Silas´ und Franks Clique schlägt.

Dies ist ein Jugendfilm, der weder desillusionierte, willenlos fickende Kinder thematisiert (Kids), noch die gelangweilte Generation X, sondern sich sehr reell und gewitzt dem Volk der Indianer nähert, die ohne große Zukunftschancen in den Tag leben müssen, sich dabei jedoch noch viel von ihrem Stolz und ihrer Intelligenz bewahrt haben. Unterlegt ist der Film mit peppiger Rock- und Popmusik und mein absoluter Tip für Leute, die sich 87 Minuten ungeheuren Spaß mit verdammt guten Schauspielern um die Ohren hauen wollen. (nikki )

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Das Geheimnis des Seehund-Babys

USA 1994
Regie: John Sayles (nach einem Roman von Rosalie Fry)
Darsteller: Jeni Courtney (Fiona), Susan Lynch (Selkie), Gerard Rooney (Liam) u.a.

Das Mädchen Fiona verlebt eine Zeit an der west-irischen Küste bei ihren Großeltern, wo es schnell Freundschaft mit ihrem Cousin Eamon schließt. Der Großvater erzählt den beiden phantasiebegabten Kindern eine Geschichte, nach der Fionas verschollener älterer Bruder als Säugling ausgesetzt und aufs offene Meer gespült wurde. Einwohner glauben noch, seine Wiege schwimme immer noch um die geheimnisvolle Insel Roan Inish. Eine weitere Bekanntschaft Fionas erweitert diese Sage noch um die Geschichte von den "Selkies", Wesen, die halb Mensch, halb Seehund sind. Fiona erspäht ihren Bruder daraufhin wirklich, mit den Seehunden auf Roan Inish spielend...

Das Phantastische in diesem Film stellt sich dem Zuschauer als realistische Bildkompositionen dar, die die subjektive Bedeutung des Erlebten (Fionas "Visionen") noch unterstreichen. Wirklichkeit und Phantasie heben sich gegenseitig auf, und doch verliert man nie den Faden zur wirklichen Welt der Einwohner an der irischen Küste. Ein Bilderbuch zum Anschauen, nicht nur für Kinder! (nikki )

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Das Handbuch des jungen Giftmischers

England/Deutschland/Frankreich 1994
Regie: Benjamin Ross

Ein bitterböser Film aus England. Mit typischem, englischen Humor, der einem im Hals steckenbleibt, schildert Ross die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Graham (Hugh O´Connor), der sich zu sehr für Chemie, Physik undToxikologie interessiert.
Am lebenden Objekt - seiner Familie -experimentiert dervierzehnjährige Junge, bis seine Stiefmutter (Ruth Sheen) dahinscheidet. WegenMordes verurteilt, wird Graham in die Psychatrie eingeliefert, wo er bald das Vertrauen des Psychologen Dr. Zeigler gewinnt, der es erreicht, daß Graham auf Bewährung entlassen wird. Doch Grahams neue Stellung als Photolaborant, der mit Chemie arbeiten muß, erweist sich als nicht so glückliche Wahl...
Böse, böse: Hiebe auf das britische Spießbürgertum wechseln sich ab mit den Tagebucheintragungen Grahams, der penibel notiert, wie seine Stiefmutter Molly dahinsiecht. Als Zuschauer findet man Gefallen daran, die Mixturen Grahams wirken zu sehen und ertappt sich bei jeder neuen Giftmischerei mit einem selig-bösen Lächeln auf den Lippen. Der beste Film seit Wochen! (nikki )

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Der Postmann

Italien 1994
Regie: Michael Radford

Mein Geheimtip (neben "Cyclo" und "Dance Me Outside"): es wird zu Recht viel Aufhebens um diesen großartigen Film mit Massimo Troisi (als der Postmann) und Philippe Noiret ( als Pablo Neruda) in den Hauptrollen gemacht. Ein wundervoller Film über die Poesie, Italien und die Freundschaft, mit viel Humor und Wärme erzählt, jedoch bewegt er sich abseits der Schmalz & Tränen-Epen.Die Metaphern, die Metaphern! Die Worte, die der Dichter Neruda schreibt, beflügeln den kindlich-naiven Postmann, seiner Liebe zu einer Frau (Maria Garzia Cucinotta) Ausdruck zu verleihen, wobei er unverhohlen Nerudas Worte klaut. Der in Italien im Exil lebende chilenische Dichter und der verschlossene Briefträger - sein einziger Kunde - schließen eine tiefe Freundschaft, die Regisseur Radford mit leiser Komik statt politischer Ansprüche umsetzt. (nikki )

