Mottenspaß
Hochzeit, Sonderheft der Sibylle, DDR 1969
Nie sind wir so schön, wie wenn wir lieben. Nie so aufgeschlossen und unnahbar zugleich. Besser, schöner, wahrhaftiger möchten wir werden, und alle unsere Fähigkeiten blühen auf, weil sie wahrgenommen und gefordert werden. Liebende sind riesig in ihrer Kraft und empfindlich wie ein Blümchen zugleich. Lächerlich kann das Verhalten von Liebenden nur finden, wer sich selber nie so erlebte. Der aber hat nicht gelebt.
Aus der Zärtlichkeit und dem unstillbaren Bedürfnis nach der Nähe des anderen reift die Idee, gemeinsam leben zu wollen. So es sich um junge und ungebundene Menschen handelt, gibt es da heutzutage kaum nennenswerte Schwierigkeiten zu überwinden. Man heiratet also, verreist zu zweit und schickt den erstaunten Verwandten ein Telegramm, oder lädt sie alle ein und feiert nach altem Brauch.
Dann beginnt die Ehe. Beseelt von Glauben und durchdrungen von guten Vorsätzen sind sicher fast alle jungen Ehepaare. Warum sonst hätten sie sich heiraten sollen, da Vermögens- und Standesinteressen bei uns abgeschafft sind? Wegen eines Kindes? Wegen einer Wohnung? Vielleicht spielen solche Motive eine Rolle bei der Frage amtlicher Besiegelung, aber zugrunde lag doch der Wunsch, miteinander zu leben. Wenn die Ehe beginnt, was verändert sich dann? Oder was kann so bleiben, wie es war? Alles? Weil es doch immer noch dieselbe Liebe ist derselbe Partner, weil dasselbe Herz für den anderen schlägt? Liebe, so sagt Brecht, ist eine Produktion. Was zwei Menschen einmal zusammengeführt hat, Wohlgefallen, Sympathie, Begehren, ist zunächst einmal die Substanz. Wenn man sie aufbraucht bleibt nichts mehr übrig. ,,Wir waren verliebt ineinander, aber das ist vorbei" - könnte der abschließende Satz lauten. Liebe ist eine Produktion. Liebende sind immer auf der Suche nach freundlichen Handlungen, nicht nur für den Geliebten selber. In unserer Gesellschaft ist Liebe endlich die einzig würdige Voraussetzung für den Wunsch, miteinander zu leben.
Aber wie wir unsere Liebe innerhalb der Ehe leben, das wird für die Liebe und damit auch für die Ehe entscheidend sein. Wir haben so vieles grundlegend verändert: Unsere Einstellung zur Arbeit, zur Gesellschaft, zum Nachbarn, wir erziehen unsere Kinder anders, als unsere Großeltern die ihren erzogen. Sind wir auch in den Fragen der Liebe und der Ehe schon entscheidend klüger geworden? Die Scheidungsziffern sprechen scheinbar dagegen. Aber hinter diesen Scheidungsziffern, so bedrückend sie anmuten, steht auch die veränderte Einstellung zur Partnerbeziehung, ein Anspruch auf Würde und Glück, der bei uns in den letzten zwanzig Jahren geweckt und gesellschaftlich entwickelt wurde. Aber wir sprechen über die Ehe, nicht über ihr Ende. In der Zeit der Verliebtheit verabredet man sich, man bereitet sich vor auf das Zusammensein. innerlich und äußerlich. Und es ist so leicht, sich für wenige Stunden aufeinander einzustellen, zudem entspricht es einem elementaren Bedürfnis. Man möchte alles erfahren und alles erzählen. In der ersten Zeit der Ehe wird das kaum anders sein. Das Glück, sich nun auch offiziell anzugehören, denselben Namen zu tragen und dieselben Räume zu bewohnen, wird noch ganz bewußt empfunden und ausgekostet. Mehr noch: In den ersten Jahren haben beide auf ganz natürliche Weise dieselben Lebensinteressen. Viele Abende lassen sich ausfüllen mit Gesprächen über die künftige Wohnung, die Schrankwand, die Sesselgarnitur, das erste Kind. Viele Gedanken sind nötig, viel Verständnis Ihr die Wünsche des Partners, viel Strategie und Taktik wird gebraucht, bis die Gewohnheiten aufeinander abgestimmt sind, aber auch, bis alles Notwendige an seinem Platz steht und an den ersten Luxus gedacht werden kann.