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Der Totmacher

Deutschland 1995
Regie: Romuald Karmakar

Wer sich hier neue, blutige Bestätigungen zu dem sich mittlerweile in den Köpfen festgesetzten Bild des Massenmörders Fritz Haarmann als "blutgeiles Monstrum" erhofft, der hat umsonst Eintritt bezahlt. Dieses sparsam in großartige, kunstvolle Bilder umgesetzte Kammerspiel versucht, anhand der orginalen Vernehmungsprotokolle aus den 20er Jahren ein Psychogramm des Massenmörders Haarmann nachzuzeichnen. Man schwankt als Zuschauer zwischen Mörder (Götz George) und Gutachter Prof. Ernst Schultze (Jürgen Hentsch), zwischen Abscheu und Faszination. Angesichts der triebhaften Tötungen versagt jedes rationale Verständnis und das entreißt dem Betrachter den Boden unter den Füßen und läßt ihn ebenso isoliert stehen, wie Gutachter und Mörder in einem kahlen, vergitterten Raum um einen nackten Holztisch sitzen.

Ohne reißerische Mittel erzählt, fesselt dieser Film durch die excellenten Darsteller, besonders Götz George in der schwer durchschaubaren Rolle des Fritz Haarmann. Für Fans des wahren Horror ein Muß, für Splatter-Fanatiker wohl eher durch die Abwesenheit abgetrennter Gliedmaßen ein läppischer Pausenfüller. (nikki )

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Desperado

USA 1995
Regie: Robert Rodriguez

Ein kleines mexikanisches Kaff wird von einem herumballernden El Mariachi-Sänger entvölkert, der statt melancholischen Balladen blaue Bohnen aus seinem Gitarrenkoffer zaubert. Zwischendurch mäht "Desperado" Antonio Banderas auch Quentin Tarantino höchstselbst um, der in einer kleinen Nebenrolle in einer Bar gemütlich sein Bier schlürft, bis ihm eine Kugel das Licht ausbläst.

Die von Regisseur Rodriguez ebenso blutig wie effektvoll umgesetzte Ballerei um einen rachesüchtigen Balladensänger wird als Western inszeniert, der meist geschickt andere Genres wie den Gangster Film a la Tarantino oder Splatter-Movies zitiert und ironisch überspitzt. (nikki )

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Die Väter des Nardino

BR Deutschland 1988
Regie und Buch: Wolf Gaudlitz
Darsteller: Turi Ferro (Virgilio), Hilmar Thate (Pasquale), Massimo Bonetti (der junge Virgilio), Peter von Strombeck (der junge Pasquale) u.a.

Und wieder unterhält uns eine Männerfreundschaft: diesmal ist der Schauplatz Sizilien und der ganze Film ist eine einzige tragikomische Geschichte mit surrealen Erzählmomenten.
Die Anfangseinstellung bereitet schon auf den restlichen Film vor: Zwei alte Männer - ein Toter und ein Lebender - sitzen auf den Stufen einer sizilianischen Dorfkirche und sprechen über das, was ihnen in den letzten 30 Jahren auf der Seele lastete. Virgilio, Sohn einer reichen Gutsfamilie, hatte während seiner Studienzeit in Palermo eine Affäre mit der Prostituierten Lucia. Als sie ein Kind von ihm bekommt, setzt sie es kurzerhand dem in sein Dorf zurückgekehrten und mittlerweile verheirateten Virgilio vor die Tür. Dieser schiebt das Körbchen vor Pasquales Tür. Als Pasquale die Dinge richtig stellen will, glaubt die Dorfgemeinschaft eher dem zukünftigen Patrone als ihm, einen Weinbauern.

Virgilios und Pasquales dicke Freundschaft zerbricht an diesem Dilemma und Pasquale verläßt das Dorf. Jahre später taucht er als verhärmter Tagelöhner wieder auf und nur durch die Intervention äußerer Einflüsse finden die beiden Freunde kurz vor der Beerdigung Virgilios wieder zusammen.
Dieses italienische Märchen läßt viel von der Mentalität dieser Region spüren und ist zugleich köstliche Unterhaltung. Und obwohl der Tod eine tragende Rolle spielt, gehört er zum Leben und wird zugleich glaubwürdig und doch surreal in die Geschichte eingewoben. (nikki )

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Du bringst mich noch um

Österreich 1994
Regie/Buch/Kamera/Schnitt: Wolfram Paulus
Darsteller: August Zirner (Simon Halm), Gabriela Benesch (Annette Halm), Katja Flint (Helga Thaler) u.a.

Eine Zufallsbekanntschaft am Rande eines Spielplatzes weitet sich für den Lehrer Helmut und der Architektin Helga zu einer glühenden Affäre aus. Die Wucht, mit der dieses Verhältnis in das geregelte Leben - Ehe, Kinder, beide sind Mitte Dreißig - der beiden einbricht, ist für Regisseur Paulus Anlaß zu dieser Komödie.
Zum Schluß jedoch fliegt das Verhältnis auf und die beiden Liebenden sitzen einsam und frustriert auf einer Parkbank. Dazwischen bietet diese Komödie, die ihre Figuren durchaus mit einem sarkastischen Auge zeichnet, eine Menge Unterhaltung. Ein köstliches Gegengewicht zur Hollywood-Schmalzproduktion. (nikki )

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Ein Winternachtstraum

England 1995
Regie: Kenneth Branagh

In einem englischen Provinzkaff versucht eine Gruppe roh zusammengewürfelter Schauspieler, eine Weihnachtsaufführung von Shakespeares "Hamlet" auf die Beine zu stellen.
Produzent, Regisseur und Darsteller Joe Harper (Michael Maloney) versucht während der zweiwöchigen, turbulenten Proben, die Truppe auch ohne Gage zu motivieren. Muß ich erwähnen, daß es dabei zu skurrilen Szenen kommt ? Ein Film über das Theater-Machern, der nicht nur etwas für anspruchsvolle Kulturfreunde ist, sondern auch ohne Vorwissen ("Wer, um Himmels willen, ist Hamlet?") einen äußerst amüsanten Abend beschert. (nikki )

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Guantanamera

1995 Spanien/Kuba/Deutschland
Regie:Tomás Gutiérrez Alea, Juan Carlos Tabío
Darsteller: Carlos Cruz, Mirtha Ibarra, Raúl Eguren

Was für eine Liebesgeschichte! Da treffen sich Yoyita und Candido nach 50 Jahren wieder, nur um festzustellen, daß sie sich die ganze Zeit geliebt haben. Doch das Glück ist nicht perfekt, denn als sie sich schwören, für immer zusammenzubleiben, stirbt Yoyita in Candidos Armen. Jetzt kommt der Leichenbestatter Adolfo ins Spiel, der nebenbei noch der Mann von Yoyitas Nichte Georgina ist und trotz der sozialistischen Benzinrationierung - Achtung, das ganze spielt in Kuba! - Geld aus der Leiche schlagen möchte. Der Plan ist ganz einfach, jede Provinz transportiert die Leiche in ihrem Gebiet auf Eigenkosten und übergibt sie an der Grenze an die nächsten Dummen.
Das verstehe wer will, jedenfalls kommt so ein Roadmovie der abgefahreneren Art in Gang. Die verschiedensten Figuren säumen die Straßen und die desolate Lage des Landes wird deutlich, ohne daß der Film politisch wird. Und dann gibt es auch noch den schönen Mariano und seinen Freund Ramón, die mit ihrem Lastwagen ebenfalls, erwähnte ich es?, nach Havanna fahren. Ramón war damals, bevor er sein Studium abbrach, in eine Professorin verliebt, und das war - tataa! - Georgina. Jetzt treffen sie sich wieder, und das gleich mehrmals am Tag, was einen gewissen Erkenntnisprozeß in Gang bringt.
Dieser Film ist die dritte Zusammenarbeit der beiden Regisseure und wurde von Wim Wenders´ Produktionsfirma coproduziert, was ihm nichts von seinem eigentümlichen Charme raubt, der sich schlecht in Worte fassen läßt. Aber wir lieben so bizarre Geschichten und lernen daraus: der Weg zu einem neuen Leben führt über den Friedhof. (cks )

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Mortal Kombat

USA 1995
Regie: Paul Anderson
Darsteller: Christopher Lambert (Lord Rayden), Robin Shou (Liu Kang) Linden Ashby (Johnny Cage) u.a.