Als kluger Freund der kleinen Familie mischt man sich zwar nicht ein, könnte aber als Außenstehender schon an diesem Punkt der Entwicklung gewisse Einwendungen machen. Denn manchmal kann man als Gast den Eindruck gewinnen, als sei die Etablierung der Wohnung eine umfassende geistige, schöpferische und materielle Lebensaufgabe, in die alle Kräfte münden. Das ist nicht ungefährlich. Wenn sich nämlich zwei junge Menschen zwar äußerlich geschäftig geben, zwar weiterhin ihrem Beruf nachgehen, sich aber doch in gewisser Weise zurückziehen aus den vielfältigen Entwicklungen und Interessen, die vorher im Leben des einzelnen Ehepartners eine Rolle spielten, werden die Folgen solchen Verhaltens unausbleiblich sein. Es wird der Tag kommen, wo sich das Vernachlässigte zu Wort meldet, in zunächst kaum zu erklärender Unzufriedenheit, Es zeigt sich, daß die Zweisamkeit sträflich absolut genommen wurde. Das Interesse an Möbeln und Geräten läßt nach, und wie in Wehmut taucht die Erinnerung an Freunde und Gemeinschaften auf die es vorher gegeben hat und die nun verloren scheinen. Meist beginnen hier die ersten Mißverständnisse. Wer liebt, handelt nicht immer sofort klug. Und der Vorwurf: ,,Du liebst mich nicht mehr. Früher warst du ganz anders", steht häufig noch immer an Stelle einer verständnisvollen Frage.
Könnte man es doch in die strahlenden Augen der Verliebten sagen, daß sie nur dann immer wieder zueinander finden können, wenn jeder in sich selbst das Kostbarste bewahrt; Die eigene Sicht und die eigene Entwicklung. Austauschen können wir uns mit dem liebsten Menschen, uns mit ihm einigen, verständigen, ihn mitnehmen in unsere Gefühle und Gedanken - aber wir dürfen nicht mit ihm verschmelzen, uns nicht aufgeben zugunsten eines Stärkeren.
,,Ihm zuliebe", und ,,ihr zuliebe", zwei wunderbare und so gefährliche Wendungen. Ihm zuliebe sollte man auf ein Eis, ein neues Kleid, vielleicht auf eine Reise verzichten. Aber nicht auf ein Studium, nicht auf einen Beruf nicht auf Freunde. Der grundlegende Fehler in einer Ehe kann dort zu suchen sein, wo dem anderen Menschen zuliebe die falschen Entscheidungen für das eigene Leben getroffen wurden. Scheinbar zugunsten der Liebe getroffen, wird sich diese Entscheidung auswirken auf die eigene Persönlichkeit das macht den Partner zum Betroffenen.
Nimmt man alles zusammen, was über die Ehe geschrieben wurde, ergäbe das ein dickes Buch mit goldenen Regeln. Sie alle sind Ihr den einzelnen Fall nur bedingt brauchbar. Um dem Partner interessant zu bleiben, genügt es weder, sich hin und wieder anders zu frisieren, noch, Ihr das gesunde Quentchen Eifersucht zu sorgen. Denn wie kann ich einem Partner interessant bleiben, wenn ich mir selber allzu bekannt bin und langsam uninteressant werde? Will man sich nicht abhanden kommen im Alltag einer Ehe, muß man sich vor allem selber erhalten bleiben. Neben die Träume und Ziele von zwei Menschen Platz in einer gemeinsamen Ehe? Glückliche Partner meinen, die schöpferische Unruhe sei das Geheimnis ihrer Beziehung. Die gegenseitige Verantwortung sähen sie auch darin, dem anderen Menschen genügend Raum zu geben Ihr eigene Siege und eigene Niederlagen.
Sicher sind es zwei Dinge, die man in der Ehe mit aller Kraft und aller Behutsamkeit bewahren muß vor grauer Gewohnheit:
Die sexuelle Beziehung und das Gespräch.
Ein Dichter sagt; Sie standen sich so nahe, daß zwischen ihnen kein Platz mehr war für Gefühle. -. Das ist gemeint, die Nähe sei nicht zu verwechseln mit Einengung, das Gespräch nicht mit einem nüchternen Austausch von Informationen, die Umarmung nicht mit einer Mahlzeit in der Betriebskantine. Die Ehe bedarf ständig der Erneuerung, der geistigen Vertiefung und der Mühen des Herzens. Das ist nicht möglich ohne die eigene ständige Erneuerung, geistige Vertiefung,. und ohne ein waches Herz.