Die mehr als schlichte Handlung dieses vom bekannten Baller-Video-Spiel abgekupferten Films spielt in einem Paralleluniversum, wo ein böser Zauberer seit Generationen seine Haudegen gegen die der "guten" Erde kämpfen läßt. Neunmal hat er gewonnen. Siegt er ein letztes Mal, wird die Erde - und mit ihr alles Gute - untergehen! Dieses verhindern natürlich Helden, drei an der Zahl, die allerhand phantastischem Getier Mores lehren (nette Spezialeffekte) und zu guter letzt auch den bösen Zauberer vernichten.
Gut und Böse, Dumm und Klug, Schön und Häßlich stehen sich plakativ gegenüber und prügeln sich, bis das Rückgrat bricht. Action und Gewalt als Handlungsträger proklamieren eine prima Lösung: töte deinen Gegner, dann tötest du dein Problem. Es gab schon wesentlich intelligentere und differenziertere Fantasy-Filme zum Thema "Gut gegen Böse", aber der Film hat einzig und allein den Zweck, 12-16jährige anzusprechen und für eine noch breitere Auswertung des "Mortal-Kombat"-Spiels zu sorgen. Und das allerdings gelingt ihm prächtig. (nikki )

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Neue Mode, Oktober 1973 (Kurzfassung!)

"Hand aufs Herz: Standen Sie nicht auch schon zweifelnd vor dem Spiegel oder baten eine Freundin um Rat: ´Wirke ich in Hosen nicht zu dick´ - ´kann ich so verspielte Kleider tragen?´ oder ´Macht mich das grün nicht zu blaß?´. Aus Angst etwas falsch zu machen, geht man doch auf Nummer Sicher, verzichtet auf modische Individualität. Das ist schade, denn mit der richtigen Mode kann man oft viel mehr aus sich machen. Da wir in der Mode-Beratung und beim Schönheits-Service nur einige Probleme anschneiden können, entschlossen wir uns jetzt zu einer besonderen Service-Aktion: Modoscop - Ihre ganz persönliche Modeberatung per Computer!"
Jacken für sie und es dürfen im nächsten Winter jedenfalls nicht fehlen. Ihre Linie zeigt der Bericht von der Haute Couture Paris.
"Moderne Staubsauger sind vielseitig. Wenn sie den richtigen anschaffen, haben Sie wirklich einen Staubsauger für jeden Teppich." Der ausführliche Bericht beschreibt Hand-, Boden-, Klopfstaubsauger und alles was frau sonst glücklich macht.
Auf keinen Fall verpassen: Das Interview von Dor mit Christine Kaufmann und Frau Bär im Badezimmer!!! (Jeans )

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Odradek: Außermodisch (Kurzfassung!)

"Auch Wigald Boning hat schon geschrieben, er würde mal vorbeikommen und vielleicht einen flotten Bademantel oder ein paar Überschuhe kaufen." Aber Andrea Klingeberg und Heike Dannheim würden ihre Second Hand Ware und was sie daraus schneidern eher als Good Taste für Individualisten sehen. (Jeans )

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Radio Star - die AFN-Story

Deutschland 1994
Regie: Hannes Karnick

Eine Tüte Mordsspaß bietet uns dieser Dokumentarfilm über die Geschichte des deutschen American Forces Network, der sich nach 1945 als Soldatensender im Westen der Republik etablierte. Mit Jazz und Rock´n´Roll, Glenn Miller und Elvis Presley wurde frischer Wind und eine Brise amerikanischer Kulturpolitik in das verstaubte Nachkriegsdeutschland gebracht. Wie kaum ein anderes Medium vermittelte der Sender über seine Musik zentrale amerikanische Werte.

Originalaufnahmen, Zeitzeugen und viele Hits aus den 50er und 60er Jahren machen diesen kleinen Film so verdammt unterhaltsam. Und so ganz nebenbei werden zeitgeschichtliche Verweise verpackt, die die wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen der jungen BRD illustrieren. Also: Reingehen, Rocken und Swingen!!! (nikki )

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Shanghai Serenade

VR China/Frankreich 1995
Regie: Zhang Yimou

Shangai in den Dreißiger Jahren. Mondän und weltoffen hat es sich sich seinen eigentlichen Wurzeln entfremdet. Glitzernde Bars und mächtige Triaden-Bosse bestimmen diesen stilvollen Film über Verrat und Sühne und die Instrumentalisierung von Menschen durch eine höhere, politische Macht.