Die glücklichsten Verbindungen waren immer jene, wo beide Ihr eine dritte Sache kämpften. Das klingt, so oft gesagt, wie eine Binsenwahrheit. Aber doch ist es die Wahrheit. Sich einzusetzen für etwas, das größer ist als das eigene Leben, macht zugleich dieses eigene Leben unendlich viel größer. Den anderen so zu sehen, daß man weiß, er ist nicht erloschen noch vor dem Ende, er stirbt nicht ab mitten in seinem Leben, ist Voraussetzung Ihr die schönste Liebeserklärung eines Mannes an seine Frau:
,,Ich möchte mit dir alt werden."
Das klassische Wollkostüm - hier mit schmaler langer Jacke und kurzem wenig ausgestellem Rock gearbeitet - können viele Frauen tragen. Anfertigung Bert-Moden, Berlin |
HOCHZEITSKLEIDER
Zu allen Zeiten und in aller Welt schmückt man sich Ihr dieses Fest. Wer vom Hochzeitskleid spricht, tut es meist mit schwärmerischem Unterton. Man denkt an Himmel voller Geigen, an einen Traum aus Samt und Seide, zart und duftig und natürlich blütenweiß.
Dabei hat das weiße Brautkleid keineswegs eine so lange Tradition, wie man oft meint. Es kam erst vor etwa hundert Jahren auf Davor trug man farbige Kleider, oft auch spezielle Trachten.
Und wenn heute auch noch viele Ehekandidatinnen das bräutliche Weiß bevorzugen, so ist doch jede andere Farbe modern.
Bei der Gestaltung des Kleides spielen sowohl praktische Erwägungen - man möchte das Kleid auch später noch tragen - als auch die Einstellung zu diesem Tag eine Rolle. Im Gegensatz zu früher gibt die Frau mit dem Tage ihrer Eheschließung keineswegs ihre Persönlichkeit auf. Sie bleibt selbständig und zumeist auch ökonomisch unabhängig. Sie hat frei gewählt, ob und wen sie heiraten will, sie ordnet sich ein, aber nicht unter. Deshalb hat sie auch keine Veranlassung, am Tage der Hochzeit ihren Stil zu ändern.
Eine moderne Frau wird also ein modernes Kleid wählen, keine verspielten Idylle und keine karnevalistischen Einlagen. Sie kleidet sich so schön wie möglich, aber sie verkleidet sich nicht.
Die Zeit der wallenden und rauschenden Gewänder ist ebenso vorbei wie die Zeit der lieblich errötenden Bräute. Wer gern sportlich-elegante Kleidet trägt, sollte es auch zur Hochzeit tun, wer sich im Kostüm am wohlsten fühlt, sollte dabei bleiben, wer sich schon immer ein festliches Kleid aus weißer oder pastellfarbener Spitze wünschte - jetzt ist die beste Gelegenheit.
Nichts gegen Romantik. Wenn sie auf realen, wohlgeformten Beinen steht, darf sie sich auch mal einen Schleier ums Haupt winden, vorausgesetzt er paßt zum Haupt. Alles in allem: Schön, gepflegt, charmant soll jede Frau sein, auch und vor allem in ihrem Hochzeitskleid.
Eine bronzefarbene Taftbluse im Hemdblusenstil gearbeitet ergibt zusammen mit einem Brokatrock einen sehr festlichen Anzug. Die Bluse wird über dem Rock getragen und in der Taille mit einem Metallgürtel zusammengehalten. |
Im Stil eines Russenkittels ist das eigefarbene Wollkleid gearbeitet. Stehkragen und Blenden sind mit Wachsperlen bestickt. |
Große Puffärmel und ein bestickter Gürtel sind Merkmale dieses jugendlichen Hochzeitskleides. Auch hier der in Farbe und Charakter zum Modell passende Brautstrauß. |
Eine bisher nicht beachtete Möglichkeit für die Hochzeitskleidung sind Strickkleider, die im Spitzenmuster gearbeitet sind. | |
Silbergrauer Brokat ist ein gut geeignetes Material für festliche Kleider und Kostüme. Wegen dieses festlichen Materials wurde eine betont zurückhaltende Gestaltung gewählt. |
Süßspeisen sind eine ideale Beikost, die man in vielfältiger Form auf den Tisch bringen kann. Als Beilage oder zur Garnierung eignen sich Obst und andere Komponenten. Mit etwas Geschick und Phantasie lassen sich Portionsschalen sehr dekorativ herrichten. Solche aus Rotplombe Erzeugnissen individuell zubereiteten Speisen können auch Zierde jeder Hochzeitstafel sein: sie schmecken gut und sehen verlockend aus. |