Aus dem Blickwinkel des 14jährigen Dieners erzählt Zhang Yimou die Geschichte der schillernden Sängerin und Prostituierten Xiao (Gong Li). Xiao lebt in einer unvorstellbaren Welt aus Prunk und Glamour, den sie allerdings mit ihrer Seele bezahlt. Sie ist nicht viel mehr als eine austauschbare Puppe, die momentane Gespielin des Gangsterbosses Tang, der symbolisch für die Herrschenden in der Geschichte Chinas steht und somit auch aktuelle Bezüge zur Politik der 90er Jahre aufweisen kann. Zhang Yimou kleidet seine Geschichte in schillernde Farben, die über die (Kino)Leinwand fluten, als wollten sie in ihrer Expression den Lauf der Dinge übernehmen. Die sensiblen politischen Töne des Films vermeiden es zum Glück, einen moralischen "Zeigefinger" zu erheben, weshalb dieses Epos aus den Dreißiger Jahren auch einfach als eine tragisch-schöne Gängster-Story genossen werden kann. (nikki )

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Superhelden Special (Kurzfassung!)

Der Mythos "Superman" wurde in den dreißiger Jahren von den Science-Fiction-Fans Jerome Siegel und Joe Shuster erfunden. Seitdem hat unser Superheld nicht nur mit der "schwarzen Spinne" (1948) gekämpft, sondern uns auch in Gestalt des glatten Chrostopher Reeve feuchte Träume beschehrt.
Die Kultecke rollt die drei bekanntesten Filme um den Saubermann-Superman auf. (nikki )

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T. Rex

USA 1995
Regie und Buch: Jonathan Betuelbr>Darsteller: Whoopie Goldberg (Katie Coltrane), Pons Maar (Theodore Rex), Armin Mueller-Stahl (Elizar Kane) u.a.

Ein Science-Fiction-Film. Wie schön! Jeder kennt wohl die Serie "Die Dinos", eine putzige Familie von Dinosauriern (Menschen in Gummikostümen, die wirklich gut sind!), die ironischerweise dieselben Probleme haben wie Menschen. Über die komischen Bezüge, die sich aus Eifersucht und Ehedrama unter fetten Sauriern ergeben, kann man lachen. Über diesen Film nicht.

Das Jahr 2013 bringt nichts Neues, außer daß Dinos (auf Menschengröße geschrumpft) und Menschen einträglich nebeneinander leben. "Jurassic Parc"-Forscher (z. B. der schlimme Bösewicht Elizar Kane) sind auch noch am Leben, das erklärt uns die Existenz der geklonten Dinos. Natürlich klont Kane nicht aus purer Lust, nein, darüber hinaus ist er wahnsinnig und will mit einer Bombe eine neue Eiszeit hervorrufen, um die so entvölkerte Erde mit "seinen" Lebewesen zu bevölkern. Macht! Genie! Wahnsinn!

Wie man sich denken kann, schlittern Whoopie Goldberg als Polizistin und der fette Dino Theodore Rex als Detektiv in das Schlamassel und retten die Welt. Wären sie doch bei ihrem blöden Mord geblieben, den sie eigentlich aufklären sollten, dann wäre die Welt untergegangen und mit ihr der Regisseur... (nikki )

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To die for

USA 1995
Regie: Gus Van Sant

Liebe Leute, wir haben es schon immer gewußt: im Grunde wollen alle nur ins Fernsehen. Haltet Menschen eine Kamera ins Gesicht und sie benehmen sich wie Vollidioten, weil sie eine Waschmaschine, ein Auto oder Aufmerksamkeit gewinnen können.
Etwas geschickter stellt es da die durchtriebene Provinz-Nudel Suzanne Stone (brilliant: Nicole Kidman) an. Sie will um jeden Preis ins Fernsehen und als ihr Mann Larry eines Tages ermordet wird, steht sie plötzlich im Rampenlicht. Doch mit jeder weiteren Sendung, jeder Talkshow über sie gerät ihr sorgsam aufpoliertes, blitzsauberes Bild von der liebenden Ehefrau ins Wanken.

Eine grelle Mediensatire, die mit schnellen Schnitten, Rückblenden und der Aufbereitungsform fernsehtypischer Sendungen den Realitätsverlust der(amerikanischen ?) Gesellschaft verdeutlichen will. Sie könnte etwas bösartiger sein, noch kritischer, doch für ein amerikanischen Film ist´s schon ganz proper. (nikki )

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